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BUNDESSTADT BONN

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Bundesstadt Bonn,
 
kreisfreie Stadt in Nordrhein-Westfalen, zwischen Ville und Siebengebirge an der Südspitze der Niederrheinischen Bucht, 50-200 m über dem Meeresspiegel, 301 000 Einwohner. Vom Stadtgebiet (141 km2) liegen etwa ¾ linksrheinisch: auf der Niederterrasse der Stadtkern, vier Stadtbezirke (Bonn, Bad Godesberg, Beuel, Hardtberg). Drei Rheinbrücken verbinden die Stadtteile. Bonn war bis zum Umzug nach Berlin 1999 Sitz des Deutschen Bundestages und des Bundesrates, der Bundesregierung sowie zahlreicher nachgeordneter Bundesbehörden und der diplomatischen Vertretungen; die Verlagerung der Verfassungsorgane Bundestag und Bundesregierung sowie der Ministerien und Einrichtungen des Bundes und der Verbleib bestimmter Einrichtungen des Bundes in Bonn ist im Berlin/Bonn-Gesetz vom 26. 4. 1994 (offizielle Erklärung Bonns zur Bundesstadt) geregelt. In Bonn befinden sich weiterhin zahlreiche Bundesbehörden u. a. Dienstsitze der Ministerien, die Bundeszentrale für politische Bildung, die Bundesämter für Naturschutz und für Bauwesen und Raumordnung; Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Kunstmuseum Bonn, Rheinisches Landesmuseum, Museum Alexander Koenig (mit Zoologischem Forschungsinstitut).
 
Die Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ist eine preußische Neugründung von 1818. Die erste, unter Erweiterung einer bereits 1777 eingerichteten Akademie gegründete Universität wurde 1798 von der französischen Besatzungsmacht geschlossen. Die neue Universität wurde nach schwierigem Beginn (Demagogenverfolgungen) ein Mittelpunkt des deutschen Geisteslebens im 19. Jahrhundert. Hier wirkten v. a. E. M. Arndt, A. W. von Schlegel, B. G. Niebuhr, M. und S. Boisserée sowie A. Kekulé von Stradonitz. Neben der Universität gibt es die Mittelrheinische Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie, die Max-Planck-Institute für Radioastronomie und Mathematik, eine Bibliothekarschule und eine Sternwarte, außerdem das Deutsch-Amerikanische Akademische Konzil, eine Niederlassung der Tokioter Waseda-Universität sowie das Internationale Konversionszentrum Bonn.
 
Wirtschaft:
 
Aufgrund der Verwaltungsfunktion ist der Dienstleistungssektor wichtigster Wirtschaftsbereich. Nach dem Beschluss des Deutschen Bundestages (20. 6. 1991) über den Umzug des Bundestages und des Kernbereichs der Bundesregierung sowie dem Beschluss des Bundesrates über den Umzug (27. 9. 1996) gewinnt Bonn zunehmend Bedeutung als Standort für Banken und Telekommunikation. Die Industrie umfasst u. a. Leichtmetall-, chemisch-pharmazeutische, Kunststoff-, Keramikindustrie; Likör- und Süßwarenherstellung, Fahnenfabrik, Druckereien und Orgelbau. Bedeutend ist der Fremdenverkehr (Tagungen, Kongresse). Alle 2-3 Jahre werden (seit 1927, mit Vorläufern seit 1845) Internationale Beethovenfeste veranstaltet. In Bad Godesberg hat sich um eine kohlensaure Quelle seit dem 18. Jahrhundert ein Kurbetrieb (v. a. Kreislaufleiden) entwickelt.
 
Verkehr:
 
Die Nahverkehrsbahn ist in der Stadtmitte als U-Bahn ausgebaut. Der Flughafen Köln/Bonn liegt rechtsrheinisch in Porz-Wahn.
 
Stadtbild:
 
In der Nachfolge der karolingischen Stiftskirche wurde zwischen 1060 und 1080 das Münster als doppelchörige Querschiffbasilika neu gebaut, der östliche Langchor mit Krypta um 1152 mit einer von zwei Türmen eingefassten Apsis ausgestattet. Dazu kam ein zweigeschossiger Kreuzgang. Das Querschiff wurde um 1210, das Langhaus nach 1220 neu errichtet. Hier wurden die Römischen Könige Friedrich der Schöne (1314) und Karl IV. (1346) gekrönt sowie vier Kölner Kurfürsten beigesetzt. Die ehemalige Minoriten-, jetzt Sankt-Remigius-Pfarrkirche entstand 1274-1317.
 
Im 18. Jahrhundert entstanden die Jesuitenkirche (1686 bis 1717) und der Neubau des Schlosses (E. Zuccalli und R. de Cotte), dessen Ostflügel mit dem Koblenzer Tor (1751-55) bis zum »Alten Zoll«, einer Rheinbastion des 17. Jahrhunderts, reicht, mit dem Hofgarten an der Schlossrückseite. Mit dem Residenzschloss wurde das Gartenschloss Poppelsdorf (R. de Cotte, 1715-1756; im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört, 1947-56 wieder aufgebaut, 1978/79 das Äußere nach alten Ansichten neu gefasst) durch eine Allee verbunden. Das 1737/38 nach Plänen von M. Leveilly am Marktplatz errichtete Rathaus ist durch kräftige Pilaster an den Außenwänden gegliedert. L. van Beethovens Geburtshaus sowie das Schumann- und das Ernst-Moritz-Arndt-Haus sind heute Museen.
 
Mit der Ernennung zum Regierungssitz entstand eine Reihe moderner Bauten: der Bundestag (1930-33 als Pädagogische Akademie von M. Witte erbaut, seit 1949 mehrfach erweitert, u. a. von H. Schwippert; 1987 Abriss des alten Plenarsaals und 1988-92 Neubau des Plenarbereichs durch G. Behnisch & Partner), die Beethovenhalle (1956-59, von S. Wolske), das Abgeordnetenhaus (1966-69, von E. Eiermann). Die Architektengruppe E. Heinle, R. Wischer + Partner errichtete das Stadthaus (1973-78) und den Neubau des Post- und Fernmeldeministeriums (1984-87), die Planungsgruppe Stieldorf das Bundeskanzleramt (1974-76). Das Büro F. Eller, M. Maier, R. Walter + Partner erbaute 1986-90 ein neues Bundesverkehrs- und Bundespostministerium.
 
Mit dem Verlust der Hauptstadtfunktion wird sich Bonn künftig stärker als Kulturzentrum Deutschlands profilieren. Wesentliche Akzente setzen die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (1989-92, von G. Peichl), das Kunstmuseum Bonn (1992 fertig gestellt, von A. Schultes) und das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (1989-94, von Ingeborg und Hartmut Rüdiger), die in unmittelbarer Nachbarschaft liegen und mit dem Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig die »Museumsmeile Bonn« bilden.
 
Geschichte:
 
In der Nähe einer Fischersiedlung entstand am alten Rheinübergang gegenüber Schwarz-Rheindorf um 43 n. Chr. ein römisches Legionslager (Bọnna oder Cạstra Bonnẹnsia), das nach Zerstörung (69/70) und Wiederaufbau im 5. Jahrhunderts von den Franken in Besitz genommen wurde. In einer Ecke des Römerlagers entwickelte sich aus einer Gemeindekirche Anfang des 11. Jahrhunderts das Kloster und spätere Damenstift Dietkirchen. Kristallisationskern der Stadt des Mittelalters wurde jedoch die Märtyrerkirche Sankt Cassius und Florentius außerhalb des Lagers, an der vor 800 ein Kanonikerstift errichtet wurde. Die Stiftsstadt (Villa Basilica, später Civitas Verona) wurde spätestens um 1100 ummauert und der Mauergürtel 1244 auf Befehl des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden nach Osten bis zum Rhein unter Einschluss einer Marktsiedlung erweitert. 1286 genehmigte der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg die Bildung eines Stadtrats.
 
Im 16. Jahrhundert wurde Bonn Hauptstadt Kurkölns, nachdem es schon seit dem 13. Jahrhundert ein bevorzugter Aufenthaltsort der Erzbischöfe gewesen war. Von 1584 bis 1703 wurde die Stadt, die von 1658 an zur modernen Festung ausgebaut worden war, fünfmal erobert und dabei 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg völlig zerstört. Unter den Kurfürsten Joseph Clemens und Klemens August aus dem Hause Wittelsbach wurde Bonn zur prunkvollen Barockresidenz.
 
Die Stadt, seit 1815 preußisch, wurde 1887 kreisfrei und gewann 1904 mit den Eingemeindungen von Poppelsdorf, dessen Burg sich seit 1300 im Besitz der Erzbischöfe von Köln befand, Endenich, Kessenich und Dottendorf größeren Umfang.
 
Im Zweiten Weltkrieg wurde Bonn zu einem Drittel zerstört. 1946 kam Bonn zu Nordrhein-Westfalen und wurde am 10. 5. 1949 vom Parlamentarischen Rat und am 3. 11. 1949 vom Deutschen Bundestag (mit knapper Mehrheit) zur vorläufigen Bundeshauptstadt erklärt. Zum 1. 8. 1969 kamen Bad Godesberg, Beuel (ehemalige Festung, seit 1952 Stadt) sowie mehrere umliegende Gemeinden zu Bonn.
 
Im Einigungsvertrag vom 31. 8. 1990 wurde Berlin zur Hauptstadt erklärt. Bonn blieb (zunächst) Sitz von Regierung und Parlament; am 20. 6. 1991 entschied der Deutsche Bundestag mit knapper Mehrheit, nach einer Übergangszeit den Sitz von Regierung und Parlament nach Berlin zu verlegen (Berlin/Bonn-Gesetz). Als erstes Verfassungsorgan nahm der Bundespräsident seinen Sitz in Berlin (ab Januar 1994 erster Amtssitz in Schloss Bellevue; Villa Hammerschmidt wurde zweiter Amtssitz). Der Umzug von Parlament und Regierung von Bonn nach Berlin erfolgte 1999; der Bundesrat nahm 2000 seinen Sitz in Berlin.
 
Literatur:
 
O. Fränzle: Geomorphologie der Umgebung von B. (1969);
 G. Baldauf: Zur kommunalen Gebietsreform. .. im Raume B. (1971);
 
Aus Gesch. u. Volkskunde von Stadt u. Raum B., hg. v. E. Ennen u. D. Höroldt (1973);
 E. Ennen u. D. Höroldt: Vom Römerkastell zur Bundeshauptstadt. Kleine Gesch. der Stadt B. (41985);
 
Bonner Kirchen u. Kapellen, hg. v. W. Passavanti (1989).


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