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FERNSEHEN: ÜBERTRAGUNG VON BILD UND TON

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Fernsehen: Übertragung von Bild und Ton
 
Das Fernsehen baut auf denselben Basistechnologien wie der Hörfunk auf: Bild und Ton müssen in elektrisch übertragbare Signale gewandelt werden. Es konnte wie das Radio von den Erfindungen und Entwicklungen im Bereich der Telegrafie profitieren. Wie man elektrische Signale versendet und wieder empfängt, war um die Wende zum 20. Jahrhundert bekannt. Auch wie Schall in elektrische Signale und ein elektrisches Signal wieder in Schall umgesetzt werden kann, wurde kurz danach erprobt. Wie aber konnte man bewegte Bilder auf eine elektrische Leitung bringen?
 
 Nipkows Scheibe
 
Schon 1883 — das Telefon als neues Kommunikationsmittel stand erst ganz am Anfang — widmete sich der Berliner Student der Naturwissenschaften Paul Nipkow dem Problem, außer Tönen und Sprache auch Bilder über nur eine einzige Leitung elektrisch zu übertragen. Nipkows Grundgedanke bestand darin, die auf einer Fläche verteilten Helligkeitsinformationen eines Bildes zeitlich nacheinander zeilenweise abzutasten und als Reihenfolge von Stromimpulsen zu übertragen.Dies musste allerdings so schnell geschehen, dass es dem menschlichen Auge wie ein einziges Bild erschien. Für die Zerlegung in Bildpunkte schlug er vor, eine rotierende Scheibe mit spiralförmig angeordneten Löchern zu verwenden. Eine lichtempfindliche Selenzelle auf der Sendeseite lieferte die Stromimpulse, die auf der Empfangsseite eine Lichtquelle steuerten. Bei Betrachtung dieser Lichtquelle durch eine zweite, synchron mit der Aufnahmescheibe rotierende Spirallochscheibe wurde das übertragene Bild wieder sichtbar. Für dieses Prinzip des »elektrischen Teleskops« erhielt Nipkow 1884 ein Reichspatent, das erste Patent in der weltweiten Fernsehgeschichte; es machte Paul Nipkow zum Erfinder des Fernsehens.
 
Die praktische Umsetzung seiner Idee scheiterte jedoch am damaligen Stand der Technik. Die Selenzelle lieferte zu schwache Ströme, um selbst die kleinste Lampe zum Leuchten zu bringen. Eine Möglichkeit der Verstärkung war noch nicht bekannt. So verging noch eine Reihe von Jahren, bis Nipkows Erfindung schließlich doch noch zum Ausgangspunkt der europäischen Fernsehentwicklung wurde.
 
 Erste Laufversuche der Bilder
 
Das Medium hatte bereits seinen Namen, bevor es überhaupt richtig funktionierte. 1891 prägte der Chemiker Paul Eduard Liesegang mit seinem Buchtitel »Beiträge zum elektrischen Fernsehen« die deutsche Bezeichnung für die neue, damals noch sehr experimentelle Technik und das Wort »Télévision« führte der Russe Constantin Perskij in einem im Jahre 1900 veröffentlichten Aufsatz ein. Es gab zu dieser Zeit zwar bereits verschiedene Experimente zur Übertragung von bewegten Bildern, die jedoch aufgrund mangelnder technischer Voraussetzungen alle noch nicht betriebsfähig waren. Bald darauf aber gelang ein wichtiger Durchbruch, der zumindest die Machbarkeit des Fernsehens demonstrierte und weiteres Interesse an dieser Technologie weckte: Dem Physiker Arthur Korn gelang 1904 die Übermittlung eines Bildes von München nach Nürnberg, 1910 schaffte er auch die Strecke zwischen Berlin und Paris. Angeregt von diesen Erfolgen begann der ungarische Ingenieur Denes von Mihály 1914 mit dem Bau eines Gerätes, das er Telehor nannte und mit dem er vermutlich schon um 1919 bewegte Bilder übertragen konnte. Auf der Wiedergabeseite seines Apparates arbeitete statt einer Glimmlampe eine Kerr-Zelle, die elektrische Spannungen in Lichtschwankungen umsetzen konnte.
 
Ein alternatives Konzept entwickelte der Physiker August Karolus mit seinem »Großen Fernseher«. Auch er griff dabei auf Nipkows Entwurf zurück. Zwei Spirallochscheiben mit einem Meter Durchmesser waren wegen des Synchronlaufs auf einer gemeinsamen Welle montiert. Bei rascher Rotation der Scheiben war das System »Telefunken-Karolus«, das mit einer Photozelle auf der Aufnahmeseite und einem vierstufigen Verstärker auf der Empfangsseite arbeitete, in der Lage, einfache Schattenbilder zu übertragen. Mit Unterstützung der Telefunken verbesserte Karolus zwischen 1924 und 1925 durch Modifikation der Nipkow-Scheibe die Auflösung des Fernsehbildes auf zunächst 48 und schließlich 96 Zeilen bei zehn Bildwechseln pro Sekunde.
 
Schon Ende 1926 begann die Deutsche Reichspost — als erste Fernmeldeverwaltung der Welt — aktiv in die Entwicklung des Fernsehens einzusteigen. 1926/27 konzentrierte sich die Entwicklung jedoch überwiegend auf die Bildtelegrafie, deren Übertragungsqualität erheblich verbessert wurde. 1926 wurden Teststrecken zwischen Berlin und Leipzig sowie Berlin und Wien in Betrieb genommen. Diese wurden 1927 nach Moskau, 1928 nach London und Tokio erweitert, wobei drahtlose Bildsender eingesetzt wurden. Die Forschungsergebnisse wurden allerdings bis 1928 nicht der Öffentlichkeit vorgestellt.
 
Um die Mitte der 1920er-Jahre war die Zeit nicht nur in Deutschland, sondern weltweit reif für das neue Medium. In England gelangen dem Ingenieur John Logie Baird 1924 erste Fernsehübertragungen; 1927 sandte er Fernsehbilder auf einer Fernsprechleitung nach Glasgow, 1928 nach New York. In den USA unternahm der Physiker Charles Francis Jenkins 1925 erste Versuche zur elektronischen Übertragung bewegter Bilder und 1927 produzierte Herbert Eugene Ives, gleichfalls ein Physiker, die erste öffentliche amerikanische Fernsehsendung.
 
1928, bei der fünften Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin, wurden zwei konkurrierende Fernsehsysteme auf der Basis der Lochscheibe erstmals einer staunenden Öffentlichkeit vorgestellt. Im Pavillon der Reichspost präsentierte Mihály seinen Telehor mit einem Bild, so klein wie eine Briefmarke: vier mal vier Zentimeter bei 30 Zeilen und 900 Bildpunkten. Die von August Karolus in Zusammenarbeit mit Telefunken vorgestellte Anlage hatte immerhin schon eine Bildgröße von acht mal zehn Zentimetern bei 96 Zeilen und 10 000 Bildpunkten. Zum Vergleich: Unser heutiges Fernsehen hat über 400 000 Bildpunkte, die allerdings in zwei Halbbildern zu jeweils 200 000 Punkten übertragen werden. Mit heutigen Aufnahmen lassen sich die damaligen Bilder also in keiner Weise vergleichen: Sie waren unscharf und konturenlos, aber sie waren lebendig und die Möglichkeit der Übertragung bewegter Bilder war mit ihnen demonstriert.
 
Ein Jahr später begann der Rundfunksender Witzleben mit ersten regelmäßigen Testsendungen. Daraufhin setzte die Deutsche Reichspost (DRP) die erste deutsche Fernsehnorm fest. Das Bild hatte demnach aus 30 Zeilen bei einer Bildfrequenz von 12,5 Bildern pro Sekunde zu bestehen. Diese Norm wurde in den folgenden Jahren stetig verändert. 1931 legte man bereits 48 Zeilen bei 25 Bildern pro Sekunde fest. Der technischen Entwicklung folgend galten bald 90 Zeilen (1932), 180 Zeilen (1934) und 375 Zeilen (1936) als Norm. Mit Einführung des Zeilensprungverfahrens wurde die Zeilenzahl 1937 auf 441 erhöht, die Bildfrequenz von 25 Bildern wurde durch zwei Halbbilder gesichert, sodass jeweils 50 Halbbilder von je 220 beziehungsweise 221 Zeilen zu übertragen waren.
 
 Elektronenstrahlröhre statt Lochscheibe
 
Anfang der 1930er-Jahre erkannte man, dass die mechanische Nipkow-Scheibe der Faktor war, der Bildqualität und Bildgröße begrenzte, denn je größer die mechanisch rotierenden Scheiben wurden, desto schwerfälliger und störanfälliger wurde das System. Abhilfe schuf hier ein schon 1896 entwickeltes Instrument, Karl Ferdinand Brauns bereits oben erwähnte Elektronenstrahlröhre, die zunächst als Anzeigeinstrument in Oszillographen Einsatz gefunden hatte. Die braunsche Elektronenstrahlröhre konnte nach einer Reihe von Verbesserungen die mechanische Nipkow-Scheibe ersetzen. Die erste elektronische Übertragung von Bildern und Filmen mit Elektronenstrahlröhren sowohl auf Sender- wie auf Empfangsseite gelang 1923 dem amerikanisch-russischen Ingenieur Wladimir Kosma Zworykin, dem »Vater des elektronischen Fernsehens«, mit seinem Vidikon. In Deutschland präsentierte der Physiker Manfred von Ardenne Zworykins System erstmals öffentlich 1931 auf der Funkausstellung in Berlin.
 
Ab 1934 übertrug die Deutsche Reichspost Fernsehsendungen mit Bild und Ton; dem jungen Tonfilm eröffnete sich damit eine zusätzliche Verbreitungsmöglichkeit. Am 22. März 1935 wurde schließlich der regelmäßige Programmbetrieb aufgenommen.
 
 Fernsehen im Vorkriegs- und Kriegsdeutschland
 
Damit war Deutschland das erste Land, das einen »regelmäßigen Fernsehprogrammdienst« veranstaltete. Allerdings gab es in Berlin und Umgebung nur etwa 250 Fernsehempfänger; die Industrie war noch nicht bereit zur Massenfertigung der Geräte. Daher eröffnete die Reichspost am 9. April 1935 die erste öffentliche Fernsehempfangsstelle für den Gemeinschaftsempfang, eine Fernsehstube. Weitere Fernsehstuben wurden in rascher Folge eröffnet. Sie ermöglichten einem Publikum von etwa 30 Personen den Blick auf ein Fernsehbild von etwa 18 mal 22 Zentimeter, entsprechend einer Bildschirmdiagonalen von etwa elf Zoll. Zum Vergleich: Bei einem heute üblichen Fernseher misst diese Diagonale 25 bis 28 Zoll.
 
Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, das erste Großereignis der Fernsehgeschichte, wurden dazu benutzt, diese technischen Leistungen auch einem internationalen Publikum vorzuführen. Mehr als 150 000 Zuschauer drängelten sich in den 25 Fernsehstuben, um dabei zu sein. Insbesondere fiel hier die erste fahrbare Fernsehkamera auf, die »Fernseh-Kanone«. Dabei handelte es sich um eine vollelektronische Ikonoskop-Kamera mit einer Bildauflösung von 180 Zeilen, einer Objektivbrennweite von 1,60 Meter und einem Linsendurchmesser von 40 Zentimetern. Da die damaligen Kameras für Außenaufnahmen zu wenig lichtempfindlich waren, behalf man sich mit einem als Zwischenfilmverfahren bezeichneten Trick: Die Szenen wurden zunächst auf herkömmliches Filmmaterial aufgezeichnet, das dann in einer speziellen Ausführungsform des Ikonoskops, einem Vorläufer der modernen Filmgeber, abgetastet wurde. Die Verzögerung gegenüber einer Livesendung betrug nur etwa eine Minute.
 
Ebenfalls in das Olympiajahr 1936 fiel der Beginn des regelmäßigen Fernsehprogramms in Großbritannien, dem zweiten Land, das weltweit einen derartigen Dienst anbot. Als drittes Land folgten 1939 die USA. Japan startete erst 1954 als erstes Land Asiens einen regelmäßigen Fernsehversuchsdienst.
 
Am 28. Juli 1939 wurde im Rahmen der Berliner Funkausstellung der Deutsche Einheits-Fernsehempfänger vorgestellt, der einen Betrachtungsabstand von 1,7 bis 2,0 Meter erlaubte. Man kündigte damals auch die baldige Freigabe des privaten und kostenlosen Fernsehens an. Der Kriegsbeginn beendete die Geschichte des öffentlichen deutschen Fernsehens jedoch, bevor sie richtig angefangen hatte. Für militärische Zwecke wurde das Medium weiterentwickelt. 1940 erreichte man für Zwecke der Luftaufklärung eine Auflösung von über 1000 Zeilen bei 25 Bildern pro Sekunde, was schon beinahe dem modernen HDTV-System entspricht.
 
 Nach dem Krieg
 
Der Reiz des bewegten Bildes überwog in der Nachkriegszeit bald den des bloßen Tons, und die Anzahl der Fernsehteilnehmer nahm in den Industrienationen rapide zu. Zu Beginn des Jahres 1951 gab es in den USA bereits zehn Millionen Fernsehzuschauer, in Großbritannien verfügten immerhin 600 000 und in Frankreich schon 4000 Zuschauer über Fernsehempfänger. 1952 waren es in den USA bereits 15 Millionen Teilnehmer, in Großbritannien 1,2 Millionen, in Frankreich knapp 11 000. Die Anfänge des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wirken dagegen eher bescheiden. Ganze 60 Fernsehteilnehmer bildeten in der Bundesrepublik die Ausgangsbasis, als im März 1951 das Fernsehprogramm wieder eingeführt wurde. Da damals der Sendebetrieb auf zwei Stunden pro Tag begrenzt war, bildete hier das Fernsehen noch keine Konkurrenz zum Hörfunk. 1952 waren es in Westdeutschland immer noch nur rund 300 Fernsehzuschauer. Für diese 300 Teilnehmer wurde das Programm des Deutschen Fernsehens am 25. Dezember 1952 offiziell eröffnet. In der DDR dauerte es sogar noch bis 1956, bis das reguläre Fernsehprogramm nach einer vierjährigen Testphase seinen regulären Betrieb aufnehmen konnte.
 
Der Besitz eines Fernsehgeräts wurde bald zu einer Prestigeangelegenheit, mit der der Besitzer Wohlstand und Fortschrittlichkeit demonstrierte. 1955 gab es 100 000 bundesdeutsche Zuschauer, 1957 war die erste Fernsehteilnehmer-Million im Bundesgebiet erreicht, Ende 1959 waren es zwei Millionen, 1960 schon vier Millionen Teilnehmer, und die Zahlen stiegen weiter. Anfang der 1970er-Jahre kehrten sich dann die Zuwachsraten von Hörfunk und Fern- sehen endgültig um. Während der Markt bei Radioempfängern damals offenbar weitgehend gesättigt war und nur noch um zwei Prozent pro Jahr stieg, wuchs die Zahl der Fernsehteilnehmer pro Jahr um fast 20 Prozent.
 
 Grün, Rot und Blau oder: Wie die Farbe auf den Bildschirm kam
 
Ein Teil des Erfolgs ist auf eine Neuerung zurückzuführen, mit der das Fernsehen der Stereophonie des Hörfunks entgegentrat: Am 25. August 1967 wurde in der Bundesrepublik das Farbfernsehen eingeführt. Die Anfänge der Technik der bewegten bunten Bilder liegt jedoch schon viel früher. Schon im Jahre 1936, kurz nach Einführung des elektronischen Fernsehens, hatte die Forschungsanstalt der Deutschen Reichspost (RPF) mit Untersuchungen über das Farbfernsehen begonnen. Mitarbeiter der Reichspost hatten sich damals mit der Frage befasst, wie drei Farbsignale übertragen werden könnten, ohne die dreifache Bandbreite in Anspruch nehmen zu müssen.
 
Die Antwort war nicht einfach. Während das Schwarz-Weiß-Fernsehen lediglich ein Helligkeitssignal benötigt, um ein Bild angemessen darzustellen, muss das Farbfernsehen noch die Helligkeit in drei unterschiedlichen Grundfarben liefern. Dabei muss gleichzeitig das Prinzip der Kompatibilität gewahrt bleiben, nach dem SchwarzWeiß-Fernseher in der Lage sein sollten, ein farbiges Bild als normales Schwarz-Weiß-Bild darzustellen, ohne dass besondere konstruktive Änderungen am Gerät notwendig wären. Umgekehrt müssen Farbfernseher in der Lage sein, auch Schwarz-Weiß-Bilder korrekt anzuzeigen.
 
Als Ergebnis ihrer Untersuchungen führte die Reichspost-Forschungsanstalt auf der Funkausstellung 1937 in Berlin ein Farbfernsehverfahren vor, das mit zwei Grundfarben und rotierenden Farbfiltern vor dem Bildschirm eines Fernsehgerätes arbeitete. Es wurde schnell offensichtlich, dass zwei Grundfarben ein unbefriedigendes Bild liefern; man schlug daher vor, drei Farben zeilen- oder punktweise miteinander zu vermischen. So konnte durch additive Mischung jede beliebige Farbe erzeugt werden. Auf dieser Grundlage ließ sich Werner Flechsig, Mitarbeiter der Fernseh-AG in Berlin, 1938 eine »Kathodenstrahlröhre zur Erzeugung mehrfarbiger Bilder auf einem Leuchtschirm« patentieren. 1940 mussten jedoch die Versuchsarbeiten in Deutschland kriegsbedingt eingestellt werden.
 
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde vor allem in den USA die Entwicklung rein elektronischer Farbfernsehsysteme vorangetrieben. Zwar hatte die Fernsehgesellschaft CBS (Columbia Broadcasting System) noch 1951 für ein halb mechanisches Verfahren mit den bekannten rotierenden Farbfilterscheiben geworben, das, von den Geräuschen der Mechanik abgesehen, nicht kompatibel mit den bereits millionenfach vorhandenen Schwarzweißempfängern war. Aber kurze Zeit später erhielt das »National Television System Committee« (NTSC), ein Konsortium aus 100 Physikern und Technikern, den Auftrag, ein rein elektronisches, schwarzweißkompatibles Farbfernsehverfahren zu entwickeln. Aus der Arbeit dieser Expertengruppe entstand das NTSC-Verfahren, das 1954 zur einheitlichen Farbfernsehnorm in den USA erklärt wurde.
 
Auch in Europa bemühten sich die Experten um die Erarbeitung einer einheitlichen Norm, die von den inzwischen erkannten Mängeln des NTSC-Verfahrens frei sein sollte. Als erstes Land stellte Frankreich ein eigenes System mit der Bezeichnung SECAM vor. In der Bundesrepublik Deutschland entwickelte der Elektroingenieur Walter Bruch bei Telefunken das PAL-Verfahren, bei dem die Farbverfälschungen, die auf dem Übertragungsweg entstehen, durch Kompensation der Phasenfehler weitgehend beseitigt werden. Am 3. Januar 1963 führte er sein System erstmals einer Expertengruppe der Europäischen Rundfunkunion EBU vor, die in den folgenden Jahren die Vor- und Nachteile der drei Verfahren, NTSC, SECAM und PAL, intensiv untersuchte und gegenüberstellte. Trotz leichter technischer Überlegenheit des PAL-Verfahrens konnte keine Einigung über ein einheitliches System in Europa erzielt werden. Politische Einflüsse führten schließlich zu einer Spaltung in PAL- und SECAM-Länder. Frankreich und der gesamte Ostblock entschieden sich für SECAM, fast alle anderen europäischen Länder für PAL. Nach dem Start des bundesdeutschen Farbfernsehens 1967 stand die Bundespost beim internationalen Programmaustausch nun vor dem Problem, Signale von einer Farbfernsehnorm in die andere umsetzen zu müssen. Dazu ist es nötig, das der einer Norm entsprechende Signal zu dekodieren und anschließend gemäß der Zielnorm neu zu kodieren. Es gelang den Ingenieuren beim Forschungsinstitut der Post in Darmstadt in kurzer Zeit, hierfür spezielle Transcoder zu entwickeln. So konnten die Farbfernsehzuschauer in der Bundesrepublik bereits die Olympischen Winterspiele 1968 in Grenoble normgewandelt von SECAM in PAL auf ihren Bildschirmen verfolgen.
 
 Staatsfernsehen oder politische Unabhängigkeit?
 
Mit dem wachsenden Publikumsinteresse hatte inzwischen auch das Interesse von politischer Seite am Medium Fernsehen zugenommen. Die Bundesregierung unter Kanzler Konrad Adenauer versuchte 1961, zusätzlich zur ARD einen privatwirtschaftlich organisierten Fernsehsender, die Deutschland-Fernsehen-GmbH, einzurichten, der mehrheitlich regierungseigen sein sollte. Die Vorstellungen Adenauers, den Rundfunk als »politisches Führungsmittel der jeweiligen Bundesregierung« einzusetzen, wurden jedoch im ersten Fernsehurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 28. Februar 1961 unter anderem wegen zu geringer Regierungsferne als verfassungswidrig eingestuft und die Autonomie der Länder in Rundfunkfragen wurde bestätigt. In der Folge zog sich die Bundesregierung aus der Rundfunkpolitik weitgehend zurück. Als Ersatz wurde jedoch zusätzlich zu den vorhandenen Landesrundfunkanstalten eine weitere öffentlich-rechtliche Anstalt eingerichtet, die nicht mehr unter der Oberhoheit eines einzelnen Bundeslandes steht. So nahm das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) mit Sitz in Mainz am 1. April 1963 den Sendebetrieb auf. Zudem richtete die ARD zwischen 1964 und 1969 fünf regionale dritte Fernsehprogramme ein.
 
Auch in der DDR kam in den 1960er-Jahren Bewegung in die Medienlandschaft. Zwar blieben Fernsehen und Rundfunk nach wie vor fest in staatlicher Hand, jedoch trug der Ministerrat der DDR der gestiegenen Bedeutung des Fernsehens Rechnung, indem er die Teilung des Staatlichen Rundfunkkomitees in ein Rundfunk- und ein Fernsehkomitee beschloss. 1969 bekam dann das bis dahin einzige Fernsehprogramm, der »Deutsche Fernsehfunk«, Zuwachs: Ein zweites Programm startete seine Sendungen in Farbe.
 
 Die Ära der Privatsender
 
Die Ära der Privatsender begann in der Bundesrepublik erst, als das Bundesverfassungsgericht in einer Reihe von Fernsehurteilen die politisch-juristischen Grundlagen gelegt hatte. Im bereits erwähnten Urteil von 1961 hatte das Gericht festgestellt, dass unter bestimmten Bedingungen auch Privatsender zugelassen werden könnten. Unter Hinweis auf die begrenzten Sendefrequenzen wurde eine Zulassung von Privatsendern jedoch bis in die Achtzigerjahre verhindert.
 
1984 nahmen die ersten Privatsender ihren Sendebetrieb auf. Der gleichzeitige Beginn des Kabel- und Satellitenfernsehens, das eine weit größere Zahl von Fernsehkanälen ermöglichte, führte dazu, dass die Anzahl der Privatsender schnell zunahm. Einige regionale Sender, zumeist aber bundesweit zu empfangende Programme drängten auf den Markt. Die ersten Pay-TV-Sender, die sich nicht ausschließlich über Werbung, sondern über die Vermietung spezieller Decoder finanzieren, mit denen ihr verschlüsseltes Signal zu empfangen ist, starteten 1991.
 
Durch diese Entwicklungen erhöhte sich die Zahl der Fernsehsender geradezu explosionsartig: Hatte der Zuschauer noch 1980 die Wahl zwischen zwei überregionalen Programmen und einem regionalen, so kann er sich heute (1999) zwischen mehr als dreißig Sendern entscheiden, wenn er über die entsprechenden Empfangseinrichtungen verfügt.
 
Um übermäßige Konzentrationen auf dem Markt und eine entsprechende einseitige Beeinflussung durch Privatsender zu verhindern, wurde jedoch vom Gesetzgeber festgelegt, dass ein einzelner privater Veranstalter höchstens dreißig Prozent aller Zuschauer des Sendegebiets, das durch die Kommerzialisierung zu einem TV-Markt geworden ist, erreichen darf. Überschreitet er diese Grenzen, dürfen ihm keine weiteren Lizenzen mehr erteilt werden. Schon bei einem Marktanteil von zehn Prozent muss er Sendezeit an unabhängige Sender abgeben. Eine Kommission überwacht die Konzentration auf dem Mediensektor. Rechtlich wird dieses Gebot jedoch zum Teil umgangen, indem Medienkonzerne formal unabhängige Sender gründen, Tochterunternehmen also, über die sie weiterhin Kontrolle über den Fernsehmarkt ausüben können.
 
 Neue Übertragungswege
 
Nahezu zeitgleich mit dem Privatfernsehen entstand in der Bundesrepublik das Kabelfernsehen. Ähnlich wie beim Empfang durch eine Gemeinschaftsantenne werden hier die Fernseh- und Radiosignale in ein Kabelnetz eingespeist und an die Haushalte weitergeleitet. Individuelle Antennenanlagen sind hierbei überflüssig und werden nur noch an der Stelle benötigt, wo die Signale eingespeist werden. Die Verwendung von Glasfaserkabeln ermöglicht eine hohe Bild- und Tonqualität, Empfangsstörungen wie bei der Hausantenne sind ausgeschlossen. Anfänglich standen Kabelnetze fast nur in Ballungsräumen zur Verfügung. Durch Kombination von Satellitenempfangsanlagen und Kabelnetz können aber auch dünner besiedelte Gebiete erreicht werden.
 
Die Satellitenempfangsanlagen wurden Mitte der Achtzigerjahre für Privatkunden erschwinglich. Sie bestehen aus Parabolantennen, die das sehr schwache Signal des Satelliten empfangen, verstärken und dem Fernseher zuführen. Da hier Antenne, Verstärker und Fernseher ein geschlossenes System bilden, kann im Prinzip jeder an den Empfänger angeschlossene Fernseher nur dasselbe Programm zeigen. Erst allmählich kommen Umsetzer in Gebrauch, die ähnlich wie Gemeinschaftsantennen alle Programme eines Satelliten empfangen und den Fernsehgeräten zur Verfügung stellen.
 
Gedacht waren Satelliten ursprünglich zur Übertragung des internationalen Telefonverkehrs. Die ersten Satelliten hielten nur einen Kanal für Fernsehübertragungen bereit. Genutzt wurden sie in der Regel für sportliche Großveranstaltungen wie etwa die Olympiade. Hierbei wurden die Fernsehsignale von einer oder mehreren Fernsehanstalten, die sich entsprechende Übertragungsrechte erworben hatten, an einen Satelliten gesendet, der sie an weitere Satelliten verteilte, die das Signal wieder zu Empfangsstationen am Boden leiteten. Dort wurden sie von den entsprechenden Sendeanstalten in die Richtfunknetze eingespeist. Die wachsende Nachfrage nach internationalen Fernsehverbindungen führte schließlich dazu, dass auf Kommunikationssatelliten zunächst mehr Fernsehkanäle eingerichtet wurden und schließlich Satelliten in die Umlaufbahn gebracht wurden, die überwiegend Fernsehprogramme zurücksenden. Dies ermöglicht eine flächendeckende Versorgung mit Fernsehprogrammen auch in Gebieten, die durch Relaissender nicht oder nur mit großen Schwierigkeiten zu versorgen sind, etwa in steilen Tälern, in Staaten mit großer Grundfläche oder in topographisch zersplitterten Inselstaaten wie etwa Indonesien.
 
 Digital und gestochen scharf
 
Spektakuläre technische Entwicklungen bahnten sich 1983 an. In diesem Jahr stellte die japanische Fernsehindustrie ihre neu entwickelte Norm für ein wesentlich höher auflösendes Fernsehen (High Definition Television, kurz HDTV) mit rein digitaler Signalübertragung vor, das auf Dauer die bisher verbreiteten Fernsehnormen ablösen sollte. Eine Hauptänderung gegenüber dem herkömmlichen Fernsehbild war die Zahl der Bildzeilen, die nun 1125 betrug. Zum Vergleich: In Europa hatte sich nach 1946 eine Zeilenzahl von 625 durchgesetzt. Weitere Merkmale des japanischen HDTV waren eine höhere Bildwechselfrequenz von 60 Halbbildern pro Sekunde sowie die größere Bildfläche, die ein Seitenverhältnis von 16 : 9 statt wie bisher von 4 : 3 besaß. Die Digitalübertragung der Fernsehsignale mit ihrer höheren Übertragungskapazität ermöglichte dabei eine größere Frequenzbandbreite, die wegen der fast verdoppelten Zeilenzahl des HDTV und der höheren Bildwechselrate auch benötigt wurde.
 
Der 1986 von japanischer Seite unternommene Versuch, dieses System zum Weltstandard erklären zu lassen, scheiterte am Veto der USA und Europas. Als Reaktion auf die japanische Initiative intensivierte Europa 1986 — also noch im selben Jahr — seine Forschungsarbeiten zu diesem Thema und entwickelte im Rahmen des Projekts »Eureka 95« Vorschläge für ein eigenes, zunächst analoges hochauflösendes Fernsehsystem, das in der Zukunft gleich dem japanischen System in einen digitalen Übertragungsstandard münden soll. Das europäische HDTV-System arbeitet mit 1250 Zeilen und einer Bildwechselfrequenz von 50 Hertz. Als Übergangslösung entwickelten die Sendeanstalten zusammen mit der Industrie das System PALplus, eine analoge terrestrische Übertragungsnorm im neuen Bildformat 16:9, die auch mit herkömmlichen PAL-Fernsehgeräten zu empfangen ist — wobei allerdings am oberen und unteren Bildrand ein dunkler Streifen entsteht, ähnlich den Streifen bei der Fernsehversion von Breitwand-Kinofilmen. Bei der Fußballweltmeisterschaft in Rom (1990) und den Olympischen Spielen in Albertville und Barcelona (1992) wurde das europäische HDTV-System erstmals einem Praxistest unterzogen, der erfolgreich verlaufen ist. Inzwischen werden bereits zahlreiche Sendungen, so etwa anspruchsvolle Fernsehfilme, im neuen Format produziert und ausgestrahlt.
 
Es ist zu erwarten, dass die Digitalisierung die Fernsehlandschaft noch weit über HDTV hinaus verändern wird. Datenkompressionsverfahren werden die Übertragung mehrerer Programme über einen einzigen Fernsehkanal ermöglichen. Der Fernsehzuschauer wird daher vermutlich bald die Wahl zwischen mehr als 200 verschiedenen Programmen treffen können (oder müssen). Durch neue Spartenprogramme, aber auch durch interaktive Anwendungen wie Einkaufen am Bildschirm kann sich das Fernsehen vom reinen Anbieter zum aktiven Dienstleister wandeln. Die Digitalisierung legt auch den Grundstein dafür, längerfristig die Möglichkeiten des Fernsehens mit denen des Internets und anderer vernetzter Computersysteme zu verbinden.
 
 Videorekorder
 
Seit 1969 ist es kein Drama mehr, eine Fernsehsendung zu verpassen, die man eigentlich gerne sehen wollte. In diesem Jahr nämlich erschienen die ersten Heim-Videorekorder auf dem Markt, die die Aufzeichnung auf Magnetband, wie sie im professionellen Fernsehbereich bereits seit den 1950er-Jahren praktiziert wurde, auch dem Laien zugänglich machten. Damit konnte man sich Fernsehsendungen unabhängig vom Ausstrahlungstermin anschauen, vorausgesetzt, man verfügte über einen der in der Frühzeit noch sehr teuren Rekorder.
 
Da die verschiedenen Hersteller zunächst mit verschiedenen Magnetbandsystemen auf den Markt kamen, die nicht miteinander kompatibel waren, kam es in den 1970er- bis in die frühen 1980er-Jahre zu einem Wettstreit, in dem drei verschiedene Videosysteme um die Gunst der Käufer buhlten. Mitte der 1980er-Jahre setzte sich dann das von der japanischen Firma JVC entwickelte Video-Home-System (VHS) gegenüber seinen Konkurrenten auf dem Markt durch und nun wurde der Videorekorder gleich Radio und Fernseher schnell zu einem Standardgerät der Unterhaltungselektronik, das mit der Einführung der separaten Videokamera 1980 einen zusätzlichen Reiz erhalten hatte. Die mit der Videokamera aufgezeichneten Urlaubsfilme konnten ohne jede weitere Nachbearbeitung direkt auf dem heimischen Fernseher angeschaut werden. Als dann noch 1993 eine neuartige Videokamera vorgestellt wurde, die wesentlich handlicher als die bis dahin verfügbaren Modelle war, weil sie statt der üblichen Aufnahmeröhre ein CCD-Element als Bildaufnahmeinstrument enthielt, setzte sich die Videotechnik gegenüber der bis dahin bei den Amateuren beliebten Acht-Millimeter-Filmkamera schnell durch.
 
 Das Ende der braunschen Röhre?
 
Die Erfindung des Physikers Karl Ferdinand Braun hat im 19. Jahrhundert die Fernsehtechnik revolutioniert und ist auch heute noch in fast allen Geräten wieder zu finden. Inzwischen wird jedoch über neue Techniken nachgedacht, die die Bildröhre verdrängen könnten. Denn trotz ihrer hervorragenden Eigenschaften bei der Farbwiedergabe, der hohen Auflösung und ihrer guten, vom Betrachterwinkel weitestgehend unabhängigen Kontraststärke besitzt sie auch erhebliche Nachteile. So benötigt sie zum Beispiel sehr hohe Spannungen von einigen Tausend Volt und besitzt ein großes Volumen, wodurch ein Fernsehgerät nicht beliebig klein gebaut werden kann. Deshalb wurden in den 1970er-Jahren Bildschirme mit einer Flüssigkristallanzeige entwickelt, die ohne Elektronenstrahlröhren auskommen. Die extrem flachen Anzeigenelemente sind heute beispielsweise in den meisten Taschenrechnern und in den Laptop-Computern zu finden, wo sie aufgrund ihrer geringen Energieaufnahme konkurrenzlos sind. Die Anwendung der Flüssigkristalle im Fernsehgerät ist allerdings deutlich schwieriger. Ein LCD-Flachbildschirm besteht aus mehreren hunderttausend Bildpunkten, die zur Erzielung der gewünschten Helligkeitswerte einzeln angesteuert werden müssen. Auch die Farbwiedergabe auf dem Bildschirm ist nicht ganz einfach, da Flüssigkristalle selbst keine Farbe liefern. Dazu wird eine zweite Matrix aus roten, grünen und blauen Farbpunkten vorgelagert, die zusammen mit den Helligkeitswerten schließlich das gewünschte Farbbild erzeugen.
 
Einen anderen Typ von Flachbildschirm stellt der Plasmaschirm dar, der von dem französischen Konzern Thomson-Brand entwickelt wurde. Er funktioniert nach dem Prinzip der Leuchtstoffröhre und liefert extrem scharfe und flimmerfreie Bilder. Bisher sind Plasmabildschirme jedoch um ein Vielfaches teurer als die herkömmliche Bildröhre und erreichen trotzdem meist nicht deren hohe Bildqualität.
 
Welcher Bildschirmtyp sich in den Wohnzimmern durchsetzen wird, muss die Zukunft zeigen; ausgemacht scheint lediglich, dass die Tage der Elektronenstrahl-Bildröhre gezählt sind.
 
 Bunte Bilder und kein Ende
 
Die zunehmende Verkettung unterschiedlicher Medien in Konzernen und die Änderungen, die diese Medien auf das Freizeitverhalten der Deutschen ausüben, werden in immer neuen Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen beleuchtet, und die öffentliche wie wissenschaftliche Diskussion über die Auswirkungen des Mediums Fernsehen reißt nicht ab — spätestens seit der Einführung des Privatfernsehens. Die Vielzahl der Fernsehsender und die damit verbundene Flut von Bildern und Tönen, die sich auf Knopfdruck in die Wohnstuben ergießt, stößt dabei auf ein geteiltes Echo. Der Möglichkeit einer pluralistischen Vielfalt der Inhalte und der Formen steht die tägliche Realität einer Fernsehprogrammgestaltung gegenüber, die — dies gilt zumindest für die werbefinanzierten Privatsender — aus kommerziellen Gründen dem Zwang unterliegt, so massenwirksam wie nur möglich sein zu müssen. Die Quote, der Anteil an Geräten, die einen bestimmten Sender eingeschaltet haben, ist das Zauberwort, das die Programmgestaltung bestimmt; das Ergebnis ist ein Programmangebot der meisten Sender, das ganz auf unterhaltsame, leicht zu konsumierende Sendungen abgestellt ist. Die Warnung: »Wir amüsieren uns zu Tode«, die der amerikanische Pädagoge und Medienkritiker Neil Postman bereits in den frühen 1980er-Jahren ausgesprochen hat, hat vor diesem Hintergrund an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend an Dringlichkeit eher gewonnen als eingebüßt.
 
 ... und Fernsehen morgen?
 
Im Zuge der Veränderung der gesamten Medienlandschaft beim Übergang vom Industriezeitalter zum Informationszeitalter hat auch das Fernsehen seinen Charakter geändert; speziell in Deutschland, wo die Einführung der Privatsender mit dem Aufkommen der Kabel- und Satellitentechnik zusammentraf, sind die Änderungen besonders dramatisch. Der Umbruch zum neuen Medienzeitalter, in der die verschiedenen Massenkommunikationsmittel zu einer multimedialen Kommunikationsmaschine verschmolzen sein werden, ist noch nicht vollzogen. Die neuen Medien, die aus dieser Revolution hervorgehen werden, werden sowohl eine Chance als auch ein Risiko in sich bergen. Der Gefahr, dass die Welt von elektronisch erzeugten Sinneseindrücken, die den Menschen umgeben wird, die Wahrnehmung der Welt verdrängt, die ihn umgibt, lässt sich am besten begegnen, indem der passive Konsument des Fernsehens zum aktiven Benutzer wird, der mit den Medien spielt, anstatt sich von ihnen dominieren zu lassen. Vielleicht, so bleibt zu hoffen, wird sich das Fernsehen in der Zukunft von der Rundum-Berieselungsmaschine zum interaktiven Kommunikationsinstrument wandeln, wie es schon Bertolt Brecht 1932 vom Rundfunk gefordert hat: »Der Rundfunk ist aus einem Distributionsapparat in einen Kommunikationsapparat zu verwandeln. Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, ein ungeheures Kanalsystem, das heißt, er wäre es, wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen und ihn nicht zu isolieren, sondern in Beziehung zu setzen.« Dann vielleicht hätte das Medium zu sich selbst gefunden.
 
Dipl.-Ing. Regina Klepsch
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Rundfunk: Ein jung gebliebenes Medium
 
Literatur:
 
Die Anfänge des deutschen Fernsehens. Kritische Annäherungen an die Entwicklung bis 1945, herausgegeben von William Uricchio. Tübingen 1991.
 
DDR-Fernsehen intern. Von der Honecker-Ära bis »Deutschland einig Fernsehland«, herausgegeben von Peter Ludes. Berlin 1990.
 
Digitales Fernsehen. Eine neue Dimension der Medienvielfalt, herausgegeben von Albrecht Ziemer. Heidelberg 21997.
 Grundmann, Birgit: Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Wettbewerb. Baden-Baden 1990.
 Hickethier, Knut: Geschichte des deutschen Fernsehens. Stuttgart u. a. 1998.
 Limann, Otto / Pelka, Horst: Fernsehtechnik ohne Ballast. Einführung in die Schaltungstechnik der Fernsehempfänger. Poing 191998.
 
Medien im Wandel, herausgegeben von Werner Holly und Bernd Ulrich Biere. Opladen u. a. 1998.
 
Medienwirkungen. Einflüsse von Presse, Radio und Fernsehen auf Individuum und Gesellschaft, herausgegeben von Winfried Schulz. Weinheim u. a. 1992.
 Müller, Jörg Paul / Grob, Franziska B.: Radio und Fernsehen. Kommentar zu Art. 55 bis BV. Basel u. a. 1995.
 Pape, Martin: Deutschlands Private. Privater Hörfunk, privates Fernsehen im Überblick. Neuwied u. a. 1995.
 
Radio, Fernsehen, Computer. Sonderausgabe Weinheim 1991.
 
Satelliten-Fernsehen, herausgegeben von Dirk Manthey. Hamburg 1993.
 Sichtermann, Barbara: Fernsehen. Berlin 1994.
 Stader, Josef: Fernsehen. Von der Idee bis zur Sendung. Praxis, Alltag, Hintergründe.Frankfurt am Main 21996.
 Stolte, Dieter: Fernsehen am Wendepunkt. Meinungsforum oder Supermarkt? München 1992.
 Thaller, Georg E.: Satelliten im Erdorbit. Nachrichten, Fernsehen und Telefonate aus dem Weltall. München 1999.
 Winker, Klaus: Fernsehen unterm Hakenkreuz. Organisation, Programm, Personal. Köln u. a. 21996.


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