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BLEIGLANZ, KUPFER UND GOLD: DIE FRÜHE BEARBEITUNG DER METALLE

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Bleiglanz, Kupfer und Gold: Die frühe Bearbeitung der Metalle
 
Die kulturelle Entwicklung des vorgeschichtlichen Menschen in der Zeit nach der »neolithischen Revolution«, die heute als länger andauernder Prozess begriffen werden muss, kann schwerlich ohne die Nutzung der Metalle verstanden werden. Dabei geht es weniger um die »ewige Faszination des Goldes« oder auch des Silbers, sondern besonders um die Gewinnung von Kupfer und seiner späteren Legierungen, darunter die Bronze. Mit diesen Grundstoffen konnte gegenüber den aus Stein gefertigten Gegenständen ein vielfältigerer Kulturapparat geschaffen werden, vor allem im Schmuck-, Geräte- und Waffenbestand. Da nicht alle Regionen der Alten Welt Zugang zu leicht erreichbaren Lagerstätten hatten, war ein vielfach vernetztes Beschaffungs- und Verteilungssystem unverzichtbar, das seinerseits erhebliche soziale und wirtschaftliche Folgen mit sich brachte. Die technischen Voraussetzungen zur Entwicklung einer Metallurgie, besonders der Verhüttung von Erzen, waren eingebettet in einen allmählichen »prometheischen Aufstieg« (André Leroi-Gourhan), in dessen Verlauf man es immer besser verstand, mit dem Feuer zu hantieren und durch entsprechende Apparate - wie geschlossene Öfen - höhere Temperaturen zu erzielen, um die Schmelzpunkte von Gold (1063ºC), Silber (960ºC), Blei (327ºC), Bleiglanz (1127ºC) und Kupfer (1083ºC) zu erreichen.So ist es auch kein »Zufall«, dass die thermische Behandlung von Mineralien ihren Anfang in einer Gegend nahm, in der man recht früh in der Jungsteinzeit Kalkmörtel oder Gips zum Überzug von Böden und Wänden und auch bereits sehr hart gebrannte Keramiken, Fritten und Fayencen herstellte - im Vorderen Orient des 7./6. bis 5. Jahrtausends v. Chr. Aus dieser Zeit sind auch die frühesten Metallfunde bekannt. Da nach neueren Untersuchungen die Bleiperlen von Çatal Hüyük (Anatolien) »nur« aus Bleiglanz bestehen, also nur mechanisch bearbeitet wurden, reihen sie sich ein in das Stadium der Nutzung von »bunten Steinchen«, zu denen auch Perlen aus Malachit (zum Beispiel Shanidar-Höhle im Zagrosgebirge; Çayönu, Anatolien) gehören, der, wie zum Beispiel auch Hämatit, weiter als Farbstoff gebraucht wurde. Parallel hierzu tauchen die ersten kleinformatigen Geräte und Perlen aus gediegenem Kupfer auf, die gehämmert, aber teilweise auch durch Erwärmung (Tempern) gehärtet wurden (Fundorte zum Beispiel Çayönu und Tell Asikli, ebenfalls in Anatolien gelegen, sowie Tell Maghzalije in Nordmesopotamien).
 
Im 5. Jahrtausend v. Chr verdichten sich im Vorderen Orient, nicht zuletzt auch in Nordmesopotamien (Telul eth-Thalathat, Yarim-Tepe, Tell Sotto, Kültepe) die Nachweise einer frühen Verhüttung von oxidischen Kupfererzen zumeist zu Kupfer. Es gibt aber auch schon eine Bleiherstellung. Um 4000 v. Chr. war die Kenntnis der Metallgewinnung bereits so weit verbreitet, dass von da an von einem »Chalkolithikum«, der »Steinkupferzeit«, oder von Kupfer führenden Kulturen der späten Jungsteinzeit gesprochen werden kann. Die späte Jungsteinzeit reicht bis zur Einführung der Zinnbronzen um circa 2500 v. Chr.; erst von da an kann man im Vorderen Orient, also auch in Anatolien und der Troas von einer frühen »Bronzezeit« sprechen. Kennzeichnend für die chalkolithische Metallurgie ist die Verhüttung von arsenhaltigen Kupfererzen. Sie führte zur Herstellung von »Arsenbronzen«, die schon härter sind. Aber auch funktionale Gesichtspunkte sind zu berücksichtigen: Der größte Metallschatzfund des Vorderen Orients stammt aus der Höhle von Nahal Mishmar (Palästina); er legt zudem Zeugnis ab von der Verwendung komplexer Gussformen und dem Beherrschen des Gusses in der verlorenen Form (Wachsausschmelzverfahren), was auf ein noch nicht erkanntes Vorstadium technischer Fertigkeiten schließen lässt. Seine prachtvollsten Stücke, die Kronen, Standarten, Zepter und Keulenköpfe, sind aus der hellen, silbrig schimmernden Arsenbronze, die schlichten Arbeitsgeräte (wie die Flachbeile) aus fast reinem Kupfer gefertigt. Möglicherweise stammt ein Teil des Kupfers dieser Funde aus den Bergbauregionen am Wadi al-Araba (Timna, Fenan). Weitere Lagerstätten für Kupfer werden in Anatolien (Ergani Maden), im Iran (Amarak-Talmessi), dann auch in dem in Keilschrifttexten genannten Kupferland »Makkan« gesucht, das nach Forschungen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum im heutigen Oman lag. Die alte Frage nach der Herkunft des Zinns ist weiter ungelöst; manche Forscher verfolgen es bis nach Turkmenistan, Afghanistan oder Malaysia. Beabsichtigte Legierungen, wie Kupfer mit Blei und Kupfer mit Silber, sind im altweltlichen Hochkulturenbereich schon ab dem 4. Jahrtausend bekannt. In das 5. Jahrtausend zurück reicht auch die Silbergewinnung aus Bleiglanz, die Entwicklung des Kupellationsverfahrens. Der älteste Silberfund, ein Ring, stammt aus Schicht XXXIV von Beycesultan (Westtürkei), circa 4300 v. Chr. In das späte 4. Jahrtausend v. Chr. gehören dann die reichen Funde von Horoztepe (Nordosttürkei), die überleiten zu den gold- und silberreichen »Fürstengräbern« von Alaca Hüyük, den Edelmetallfunden von Troja und den kaukasischen Prachtfunden von Maikop (darunter auch Silbergefäße). Auch in der Ägäis hat sich im 3. Jahrtausend v. Chr. eine reiche Blei- und Silbermetallurgie etabliert (zum Beispiel frühminoische Silberdolche auf Kreta und zahlreiche Silbergefäße). Die Goldmetallurgie setzte im Vorderen Orient im späten 5. Jahrtausend v. Chr. ein. Ein geschnittenes Drahtfragment aus Tepe Gaura wurde schon 1931 von Charles Leonard Woolley der Obeidzeit zugewiesen. Möglicherweise zeitgleich mit dem exorbitanten Kupferhortfund von Nahal Mishmar sind die ab 1981 entdeckten neun Goldringe (das Gold besteht zu 70 % aus Gold, zu 30 % aus Silber, was häufig als Elektron bezeichnet wird) aus der Höhle von Nahal Qanah (Judäische Wüste) mit einem Gesamtgewicht von circa 1 kg. Aber Goldfunde bleiben bis zur Mitte des 3. Jahrtausends weiter sehr selten. Nach wie vor blendet Heinrich Schliemanns »Schatz des Priamos« von Troja die Öffentlichkeit. Noch umstritten ist aus chronologischen Gründen die Frage, ob in Südosteuropa, auch auf dem Hintergrund der gesicherten Ausbeutung von Kupferlagerstätten in Bulgarien (Aïbunar) und dem Zentralbalkan (Rudna Glava), sich gegen Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. eine vom Vorderen Orient unabhängige Metallurgie entwickelt hat. Von einigem kleinformatigem Kupferschmuck des späten Neolithikums abgesehen, tauchen fast schlagartig schwere Kupfergeräte auf, besonders Hammer- und Hackenäxte sowie schwere Meißel. Ihr Schwerpunkt liegt im Karpatengebiet sowie an der mittleren und unteren Donau. Sie kommen auch in Grabfunden vor. Allein durch ihr Gewicht bilden sie einen wertvollen Besitz. Solche kupfernen Schwergeräte, oft aus gediegenem Kupfer hergestellt, liegen auch in vielen Gräbern der seit dem Jahr 1972 erforschten, bisher 281 Gräber umfassenden Nekropole von Warna in Bulgarien an der Küste des Schwarzen Meeres. Sie ist der spektakulärste Beleg eines frühen Goldreichtums in Europa, denn aus 61 Gold führenden Gräbern wurde Gold in vielfältiger Form mit einem Gesamtgewicht von 6,5 kg geborgen. Die über 3010 goldenen Einzelstücke verteilen sich auf 28 Gruppen, besonders Perlen (circa 77 % aller Goldgegenstände), Applikationen auf der Stirn und dem Körper, die als Kleidungsschmuck ins Grab gelangten, darunter die schönen Rinderdarstellungen, massive Armringe sowie Goldnägel und Goldknöpfe zum Annähen. Detailuntersuchungen belegen mehrere unabhängig voneinander arbeitende Werkstätten und Goldschmiede, die vielfältige Gieß- und Weiterverarbeitungstechniken meisterhaft beherrschten. Auch Keramikgefäße wurden nach dem Brand mit Gold bemalt, ein Marmorfigürchen prunkt mit Goldbesatz. Das reichste Grab (Nr. 43) von Warna barg einen 40-50jährigen Mann, dem 990 Goldgegenstände (1516 g, darunter Hunderte von Perlen, Dutzende von Applikationen, Beschläge eines Bogens und eines Zepters und massive Armreifen), außerdem Tongefäße, kupferne Äxte, Meißel und Spitzen sowie ein langes Feuersteinmesser mitgegeben waren. Zweifellos besaß der Tote ehemals einen außerordentlichen Rang, der auch einigen anderen in Warna zukam, die sich durch die Beigabe von goldblechbelegten Zeptern auszeichnen oder auch eine Ersatzbestattung durch eine Gesichtsmaske erhielten. Das in Warna verwendete Gold ist hochrein (23,5 Karat). Es handelt sich um zwei Goldsorten, wohl unterschiedlicher Herkunft: Die eine ist platinhaltig (Herkunft aus dem östlichen Schwarzmeergebiet?), die andere dagegen ist platin- und zinnfrei (balkanische Herkunft?). Weitere Handelsgüter waren zum Beispiel auch die Spondylusmuscheln, die wohl vom Schwarzen Meer kamen. Ihr örtlicher Wert wird dadurch unterstrichen, dass sie sogar mit Goldstreifen geflickt wurden. Wenn auch Warna mit seinem Goldreichtum für Jahrzehnte oder Jahrhunderte unübertroffen blieb, lässt sich doch in Südosteuropa ein gleichzeitiger Gold und Kupfer führender Horizont erkennen, dem besonders eine Reihe herausragender balkanischer Kulturen zugeordnet wird. Er strahlte auch weit nach Mitteleuropa hin aus - so in das 4. Jahrtausend in die Zeit der Michelsberger Kultur am Mittel- und Unterrhein und der Pfyner Kultur mit Zentrum am Zürcher See -, wenngleich mit wachsender Entfernung von den damals ausgebeuteten Lagerstätten die Funddichte abnimmt. Einen schwachen Abglanz bietet der goldene Armring aus einem Flachgrab der Trichterbecherkultur, dem norddeutschen Zweig der Megalithkultur, der Goldreif von Himmelpforten an der Niederelbe (um 3000 v. Chr.).
 
Mit dem Aufkommen der Metallurgie in der Alten Welt sind zugleich vielfältige Änderungen im Sozialgefüge verbunden. Offenbar entstehen jetzt größere soziale und wirtschaftliche Unterschiede innerhalb und zwischen den jeweiligen Gesellschaften, die sich durch eine zunehmende Arbeitsteilung auszeichnen (zum Beispiel Aufkommen von Spezialisten in Bergbau und Handwerk). Macht und Herrschaft gehen vielerorts mit Metallgewinnung und -verarbeitung, auch mit dem Austausch anderer mineralischer Rohstoffe, einher. Jedoch erklären sie nicht alle Änderungen der neuen Zeit, der Kupferzeit, die zum Beispiel mit dem Megalithikum in Westeuropa gänzlich andere Züge im Totenritual zeigt als in Ost- und Südosteuropa. Ob mithilfe der ältesten Metallurgie zunächst nur das individuelle oder kollektive Sozialprestige befriedigt wurde, wie heute manche Forscher annehmen, auch und gerade wegen der Fundverhältnisse in Warna, also zunächst weniger Gebrauchsgeräte hergestellt wurden, bleibt noch weiter zu untersuchen.
 
Prof. Dr. Albrecht Jockenhövel


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