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ALTÄGYPTISCHE MUSIK UND MUSIKER

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altägyptische Musik und Musiker
 
Das alte Ägypten verfügte über ein reiches Musikleben mit schier zahllosen Klangmitteln. Man weiß, wie die Instrumente, die nach Abbildungen und archäologischen Überresten rekonstruiert wurden, geklungen haben, kennt ungefähr ihren Tonumfang, ist über Art und Weise, sie zu spielen, informiert. Fragen jedoch, die der Musik selbst gelten, müssen offen bleiben, doch verführt das faszinierende Rätsel, das die Klangwelt Ägyptens für den Europäer bis heute bedeutet, immer wieder dazu, sie erneut zu stellen: Welche Melodien, welche Rhythmen waren den Ägyptern bekannt, wie war das Tonsystem beschaffen, kannte man Tonleitern, Intervalle, Harmonien? Es sind mithin europäische Maßstäbe, die der ägyptischen Musik angelegt werden; sie erweisen sich jedoch als unangemessen. Die Musiker Ägyptens haben keine musikalische Notation entwickelt, und so sind im Notenbild festgehaltene Melodien und Rhythmen nicht überkommen. Man mag im Oktavabstand, in bordunierendem (durch einen tiefen Begleitton erzeugtem) oder heterophonischem (durch verschiedenartiges Umspielen einer Melodie hervorgebrachtem) Mehrklang gespielt haben, doch wahrscheinlich ist - wie im gesamten geographischen Umfeld - einstimmig musiziert worden.
 
Altägyptische Musik ist also unwiderruflich verklungen. Die unzähligen Bildzeugnisse mit Musikdarstellungen aus allen Epochen der 3000jährigen ägyptischen Musikgeschichte belegen indes die große Bedeutung, die der Musik von den Ägyptern zuerkannt wurde.Musikleben, Musizierpraxis sowie das Instrumentarium änderten sich mit den Zeiten, von einer in sich starren, unbeweglichen, ja »rohen« Kultur, wie noch im aufklärerischen 18. Jahrhundert zuweilen umschrieben, gar von »Curiositäten«, die ägyptische Altertümer vermeintlich darstellten (so Goethe), kann auch bezüglich der Musik im Niltal der Pharaonen nicht die Rede sein.
 
Früheste Zeugnisse wahrscheinlich magisch bestimmten Musizierens sind elfenbeinerne Klappern, Rasseln und Schellen aus Ton, einfache Sistren und Schneckenpfeifen, Schwirrhölzer und Gefäßflöten aus Ton. Sie datieren in prädynastische Zeit. Aus der Zeit der Reichseinigung (etwa 3000 v. Chr.) stammt die erste bekannte Musikdarstellung Ägyptens: eine steinerne Schminktafel, die einen Musikanten mit Anubismaske zeigt, der mit der randgeblasenen Längsflöte Wüstentieren und Greifvögeln zum Tanze aufzuspielen scheint.
 
Mit dem Beginn des Alten Reichs war das Musikleben bei Hof und im Kultleben bereits voll entfaltet. Instrumente als Grabbeigaben wurden entdeckt, Musiker sind namentlich bekannt geblieben, an den Wänden der Mastabas bedeutender Persönlichkeiten sind zahlreiche Musikensembles, Tänzer und organisierte Tanzgruppen wiedergegeben. Flöte, Doppelklarinette und Bogenharfe wurden zur im Alten Reich üblichen Instrumentalgruppe zusammengestellt. Hinzu kamen Sänger und Cheironomen, jene für das Alte Reich so typischen, meist ebenfalls singenden »Dirigenten«, die mit bestimmten Zeichen ihrer Hände und Finger den Instrumentalisten offenbar Anhaltspunkte für den Verlauf der Melodie gaben. Der Kontext des Musizierens lässt sich den komplexen Darstellungen entnehmen: Herrschern und Göttern wurde aufgespielt, vor allem der kuhohrigen Hathor, Göttin der Liebe und der Musik, später als die »Goldene« bezeichnet. Wie in den nachfolgenden Epochen suchte man mit Gesang und Instrumentespiel die Arbeit zu erleichtern. Zu Begräbnissen, zu offiziellen Aufzügen erklang Musik, und eine große Rolle scheint das Musizieren im privaten Bereich und beim erotischen Spiel der Geschlechter gespielt zu haben. Die ausführenden Musiker dürften identisch gewesen sein mit den Komponisten oder »Erfindern« der Melodien, die - wie im Alten Orient üblich - anonym blieben. Die Tatsache, dass die Namen vieler Musiker überliefert sind, mag darauf hindeuten, dass sie eine herausragende Rolle bei Hofe gespielt haben. Aufseher über die Palastmusik, im Kultgesang besonders bewanderte Priester, auch Frauen, besonders Sängerinnen und Harfenistinnen, werden genannt.
 
Im Mittleren Reich werden die zuweilen großen Ensembles des Alten Reichs abgelöst von kleineren Musikergruppierungen, meist Duos oder auch solistisch Musizierenden; Musikszenen in Gräbern kommen weitaus knapper vor als früher. Ein neuer Typ der Bogenharfe erscheint, die Symbole der Hathor, unter ihnen das Sistrum, die heilige Priesterrassel, werden häufiger als im Alten Reich dargestellt. Ihre Handhabung bedurfte offenbar besonderer Schulung wie auch das Handklatschen, wichtiger Bestandteil des Musizierens und Tanzens bereits im Alten Reich. Priester unterrichten in einem geschlossenen Raum jeweils zehn Frauen in diesen wichtigen Klanggebungen. Neue, in der Musizierpraxis bis dahin unbekannte Instrumente kamen auf: die Trommel, ihrer Machart nach möglicherweise afrikanischer Import, sowie die Leier, von einem kleinasiatischen Semiten nach Ägypten gebracht, wie eine Szene in einem Grab von Beni Hasan zeigt.
 
Ob die neuen Klangmittel, etwa die Laute, die mit dem Neuen Reich erscheinen, bereits in der Zweiten Zwischenzeit von den asiatischen Hyksos importiert wurden, lässt sich nicht nachweisen. Der enorme politische Aufschwung in Ägypten nach der Vertreibung der Hyksos - das Reich erlebte seine größte Ausdehnung - war von einer neuen kulturellen Blüte begleitet, wie sie das Land bis dahin noch nicht erlebte hatte. In der 18. Dynastie überwiegen bei den Musikdarstellungen in den reich ausgestatteten privaten Gräbern der Nekropole von Theben Bankettszenen mit überwiegend weiblichen Musikanten; sie spielen auf verschiedenen Typen der Harfe und Leier, der Langhalslaute, der ebenfalls bis dahin unbekannten Doppeloboe, die die Klarinette ablöst. Eckige Rahmentrommeln, etwas später auch Winkelharfen, werden ebenfalls in Händen von Frauen wiedergegeben. Sistrumspielerinnen erscheinen zur Verehrung der Götter wie ehedem. Zahlreiche Liedtexte sind aus dieser Zeit erhalten, Hymnen an Gottheiten, Liebeslieder, weltanschauliche Gesänge. Das größte öffentliche Musikereignis war die alljährlich vollzogene Reise des Gottes Amun von Karnak zum Tempel von Luxor. Musikanten mit Lauten und Klappern, Spieler von Militärmusikinstrumenten, Metalltrompeten und Walzentrommeln gehörten zur Ausstattung der Prozession, die der göttlichen Gestalt folgte. Wesentlicher Einschnitt, auch für das Musikleben, war der Wechsel der Regierung von Theben nach Amarna am Ostufer des Nils unter König Echnaton, der den Sonnengott Aton zum alleinigen Gott erhob. Von den relativ kleinen Sandsteinblöcken, aus denen die Sonnentempel in Karnak errichtet wurden, sind viele mit oft fragmentarischen Musikszenen versehen. Erstmalig erscheinen Riesenleiern, die nach Echnatons Tod wieder aus dem Musikleben verschwanden. »Volksmusik« wird an Innenwänden von Lehmhäusern sichtbar, zum Beispiel in der Gestalt des populären Musikgottes Bes. - Der Atonkult bestand nur unter Echnaton. Seine Nachfolger kehrten nach Memphis und Theben zurück. Einer der nur kurz regierenden Herrscher war Tutanchamun, in dessen Grab sensationelle Instrumentenfunde, Trompeten und Sistren, getätigt wurden.
 
In der Ramessidenzeit hat das solistische Harfenspiel, ausgeführt von männlichen Musikanten auf Riesenharfen als Begleitung zum Gesang, die Darstellung von Bankettensembles und Musikszenen, wie wir sie von den Sonnentempeln Karnaks kennen, abgelöst. Als Wanddekorationen erschienen mit den »Büchern der Unterwelt« großformatige Szenen vom jenseitigen Leben. Andererseits wird in ausgelassenen Freiluftfesten lebhaft musiziert und getanzt, deren wildestes der katzengestaltigen oder -köpfigen Göttin Bastet gewidmet war. Noch Herodot äußerte sich über das Fest, das alljährlich in Bubastis im östlichen Niltal unter den Klängen von Klappern und Rasseln, Oboen, Gesang und Handklatschen mit Tanz und Opferhandlungen begangen wurde. - Volkstümliche Musikszenen sind in Deir el-Medina bei Theben in den Wandzeichnungen von Häusern der Handwerker, Maler, Bildhauer und königlichen Schreiber zu sehen.
 
In der Spätzeit setzten politische Unruhen ein, und verstärkt wurden fremde Einflüsse wirksam, auch in der bildnerischen Gestaltung der Musikszenen. Diese Tendenzen sind noch in der Zeit der Ptolemäer und in der hellenistischen und römischen Zeit zu beobachten. Da die Ptolemäer sich als legitime Nachfolger der Pharaonen fühlten, griffen sie auch deren architektonischen Stil im Tempelbau auf und zierten die Bauten mit alten Göttern, die Instrumente vergangener Zeiten spielen. Daneben erscheinen zahllose kleine Musikantenstatuetten, die Koroplastik. Das Musikleben dürfte von der Verschmelzung ägyptischer, hellenistischer, auch vorderorientalischer Ideen geprägt gewesen sein, wie spätantike alexandrinische Autoren vermelden. - Altägyptische Musik lebt weiter in der Musik der Kopten und in bestimmten Volksmusikgattungen.
 
Prof. Dr. Ellen Hickmann


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