Cambon
[kã'bɔ̃],
1) Joseph, französischer Politiker, * Montpellier 16. 6. 1756, ✝ Saint-Josse-ten-Noode (Region Brüssel) 15. 2. 1820; Kaufmann, Anhänger der Revolution, wurde 1791 Mitglied der Nationalversammlung, 1792 des Konvents, 1793 des Wohlfahrtsausschusses, wo er den Verfall der Finanzen aufzuhalten suchte.Er war als Gegner Robespierres an dessen Sturz beteiligt. Doch wurde er unter dem Direktorium zur Deportation verurteilt (später begnadigt), nach 1815 als »Königsmörder« verbannt.
2) Jules, französischer Diplomat, * Paris 5. 4. 1845, ✝ Vevey 19. 9. 1935, Bruder von 3); wurde 1891 Generalgouverneur in Algerien, 1897 Botschafter in Washington, 1902 in Madrid; er vermittelte 1898 die Vorfriedensverhandlungen zwischen den USA und Spanien. 1907-14 war Cambon Botschafter in Berlin, 1920-22 Vorsitzender der Botschafterkonferenz, die die Ausführung des Versailler Vertrags überwachte. Mitglied der Académie française seit 1918.
Werk: Le diplomate (1925; deutsch Der Diplomat).
3) Paul, französischer Diplomat, * Paris 20. 1. 1843, ✝ ebenda 29. 5. 1924, Bruder von 2); wurde 1882 Resident in Tunis, 1886 Botschafter in Madrid, 1891 in Konstantinopel und 1898-1920 in London. Cambon gehörte zu den Schöpfern der Entente cordiale (1904; Entente) und bereitete im Dezember 1912 durch Briefaustausch mit Sir E. Grey über den britischen Schutz der französischen Nordküste das Zusammengehen Großbritanniens mit Frankreich im Ersten Weltkrieg vor.
Ausgabe: Correspondance 1870-1924, 3 Bände (1940-46).