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AMERIKAS ENTDECKUNG UND ERSTE WELTUMSEGLUNG: DIE ERDE IST RUND

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Amerikas Entdeckung und erste Weltumseglung: Die Erde ist rund
 
»Die Welt ist rund und kugelförmig«
 
Christoph Kolumbus, der als erster Europäer nach dem folgenlosen Vorspiel der Wikinger um 1000 n. Chr. den amerikanischen Kontinent betrat, wurde wahrscheinlich zwischen dem 25. August und dem 31. Oktober 1451 als ältester Sohn des Wollwebers Domenico Colombo in Genua geboren. Ob seine Vorfahren Korsen, Galicier oder katalanische Juden waren, die Ende des 14. Jahrhunderts von der Iberischen Halbinsel geflohen waren, ist umstritten. Gesichert ist seine Herkunft aus einer frommen Handwerkerfamilie des traditionellen gewerblichen Mittelstandes, die ihm offenbar den Glauben an Fleiß und harte Arbeit, aber auch Religiosität, kirchlichen Gehorsam und einen ausgesprochenen Familiensinn vermittelte. Genua, die »Herrin der Meere«, sollte dagegen sein Berufsziel des Kaufmanns bestimmen. Sehr wahrscheinlich hat er eine Schule besucht, ein Universitätsstudium dürfte er allerdings nicht absolviert haben.Einen großen Teil seiner Bildung, aber auch seiner nautischen Kenntnisse hat er sich im Selbststudium angeeignet.
 
Bei seiner Lektüre konsumierte er ebenso antike, mittelalterliche und zeitgenössische Autoren wie mit Legenden und Mythen durchsetzte Schriften. Die christlichen Wundergeschichten von den sagenumwobenen Inseln Sankt Brendan und »Antilia«, der »Insel der sieben Städte«, gegründet von sieben im Jahre 711 aus Spanien vor den Mauren geflohenen Bischöfen, nahm er ebenso ernst wie die Fabelwesen der antik-mittelalterlichen mythologischen Welt. Während seiner späteren Fahrten hielt er immer wieder Ausschau nach den Kyklopen, Sirenen und Amazonen sowie den legendären Ländern und Inseln, von denen er gelesen oder gehört hatte.
 
Die höchsten Instanzen stellten für ihn jedoch die Bibel und die Kirchenväter dar. Kolumbus hegte in seiner tiefen Religiosität und großen Autoritätsgläubigkeit nie einen Zweifel an den Aussagen der kirchlichen Schriften und suchte seine Argumente immer wieder mit Bibelstellen zu belegen.
 
1473 ging Kolumbus als Vertreter Genueser Bank- und Handelshäuser nach Lissabon und nahm von dort aus erstmals an Hochseefahrten teil. Wahrscheinlich gelangte er auf Westafrikareisen bis auf die Höhe von El Mina und im Nordatlantik bis nach England und Island. In Lissabon, einem Zentrum des italienischen Handelskapitals, lernte Kolumbus auch seine spätere Frau kennen, deren Vater die erbliche Statthalterwürde der Insel Porto Santo bei Madeira besaß. Durch seine Heirat gelangte er nicht nur zu Ansehen und Vermögen, die Bibliothek seines früh verstorbenen Schwiegervaters erlaubte ihm auch eine Fortsetzung und Vertiefung seiner Studien. Um 1480 nahm er Kontakt zu dem berühmten Florentiner Arzt, Astronomen und Geographen Paolo dal Pozzo Toscanelli auf, der bereits 1474 dem portugiesischen König Alfons V. seine Vorstellung über die Möglichkeit einer Westfahrt nach Asien dargelegt hatte.
 
Über Toscanelli übte schließlich Marco Polo einen großen Einfluss auf Kolumbus aus. Dessen Reisebeschreibungen über China und Japan, die seit 1485 auch gedruckt vorlagen, faszinierten ihn derartig, dass die Fahrt in das Reich des »Großkhans« für ihn feststand. Aber anders als Marco Polo war Kolumbus überzeugt, dessen Reich von Westen her erreichen zu können, insbesondere da Marco Polo die Ostausdehnung Asiens gewaltig überschätzt hatte — die gedankliche Voraussetzung dafür, die Westfahrt wesentlich kürzer zu veranschlagen, als sie in Wirklichkeit war.
 
Die Ansicht von der Kugelgestalt der Erde teilte Kolumbus mit seinen gebildeten Zeitgenossen. Sie stand ja schon für Babylonier, Griechen und Römer außer Zweifel — sogar der Gedanke der »Westfahrt« findet sich erstmals bei dem griechischen Gelehrten Eratosthenes im 3. Jahrhundert v. Chr. — und war auch im Mittelalter nicht verloren gegangen. Spätestens seit der Aristotelesrezeption im 12. Jahrhundert besaß sie Allgemeingültigkeit. Kolumbus' konkrete Anschauungen über Größe und Gestalt der Erde entstammten denn auch vor allem dem Traktat »Imago Mundi« (1410) des französischen Kardinals Peter von Ailly, der Asien von Europa nur durch einen schmalen Ozean getrennt sah, und der »Historia Rerum Ubique Gestarum« (1461) des Enea Silvio Piccolomini, des späteren Papstes Pius II., die er mit Randbemerkungen wie »Die Welt ist rund und kugelförmig« versehen hat. Während Piccolomini schrieb, dass sich Asien bis zur Breite von Thule, also Islands, erstrecke, stützte Ailly seine Berechnungen des Erdumfangs auf Ptolemäus, wobei er um ein Drittel unter dem tatsächlichen Wert blieb. Am Ende berechnete Kolumbus die Strecke von den Kanarischen Inseln nach Japan auf 4445 km, während die tatsächliche Entfernung 19631 km beträgt, also mehr als das Vierfache. Die »fruchtbaren Irrtümer« des Kolumbus hätten demnach ihn und seine Leute das Leben gekostet, wenn es nicht jenen Kontinent zwischen Europa und Asien gegeben hätte, den der Genueser in spanischen Diensten für die europäische Welt öffnete.
 
Für seine Westfahrt hatte Kolumbus in beinahe ganz Europa geworben, zunächst in Lissabon, dann in Madrid und zwischenzeitlich auch — durch seinen Bruder Bartolomeo — in London und Paris. Aber erst nach dem Fall Granadas, der letzten Bastion der Mauren auf spanischem Boden, am 2. Januar 1492 fand er am kastilischen Hof Gehör, zumal das Ziel der Spanier — »Indien« mit seinen begehrten Produkten — das gleiche wie dasjenige der Portugiesen war. Ohnehin ähnelten die Ausgangsbedingungen für den spanischen Expansionismus in vielfacher Weise denjenigen Portugals. Aus der gesamteuropäischen »Krise des Feudalismus« im Spätmittelalter waren auch in Spanien gestärkte Königtümer hervorgegangen. Die Vereinigung von Kastilien und Aragonien (1469) hatte die beiden modernsten Staaten der hispanischen Halbinsel in Verbindung gebracht. Wie in Portugal begünstigte der kastilisch-aragonesische Staat den Aufstieg eines an Expansion interessierten, handelskapitalistischen Bürgertums. Und wie in Portugal gab es eine militant-missionarische Kirche. So erhielt Kolumbus unbedingte Unterstützung vonseiten einflussreicher Franziskanermönche. Fiskalische Überlegungen gaben indes den Ausschlag, dass die Krone schließlich seinen Plänen zustimmte.
 
Von den für die Reise veranschlagten Kosten von zwei Millionen Maravedís brachte die Krone etwas mehr als die Hälfte auf, Kolumbus selbst, zum größten Teil durch genuesische Kredite, etwa ein Viertel und die Stadt Palos de la Frontera als Begleichung von Kronschulden den Rest in Form zweier Schiffe. Bei seinen Abmachungen mit der Krone (Kapitulation von Santa Fé vom 17. April 1492) verlangte Kolumbus für sich die Großadmiralswürde, das Vizekönigtum, die Aufnahme in den Adelsstand und einen zehnprozentigen Anteil am Gewinn. Daneben erhielt er einen Schutzbrief der »Katholischen Könige« für die bevorstehende Reise nach Asien sowie ein Empfehlungsschreiben an asiatische Fürsten.
 
Am 3. August 1492 stachen die drei Schiffe »Pinta«, »Niña« und die »Santa María« als Flaggschiff des Kolumbus mit 90 Mann Besatzung von Palos aus in See. In der Nacht zum 12. Oktober sichtete der Ausguck der »Pinta« Land: die Insel Guanahaní in der Bahamagruppe, die Kolumbus am nächsten Morgen als Erster betrat und die er sofort in San Salvador umtaufte und für Spanien in Besitz nahm. Während der Kontakt mit den Indianern vorerst friedlich verlief, war der Ertrag der Reise, gemessen an den hohen Erwartungen, ernüchternd. »Entdeckt« wurden Kuba und Haiti (Hispaniola), wenig Gold, erst recht nicht China oder Japan. Kolumbus war indessen überzeugt — und er sollte es bis zum Ende seines Lebens bleiben —, sich in der Nähe »Indiens« zu befinden. Die von den Spaniern bis ins 18. Jahrhundert beibehaltene Bezeichnung las Indias für den Kontinent und der Name Indianer für seine Bewohner sind Ausdruck dieser ursprünglichen Zielsetzung. Auf einem nördlicheren Kurs gelangte Kolumbus über die Azoren und Lissabon nach Südspanien zurück, wo nach Verlust der »Santa María« die beiden übrig gebliebenen Schiffe am 15. März 1493 in den Hafen von Palos einliefen.
 
Während der zum »Admiral des Ozeanischen Meeres« ernannte Kolumbus bereits im September 1493 erneut aufbrach, dieses Mal mit 17 Schiffen und über 1200 Menschen an Bord, ließ sich Spanien, das die Tragweite der Fahrt Kolumbus' durchaus erkannte, den Anspruch auf die neu entdeckten Gebiete durch Papst Alexander VI. bestätigen. Machtpolitisch entscheidender als diese oft fälschlich »Alexandrinische Schenkungen« genannten westindischen Edikte war indes der ein Jahr später mit Portugal geschlossene Vertrag von Tordesillas (7. Juni 1494). Er teilte die außereuropäische Welt durch eine Demarkationslinie in eine westliche, spanische und eine östliche, portugiesische Hälfte (Weltteilungsvertrag).
 
Kolumbus hatte unterdessen weitere Inseln der Antillen — nach der sagenhaften Insel Antilia benannt — entdeckt und erste Siedlungen anlegen lassen. Vorwürfe von Misswirtschaft und Machtmissbrauch ließen ihn 1496 nach Spanien zurückkehren. Er vermochte sich zu rechtfertigen und konnte im Mai 1498 seine dritte Reise antreten. Diesmal wählte er eine südlichere Route, auf der er auf der Höhe der Orinocomündung und am Golf von Paria erstmals südamerikanisches Festland betrat. Da er alle neu entdeckten Gebiete für sich beanspruchte und deshalb auch nicht die Autorität des wegen der Missstände auf Hispaniola eingesetzten königlichen Untersuchungsrichters Francisco de Bobadilla anerkennen wollte, wurde er in Ketten nach Cádiz zurückgebracht und nahezu seiner sämtlichen Würden entkleidet. In den Jahren 1502/04 durfte er dennoch zu einer vierten Fahrt aufbrechen, während der er die Küste Mittelamerikas von Yucatán bis zum Golf von Darién auf der Suche nach einer Passage nach Indien kartographisch erfasste.
 
Verbittert und enttäuscht verbrachte er die letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod am 20. Mai 1506 in Valladolid mit Prozessen um seine Rechte. Selbst der Name des neu entdeckten Kontinents geht auf einen anderen zurück, seinen Landsmann Amerigo Vespucci. Der Florentiner Kaufmann, Navigator und Humanist hatte nach 1499 nicht nur an spanischen und portugiesischen Entdeckungsfahrten teilgenommen, sondern auch erstmals hinsichtlich der neu entdeckten Gebiete von einer »Neuen Welt« gesprochen. 1507 gaben daraufhin die beiden Kosmographen Martin Waldseemüller und Matthias Ringmann im Anschluss an den latinisierten Vornamen Vespuccis und in Anlehnung an die weiblichen Bezeichnungen der Kontinente Europa und Asia Südamerika den Namen America, der sich mit der Weltkarte Gerhard Mercators von 1538 für den gesamten Kontinent durchsetzte.
 
 Kolumbus — Kreuzfahrer oder Kolonialkonquistador?
 
Welches waren die Triebkräfte, die hinter den Plänen des Kolumbus standen und die ihn alle Rückschläge, sowohl diejenigen vor dem Aufbruch zu seiner Westfahrt als auch diejenigen während und nach seinen vier Amerikareisen, auf sich nehmen ließen? Wenn es ein Motiv gibt, das sein gesamtes »Bordbuch«, das Tagebuch seiner ersten Reise, durchzieht und das sich auch an anderen Stellen immer wieder findet, dann ist es materieller Wohlstand für Spanien und sich selbst. Schon in Marco Polos Reisebeschreibungen und in dem »Imago Mundi« des Peter von Ailly hatte er insbesondere jene Stellen mit zahlreichen Randbemerkungen versehen, die sich auf Gold- und Silbervorkommen, Gewürze und Edelsteine bezogen.
 
Wenn man indes die Entwicklung des Kolumbus verfolgt und die vorhandenen Zeugnisse genauer prüft, entsteht ein differenzierteres Bild. Im Prolog seines »Bordbuchs« sieht Kolumbus etwa sein Unternehmen in die spanische Reconquista eingebettet und stellt es in die universale Verbreitung des Christentums. Das Bekehrungsmotiv ist hier unmissverständlich ausgesprochen. Und es ist gekoppelt an das bekannte Thema der Suche nach dem Reich des »Priesterkönigs Johannes«. Dessen Herrschaftsbereich lokalisierte er in unmittelbarer Nähe des Reiches des Großkhans, des Kaisers von China, von dem Marco Polo berichtet hatte, dass er den Wunsch nach christlichen Gelehrten geäußert habe.
 
Ziel dieser Verbindung mit dem Großkhan war für Kolumbus ein gemeinsames Kreuzzugsunternehmen gegen den Islam zur Wiedereroberung des Heiligen Landes. Auch die Schätze Indiens waren für ihn nur Mittel zum Zweck, das heißt, sie sollten der Befreiung Jerusalems dienen und dem Christentum weltweit zum Sieg verhelfen. Als er während seiner dritten Reise im Mündungstrichter des Orinoco das irdische Paradies gefunden zu haben glaubte, ging er davon aus, dass dessen Reichtümer ausreichen würden, den entscheidenden Kreuzzug zur Wiedereroberung des Heiligen Grabes zu finanzieren. Seinen Namen hatte er inzwischen in Cristóbal Colón geändert, was programmatisch auf den »Evangelisator« (Cristóbal »Christusträger«) und »Kolonisator« (Colón »Siedler«) verwies. In der Wiedereroberung Jerusalems und der Christianisierung der Welt sah er wohl das letzte Ziel seiner Bemühungen um die Westfahrt nach Indien. Franziskanische Spiritualität, Kreuzfahrermentalität und Goldhunger bildeten bei Kolumbus mithin eine Einheit; so war er verspäteter »Kreuzfahrer« und moderner »Konquistador« zugleich.
 
 Magalhães und der verlorene Tag
 
Schon während der zweiten Reise des Kolumbus hatte die spanische Krone die neuen Gebiete auch für andere Entdeckungsfahrten freigegeben. Die »kleinen Entdecker«, oft ehemalige Begleiter des Kolumbus, konzentrierten sich zunächst auf die Erforschung der nördlichen Küste Südamerikas. Zwischen 1500 und 1519 sind rund 500 Schiffe von spanischen Häfen aufgebrochen, wobei der Schwerpunkt der Erforschung im Bereich der Küsten Mittel- und Südamerikas lag. Zunehmend beteiligten sich auch Portugiesen, gelegentlich Franzosen, an den Erkundungsfahrten. Ziel aller Unternehmungen war letztlich die Westpassage, die »Durchfahrt« durch die Landmassen Amerikas zu den Gewürzinseln. Mit der Entdeckung des Pazifik von den Höhen der Landenge von Panamá »im Süden« — daher zunächst »Südmeer« genannt — durch Vasco Núñez de Balboa erhielt die Suche nach der Westpassage neuen Auftrieb. 1515 scheiterte die Fahrt des Juan Díaz de Solís, diese über den Río de la Plata zu finden. An diesen Versuch knüpfte Magalhães an, der schließlich die Idee des Kolumbus, Asien von Westen her zu erreichen, verwirklichen sollte.
 
Fernão de Magalhães (deutsch Magellan), um 1480 in Trás-os-Montes geboren, entstammte einer adligen normannischen Familie, die sich Mitte des 13. Jahrhunderts in Portugal niedergelassen hatte. Im Dienst der portugiesischen Krone hatte er an Fahrten nach Ostasien bis über die Malakkastraße hinaus teilgenommen, war dann aber in Ungnade gefallen. Er wandte sich daraufhin mit seinem Plan, die Molukken, die eigentlichen Gewürzinseln, auf dem Westweg zu erreichen, an Spanien. Am 20. September 1519 brach er mit fünf Schiffen und 265 Teilnehmern zu seiner Suchfahrt auf.
 
Unter schwierigsten Witterungsbedingungen und aufgehalten durch eine Offiziersmeuterei gegen den »portugiesischen« Generalkapitän segelte Magalhães an der südlichen Ostküste Amerikas entlang. Während des Winterquartiers in einem Puerto de San Julián benannten Naturhafen ereignete sich die berühmte Begegnung mit den »patagonischen Riesen«, angeblich so großen Menschen, »dass unser Kopf bis an (ihren) Gürtel reichte«, wie es in den Tagebuchaufzeichnungen des mitreisenden italienischen Humanisten Antonio Pigafetta hieß. Einen von den Patagoniern taufte man auf den Namen Johann, zwei andere wollte man nach Spanien mitnehmen; sie starben indessen auf der Fahrt. Die Legende von den patagonischen Riesen sollte sich bis ins 18. Jahrhundert halten.
 
Am 21. Oktober 1520 fand man die Bucht, die den Eingang zur später Magellanstraße bildete. An Feuerland vorbei — nach den zahlreichen Feuern, die nächtens zu sehen waren, benannt — erreichte die Expedition am 28. November den Pazifik ( mar pacífico, »stilles Meer«), den Magalhães so nannte, »weil wir während der ganzen Fahrt keinen Sturm erlebten«. Nach vorübergehender Nordfahrt kreuzten die vier verbliebenen Schiffe den mittleren Pazifik, drei Monate und zwanzig Tage ohne Landberührung und frische Nahrung.
 
Auf den Marianen kamen die Europäer erstmals mit Menschen der Südsee in Kontakt. Mit Erreichen der Philippinen am 16. März 1521 war der größte Ozean überquert. Als sich Magalhães auf der Insel Cebù auf eine aggressive Christianisierung einließ und aufseiten des zuvor getauften Herrschers in einen lokalen Streit mit dem Raja der benachbarten Insel Mactan eingriff, fand er hier am 27. April 1521 den Tod. Da der vielfach als »größter Seeentdecker der Geschichte« bezeichnete portugiesisch-spanische Seefahrer bereits 1511/12 die Höhe von Amboina (Ambon) erreicht hatte, ist ihm tatsächlich die erste Weltumrundung nicht abzusprechen. Vollenden sollte die begonnene Weltumsegelung sein Führungsoffizier Juan Sebastián Elcano, nachdem der Herrscher von Cebù seine Meinung geändert und die Spanier nach der Ermordung mehrerer Offiziere mit drei Schiffen fluchtartig die Philippinen verlassen hatten. Nach Aufgabe eines weiteren Schiffes und nachdem das vorletzte Schiff bei dem Versuch, auf einer nördlicheren Route zurückzufahren, in japanischen Gewässern von den Portugiesen aufgebracht worden war, erreichte die »Victoria« unter Elcano über die Molukken und das Kap der Guten Hoffnung mit nur noch 18 Überlebenden am 6. September 1522 spanischen Boden.
 
Trotz dieses Erfolgs und der mitgebrachten reichen Gewürzfracht blieben Elcano und seinen Leuten Vorwürfe nicht erspart; denn mit ihren Eintragungen im Logbuch lagen sie einen Tag hinter dem gültigen Datum zurück. Das Rätsel ließ sich jedoch bald lösen: Auf der Fahrt gegen Sonnenuntergang hatte die Expedition wegen der längeren Tage ständig »Zeit gewonnen«, in der Summe bei der Weltumrundung einen ganzen Tag. Damit stellte sich das Problem der Datumsgrenze, die erst mit einem internationalen Abkommen im Jahre 1845 auf 180 Grad Länge festgelegt wurde.
 
Mit der Weltumsegelung durch Magalhães und Elcano hatte sich der Weltkreis insofern geschlossen, als die Spanier auf dem Westweg den Anschluss an die Ostfahrt der Portugiesen gefunden hatten. Dabei hatten sie den tatsächlich einzigen Durchgang durch die Landmassen Amerikas im Süden entdeckt, während im Norden die Suche nach der Westpassage noch Jahrhunderte weiterging. Die wirkliche Südausdehnung Amerikas erkannte im Jahre 1616 der Holländer Jakob Le Maire, als er Feuerland umfuhr und die Südspitze nach dem Geburtsort seines Navigators Willem Schouten auf den Namen Kap Hoorn taufte. Ein Problem war indessen geblieben: Wem gehörten die Gewürzinseln und wo lag die Grenze der portugiesischen bzw. spanischen Ansprüche im Osten? Im Vertrag von Saragossa (1529) einigten sich die iberischen Konkurrenten schließlich auf eine Abgrenzung, die — in etwa — die Tordesillas-Linie über die Pole hinaus verlängerte und die 2971/2 Leguas oder 17 Grad ostwärts der Molukken verlief. Karl V. hatte sich sein Nachgeben mit 350000 Golddukaten bezahlen lassen. Allerdings vermochten die Spanier die zum portugiesischen Bereich gehörenden Philippinen (nach Philipp II. von Spanien benannt) durch effektive Besetzung für sich zu behalten.
 
Prof. Dr. Horst Gründer
 
Literatur:
 
Bitterli, Urs: Die Entdeckung Amerikas. Von Kolumbus bis Alexander von Humboldt. München 41992.
 Bitterli, Urs: Die »Wilden« und die »Zivilisierten«. Grundzüge einer Geistes- und Kulturgeschichte der europäisch-überseeischen Begegnung. München 21991.
 
Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion, herausgegeben von Eberhard Schmitt, auf 7 Bände berechnet. München 1984 ff.
 Grün, Robert: Christoph Columbus: Das Bordbuch. 1492. Leben und Fahrten des Entdeckers der Neuen Welt in Dokumenten und Aufzeichnungen. Stuttgart u. a. 61986.
 Gründer, Horst: Welteroberung und Christentum. Ein Handbuch zur Geschichte der Neuzeit. Gütersloh 1992.
 Reinhard, Wolfgang: Geschichte der europäischen Expansion, 4 Bände. Stuttgart u. a. 1983-90.
 Todorov, Tzvetan: Die Eroberung Amerikas. Aus dem Französischen. Frankfurt am Main 61993.
 Wolf, Eric R.: Die Völker ohne Geschichte. Europa und die andere Welt seit 1400. Aus dem Amerikanischen. Studienausgabe. Frankfurt am Main u. a. 1991.


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