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FLOTTENRÜSTUNG IN DEUTSCHLAND UND GROßBRITANNIEN

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Flottenrüstung in Deutschland und Großbritannien
 
Die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Großbritannien gestalteten sich während der Kanzlerschaft Bismarcks von 1871 bis 1890 aufgrund seiner strikten Zurückhaltung in der Kolonialfrage weitgehend positiv und störungsfrei. Sie schienen auch nach Bismarcks Rücktritt so fortzubestehen, als am 1. Juli 1890 der Helgoland-Sansibar- Tauschvertrag geschlossen wurde. Aber die Heftigkeit der Kritik, mit der dieses Abkommen in der deutschen Öffentlichkeit aufgenommen wurde, ließ erkennen, dass sich die Einstellung der Deutschen grundlegend zu verändern begann.
 
Die ersten Flottengesetze, beschlossen um die Jahrhundertwende, leiteten den Ausbau der deutschen Seemacht ein. Alfred von Tirpitz, seit 1898 preußischer Marineminister, war im selben Jahr Mitbegründer des Deutschen Flottenvereins und betrieb unter Umgehung des Reichstags mit kaiserlicher Unterstützung und der Hilfe der Großindustrie die Aufrüstung der Reichsmarine. Zur gleichen Zeit fanden jedoch noch diplomatische Gespräche zwischen beiden Staaten über eine engere Zusammenarbeit statt, weil Großbritannien seiner weltpolitischen Schwierigkeiten wegen, etwa im Burenkrieg oder in der Faschodakrise sowie bei Spannungen mit Russland in Mittel- und Ostasien, auf dem Kontinent einen Bündnispartner suchte.Die Gespräche führten aber zu keinem Ergebnis.
 
Während die Briten nun ihre Verbindungen zu den USA vertieften und schließlich auch mit Frankreich einen Ausgleich in strittigen Bereichen 1904 in der Entente cordiale erreichten, geriet der sich immer mehr beschleunigende deutsche Flottenbau in das Blickfeld der britischen Marineleitung. Sie reagierte mit dem Bau schneller und gepanzerter Großkampfschiffe der »Dreadnought«-Klasse. Der Rüstungswettlauf war nun in vollem Gange; begleitet wurde er auf beiden Seiten von vehementen antibritischen bzw. antideutschen Pressekampagnen.
 
Dennoch versuchten führende britische und deutsche Politiker in den Jahren 1909 bis 1912 wiederholt, eine Annäherung zwischen beiden Lagern zu erzielen und den Zwang zur Aufrüstung zu stoppen. Den letzten Versuch unternahm im Februar 1912 der britische Kriegsminister Richard B. Haldane bei einer Reise nach Berlin. Doch blieben die Standpunkte unverändert. Die Briten verlangten als Voraussetzung für eine politische Annäherung von den Deutschen, das Rüstungstempo zu verlangsamen. Weder der deutsche Kaiser noch die Marineführung waren dazu bereit. Andererseits konnten die Briten die von ihnen verlangte Neutralitätszusage im Falle eines deutsch-französischen oder deutsch-russischen Konfliktes ihrer Bündnisverpflichtungen wegen nicht geben. So scheiterte auch dieser letzte Verständigungsversuch.


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