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CHINESISCHE NATURWISSENSCHAFT

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chinesische Naturwissenschaft
 
[ç-]. Erste Ansätze einer Naturerkenntnis zeigen sich in den Schriften von Mo Di (Mo Ti, ✝ um 400 v. Chr.), Zou Yan (Tsou Yen) oder Wang Chong (Wang Ch'ung, * 27, ✝ etwa 97 n. Chr.), doch blieben sie ohne große Wirkung auf die Gebildeten. In vielen Fällen wirkten babylonisch-ägyptische, griechische, indisch-arabische oder europäische Einflüsse, die sich über die früh bestehenden Handelsbeziehungen (Seidenstraße) und aufgrund eines periodenweisen Sichöffnens nach Westen geltend machen konnten. Umgekehrt sind so Kenntnisse aus China nach Vorderasien und Indien gelangt.
 
Die von den Chinesen betriebene Naturerforschung war im Unterschied zur griechisch-abendländischen Naturwissenschaft weniger durch rational-objektive Naturbetrachtung und Suchen nach Kausalzusammenhängen gekennzeichnet; sie äußerte sich vielmehr in Übereinstimmung mit den Lehren von Laozi (Lao-tzu, Laotse) und Konfuzius und den darin entwickelten Vorstellungen vom Weltganzen (Dao) mehr in einem Suchen nach universellen Seinszusammenhängen, in die der Mensch und sein Handeln (d.h. Forschen) einbezogen waren und in denen der Mensch eine Rückwirkung von allen Teilen des Dao erfuhr; allerdings war man den praktischen Auswirkungen objektiver Naturerkenntnisse gegenüber stets aufgeschlossen. Dementsprechend waren die chinesische Astrologie, Alchimie, Magie und Wahrsagekunst von diesen Vorstellungen geprägt, weshalb in der Astrologie eine Vorhersage (z. B. im Wahrsagebuch Yi-jing, »Buch der Wandlungen«), in der Magie und der Medizin eine Beeinflussung dieser Rückwirkungen möglich sein sollte (z. B. wurde mit Bronzespiegeln nachts der Tau als »Wasser des Mondes« aufgefangen und als Universalheilmittel verwendet). So war auch die Ansicht selbstverständlich, dass ein enger Zusammenhang zwischen Mikro- und Makrokosmos bestehe. Sie kommt besonders in den kosmologischen Spekulationen der Naturphilosophie der Hanzeit (202 v. Chr. bis 220 n. Chr.) zum Ausdruck.
 
In der Astronomie stammt die Bestimmung der Jahreslänge zu 365 ¼ Tagen vermutlich bereits aus dem 13. Jahrhundert Das bürgerliche Jahr wurde jedoch als Mondjahr in der Regel in je 14 Tage umfassende Mondperioden (Qi, Ch'i) geteilt, denen alle zwei Jahre eine Schaltperiode hinzugefügt wurde. Die Tage wurden in 12 Doppelstunden, später auch in 24 Stunden unterteilt. Die zu astrologischen Zwecken vorgenommenen sorgfältigen astronomischen Beobachtungen der Planetenörter und -bewegungen (sie erfolgten später mit Armillarsphären) führten auch zur Aufzeichnung von außergewöhnlichen Himmelserscheinungen, etwa der Supernova von 1054. Zur Zeitbestimmung dienten Sonnen- und Wasseruhren, zu astrologischen Zwecken besondere Nachtuhren.
 
In der Technik führte die praktische Ausnutzung von Naturerkenntnissen sehr früh zu Fortschritten: Bereits in vorchristlicher Zeit war die Eisenhütten- und Gusstechnik weit entwickelt. Die Erfindung des Papiers fällt ins 2. Jahrhundert, der Buchdruck von geschnitzten Holzplatten folgte bald darauf (das älteste erhaltene datierbare Druckwerk stammt aus dem Jahr 868). Im 8. Jahrhundert war das Schießpulver bekannt; es wurde ursprünglich bei Feierlichkeiten und zur Vertreibung von Dämonen als Brandsatz, ab dem 13. Jahrhundert auch als Treibsatz für Feuerwerkskörper benutzt. Weitere Erfindungen, die das Abendland übernahm oder die dort später neu erfunden wurden, sind u. a. Porzellan und Kompass, Flugdrachen, Schubkarren, Segelwagen, Kettenbrücken, Kolbengebläse und wassergetriebene Blasebälge. Durch die schon früh bestehenden Kontakte und Handelsbeziehungen zum Westen, dem sich China in Zeiten der inneren Festigung immer wieder öffnete (besonders unter der Mongolenherrschaft während des 13. und 14. Jahrhunderts), wurden diese Erfindungen in Europa bekannt. Umgekehrt erfuhr die chinesische Naturwissenschaft ab dem 17. Jahrhundert eine neue Epoche der Beeinflussung durch die Jesuiten, die als Missionare ins Land kamen und auch abendländische Wissenschaften lehrten. Es waren auch Jesuiten, die 1708-17 eine erste große Landvermessung durchführten. Erst neuerdings ist man in China bestrebt, den Anschluss an die technisierte westliche Welt und ihre theoretischen Grundlagen der Naturwissenschaften bewusst auf Kosten jahrtausendealter Traditionen zu erreichen.
 
Literatur:
 
J. Needham: Wiss. Universalismus (a. d. Engl., Neuausg. 1979);
 J. Needham: Wiss. u. Zivilisation in China, Bd. 1 (a. d. Engl., 1984);
 
China - wo das Pulver erfunden wurde. Naturwiss., Medizin u. Technik in China, hg. v. H. Cerutti (Zürich 1985);
 O. Weggel: Wiss. in China. Der neue Mythos u. die Probleme der Berufsbildung (1985).


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