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AFRIKANISCHES KUNSTHANDWERK: PERLEN, GOLD UND ELFENBEIN

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afrikanisches Kunsthandwerk: Perlen, Gold und Elfenbein
 
Kunsthandwerkliche Erzeugnisse fehlen nirgendwo in Afrika. Selbst die nomadisch lebenden Pygmäen und Buschleute stellen, in bescheidenem Maße zwar, künstlerische Erzeugnisse her. Die besten Voraussetzungen zur Herstellung qualitativ hochwertiger Arbeiten boten jedoch städtische Kulturen, wo professionelle Handwerker für ihre Erzeugnisse feste Abnehmer hatten und somit ihr Unterhalt gesichert war. Der älteste professionelle Handwerker Afrikas ist der Schmied. In der Schöpfungsmythologie der Dogon in Mali nimmt der Schmied bereits eine herausragende Position innerhalb der Gesellschaft ein. Meistens gelten Schmiede in Afrika jedoch als zwielichtig. Sie bilden oft eine verachtete endogame Kaste, das heißt, sie dürfen nur untereinander heiraten, und sie müssen außerhalb des Dorfes siedeln. Sie gelten als Zauberer, da sie aus Erde Eisen machen können. Die Erzeugnisse der Eisenschmiede können sich, gerade in Afrika, wo die Eisengewinnung und -verarbeitung sehr alt ist, sehen lassen. Herausragend sind hier vor allem die zahlreichen, reich verzierten Prunkwaffen, Wurfeisen und Eisenskulpturen.
 
Zu den ältesten Handwerken auf afrikanischem Boden gehört auch die Töpferei.Im Sudan kennt man sie beispielsweise seit etwa 4500 v. Chr. Nördlich der Sahara arbeitete man schon früh mit der Töpferscheibe, südlich der Sahara werden Tongefäße jedoch bis in die heutige Zeit weitgehend handgearbeitet. Gebrauchskeramik wird fast durchweg von Frauen hergestellt. Doch es gibt auch männliche Töpfer, so etwa bei den Mangbetu im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo. Die kunstvollen Flechtarbeiten, die vor allem aus Hirtenkulturen bekannt sind, werden überwiegend von Männern angefertigt. Zu ihrer traditionellen Aufgabe gehört es, ihre Frauen mit Feldern und Körben auszustatten. Für Gebrauchsgegenstände, wie etwa Körbe und Matten, verwendet man das Rohr der Rotangpalme oder des Bambus, für besondere kunsthandwerkliche Erzeugnisse feineres Material wie Gräser, Haare oder Kupfer- beziehungsweise Golddraht.
 
Das Weben und Färben ist in den Gebieten Afrikas bedeutend, wo es Baumwolle gibt, wie beispielsweise in Westafrika. Schaf- oder Ziegenwolle wird nur selten gefärbt und zu Stoffen gewebt. In Westafrika wird sowohl das Weben als auch das Färben als Männerarbeit betrachtet. Die Frauen handeln dann mit den fertigen Stoffen. Zu ihrer höchsten Perfektion ist die Webkunst wahrscheinlich bei den Ashanti in Ghana gelangt. Die dort hergestellten Kente-Tücher - aus schmalen bunten Bändern zertrennter importierter Gewebe auf horizontalen Webstühlen neu gewebte Tücher - zeigen in Farbe, Muster und Technik ein ungemein hohes Niveau. In Nigeria wiederum hat die Indigo-Färbung in unterschiedlicher Ausführung einen sehr hohen Stand erreicht. Zu den herausragenden Stücken afrikanischer Textilkunst gehören sicherlich auch die Raphia-Baste der Kuba in der Demokratischen Republik Kongo. Gewoben werden die Matten von den Männern, bestickt von den Frauen. Ursprünglich dienten sie auch als Zahlungsmittel, wobei die schönsten und größten Stücke jedoch dem König vorbehalten waren.
 
Von beachtlicher Kunstfertigkeit ist der Gelbguss auch außerhalb der höfischen Zentren, wie etwa Benin. Bekannt sind hier etwa die zahllosen Goldgewichte und Goldstaubbehälter der Ashanti und die Kleinfiguren der Senufo (beide Westafrika). Die Kunstwerke werden bevorzugt im Wachsausschmelzverfahren hergestellt. Hierbei wird auf einem Tonkern Wachs aufmodelliert. Darüber kommt ein Tonmantel mit Einfüllstutzen und Pfeifen, damit beim Guss des heißen Metalls Luft und Wachs abfließen können. Sobald der Mantel trocken ist, wird er zerschlagen und der Rohling nachgearbeitet. Das Ergebnis ist immer ein Original. Im Königreich Kongo wurden noch im 17. Jahrhundert Figuren und Kruzifixe »à ciel ouvert« gegossen, das heißt, die zu gießende Form wurde in weichen Lehm gedrückt und dann mit Metall ausgegossen. Bei diesem Verfahren erhält man immer eine Kopie.
 
Der Wunsch nach Zurschaustellung des herrscherlichen Reichtums unterstützte in Gebieten mit einer herrscherlichen Zentralinstanz die Entstehung einer hoch entwickelten Elfenbeinschnitzerei. Könige und Häuptlinge ließen nicht nur kunstvolle Griffe und Scheiden an Prunk- und Zeremonialwaffen herstellen, sondern auch Armreifen, Anhänger in Form von Masken und Kleinfiguren, wie etwa jene der Pende oder der Rega in der Demokratischen Republik Kongo. Die Herrscher im Königreich Kongo besaßen Stabaufsätze aus Elfenbein. Die häufig vorkommenden Ritualtrompeten bestanden ebenfalls aus großen Elefantenstoßzähnen.
 
Weit verbereitet und hoch entwickelt ist in Afrika bis heute die Kunst der Perlenverarbeitung und Perlenstickerei. Die nötigen Glasperlen wurden lange Zeit aus Europa eingeführt, werden seit einigen Jahrhunderten jedoch auch vor Ort angefertigt. Noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts bezeichnete man die Glasperlenhersteller in Nigeria als Fremde. Sie sollen vor Jahrhunderten aus dem Nordosten eingewandert sein und waren lange wie die Schmiede eine endogame Gruppe mit eigenem Siedlungsgebiet. Im südlichen Afrika arbeiten vor allem die Ndebele ganze Kleidungsstücke aus Perlen. Auch der von ihnen gefertigte Schmuck findet bis heute in Südafrika Nachahmer und Käufer. Die Kuba und Pende in der heutigen Demokratischen Republik Kongo stellen Häuptlingshüte aus Glasperlen her. Eine lange Tradition haben Perlenarbeiten auch im Kameruner Grasland, wie zum Beispiel am Hof von Foumban. Berühmteste Beispiele dieser Kunst sind hier vor allem die perlenbestickten Masken oder der Perlenthron von König Njoya. In Nigeria schließlich bilden Perlenkronen der sakralen Könige der Yoruba den Höhepunkt der Perlenarbeiten. Hier ist auch eine Technik bekannt, nach der Armbänder aus Glasfluss produziert werden. Dabei entnimmt man das flüssige Glas mit einem Eisenstab und dreht es so lange, bis der Reifen die gewünschte Größe erreicht hat.
 
Zu großer handwerklicher Kunstfertigkeit hat das Gold herausgefordert. Das größte der beiden afrikanischen Goldvorkommen liegt in Südafrika, das zweitgrößte im westafrikanischen Goldgürtel, im Wesentlichen im Gebiet des heutigen Ghana, Mali und Mauretanien. Das alte Reich Gana lag ebenfalls in diesem Gebiet. Das von dort stammende begehrte Edelmetall galt als das reinste der Welt. Bis zum Beginn der Neuzeit bezog man in Europa Gold vor allem aus Westafrika. Besonders für seinen Goldreichtum berühmt war Kankan Musa, der König des Reiches Mali. Er unternahm 1324 bis 1325 eine weithin beachtete Pilgerfahrt nach Mekka. Arabische Chronisten berichten, dass 500 Sklaven ihn begleitet haben. Jeder trug einen Goldstab von 2,5 kg. Überdies führte er 80 bis 100 Kamelladungen von je etwa 150 kg Gold mit sich. Bei seinem Aufenthalt in Kairo soll er derart viel Gold ausgegeben haben, dass der Goldpreis auch in Europa zusammenbrach.
 
Bekannt sind auch sowohl bei den Ashanti im heutigen Staat Ghana als auch bei den Baule (Elfenbeinküste) die Goldmasken (eigentlich Goldköpfe). Bei den Ashanti stellen sie den besiegten Feind dar und gehören dem Herrscher; bei den Baule zeigen sie Freunde, Verwandte und Liebhaber und sind persönliche Schmuckstücke. Trotz der reichen afrikanischen Goldvorkommen sind relativ wenige alte Goldarbeiten erhalten geblieben, da es üblich war, den Schmuck immer wieder einzuschmelzen. An manchen Orten jedoch, wie beispielweise in Mopti, Mali, haben sich alte Goldschmuckformen über Jahrhunderte hin erhalten. In Mopti heißen diese Ohrgehänge Djenné-djenné. Sie gelten als Schmuck der Fulbe-Frauen und können ein Gewicht von bis zu 300 Gramm erreichen.
 
Zwar blüht das Kunstgewerbe heute wie nie zuvor, aber seine Qualität ist oft mehr als bescheiden. Die große Nachfrage fördert das Kopieren und damit die »Airport Art«, eine wenig qualitätvolle Touristenkunst. Außerdem geraten alte Techniken in Vergessenheit. Die heutigen Kunsthandwerker arbeiten oft mit importierten Werkzeugen aus Europa und mit europäischen Techniken. Das qualitätvolle Niveau von einst erreichen die neueren Objekte nur selten.
 
Prof. Dr. Josef Franz Thiel
 
Literatur:
 
Afrikanische Kunst aus der Sammlung Han Coray 1916—1928, herausgegeben von Miklós Szalay u. a. Ausstellungskatalog Völkerkundemuseum der Universität Zürich. München u. a. 1995.
 
Afrikanisches Gold. Schmuck, Insignien und Amulette aus Ghana, Mali, dem Senegal und von der Elfenbeinküste. Aus der Sammlung Barbier-Mueller, bearbeitet von Timothy F. Garrard. München 1989.
 Broszinsky-Schwabe, Edith: Kultur in Schwarzafrika. Geschichte — Tradition — Umbruch — Identität. Köln 1988.
 Eyo, Ekpo und Willett, Frank: Kunstschätze aus Alt-Nigeria. Ausstellungskatalog Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim. Mainz 1983.
 Förster, Till: Kunst in Afrika. Köln 1988.
 Kecskési, Maria: Kunst aus dem alten Afrika. Ausstellungskatalog Staatliches Museum für Völkerkunde, München. Innsbruck 1982.


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