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AWESTA: DIE HEILIGE SCHRIFT DER ZOROASTRIER

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Awesta: Die heilige Schrift der Zoroastrier
 
Die Zoroastrier sind die Anhänger der vorislamischen Religion Irans, in deren Entwicklung der Prophet und Reformer Zarathustra eine einschneidende Rolle gespielt hat. »Zoroastrier« oder »Parsen« (das heißt »Perser«), wie heute die Anhänger dieser Religion in Indien genannt werden, sind Fremdbezeichnungen. Selbst nennen sich die »Zoroastrier« Masdaverehrer, Verehrer des von dem Propheten Zarathustra verkündeten einen Gottes Ahura Masda, des »Herrn Weisheit«.
 
Im 18. Jahrhundert war das Interesse der Europäer am Vorderen Orient und dem Orient überhaupt gewachsen. Europäische Reisende nach Iran und Indien berichteten damals über Angehörige einer Religionsgemeinschaft, deren Prophet Zarathustra hieß. Diesen Zarathustra kannte man auch aus den Werken griechischer und lateinischer Schriftsteller, die ihn als einen Weisen darstellten, der in unvordenklichen Zeiten gewirkt haben sollte. Ernüchterung trat ein, nachdem sich ein junger Franzose, Abraham Hyacinthe Anquetil-Du Perron, 1754 nach Indien eingeschifft hatte, um von den dortigen »Parsen«, Anhängern der Religion Zarathustras, ihre Sprache zu lernen und ihre heilige Schrift, das Avesta, lesen zu lernen.1771 veröffentlichte er ein dreibändiges Werk mit dem Titel »Zend-Avesta, ouvrage des Zoroastre. ..«. Der Philosoph Voltaire konnte es damals nur enttäuscht einen »abscheulichen Wust« nennen. Es war eine zu der Zeit von den Parsen selbst völlig unverstandene Lehre.
 
Erst die aufkommende indogermanische Sprachwissenschaft machte es möglich, dem Inhalt des Avesta näherzukommen - von wirklichem Verstehen kann dagegen auch heute noch keine Rede sein. Sieht man sich nämlich einmal Übersetzungen ein und derselben Avestastelle von ausgewiesenen Kennern an, gewinnt man oft den Eindruck, es handele sich um gänzlich verschiedene Texte.
 
»Avesta« bedeutet »Grundtext« oder »Überlieferung«. Der Text verkörpert die Überlieferung der religiösen Ideen der Iraner, welche in wesentlichen Teilen auf eine Zeit zurückgehen, in der Iraner und Inder als irgendwo in den Steppen Mittelasiens lebende »Indoarier« noch gemeinsame (oder wenigstens einander nahe stehende) religiöse Vorstellungen hatten, wie sie auch im indischen Rigveda überliefert sind. Diese Vorstellungen wurden durch den Reformer Zarathustra bekämpft und maßgeblich verändert, stehen uns aber im Avesta zusammen mit den Ideen Zarathustras über weite Teile unverbunden gegenüber.
 
Das Avesta ist also weder dem Alten noch dem Neuen Testament vergleichbar, deren endgültige Fassungen sich erst allmählich herausbildeten. Eine solch tief gehende theologische Textentwicklung hat es nicht erfahren. Außerdem wurde das Avesta wohl erst in frühislamischer Zeit (vor 1000 n. Chr.) in der uns erhaltenen Form niedergeschrieben. Das bezeugt die aus der mittelpersischen Pehlewischrift der Sassanidenzeit (3. bis 7. Jahrhundert n. Chr.) entwickelte Avestaschrift. Der zoroastrischen Überlieferung zufolge soll es jedoch schon vorher ein schriftlich fixiertes Avesta gegeben haben. Dafür scheint auch eine andere, nicht zoroastrische, sondern manichäische Überlieferung aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. zu sprechen. Ob es nun schon vor dem 3. Jahrhundert n. Chr. ein geschriebenes Avesta gab oder erst später, wird sich wohl nie klären lassen.
 
Fest steht, dass der Text, von dem uns nur Teile erhalten sind, vor seiner schriftlichen Niederlegung über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg mündlich von Lehrern tradiert worden ist, die die Sprache des Avesta nicht mehr verstanden; denn das Avestische, die dem Altindischen verwandte Sprache des Avesta, ist wesentlich älter. Von jenen Lehrern oder Priestern berichtet schon Herodot, er nennt sie »Mager«, also Magier; im 5. Jahrhundert v. Chr. schreibt er, sie sängen (nicht: »läsen«) eine mytholgische Lehre von der Abstammung ihrer Götter, übermittelten also ihre heiligen Texte mündlich.
 
Dennoch hat die Erforschung dieses geheimnisvollen. oft auch rätselhaft unverständlichen Textes seit Ende des 19. Jahrhundert entscheidende Fortschritte gemacht. Zwischen 1889 und 1895 erschien die »kanonische« Textausgabe des Avesta von Karl Friedrich Geldner. Derselbe schrieb zwischen 1896 und 1904 einen heute noch modernen Beitrag über »Awestaliteratur« in seinem »Grundriss der Iranischen Philologie«. 1904 veröffentlichte Christian Bartholomae sein »Altiranisches Wörterbuch«. 1910 folgte »Avesta. Die Heiligen Bücher der Parsen. Übersetzt auf der Grundlage von. Christian Bartholomae's Altiranischem Wörterbuch« von Fritz Wolff. Damit wurde die Forschung auf neue Beine gestellt - und gleichzeitig in die ihr von der Sache her gegebenen Grenzen verwiesen.
 
Das Avesta ist von widersprüchlichen religiösen Vorstellungen geprägt. Klar ist es trennbar in zwei Teile, einen eher monotheistischen Teil, der dem Glauben an einen einzigen Gott, Ahura Masda, gewidmet ist, und einen polytheistischen Teil, in dem die vielen altiranischen Götter Verehrung erfahren. Eigenartigerweise wird der polytheistische Teil als »Jüngeres« Avesta bezeichnet und der monotheistische als »Älteres« Avesta; denn dieses letztere ist, wie die Sprachwissenschaft festgestellt hat, in einer älteren, »reineren« Sprache verfasst. Fraglos vermittelt das »Jüngere« Avesta aber ältere und kennzeichnendere religiöse Ideen der Iraner als das »Ältere« Avesta, in dem auch die Gathas, die Verspredigten des Zarathustra, enthalten sind.
 
Im größten Teil des Avesta, und damit auch des Yasna, des liturgischen Grundbuches, tauchen zahlreiche Götternamen auf. Diese Götter werden im Gottesdienst von den zoroastrischen Priestern in avestischer Sprache angerufen und verehrt. Im zentralen Teil des zoroastrischen Gottesdienstes sind lange Hymnen Ahura Masda gewidmet, aber auch all den alten indoiranischen Gottheiten, wie Tageszeitgöttern, Mithra, dem Feuer, Monatsgöttern, Jahreszeitengöttern, dem Wasser, der Sonne und dem Mond. So lautet z. B. eine Textpassage des Yasna (in Wolffs Übersetzung):
 
»Den Schöpfer Ahura Mazdah verehren wir;
 
Atar (das »Feuer«), den Sohn des Ahura Mazdah, verehren wir;
 
die guten mazdageschaffenen aschaheiligen Wasser verehren wir; die schnelle Rosse besitzende Sonne verehren wir;
 
den des Rindes Ursprung bildenden Mondes verehren wir;
 
den prächtigen herrlichen Tischtrya (»Sirius«)-Stern verehren wir;
 
die Seele des guttätigen Urrindes verehren wir.«
 
Darauf folgt in ähnlicher Weise Vers auf Vers. Die strenge Traditionsverbundenheit der zoroastrischen Priester hat für die Erforschung der religiösen Ideen der alten Iraner Vorteile. Das Avesta wurde offenbar nicht überarbeitet, und religiöse Ideen, die zu einer bestimmten Zeit unter den Iranern herrschten, wurden aus dieser ihnen heiligen Schrift nicht getilgt. Damit steht uns im Avesta eine Religion gegenüber, die alle ihre historischen Schichten erkennen, wenngleich nicht klar zuordnen lässt. Siebzehn der 72 Kapitel des Yasna bilden die Gathas mit den Verspredigten des Zarathustra.
 
Der zweite Teil des Avesta, das Vispered (avestisch »alle Herren«), ist eine Erweiterung des Yasna und wird an besonderen Festtagen zusätzlich zum Yasna rezitiert. In ihm finden sich formelhafte Anrufungen in der Art jener des Yasna. Der dritte Teil, das Vendidad (avestisch »das Gesetz gegen die Dämonen«), ist im Gegensatz zu Yasna und Vispered kein liturgischer Text. Geldner nennt es den »Leviticus der Parsen, das kirchliche Gesetzbuch«. Zunächst wird hierin eine einfache Schöpfungsgeschichte erzählt. Ahura Masda schuf sechzehn Städte (oder Regionen), und seine Schöpfungen verdarb Ahriman, sein böser Gegenspieler. Danach ist der erste Mensch Gegenstand, »der schöne, gute Herden besitzende Yima«. Schließlich werden einzelne Rechtsfälle in der Form von Fragen des weisen Zarathustra und Antworten von Ahura Masda behandelt. Dabei handelt es sich um alltägliche Fragen, die aber offenbar wichtig für die Gemeinde waren. Von den Leichentürmen (den »Türmen des Schweigens«), dem von den Zoroastriern geachteten Hund, dem Umgang mit menstruierenden Frauen, dem Nägel- und Haareschneiden wird berichtet. Die Fragestellungen sind uneinheitlich und unsystematisch und haben fragmentarischen Charakter.
 
Dasselbe gilt auch für den restlichen Text, der in die Yaschts (»Anbetung«) und das »Kleine Avesta« aufgeteilt werden kann. Die 21 Yaschts, die älteste Gliederung des Avesta, enthalten sehr formelhaft abgefasste, an einzelne Gottheiten (meist Monatsnamengottheiten) gerichtete Gebete. So folgen dem Gebet an Ahura Masda Gebete an die ihm beigestellten göttlichen Wesen, sodann eines an Ascha (das »Recht«), eines an Harwatat (die »Ganzheit« und Schützerin des Wassers). Es handelt sich um einen frommen Text, der ebenso wie andere Teile des Avesta einen Einblick in die Götterwelt der Zoroastrier gibt. Im »Kleinen Avesta« schließlich wird nochmals zusammengefasst wiederholt, was sich im restlichen Text findet.
 
Den Philosophen Friedrich Nietzsche regte im 19. Jahrhundert das Wissen seiner Zeit um die Heilige Schrift der Zoroastrier zu seinem philosophischen Werk »Also sprach Zarathustra« an, und anzumerken bleibt auch, dass hinter Mozarts Gestalt des »Sarastro« in seiner Oper »Die Zauberflöte« Zarathustra steht.Die Wirkungsgeschichte der Gestalt geht aber noch weiter, man denke etwa an Richard Strauss' sinfonische Dichtung »Also sprach Zarathustra« von 1896.
 
Prof. Dr. Heinz Gaube


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