Значение слова "ENGLISCHE KUNST" найдено в 2 источниках

ENGLISCHE KUNST

найдено в "Universal-Lexicon"
englische Kunst: übersetzung

ẹnglische Kunst,
 
die Kunst Großbritanniens (ausgenommen die keltische Kunst). Die aus der Insellage resultierenden historischen, politischen und gesellschaftlichen Besonderheiten förderten eine Kunstentwicklung von ausgeprägter Eigenart. Zu allen Zeiten nahm die englische Kunst Impulse des Festlandes auf. Stets kam es bei Übernahmen nach kurzer Zeit zu Umstrukturierungen im Sinne eines englischen Nationalstils. Umgekehrt wurden auch Einflüsse der englischen Kunst auf dem Kontinent aufgenommen. Dies trifft besonders auf die Buchmalerei der angelsächsischen Zeit und die Landschafts- und Porträtmalerei seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zu.
 
 Angelsächsische Frühzeit
 
Architektur:
 
Die Baukunst der angelsächsischen Frühzeit ist überwiegend das Resultat einer Verschmelzung überlieferter keltischer mit umgebildeten römischen Bauweisen und Typen (Basilika). Nur wenige Baudenkmäler dieser Zeit sind erhalten. Noch zu Beginn des 11. Jahrhunderts fanden sich im sächsischen Siedlungsgebiet reine Holzbauten (Blockbaukirche von Greensted, Essex; um 1013). Strukturelemente der Holzbauweise prägten beinahe alle nach Einführung des Christentums (Ende des 6. Jahrhunderts) entstandenen steinernen Kirchenbauten: einfache Grundrissbildungen, rechteckiges Schiff mit einem sich anschließenden rechteckigen Anbau für den Altar, schwere Formen, gedrungene, rechteckige Westtürme.Die Innenräume sind hoch, lang und schmal und überwiegend mit einfachen Holzdecken, gelegentlich kommt es zur Bildung von Scheingewölben. Erhalten sind aus dem 7. Jahrhundert u. a. die Kirchen von Escomb (Durham), Wing (Buckinghamshire) sowie Brixworth (Northamptonshire). Zeugnisse der Zeit zwischen 700 und der normannischen Eroberung (1066) sind neben den turmlosen Anlagen, u. a. von Saint Lawrence in Bradford-on-Avon (Wiltshire; Anfang 8. Jahrhundert und frühes 10. Jahrhundert), die mit einem Westturm errichteten Kirchen von Worth (Sussex; um 1000), Earles Barton (Northamptonshire; 10. Jahrhundert), Monkwearmouth (Durham; 9. oder 10. Jahrhundert) und Saint Michael in Oxford (11. Jahrhundert).
 
Plastik:
 
Mit dem späten 7. Jahrhundert eröffnete sich der Plastik in England eine bis zur normannischen Eroberung reichende Blütezeit. Aus der Synthese einheimischer Tradition mit christlich-mediterranen Übernahmen entstand eine große Anzahl von Steinkreuzen (Hochkreuze von Ruthwell, vor 684, und Bewcastle, Ende des 7. Jahrhunderts). Ursprünglich romanisierend-byzantinisierend mit figurativen Darstellungen (biblischen Szenen und Szenen der Heiligenlegende), wandelte sich der Stil der Kreuze nach mehreren Zwischenstufen schließlich zu einem Stil reiner nordlichen Ornamentik. Neben diesen Zeugnissen monumentaler Freiplastik sind aus der angelsächsischen Frühzeit auch Einzelstücke einer reich entwickelten Kleinkunst erhalten.
 
Malerei:
 
Lange nach dem Niedergang der keltischen Kunst auf dem Festland und dem Abklingen der inselkeltischen Fortsetzung dieser Kunst (etwa Mitte des 2. Jahrhunderts) kam es im Bereich der Britischen Inseln zu einer eigenständigen, von angelsächsischen Einflüssen geprägten Spätentwicklung. In Irland erfuhr um 700 die Buchmalerei eine Blüte, die sehr bald schon auf die britische Mutterinsel übergriff und - vermittelt durch irische Mönche - bis zum Beginn der ottonischen Epoche auch starken Einfluss auf die Schreibstuben des Festlands gewann. Als frühestes Beispiel dieser irisch-angelsächsischen Kunst gilt das um 680 entstandene «Book of Durrow« (Dublin, Trinity College), in dessen Initialen, Evangelistensymbolen und reinen Schmuckseiten Flechtbandornamente und Trompetenspiralen dominieren. In der reichen Flechtbandornamentik an die irische Buchmalerei anschließend, in der freieren Behandlung der Figuren dagegen unter mediterranem Einfluss, entstand das »Book of Lindisfarne« von Bischof Eadfrith von Lindisfarne (um 700; London, Britisches Museum). Große Bedeutung gewann die spätantike Überlieferung in Canterbury (Stockholmer Codex aureus; Mitte des 8. Jahrhunderts; Stockholm, Königliche Bibliothek). Charakteristisch für die Handschriften der Schule von Winchester, bei der karolingische Handschriften die wichtigsten Quellen sind, ist die Umbildung des karolingischen Akanthusornaments. Ihr Hauptwerk ist das zwischen 971 und 984 entstandene Benedictionale Bischof Aethelwolds (London, Britisches Museum).
 
 Normannische Kunst
 
Architektur:
 
Nach der Eroberung durch die Normannen (1066; dargestellt auf dem Bayeux-Teppich) kam es in England zu einer intensiven Bautätigkeit. Nach einer kurzen Phase der unveränderten Übernahme wurden die normannischen Baumodelle anglisiert. Es entstanden - neben Klöstern, Burgen und Stadtbefestigungen - große romanische Kathedralen, für die die Längserstreckung der Kirchenschiffe und ein Überreichtum an Schmuckformen bezeichnend sind. In Abwandlung eines Klosterkirchentypus, der auf die Benediktinerabtei Cluny zurückgeht, entstanden Basiliken mit zweitürmigen Westfassaden, einem Vierungsturm über dem weit vorspringenden Querhaus sowie mit Chören von ungewöhnlicher Ausdehnung. Über massiven Rundpfeilern entfalten sich Emporen und Triforiengalerien; nach oben wird der Kirchenraum durch eine bemalte Balkendecke abgeschlossen. Ein frühes Beispiel dieser Architektur ist die Abteikirche Saint Albans (1077-1088). Es folgen: Canterbury (1070 ff.), Winchester (1079 ff.), Ely (1083 ff.), Bury Saint Edmunds (um 1100 ff.), Tewkesbury (1087 ff.), Gloucester (1089 ff.), Chichester (um 1100 ff.), Norwich (1096 ff.) und Peterborough (1118 ff.). Der Übergang zur Frühgotik ist angelegt im Kreuzrippengewölbe (ab 1096) des südlichen Seitenschiffs des Chors der Kathedrale von Durham (1093 ff.); andere Großbauten von Rang erhielten dagegen noch im 13. Jahrhundert flache Holzdecken. Ein Beispiel normannischer Profanbaukunst stellen die militärischen Anlagen dar, die zwischen 1066 und etwa 1150 aus Erde und Holz, etwa ab 1150 aus Stein errichtet wurden. Beispiele früher Steinanlagen sind neben Malling Castle (Kent), erbaut etwa 1070 durch Bischof Gundulf, der auch den White Tower in London (vollendet 1097) errichten ließ, und Colchester (Essex; spätes 11. Jahrhundert) Castle Heddingham (Essex; um 1140), Castle Rising (Norfolk; um 1140) sowie der Wehr- und Wohnturm (»Keep«) von Rochester Castle (Kent; um 1140). Die Regierung König Heinrichs II. (1154-89) brachte eine Blüte normannischer Festungsarchitektur, u. a. Richmond und Scarborough (Yorkshire), Dover (Kent) sowie Chester (Kent).
 
Plastik:
 
Die Plastik ist der Baukunst zugeordnet (u. a. Portalfiguren, Kapitelle). Die nordisch akzentuierte Bauornamentik der Zeit ist ungewöhnlich reich entwickelt und von der des festländischen romanischen Stils durchaus verschieden. Im späten 11. und frühen 12. Jahrhundert spiegelte sich in der Plastik der Stil der anglonormannischen Buchmalerei. Beispiele dafür sind die zwei Reliefs der Lazarusgeschichte in der Kathedrale von Chichester (wahrscheinlich 1120-25, ursprünglich zu den Chorschranken gehörend). Es entstand eine Reihe von Tympanon- und Gewändefiguren an verschiedenen Kathedralen, die sich durch reiche Formgestaltung auszeichnen, u. a. Tympanon an der Kathedrale von Ely (etwa 1135), Steinfries an der Westfront der Kathedrale von Lincoln (um 1145), Tympanon an der Kathedrale von Rochester (um 1160). Große Bedeutung kam in dieser Zeit auch der byzantinisch und nordfranzösisch beeinflussten Elfenbeinkunst zu, u. a. das Kreuz von Bury Saint Edmunds (nach 1150; New York, Metropolitan Museum). Ein hervorragendes Beispiel der Goldschmiedekunst ist der Leuchter aus Gloucester (frühes 12. Jahrhundert; London, Victoria and Albert Museum).
 
Malerei:
 
Nach der normannischen Eroberung stagnierte die englische Buchmalerei, lebte im 12. Jahrhundert jedoch wieder auf. Stilbildend wirkte hierbei der byzantinisch geprägte Einfluss nordfranzösischer Schulen (u. a. Saint-Amand), auch der italienischen Schreibstuben; v. a. die Abtei Saint Albans mit dem vor 1123 illuminierten Albanpsalter (Hildesheim, Sankt Godehard) wurde (neben Bury Saint Edmunds und Canterbury) zu einer Keimzelle des neuen, ekstatisch-spannungsvollen Stils. Die ganzseitigen Miniaturen der in der Abtei Bury Saint Edmunds angefertigten Vita Sancti Edmundi (vor 1135; New York, Pierpont Morgan Library) stammen wohl vom Hauptmeister des Albanpsalters. Die Schulen von Canterbury und Winchester traten im 12. Jahrhundert mit teilweise byzantinisch beeinflussten illuminierten Handschriften hervor (Lambethbibel, entstanden in Canterbury, Mitte des 12. Jahrhunderts, London, Lambeth Palace; Winchesterbibel, Ende des 12. Jahrhunderts, Winchester, Cathedral Library). Bis auf wenige Denkmäler ist die Wandmalerei der romanischen Epoche verloren.
 
 Gotik
 
Architektur:
 
England und die Normandie bildeten bis in das 13. Jahrhundert eine politische Einheit, die schon für die Baukunst der romanischen Zeit von entscheidender Bedeutung war. Auch in der ersten Phase der Gotik wurde die Architektur Frankreichs bestimmend für die Sakralbauten der Insel. Gleitende Übergänge verbinden drei grundsätzliche Entwicklungsstufen innerhalb der insularen Gotik: das Early English (von 1175 bis etwa 1250), der Decorated Style (bis etwa 1350) und der etwa bis 1520 reichende Perpendicular Style. Darüber hinaus beherrschte die Gotik als der große englische Nationalstil die insulare Kunstentwicklung bis ins 17. Jahrhundert und blieb bis ins 19. Jahrhundert lebendig.
 
Die Periode des Early English begann mit dem Neubau des 1174 von einem Brand zerstörten Chores der Kathedrale von Canterbury (1175 ff.), der in England eine Phase der Übernahme und Umbildung der französischen Kathedralgotik einleitete. In der Grundstruktur wich die gotische Kathedrale in England nur geringfügig vom normannisch-romanischen Bauschema ab; zu einer völligen Auflösung der Wand im Sinne der französischen Kathedralgotik kam es nicht. Die Kirchen behielten ihre große Länge und die geraden Chorschlüsse ohne Umgang und Kapellenkranz; beibehalten wurde auch das starke Vorspringen der Querschiffe. Die Ausdehnung der Chöre wuchs weiter, oft wurden sie im Scheitel noch um die für England typische »Lady Chapel« (Marienkapelle) verlängert. Vor der Ostfassade wurde häufig eine Vorhalle errichtet. Charakteristisch sind ferner die Betonung der Horizontalen sowie lanzettförmige Bogen im Innenraum. Hauptwerke des Early English sind neben dem Neubau des Chores von Canterbury die Kathedralen von Wells (um 1180 ff.), Lincoln (1192 ff.), Rochester (1201 ff.), Worcester (1218 ff.), Salisbury (1220 ff.) und York (südliches Querhaus, 1230 ff.).
 
Der Decorated Style brachte eine starke Tendenz zu üppig-dekorativen, die Grundstrukturen und ihre Funktion verdeckenden Schmuckformen. Das Hauptaugenmerk wandte sich den Details zu: Portale, Fenster und Gewölbe wurden reich durchgebildet, die Gewölberippen zu Netzmustern vervielfacht, reiche Ornamentik umgab die Formgerüste. Langhaus und Chor der Kathedrale von Exeter (1275 ff.) und das Langhaus der Kathedrale von York (1291-1324) gelten als die bedeutendsten Schöpfungen dieser Zeit. Ihnen zur Seite stehen Teile der Kathedralen von Lincoln, Lichfield, Wells, Ely, York und Gloucester.
 
Im Perpendicular Style wurden die auf Raumschmuck und -gliederung abzielenden dekorativen Elemente der Kathedralen weiterentwickelt und systematisiert. Vorherrschend wurde das dieser Periode den Namen gebende senkrechte (an Außenwänden auch waagerecht auftretende) Stabwerk, das besonders als Gliederungssystem der hohen und breiten Fenster, aber auch als Blendgliederung der Wände Verwendung fand. Die bevorzugte Gewölbeform war das Fächergewölbe mit seinen tropfsteinartigen Bildungen. Das geometrische Maßwerkmuster des Decorated Style wurde in loderndes Flammenwerk aufgelöst. Hauptbeispiele finden sich in den Gewölben der Kathedralen von Winchester, Gloucester, Canterbury und Peterborough, in der Kapelle des King's College in Cambridge (1446-1515), in der des heiligen Georg in Windsor (1483-1528) und in der Heinrichs VII. in der Westminster Abbey in London (1503-12). Eine stattliche Reihe von Abteien, Prioreien (Fountains Abbey, Yorkshire; Christchurch Priory, Hampshire) und Profanbauten (Westminster Hall, Guildhall, London; Collegebauten in Oxford und Cambridge) gehören ebenfalls dem Perpendicular Style an.
 
Plastik:
 
Während die englische Gotik in der Frühphase die Neuerungen der französischen Baukunst übernahm, scheinen bis etwa zur Mitte des 13. Jahrhunderts große bauplastische Zyklen nur sehr vereinzelt ausgeführt worden zu sein. 1230-39 entstand an der Fassade der Kathedrale von Wells das bedeutendste Skulpturenprogramm der englischen Gotik (350 in Nischen eingestellte Einzelfiguren). Wells vergleichbar sind Figurenzyklen an den Fassaden der Kathedralen von Salisbury (1220-60) und Exeter (13. Jahrhundert). Weniger aufwendig ist der Fassadenzyklus der Kathedrale von Lincoln (um 1220-30). Zahlenmäßig, aber auch qualitativ ungewöhnlich ist der seit dem 13. Jahrhundert geschaffene Bestand an Grabfiguren, u. a. Grabmal Eduards II. (✝ 1377) in Westminster Abbey in London. Als bevorzugtes Material diente Alabaster, aber auch Bronze und Kupfer (meist vergoldet) wurden verwendet.
 
Malerei:
 
Vorherrschend blieb auf dem Gebiet der Malerei in England bis zum Ende des 15. Jahrhunderts weiterhin die Buchmalerei. Sie war ebenso wie die vereinzelten Zeugnisse der Wand-, Glas- und Tafelmalerei von französischen Vorbildern beeinflusst. Ein letzter Nachklang byzantinisierender Gestaltung findet sich im Westminsterpsalter (um 1200, London, Britisches Museum); etwa ab 1220 gewann die französische Gotik das Übergewicht, typenbildend wirkten Apokalypsendarstellungen, bei denen der Text den Bildern völlig untergeordnet wird. Das Skriptorium von Saint Albans unter der Leitung des Matthaeus Parisiensis (ab 1235/36), das eine Reihe bedeutender Handschriften illuminierte (u. a. Historia Anglorum, um 1245-50; London, Britisches Museum), zeichnete sich durch einen kalligraphischen Zeichenstil im Zusammenhang mit einer fantasievollen Bereicherung dekorativer Elemente aus. Eine Erweiterung des ikonographischen Repertoires brachten die am Ende des 12. Jahrhunderts aufkommenden Bestiarien mit Werken in Peterborough (Psalter des Robert von Lindeseye, London, Britisches Museum) und Salisbury (Wiltonpsalter, Missale des Heinrich von Chichester), die Einflüsse von Saint Albans mit örtlichen Eigenheiten verbanden. Danach verfiel die große Tradition der Skriptorien und mündete gegen Anfang des 14. Jahrhunderts in den ostenglischen Stil (Psalter der Königin Mary, London, Britisches Museum; Psalter des Robert de Lisle, ebenda; Gorlestonpsalter, Malvern, Privatsammlung).
 
Am Ende des 14. Jahrhunderts erlangte neben der Tafelmalerei (Wiltondiptychon, um 1380, London, National Gallery; Norwich Retable, spätes 14. Jahrhundert, Kathedrale von Norwich) v. a. die Glasmalerei mit Fenstern der Meister Thomas von Oxford (Fenster für das Winchester College, um 1400) und John Thornton aus Coventry (Ostfenster der Yorker Kathedrale, zwischen 1405 und 1408) Bedeutung. - Hoch entwickelt war die englische Stickerei (Syon-Pluviale, 1. Viertel des 14. Jahrhunderts und Butler-Bowden-Pluviale, 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts; beide London, Victoria and Albert Museum).
 
 Tudor- und elisabethanischer Stil
 
Architektur:
 
Vom Ausklingen der Gotik bis zum Einsetzen des Klassizismus zu Beginn des 17. Jahrhunderts konnte sich ein einheitlicher Stil nur bedingt ausprägen. Die Formen des Perpendicular Style wurden mit Elementen der italienischen, deutschen und flämischen Renaissance verquickt; v. a. der Tudorstil (1520-58) verkleidete gotische Konstruktionen mit Renaissanceformen. Erst der ihm folgende elisabethanische Stil verschmolz die eigene Tradition mit den fremden Neuerungen zu einer bedingt organischen Stileinheit. Zeichen wachsenden Reichtums waren die Schlösser und Landsitze des sich neu bildenden Hofadels, u. a. Hampton Court Palace (Middlesex; 1514 ff.), Longleat House (Wiltshire; 1567-79), Wollaton Hall (Nottinghamshire; 1580-88, von R. Smythson) und Hardwick Hall (Derbyshire; 1590-97), denen überwiegend französische Herrschaftssitze als Vorbilder dienten. Von ihnen wurde die Betonung der Symmetrieachsen ebenso übernommen wie die damit verbundene Gruppierung dreier Flügel um einen nach vorn offenen Hof. Typisch sind weiterhin die langen Hauptachsen, die flachen und niedrigen Dächer sowie die durchfensterten Fassaden. Bei kleineren Landsitzen kam neben Stein auch Fachwerk zur Anwendung.
 
Plastik:
 
Verbindungen mit Frankreich und Italien eröffneten zu Beginn des 16. Jahrhunderts der nachmittelalterlichen englische Plastik neue Möglichkeiten. Drei italienische, teilweise auch in Frankreich geschulte Bildhauer, vertraut mit den Errungenschaften der Renaissance, zog es für einige Jahre nach England: Pietro Torrigiani (Grabmal Heinrichs VII. und Elisabeths von York, 1511-17; London, Westminster Abbey), Benedetto da Rovezzano (in England etwa 1524-35) und Giovanni da Maiano (ab etwa 1521). Aber soziale und politische Widrigkeiten ließen die internationalen Kontakte abbrechen. Den einheimischen Bildhauern gelang es nicht, einen die Spätgotik überwindenden Stil zu entwickeln. Auch die während der Regierungszeit der Königin Elisabeth I. aus den Niederlanden gekommenen Künstler blieben letztlich spätmittelalterlichen Modellen und Bildvorstellungen verhaftet.
 
Malerei:
 
Nach einer für die englische Malerei unbedeutenden Tätigkeit florentinischer Künstler unter Heinrich VIII. kam der deutsche Maler H. Holbein der Jüngere (1526-28 und ab 1532) nach England, dessen Schaffen großen Einfluss auf die englische Malerei ausübte. In der Bevorzugung eines neutralen Hintergrundes und dem linearen, flächigen Stil zeigt sich jedoch, dass traditionelles englisches Formgefühl auch auf ihn einwirkte (Bildnis der Christine von Dänemark, 1538; London, National Gallery). Unter der Regierung der Königin Elisabeth I. verarmt das Porträt zum Kostümstück. Eine Ausnahme bilden die manieristischen Bildnisminiaturen N. Hilliards.
 
 17. und 18. Jahrhundert (Klassizismus, Neugotik)
 
Architektur:
 
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts schlug die englische Baukunst eine Richtung ein, die bis in die Gegenwart hinein bestimmend blieb: I. Jones führte den palladianischen Klassizismus in England ein. Bedeutende Schüler (v. a. C. Wren und J. Webb) führten die von ihm eingeleitete Entwicklung auf breiter Basis fort. 1616 schuf Jones den Entwurf für das Schloss der Königin in Greenwich (»Queen's House«, vollendet 1637): Es entstand das erste streng palladianische Bauwerk in England. Ihm folgten u. a. der Umbau der Saint Paul's Cathedral (1633-38) und die Errichtung von Wilton House bei Salisbury (um 1633-40 und 1648/49). Die für Jones' Bauten charakteristische Schlichtheit, verbunden mit einer Strenge der Proportionen, zeigt sich besonders in seinem Hauptwerk, Schloss Whitehall (Banqueting House, 1619-22). Sein Schüler C. Wren errichtete nach dem großen Brand von London (1666) 51 Kirchen (von denen nur noch ein Teil erhalten ist); sein groß angelegter Aufbauplan der Stadt kam allerdings nicht zur Ausführung. Sein Hauptwerk ist der Neubau der Saint Paul's Cathedral (1675-1711), eine nach dem Vorbild der Peterskirche in Rom geschaffene Verbindung von Zentral- und Langhausbau. Hervorzuheben sind ferner: Saint Stephen Walbrook in London (1672-77), das Hospital in Greenwich (1696 ff.), Erweiterungen von Hampton Court (1689-92) und Kensington Palace (1689 ff.). N. Hawksmoor, J. Vanbrugh und Thomas Archer (* 1668/69, ✝ 1743), die alle drei ausgeprägte Beziehungen zu Wren und seinem Werk hatten, näherten sich mit ihren Bauten dem europäischen Barock (Queen-Anne-Style). W. Kent dagegen setzte, ebenso wie J. Gibbs u. a., den strengen, in seiner englischen Erscheinung gelegentlich spröden und schwerfälligen Klassizismus palladianischer Prägung fort. Kents Parkanlagen (u. a. Blenheim Palace) sowie die von L. Brown und W. Chambers (Kew Gardens, London) folgten nicht mehr dem französischen Prinzip, sondern zeigen eine naturbelassene, unregelmäßige Landschaft (»landscape garden«). Die kleinen Bauten dieser Parks in imitiertem gotischem, römischem oder auch chinesischem Stil fanden in den »englischen Gärten« bald überall Nachahmung.
 
Die englische Neugotik (Gothic Revival) hatte in J. Wyatt und T. Rickman sowie H. Walpole frühe und engagierte Vertreter. In den 30er-und 40er-Jahren des 19. Jahrhunderts konnte sich die neugotische Bewegung, die auch auf die Innenausstattung der Häuser Einfluss nahm, konsequent entfalten.
 
Plastik:
 
Die englische Plastik im 17. Jahrhundert zeigt manieristische (N. Stone), dann barocke Einflüsse, das ausgehende Jahrhundert prägte der sehr frei mit Formen der italienischen Renaissance arbeitende G. Gibbons, der neben dem Bronzedenkmal Jakobs II. (1680; London, früher Whitehall, heute National Gallery) das Grabmal der Mary Beaufoy (✝ 1705; London, Westminster Abbey) und das des Sir C. Shovell (✝ 1707; ebenda) schuf. Im ausgehenden 18. Jahrhundert leitete der von J. J. Winckelmanns Schriften beeinflusste J. Flaxman eine stilistische Wende ein. Nach einem Romaufenthalt (1787-94) entwickelte er sich zum reinsten Vertreter des englischen Klassizismus. Er entwarf u. a. Reliefs für das Wedgwoodsteinzeug sowie das Grabmal Lord Nelsons in der Saint Paul's Cathedral (1808-18).
 
Malerei:
 
Während die Malerei im 17. Jahrhundert noch ganz unter festländischem Einfluss stand, wird das 18. Jahrhundert zur Blütezeit einer eigenständigen englischen Malerei. In der Porträtmalerei, seit dem 16. Jahrhundert Hauptgattung der höfischen Malerei, wurde im 17. Jahrhundert der Flame A. van Dyck richtungweisend, der 1632 nach London kam, wo er bis zu seinem Tod als Hofmaler Karls I. tätig war. In der Nachfolge van Dycks in England standen v. a. der Niederländer P. Lely und der in den Niederlanden ausgebildete G. Kneller.
 
Die internationale Bedeutung der englischen Malerei im 18. Jahrhundert setzte mit dem Maler und Kupferstecher W. Hogarth ein. Seine realistisch-gesellschaftskritischen Bilderzyklen, die er selbst in Kupferstichen vervielfältigte, leiteten die Bewegung der politisch-satirischen Illustrationsgrafik ein. Als Porträtist steht er gleichrangig neben J. Reynolds, dem Schöpfer psychologisch-subtiler Bildnisse von Mitgliedern der führenden Gesellschaft, und T. Gainsborough, dessen Porträts eine lockere, fast impressionistische Farbgebung zeigen. Mit den von der niederländischen Malerei angeregten parkähnlichen Hintergründen in seinen Bildern legte Gainsborough den Grundstein zu einer spezifisch englischen Landschaftsmalerei. Sein Rivale R. Wilson malte dagegen ideale Landschaften. In England besonders gepflegt wurde die Aquarellmalerei (1804 Gründung der Old Water-Colour Society). J. Crome gründete 1803 die Schule von Norwich, eine der Voraussetzungen für den Aufstieg der englischen Landschaftsmalerei an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Auf dem Gebiet der Illustrationskunst erreichte der Klassizismus im frühen 19. Jahrhundert einen Höhepunkt in den an griechischen Vasenmalereien geschulten Zyklen Flaxmans zu Homer und Dante. Der lineare Stil dieser Umrisszeichnungen beeinflusste den Grafiker und Dichter W. Blake. Der in Zürich geborene Maler und Dichter J. H. Füssli war ebenfalls dem Klassizismus verpflichtet.
 
Kunstgewerbe:
 
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde durch die Niederlande der Anstoß zur Entwicklung einer bürgerlichen Wohnkultur in England gegeben. Das 18. Jahrhundert wurde zur Blütezeit des englischen Kunsthandwerks, das mit den stilistischen Mitteln des Klassizismus operierte. Der Kunsttischler T. Chippendale begründete den ersten englischen Möbelstil der Neuzeit und stellte v. a. Mahagonimöbel in leichten, geschweiften Formen her. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts war der dezente »Adam- Style« (nach dem Architekten R. Adam) besonders geschätzt. Die englische Keramik wurde durch J. Wedgwood zu europäischem Ansehen gebracht. Von Bedeutung waren ferner die Manufakturen von Chelsea und Derby.
 
 19. Jahrhundert
 
Architektur:
 
Das frühe 19. Jahrhundert weist unterschiedliche Stilanlehnungen auf: Neugotische und klassizistische Tendenzen waren lebendig, Letztere sind v. a. in R. Smirkes Bau des Britischen Museums (1823 ff.) in London repräsentiert, der an der griechischen Antike orientiert ist. Eine weniger strenge Auffassung des Klassizismus vertrat J. Soane. In der Viktorianischen Epoche (1837-1901) wurde die Neugotik in England, v. a. im Kirchenbau (A. W. N. Pugin, G. G. Scott), zur verbindlichen Architekturform, auch das Londoner Parlamentsgebäude wurde von C. Barry 1837 ff. im neugotischen Stil errichtet.
 
1851 baute J. Paxton den Kristallpalast in London aus Eisen und Glas. Die neuen Möglichkeiten des Eisenkonstruktionsbaus führten bei großen öffentlichen Bauvorhaben zur Entwicklung von an der Technik orientierten Gebäudetypen, bei denen die neugotischenn Stilformen zur bloßen Hülle wurden.
 
Die künstlerischen und sozialreformerischen Ideen von W. Morris wirkten nicht nur auf das Kunsthandwerk, sondern auch auf die Architektur, besonders auf die Architekten P. S. Webb, C. F. A. Voysey und R. N. Shaw, nach dessen Plänen im Bedford Park in London ab 1875 die erste Siedlung von Einzelwohnhäusern erbaut wurde. Sie war der Prototyp der Gartenstadt (»garden city«), zu der E. Howard 1898 ein Konzept vorlegte, das auch in Deutschland aufgegriffen wurde.
 
Plastik:
 
Sie zeigt in England im 19. Jahrhundert parallel zur Architektur eine enge Anlehnung an historische Stile; J. Gibson, A. Stevens und R. Westmacott orientieren sich v. a. an der griechischen Klassik und der italienischen Renaissance. Besonderes Gewicht erlangt die Denkmalskulptur nach 1875 durch die »New Sculpture«-Bewegung (A. Gilbert) mit symbolistischen Werken.
 
Malerei:
 
Von der englischen Malerei gingen im frühen 19. Jahrhundert entscheidende Impulse für die europäische Malerei aus: W. Turner und J. Constable waren mit ihrer Freilichtmalerei wichtige Vorläufer der französischen Impressionisten. In der Porträtmalerei waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts T. Lawrence und H. Raeburn führend. 1848 gründete J. E. Millais die Bruderschaft der Präraffaeliten (W. H. Hunt, D. G. Rossetti u. a.). Diese Maler orientierten sich an der italienischen Malerei des Mittelalters und stellten v. a. literarischen und historischen Themen mit einer ausgeprägten symbolischen Tendenz dar. Ihnen verbunden waren E. Burne-Jones und W. Morris. Von der minutiösen Darstellungsweise der Präraffaeliten wurde besonders auch die viktorianische Genre- und Historienmalerei (W. Dyce, W. P. Frith) beeinflusst. Die von der Royal Academy geförderte klassizistische Richtung (F. Leighton, G. F. Watts, A. Moore) trug dem Interesse an antiker Kunst Rechnung, das durch den Erwerb der Elgin Marbles angeregt worden war. Progressive Strömungen förderte hingegen der 1886 gegründete New English Art Club (W. Steer, W. R. Sickert). Der in London lebende Amerikaner J. A. M. Whistler trat als Verfechter der modernen Kunst und als Wortführer der L'art-pour-l'art-Bewegung in Erscheinung, aus der A. V. Beardsley, der Hauptvertreter der Art nouveau, hervorging.
 
Kunstgewerbe:
 
Unter dem Einfluss von J. Ruskin und Pugin strebte W. Morris eine Erneuerung des Kunsthandwerks an (Arts and Crafts Movement). Seine Ziele waren Materialechtheit, stoffgerechte Bearbeitung und praxisbezogene Formgebung. C. Dresser entwarf als erster Designer für die industrielle Fertigung fabrikations- und materialgerechte Gebrauchsgegenstände aus Keramik und Metall. A. H. Mackmurdo war mit seinen Entwürfen für Textil- und Buchgestaltung ein Vorläufer der Art nouveau. C. R. Mackintosh beeinflusste mit Möbeln und Innenausstattungen den deutschen und v. a. den österreichischen Jugendstil.
 
Fotografie:
 
W. H. F. Talbot, einer der Erfinder der Fotografie, gab 1843 das erste mit Fotografien illustrierte Buch heraus (»The pencil of nature«). Zu den bedeutendsten Leistungen der Porträtfotografie im 19. Jahrhundert gehören die Arbeiten von D. O. Hill, R. Adamson und Julia Margaret Cameron. Der Schriftsteller L. Carroll machte zahlreiche Aufnahmen von Kindern, die erstmals gegen Ende des 19. Jahrhunderts teilweise veröffentlicht wurden. E. Muybridges Bedeutung liegt in seinen Fotostudien von Bewegungsabläufen bei Menschen und Tieren. R. Fenton wurde mit einer Fotoreportage über den Krimkrieg berühmt (1855/56 veröffentlicht).
 
 20. Jahrhundert
 
Architektur:
 
Die Baukunst der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hielt zunächst an dem historisierenden Formenvokabular fest, so auch beim Bau der Gartenstädte Letchworth (1903 ff.) und Welwyn Garden City (1920 ff.). Der herausragende Architekt dieser Zeit war E. Lutyens (Britannica House in London, 1920-24). In den 20er- und 30er-Jahren wurden Einflüsse der französischen Art déco, des deutschen Expressionismus, des deutschen und niederländischen Funktionalismus aufgenommen. Seit den 50er-Jahren werden in Großbritannien auf der Basis einer fortschrittlichen Stadtplanung vorbildlicher Siedlungstypen entwickelt und auch auf anderen Gebieten, besonders dem Schul- und Universitätsbau, wegweisende Lösungen gefunden. Einer der Ausgangspunkte war der Brutalismus (Hunstanton School in Norfolk, 1949-54, von A. und P. Smithson). In den 60er-Jahren experimentierte die Gruppe Archigram mit Sciencefictionprojekten. Sie wirkte mit ihrer technisierten Formensprache bis in die Gegenwart, besonders auf R. Rogers (Centre Georges Pompidou in Paris, 1971-77, mit R. Piano; Hightecharchitektur der Londoner Sendezentrale Channel Four, 1994) und Lord N. Foster (Hightechglasbau für Willis, Faber & Dumas in Ipswich, 1975-79; Renault Distribution Centre in Swindon, 1981-83; Verwaltungsgebäude der Hongkong and Shanghai Banking Corporation in Hongkong, vollendet 1979-86; Abfertigungshalle für den Flughafen Stansted im Großraum London, 1981-91). Hervorragende Beispiele für den Wohnsiedlungsbau sind und andere die Siedlung in Runcorn New Town (1968-74) von J. Stirling und die Siedlung Byker in Newcastle upon Tyne (1969-80) von R. Erskine, für den Schul- und Universitätsbau das Gonville and Caius College in Cambridge (1959-61) von L. Martin und C. Saint John Wilson, die University of East Anglia in Norwich (1962-68) von D. Lasdun sowie das Queen's College in Oxford (1966-71) von J. Stirling. Nach Stirlings Plänen entstand u. a. 1982-87 der Erweiterungsbau der Tate Gallery (»Clore Gallery«) in London. Die Lisson Art Gallery in London (1991-93) von Tony Fretton zeigt Ansätze einer puristischen Formensprache. Aufwendige Büro- und Bürohochhäuser entstanden im Zuge des Baubooms der 1980er-Jahre, wobei v. a. Ian Ritchie (* 1947) mit seinem leichten, eleganten Flachbau (Office building 8, Stockley, Business Park, 1988-90) und Michael Hopkins (Shad Thames, London 1990-91) auffallen. Eine in ihrer ökologischen Orientierung neuartige Lösung zeigt R. Erskines Bürogebäude »The Ark« (1991). Zu den bekanntesten Londoner Architekten zählt Terry Farrell (* 1938) mit postmodernen urbanen Bauten (AM-TV-Hauptgebäude; Midland Bank, Filiale Fenchurch Street; Embankment Place). An öffentlichen Bauten sind der Erweiterungsbau für das Royal Opera House von Jeremy Dixon (* 1939), N. Grimshaws neue Bahnhofshalle für die Londoner Waterloo Station (1994), die New Art Gallery in Walsall (2000) vom Londoner Architekturbüro Caruso St John sowie die durch den Umbau der Londoner Bankside Power Station zur »Tate Modern« (2000 eröffnet) erweiterte Tate Gallery von dem schweizerischen Architekturbüro Herzog & de Meuron hervorzuheben. Bemerkenswerte Neubauten von M. Wilford entstanden 1992-2000 mit dem Kulturzentrum »The Lowry« in Manchester sowie 1995-2000 mit der britischen Botschaft in Berlin.
 
Plastik:
 
Die englische Plastik spielte im 20. Jahrhundert innerhalb der europäischen Entwicklung eine relativ eigenständige Rolle. H. Moore, einer der wichtigsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts überhaupt, hinterließ ein reiches figürliches und abstraktes plastisches Werk und vermittelte der Bildhauerei bedeutende Impulse. J. Epstein, der zur Londoner Avantgarde, dem Vortizismus, gehörte, fand v. a. mit Porträts und religiösen Figuren Anerkennung. Anfang der 50er-Jahre traten R. Butler, L. Chadwick und K. Armitage hervor, ebenso W. Turnbull und E. Paolozzi. Nach tastenden figurativen Anfängen begann A. Caro 1960 mit raumgreifenden abstrakten Stahlplastiken ohne Sockel und wurde damit zum Mittelpunkt der New Generation und der Saint Martin's School in London. An ihn knüpften P. King und W. Tucker an. K. Martin entwickelte aus seinen Mobiles der 50er-Jahre kinetische Objekte. Paolozzi wurde mit seinen Collagen und roboterhaften Skulpturen zu einem der frühesten Vertreter der Pop-Art, zu deren Vertretern auch A. Jones und R. Graham zählen. Ein figürlicher Realismus, der sich aus der Pop-Art ableitet, blieb bis in die 80er-Jahre aktuell (Richtung des »Superhumanism«). Gegen den als akademisch empfundenen Formalismus Caros, Kings u. a. abstrakter Bildhauer richteten sich die Aktionen von John Lathman (* 1921), die nachgiebig-organischen Plastiken und die Rauminstallationen von dessen Schülern B. Flanagan, T. Cragg oder Bill Woodrow (* 1948). R. Long gilt als der bedeutendste europäische Vertreter der plastiknahen Land-Art. Internationale Anerkennung fanden u. a. auch Antony Gormley (* 1950), J. Opie und Richard Deacon (* 1949).
 
Malerei:
 
Die englische Malerei gewann im 20. Jahrhundert erst relativ spät Bedeutung für die gesamteuropäische Kunst. An der kurzlebigen Bewegung des Vortizismus orientierten sich außer Bildhauern u. a. die Maler P. W. Lewis und der v. a. als Lehrer einflussreiche D. Bomberg. Zu dieser Generation gehören auch S. Spencer und P. Nash. B. Nicholson und V. Pasmore vertraten in den 30er-Jahren einen frühen, eigenständigen Konstruktivismus. Einen prägnanten, am Surrealismus geschulten Figurenstil zeigen die Kompositionen G. Sutherlands. F. Bacons Bilder kennzeichnen eine expressionistisch überhöhte Darstellung der Wirklichkeit. Das Werk von Bridget Riley, das sich auf die Wiedergabe abstrakter optischer Wahrnehmung konzentriert, ist ein bedeutender Beitrag zur Op-Art. Eine spezifisch englische Variante der Pop-Art vertreten R. Hamilton, Paolozzi, P. Blake, D. Hockney, A. Jones, P. Philips, J. Tilson und P. Caulfield. Zu ihnen gehörte zeitweise auch der Amerikaner R. B. Kitaj. Einen Kontrast zur Pop-Art bilden die abstrakte Malerei und der abstrakte Expressionismus (A. Davie, Peter Lanyon, * 1918). M. Morley, der in den 60er-Jahren von der abstrakten Malerei zum Fotorealismus übergegangen war, wandte sich in den 80er-Jahren dem Neoexpressionismus zu. Abstrakte Maler unterschiedlicher Intention sind R. Danny, H. Hodgkin, Alan Charlton (* 1948) und Alan Green (* 1932). F. Auerbach, L. Freud und Leon Kossof (* 1926) sind Vertreter einer expressiven, figurativen und pastosen Malerei.
 
Zur Erweiterung des Kunstbegriffs trug auch die englische Concept-Art bei, v. a. die Gruppe Art & Language, die philosophisch-linguistisch orientiert war. Auf dem Gebiet von Performance, Foto- und Videokunst machten Bruce McLean (* 1944), ferner Latham, Stuart Brisley (* 1933), M. Boyle, Joan Hills und Gilbert & George auf sich aufmerksam, auf dem Gebiet der Filmkunst James Collins (* 1939), Malcolm Le Grice (* 1940), Anthony McCall (* 1946) und William Raban (* 1948). Mitte der 80er-Jahre entstand eine Kunstrichtung, die sich ausdrücklich auf die Pop-Art der 60er- und die Concept-Art der 70er-Jahre beruft. Künstler wie Tessa Robbins (* 1965), Perry Roberts (* 1954), Sarah Lucas (* 1962), Gerard Williams (* 1959) nutzen in ihren Dingakkumulationen, Installationen und Objekten die Präsentationsformen der Warenwelt, um über grundlegende Formprobleme zu reflektieren. Mit skulpturalen Fragestellungen beschäftigen sich R. Deacon, J. Opie und Rachel Whiteread. Künstler wie Damien Hirst (* 1965) oder Gary Hume (* 1962) greifen Mechanismen der Medien auf, um existenzielle Probleme bewusst zu machen.
 
Fotografie:
 
Im 20. Jahrhundert wurde C. Beaton, Nachfolger von Norman Parkinson (* 1913) als Hoffotograf des britischen Königshauses, mit Porträt- und Modeaufnahmen international bekannt, desgleichen D. Hamilton mit lyrisch empfindsamen Mädchenfotografien und Akten sowie David Bailey (* 1938) mit Mode-, Akt- und Porträtaufnahmen.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Fotografie · irische Kunst · moderne Architektur · moderne Kunst
 
Literatur:
 
The Oxford history of English art, hg. v. T. S. R. Boase, auf mehrere Bde. ber. (London 1949 ff.);
 N. Pevsner: The buildings of England, auf mehrere Bde. ber. (Harmondsworth 1951 ff.);
 R. T. Stoll u. J. Roubier: Britannica Romanica. Die hohe Kunst der roman. Epoche in England, Schottland u. Irland (Wien 1966, Nachdr. ebd. 1977);
 R. Maxwell: Neue engl. Architektur (a. d. Engl., 1972);
 J. Sunderland: Painting in Britain 1525 to 1975 (Oxford 1976);
 D. L. A. Farr: English art, 1870-1940 (ebd. 1978);
 S. Wilson: British art. From Holbein to the present day (London 1979);
 
Zwei Jh. Engl. Malerei, hg. v. B. Allen, Ausst.-Kat. (1979);
 M. F. Krause: British drawings and watercolors, 1775-1925 (Indianapolis, Ind., 1980);
 R. Marks u. N. Morgan: Engl. Buchmalerei der Gotik: 1200-1500 (a. d. Engl., 1980);
 S. Watney: English Post-Impressionism (London 1980);
 A. von Buttlar: Der engl. Landsitz: 1715-1760 (1982);
 R. Strong: Artists of the Tudor court. The portrait miniature rediscovered 1520-1620 (London 1983);
 
English romanesque art 1066-1200, hg. v. G. Zarnecki u. a. (ebd. 1984);
 R. Cork: Art beyond the gallery in early 20th century England (New Haven, Conn., 1985);
 W. Ganut: English painting. A concise history (Neuausg. London 1985);
 W. Schäfke: Engl. Kathedralen (21985);
 
The Thames and Hudson encyclopedia of British art, hg. v. D. Bindman (New York 1985);
 B. Denvir: The late Victorians. Art, design and society, 1852-1910 (London 1986);
 J. Jacob: Die Entwicklung der Pop-art in England. .. (1986);
 L. F. Sandler: Gothic manuscripts, 1285-1385, 2 Bde. (London 1986);
 F. Spalding: British art since 1900 (New York 1986);
 
Engl. Kunst im 20. Jh. Malerei u. Plastik, hg. v. S. Compton, Ausst.-Kat. Staatsgalerie Stuttgart (1987);
 
Technique Anglaise. Current trends in British art, hg. v. A. Renton (London 1991);
 Contemporary British architects, Beitrr. v. P. Murray u. a. (München 1994).


T: 38