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DEPENDENCIATHEORIEN

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Dependencia-Theorien
 
[depen'densi̯a-], Mitte der 1960er-Jahre entstandene, v. a. durch die lateinamerikanische Entwicklung geprägte Theorien der Unterentwicklung, die die außenwirtschaftlichen Beziehungen der Industrieländer zu den Entwicklungsländern als ein System einseitiger Abhängigkeit interpretieren (Zentrum-Peripherie-Modell, Terms of Trade). Als historische Ursache dieser Entwicklung wird das Fortbestehen der Handelsbeziehungen aus der Kolonialzeit gesehen: Die industrialisierten Mutterländer nutzten ihre ehemaligen Kolonien und deren Erzeugnisse weiterhin zur Förderung ihrer eigenen Produktionsstruktur (Neokolonialismus). Dies hat nach Ansicht der Vertreter der Dependencia-Theorien zur Folge, dass die Wirtschaft der Entwicklungsländer mittels ausländischer Direktinvestitionen einseitig auf den Export weniger Rohstoffe ausgerichtet wird. Es entsteht ein dynamischer Exportsektor, weitgehend getrennt von der traditionellen Wirtschaft (Dualismus), sodass Exporterlöse nicht zur Diversifizierung der heimischen Wirtschaft, sondern zum Import von Konsumgütern genutzt oder als Gewinn ins Ausland transferiert werden (Dekapitalisierungsthese).Diese Exportstrategie führt zur Desintegration der traditionellen Wirtschaft und verschärft soziale Probleme wie z. B. Landflucht und Armut.
 
Entwicklungspolitische Vorschläge zur Überwindung der Abhängigkeit reichen von der Forderung nach Revolutionen (marxistischer Anhänger der Dependencia-Theorien) über eine selektive Abkopplung (Dissoziation) von der Weltwirtschaft zum Aufbau eines Binnenmarktes (Selfreliance) bis hin zu Forderungen nach Strukturveränderungen in der Weltwirtschaft, z. B. im Rahmen einer Neuen Weltwirtschaftsordnung. Die Gültigkeit der Dependencia-Theorien wird inzwischen durch eine Reihe von Entwicklungen infrage gestellt. So lassen sich beispielsweise die auf einer weltmarktorientierten Industrialisierungsstrategie basierenden wirtschaftlichen Erfolge der südostasiatischen Schwellenländer (u. a. Taiwan, Süd-Korea, Singapur, Hongkong) und die sehr unterschiedliche Entwicklungsdynamik innerhalb der Dritten Welt nicht durch Dependencia-Theorien erklären, die von einer Zweiteilung der Welt in Zentrum und Peripherie ausgehen und jeder der beiden Kategorien bestimmte Strukturmerkmale zuschreiben.


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