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BYZANTINISCHE KULTUR

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byzantinische Kultur,
 
die Kultur des Byzantinischen Reiches (etwa 330-1453). Ihre Schwerpunkte hatte die byzantinische Kultur in Byzanz (Konstantinopel), Thessalonike (Saloniki), bis zum 7. Jahrhundert auch in Alexandria, Antiochia und Ravenna. Ihre Träger waren in Konstantinopel hauptsächlich die Hof- und Adelskreise, in der kulturell immer mehr verkümmernden Provinz die Beamten, Bischöfe und Mönche. Vor allem waren es Griechen, die die byzantinische Kultur gestalteten; im 10. und 11. Jahrhundert traten die Armenier hervor. Das Griechische war Verkehrs- und seit dem 7. Jahrhundert Amtssprache.
 
Die Übertragung des römischen Kaisertums an das Fränkische Reich (800; »translatio imperii«) und dessen enge Bindung an das Papsttum führten innerhalb der byzantinischen Kultur zeitweise zur Ausprägung einer besonderen griechisch-orientalischen Tradition.Als »Ostmacht« setzte sich die byzantinische Kultur damit gegen das »Abendland« ab. Die Zeit der Trennung durchzogen jedoch Versuche, die Einheit wiederherzustellen (nach dem Schisma von 1054 die Unionskonzile, Konzil). Wenngleich diese letztlich scheiterten, kommt Byzanz eine wichtige kulturelle Vermittlerrolle zu: Es hat die im Austausch mit der Welt des Orients empfangene Bereicherung mit hellenistischem und christlichem Gedankengut verarbeitet und an seine slawischen Tochterkulturen und das Abendland, insbesondere an den Humanismus weitergegeben. Als lebendiges Erbe von Byzanz wirken heute noch die traditionsgebundenen Liturgien in der griechischen Orthodoxie neben alten Formen ostkirchlicher Herkunft (Ostkirche).
 
 Kunst
 
Die Kunst im Byzantinischen Reich ging aus der spätantiken römischen Kultur hervor, deren hellenistische Prägung durch das Christentum bereichert und verwandelt worden war. Die Verlegung von Kaiserresidenz und Reichsverwaltung in den Osten (von Rom nach Konstantinopel) hatte für die Ausbildung der byzantinischen Kunst große Bedeutung, da hier der Einfluss der Kulturen des östlichen Mittelmeergebietes und Vorderasiens wirksam werden konnte. Die überragende Stellung der Hauptstadt im Gesamtreich sicherte ihr auch in der Geschichte der byzantinischen Kunst eine entscheidende Rolle. Im 6. Jahrhundert, in der Regierungszeit Justinians I., zeigten sich erstmals eigenständige Formen.
 
Frühbyzantinische Kunst:
 
Im Nikaaufstand (532) gingen die Hauptkirchen Konstantinopels mit vielen anderen Denkmälern zugrunde. An ihrer Stelle entstanden im 6. Jahrhundert vollendete Bauwerke, die Einflüsse heidnischer und frühchristlicher Baukunst (Grab-, Kirchenbau) in Kleinasien und Syrien aufgriffen. Von diesen sind der oktogonale zweischalige Zentralbau der Sergios- und Bakchoskirche (zwischen 527 und 532 ?) erhalten und v. a. der Kuppelbau der Hagia Sophia (532-537). Anthemios von Tralleis und Isidoros von Milet übertrugen hier ein Kuppel- und Gewölbesystem kleinasiatischer römischer Mausoleen (z. B. in Side) ins Monumentale, wobei sie zugleich die Mauermasse der Vorbilder mithilfe eines tragenden Systems entmaterialisierten. Auch wenn ihre Lösung (die Kuppel wird von zwei Halbkuppeln und diese von diagonalen Halbkuppeln gestützt, der Saalraum von weiteren Saalräumen ummantelt) nicht weitergeführt wurde, entwickelte sich der Kuppelbau zur Hauptaufgabe der byzantinischen Architektur. Die Apostelkirche in Konstantinopel (536; zerstört) und die Johanneskirche in Ephesos (6. Jahrhundert), beides dreischiffige und kreuzförmige Bauten mit einer Folge von Kuppeln, wurden später Vorbild für den Markusdom in Venedig und die aquitanischen Kuppelkirchen. Der Altarraum (Bema) in der Hagia Sophia war nach spätantiker Tradition wohl u-förmig von den beiden östlichen Pfeilern abgetrennt und mit dem Ambo verbunden, bei späteren Bauten wurden Nebenräume (Pastophorien) mit eigener Apsis aus kulturellen Gründen hinzugefügt. Eine Marmorschranke, die sich zur Ikonostase entwickelte, trennte das Bema vom Raum für die Gläubigen (Naos).
 
Von den Mosaiken der Zeit sind nur wenige erhalten (Ravenna; Katharinenkloster, Sinai), von den Werken der Buchmalerei nur die Wiener Dioskurideshandschrift. Zahlreiche Elfenbein- und Silberarbeiten belegen das hohe Niveau auch in der Kleinkunst.
 
Mit dem Tod Justinians (565) begann eine Epoche des Übergangs; Bilderhandschriften des späten 6. Jahrhunderts sind Zeugnisse dieser Zeit (Wiener Genesis; Evangeliar in Rossano; Codex aus Sinope in Paris). Das klassische Erbe tritt in den Malereien von Santa Maria Antiqua in Rom und in den Silberarbeiten der Zeit des Kaisers Herakleios (610-641) besonders hervor. In Konstantinopel bezeugt der Neubau der Irenenkirche (um 740) die monumentale Auffassung der Epoche. Mit der Ausbreitung der Araber gingen Syrien, Ägypten und Nordafrika verloren, die byzantinische Kunst war auf die Hauptstadt, auf Griechenland und Kleinasien beschränkt, seit dem 9. Jahrhundert kamen die von Konstantinopel missionierten Teile der Balkanhalbinsel und seit dem 11. Jahrhundert Russland (Kiewer Rus) hinzu.
 
Spätestens nach Beendigung des Bilderstreites durch das 2. Konzil von Nicäa (787) entstand der verbindliche Bilderzyklus mit dem himmlischen Christus (Pantokrator) in der Kuppel und dem Menschgewordenen (Maria mit Kind) in der Apsis; während des Bilderstreites waren die Apsisbilder durch ein Kreuz ersetzt worden. Mit der Vergrößerung der Ikonostase gewann die Ikonenmalerei an Bedeutung; ihre Entwicklung verlief parallel zur Buch- und Wandmalerei. Die wenigen Bauten der Zeit zeigen das Bemühen um eine Erweiterung des Kuppelraumes (Hagia Sophia, Saloniki; Koimesiskirche, Nikaia, heute İznik).
 
Mittelbyzantinische Kunst:
 
Nach der an Denkmälern armen Zeit des Bilderstreites entstand um die Mitte des 9. Jahrhunderts die mittelbyzantinische Kunst; sie wird auch nach der makedonischen (867-1056) und der komnenischen (1081-1185) Dynastie benannt. Sie ist die künstlerisch bedeutendste Epoche. Basileios I. schuf die Voraussetzungen für eine neue kulturelle Entfaltung. Zahlreiche christliche und profane Handschriften wurden kopiert (Kosmas Indikopleustis im Vatikan) und zeugen von der Besinnung auf das antike Erbe, dem auch der Pariser Psalter und die Josuarolle (Vatikan) verpflichtet sind. Seit dem 9. Jahrhundert setzte sich als Bautyp die Kreuzkuppelkirche durch, zunächst als Vierstützenbau, bei dem vier Säulen das die Kuppel tragende Tonnenkreuz stützen (u. a. Myrelaion, vor 922, und Lipskloster, vor 908, in Konstantinopel; Panhagia Chalkeon in Saloniki, 1028; Kaisariani bei Athen, 11. Jahrhundert), dann auch als Achtstützenbau. Auf dem Berg Athos entwickelte sich ein eigener Typ (Lawra). Nur wenige Mosaiken sind erhalten, u. a. in der Kuppel der Hagia Sophia in Konstantinopel. In Hosios Lukas (um 1000) begegnet erstmals der für die mittelbyzantinische Zeit kanonischer Zyklus der Festtagsbilder. Zu den wichtigsten Zeugnissen des 11. Jahrhunderts gehören die Mosaiken von Nea Moni auf Chios. Unter den Komnenen folgte im 12. Jahrhundert der Höhepunkt der Entwicklung. Das als Grablege der Dynastie gestiftete Pantokratorkloster in Konstantinopel ist das Hauptdenkmal. Neu war die Umgangskirche (zentraler Kuppelraum mit Umgang). Klassische Formen bestimmen die Mosaiken in Daphni bei Athen (um 1100). Von dort beeinflusste Handwerker arbeiteten auch in Sizilien (Palermo: Martorana, Teile der Palastkapelle; Cefalù) und gründeten eine eigene Schule (Monreale). Die Fresken von Nerezi (Nordmakedonien, Mitte 12. Jahrhundert) und Wladimir (Russland, spätes 12. Jahrhundert) zeigen die weitere Entwicklung. Auch auf dem Gebiet der Kleinkunst entstanden Werke von hohem Rang (Emailarbeiten, Gemmen).
 
Diese Blüte endete 1204 mit der Eroberung und Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer. Die wichtigen Leistungen wurden nun in dem neuen Staat der Serben (Fresken in Studenica, Milešewa, Sopočani) erbracht.
 
Spätbyzantinische Kunst:
 
Die Palaiologenkaiser (1259/61-1453) waren die Gründer und Träger dieser letzten Phase der byzantinischen Kunst. Trotz größter Gebietsverluste des Reiches kam die Kunst zu hoher Blüte. In der Baukunst blieb es bei den alten Kirchentypen (Vierstützen- und Umgangskirche), doch dem Außenbau wurden neuartige farbige Akzente gegeben (Konstantinopel: Lipskloster, Südkirche; Pammakaristos, Nebenkirche; Tekfur Saray). Dünngliedrige Figuren beherrschen die Mosaiken und zeigen eine fast manierierte Bewegtheit (Pammakaristos- und Chorakirche). In Griechenland erlebte die palaiologische Kunst Ende des 13. und im 14. Jahrhundert ihren Höhepunkt in Mistra, im südlichen Serbien in der Malerschule König Stephan Uroš II. Milutins (Gračanica, Ohrid; Studenica), die einen stärkeren Realismus entwickelte. Das Hauptwerk der serbischen Malerei sind die Wandmalereien des Klosters Dečani. Weiterhin spielten Buchmalerei und Goldschmiedekunst eine große Rolle.
 
Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) brachte das Ende. Russland trat das Erbe an. Das Weiterleben der byzantinischen Kunst in der nachbyzantinischen Kunst auf der Balkanhalbinsel, in Griechenland (Kreta) und in Rumänien erreichte nicht mehr den gleichen Rang.
 
 Literatur
 
Die byzantinische Literatur ist die Literatur des Byzantinischen Reiches in griechischer Sprache, die sich an die hellenistische und an die patristische Literatur anschließt. Ihre Anfänge reichen bis in die Zeit Konstantins des Grossen zurück, als das alte Byzantion, vom Kaiser 330 unter dem Namen Konstantinopel zur zweiten Hauptstadt des Römischen Reiches erhoben, der hellenistischen Kultur einen neuen, christlich-theokratisch bestimmten Charakter verlieh.
 
Nach der einleitenden Zeit des 4. und 5. Jahrhunderts, in der die Grundzüge vieler späterer byzantinischer Literaturgattungen geprägt wurden, gelang schon im 6. Jahrhundert der Durchbruch zu großen Leistungen v. a. in der neu entstandenen kirchlichen melischen Dichtung und in der Geschichtsschreibung.
 
Melische Dichtung:
 
Wegen der Ausspracheänderung gegenüber dem klassischen Griechisch konnte der quantitierende Vers in der Dichtung nicht mehr verwendet werden. In Erinnerung an den melodischen Vortrag dieser quantitierenden Poesie und unter semitischen und syrischen Einflüssen entstand die melische kirchliche Dichtung, eine gesungene Dichtung, deren Text und Melos vom Dichter geschaffen wurden. Das besondere Kennzeichen dieser Dichtungsart (Kontakion) sind die freien Verse innerhalb derselben Strophe und die genaue Übereinstimmung der Strophen untereinander (d. h. die gleiche Silbenzahl und die gleiche Akzentuierung für den ersten Vers aller Strophen, den zweiten Vers aller Strophen usw.). So diente die erste Strophe dieser melischen Gesänge gleichsam als Vorlage für alle kommenden Strophen, die auch im gleichen Melos gesungen wurden.
 
Die melische Dichtung stellte sich ganz in den Dienst der Kirche, sie war eine liturgische Dichtung. Ihren Höhepunkt erreichte sie im 6. Jahrhundert mit dem Kontakiendichter Romanos der Melode (Romanos Melodos, 5./6. Jahrhundert), dessen Gesänge zu den besten Zeugnissen der Weltliteratur gehören. Ende des 7. Jahrhunderts und im 8. Jahrhundert enstanden die aus mehreren - meist neun - mehrstrophigen Oden bestehenden Kanones, als deren Begründer Andreas von Kreta (* 660, ✝ 740) gilt und die mit den Kanones des Theologen Johannes von Damaskus (Ioannes Damaskenos, * um 640, ✝ 740) und dessen Freund Kosmas von Jerusalem (Kosmas Maiuma, 8. Jahrhundert) ihren Höhepunkt erreichten und die Kontakien zurückdrängten. Die späteren Dichter von Kontakien und Kanones werden nicht mehr Meloden, sondern Hymnographen genannt, weil sie nur die Texte auf vorhandene Melodien dichteten. Weitere Vertreter: Theodoros Studites (* 769, ✝ 826), Joseph Hymnographos (* 816, ✝ 886), die Dichterin Kasiane (genannt Kasia oder Kassia, 9. Jahrhundert) u. a. Als keine neuen melischen Gesänge mehr in den Gottesdienst aufgenommen werden durften, hörte auch die melische Poesie der Byzantiner auf (etwa im 11. Jahrhundert). Zur religiösen Dichtung gehören auch die »Divini Amores« des Mystikers Symeon der Neue Theologe (* 949, ✝ 1022).
 
Weltliche Dichtung:
 
Für die weltliche Dichtung war im theokratisch gesinnten Byzanz wenig Lebensraum vorhanden. Nur das Epigramm setzte sich von Beginn bis hin zur Spätzeit durch. Bedeutende Vertreter waren der auch als Historiker bekannte Agathias (* um 530/532, ✝ um 579/582), Georgios Pisides (erste Hälfte des 7. Jahrhunderts), Ioannes Geometres (erste Hälfte des 10. Jahrhunderts), Christophoros von Mytilene (Christophoros Mytilenäos, * 1000, ✝ 1050) u. a. Vom 11. Jahrhundert an setzten sich auch andere Dichtungsgattungen durch, z. B. Gelegenheitsgedichte, Lehrgedichte, historische und romanhafte Dichtungen. Hierzu gehören u. a. die Gedichte und Romane des Theodoros Prodromos (erste Hälfte des 12. Jahrhunderts) und des Konstantinos Manasses (erste Hälfte des 12. Jahrhunderts) in gelehrtem attizistischem Griechisch und die mehr oder weniger volkssprachlichen Werke wie das in sechs Redaktionen überlieferte Epos über Digenis Akritas (10.-12. Jahrhundert), das das Leben und Wirken des Helden Digenis besingt, das Lehrgedicht »Spaneas« (12. Jahrhundert), das Bittgedicht des Michael Glykas (12. Jahrhundert) an Kaiser Manuel I. Komnenos, die derben Bettelgedichte des Ptochoprodromos (12. Jahrhundert), der byzantinische Alexanderroman (mehrere Bearbeitungen), der Roman »Achilleis« (14.-15. Jahrhundert), mehrere Ritterromane (13.-15. Jahrhundert), beeinflusst von westlichen Vorbildern, und die bei den Byzantinern besonders beliebten Tiergeschichten in Versen (»Geschichte der Vierfüßler«, 14. Jahrhundert; »Pulologos«, 13.-14. Jahrhundert; neue Redaktionen des alten Physiologos, ab 11. Jahrhundert). Im 14. Jahrhundert künden die rhodischen Liebeslieder und im 14.-15. Jahrhundert die kretische Literatur (Bergades' »Apokopos«, die Werke des Marinos Falieros, des Stephanos Sachlikis u. a.) das Aufkommen der eigentlichen neugriechischen Literatur an.
 
Historiographie, Chronographie:
 
Innerhalb der byzantinischen Literatur ragen besonders die Historiographen und die Chronisten hervor. Das Werk des großen Geschichtsschreibers des 6. Jahrhunderts Prokopios von Kaisareia setzten fort: Agathias (6. Jahrhundert), Georgios Pisides (7. Jahrhundert), die Chronisten Georgios Synkellos (✝ 810), Theophanes der Bekenner (Theophanes Confessor, ✝ 817), der Patriarch Nikephoros (✝ 829), Georgios Monachos (Weltchronik bis Basileios I., 867), die als Theophanes Continuatus bekannten Chronisten des 10. Jahrhunderts, Leon Diakonos (10. Jahrhundert), Konstantinos Psellos (* 1018, ✝ um 1078), Nikephoros Bryennios (12. Jahrhundert), Anna Komnena (11./12. Jahrhundert), Ioannes Kinnamos (12. Jahrhundert), Georgios Akropolites (* 1217, ✝ 1282), Georgios Pachymeres (14. Jahrhundert), Nikephoros Gregoras (14. Jahrhundert), Georgios Phrantzes (15. Jahrhundert) u. a.
 
Beispiele der volkstümlichen Chronographie sind die als Volksbuch bekannte und in der byzantinischen Zeit viel gelesene Weltchronik (bis 563) des Ioannes Malalas (6. Jahrhundert), in holpriger Volkssprache geschrieben und voller Anachronismen und märchenhafter Vorstellungen, und das »Chronikon Paschale« (»Osterchronik«, zwischen 630 und 640).
 
Kirchengeschichte:
 
Gepflegt wurde besonders auch die Kirchengeschichte, für die Eusebios von Kaisareia (✝ 340) den Typus geschaffen hatte und die fortgesetzt wurde von Sokrates für die Zeit von 306 bis 439, Sozomenos von 324 bis 415, Theodoretos von Kyrros (✝ 458) von 325 bis 429, Euagrios von 431 bis 593. Überhaupt nimmt die theologische Literatur einen großen Teil der byzantinischen Literatur ein. Den Schriften der Kirchenväter folgten Werke bedeutender Theologen: z. B. von Kyrillos von Alexandria (✝ 444) und die Werke des unter dem Namen Dionysius Areopagita bekannten Schriftstellers und Mystikers (nach 450). Die großen Theologen Leontios von Byzanz (6. Jahrhundert), Maximus der Bekenner (Maximus Confessor, 7. Jahrhundert), der Verfasser der »Quelle der Erkenntnis« Johannes von Damaskus (Ioannes Damaskenos), der auch als Kirchendichter hervortrat und von vielen als Verfasser des mittelalterlichen byzantinischen Romans »Barlaam und Ioasaph« angesehen wird, Theodoros Studites, ebenfalls Kirchendichter, Niketos Stethatos (11. Jahrhundert), Michael Kerullarios (11. Jahrhundert) u. a. beschäftigten sich mit der Bekämpfung von Häresien, besonders des Monophysitismus, des Monotheletismus und der Bilderstürmer (Ikonoklasmus), um die Einheit und Reinheit der kirchlichen Dogmenlehre zu bewahren.
 
Die Predigt als rethorische Leistung, die auch die Dichtung stark beeinflusste, errang eine beachtliche Stellung innerhalb der Literatur, da sie von führenden geistlichen Würdenträgern besonders gepflegt wurde. Durch die Kunst der Rhetorik sind u. a. die Werke des Erzbischofs von Athen Michael Choniates (* um 1138, ✝ 1222) und der Polyhistoren Theodoros Metochites (Ende 13. bis Anfang 14. Jahrhundert) und Nikephoros Gregoras (* 1295, ✝ 1359/60) geprägt.
 
Humanistische Renaissance:
 
Zwei überragende Persönlichkeiten des byzantinischen Geisteslebens trugen wesentlich zum Wiederaufleben des antiken Bildungsideals (humanistische Renaissance) bei: der auch als Dichter von Kanones bekannte Patriarch Photios (* 815/820, ✝ 891/898), dessen umfassende Gelehrsamkeit in byzantinischer Zeit unübertroffen blieb und der durch seine »Myriobiblos« die Kenntnis von verloren gegangenen Werken der antiken Literatur vermittelte, und der Verehrer der platonischen Philosophie Michael (Konstantinos) Psellos (✝ 1078), der Werke zu fast allen geisteswissenschaftlichen Disziplinen verfasste.
 
Unter den Anthologien ragt besonders die Anthologia Palatina aus dem 10. Jahrhundert hervor, daneben die Sammlung von Heiligenlegenden des Symeon Metaphrastes (10. Jahrhundert) und das unter dem Namen »Suda« (»Suidas«) bekannte große byzantinische Wort- und Sachlexikon aus dem 10. Jahrhundert.
 
 Musik
 
Von weltlicher Musik ist außer einigen Begrüßungs- und Glückwunschgesängen (Akklamationen und Polychronien) zu Hof- und Staatsfeierlichkeiten nichts bekannt. Instrumentale Musik ist nicht erhalten, aber nach Ausweis der Zeremonienbücher war instrumentale Begleitung der Gesänge und Zwischenspiele üblich. Die Orgel stand als weltliches Instrument im Dienst der kaiserlichen Repräsentation.
 
Die Kirchenmusik überlebte den Untergang des Reiches. Sie ist ebenso wie der gregorianische Gesang aus der frühchristlichen Musik hervorgegangen. Sie kennt zwar keine eigentliche Mehrstimmigkeit, verwendet aber als Stütze der Melodie einen liegen bleibenden Ton (Ison), der nach Abschnitten wechseln kann. Instrumente finden keine Verwendung. Die Kirchensänger (Psaltai) waren in zwei einander gegenüberstehende respondierende Chöre geteilt. Das Tonsystem umfasst im Mittelalter zwölf Tonarten (Echoi): Neben vier authentischen (Echoi kyrioi) und vier plagalen (Echoi plagioi) gab es noch vier mediale Modi (Echoi mesoi). Die liturgischen Lesungen wurden schon Ende des 4. Jahrhunderts mit den Vortrag untergliedernden Lektionszeichen versehen. Einwandfrei lesbar ist erst die seit dem 12. Jahrhundert verwendete »runde Notation«, deren Deutung jedoch in Bezug auf Rhythmus und Vortragsweise umstritten ist. Die neugriechische Notation des Chrysanthos von Madytos (✝ 1843) ist eine Vereinfachung für die Praxis und wird heute noch verwendet. Aufschlussreiche Musiktraktate sind der »Hagiopolitis« und die »Papadiki«.
 
Die meisten der erhaltenen Musikhandschriften sind nach Sammlungen von Hymnen (Troparion, Sticheron, Kontakion, Kanon) geordnet, die dem Ablauf des Kirchenjahres folgen. Man unterscheidet drei Perioden: eine früh- (10.-12. Jahrhundert), eine mittel- (etwa 1150-1400) und eine spätbyzantinische (1400-1818).
 
In der frühen Zeit hingen Hymnodie und Musik aufs Engste zusammen. Ihre bedeutendsten Vertreter sind: Romanos der Melode (5./6. Jahrhundert), Andreas von Kreta (* 660, ✝ 740), Johannes von Damaskus (* zwischen 650 und 670, ✝ vor 754 ), Kosmas von Jerusalem (8. Jahrhundert) und Theodoros Studites (* 759, ✝ 826). Im 9. Jahrhundert beginnt die Zeit der Hymnographen, die nicht zugleich Musiker sind. Die Komponisten der späteren Zeit heißen Melurgen oder Maistores; J. Kukuzeles ist der namhafteste (wohl 14. Jahrhundert).
 
Mit dem christlichen Orient stand die Musik lange in Wechselbeziehung (syrischer, koptischer Kirchengesang). Sie wirkte auch auf den römisch-lateinischen Kirchengesang ein, v. a. in karolingischer Zeit; insbesondere die Lehre von den zwölf Tonarten und die Prinzipien der Choralnotation hat der Westen von Byzanz übernommen. Die slawische Kirchenmusik geht in ihren Anfängen auf die byzantinische zurück. Umgekehrt sind, besonders für die Zeit nach dem Untergang des Reiches, Einwirkungen orientalischer Musik (türkisch, arabisch, persisch) auf den byzantinischen Kirchengesang wahrscheinlich.
 
 Philosophie · Wissenschaft
 
Die Geschichte der Philosophie im Byzantinischen Reich umfasst den Zeitraum zwischen Patristik und ausgehendem Mittelalter; sie zeigt die besondere Vorliebe der byzantinischen Kultur, das Überlieferte zu bewahren und zu kommentieren. Orientierungspunkte waren auf der Grundlage der christlichen Theologie Platon und Aristoteles und das gegenseitige Verhältnis ihrer Gedanken (so bei Johannes von Damaskus, ✝ 740, Michael [Konstantinos] Psellos, ✝ 1078, und Nikephoros Blemmydes, ✝ um 1272). Einen großen Einfluss auf die Interpretationen nahm die Philosophie des Neuplatonismus (Gedanken Plotins, die »Isagoge« des Porphyrios). Ebenso fanden Elemente der christlichen Mystik, aus den Schriften der Kirchenväter sowie die dogmatischen Definitionen der sieben ökumenischen Konzile (325-787) Eingang. Durch Michael Psellos' Kommentare zu bedeutenden Autoren der Antike in christlichem Sinne entstand bei den Byzantinern ein neues Verhältnis zur antiken Welt und Philosophie. Der Blüte im 13. Jahrhundert folgte eine Zeit der Übersetzung lateinischer Autoren, die am Anfang gegenseitiger Anregung zwischen Byzanz und dem Westen stand. So kam die Neubelebung der klassischen Studien unter Kaiser Manuel II. auch vielen Humanisten zugute, die nach Byzanz kamen. Damit konnte die byzantinische Philosophie ihren Einfluss im Abendland auch nach dem Fall von Byzanz entfalten durch Georgios Gemistos Plethon (✝ 1452/53) und seinen Schüler, den späteren Kardinal Bessarion (✝ 1472), Georgios Trapezuntios (✝ 1484) und Theodoros Gaza (✝ 1476). Als letzter Neuplatoniker trat Plethon hervor, der die christliche Religion durch eine platonische Lehre ersetzen wollte. Das 14. Jahrhundert stand ganz im Zeichen der Auseinandersetzung um die hesychastische Mystik (Hesychasmus).
 
Mit der Schließung der Akademie in Athen durch Kaiser Justinian I. (529) verlagerte sich das Zentrum geistiger Bildung und philosophischer Diskussion nach Konstantinopel und (bis zur Eroberung durch die Araber Mitte des 7. Jahrhunderts) nach Alexandria. Im 13. Jahrhundert entwickelte sich auf dem Peloponnes das Zentrum von Mistra.
 
Das 6. Jahrhundert kannte die Mathematiker Anthemios von Tralleis, Isidoros von Milet (Erbauer der Hagia Sophia) und Eutokios von Askalon, die Ärzte Aëtios von Amida, Alexander von Tralleis (Bruder des Anthemios), Petros von Ägina. Der als Mathematiker bekannte Leon Philosophos wurde 863 Leiter der Universität in Konstantinopel, die nach dem Verlust der meisten Bildungszentren an die Araber die einzige im Reich war. Der Jurist Ioannes Xiphilinos und Michael Psellos, Schüler des Ioannes Mauropos, wurden 1045 Dekane der neu gegründeten juristisch-philosophische Hochschule. Am Hof wirkte der Arzt Symeon Seth, der wie Johannes Aktuarios (Hofarzt, 14. Jahrhundert) neben Galen auch arabische Medizin verwertete. Das von Kaiser Johannes III. gegründete Pantokratoros-Spital hatte eine eigene Ärzteschule. Unter Andronikos II. stieg das Interesse an der exakten Wissenschaft (Maximos Planudes, Theodoros Metochites, Nikephoros Gregoras, Gregorios Chioniades).
 
 Recht
 
Während im Westen mit dem Niedergang des Römischen Reiches das römische Recht auf die Stufe von Vulgarrecht absank, legten die oströmischen Rechtsschulen (Berytos, heute Beirut, und Konstantinopel) ihrem Unterricht weiterhin die klassischen Juristenschriften und Kaisererlasse zugrunde (römisches Recht). Diese unübersichtliche Rechtsmasse ließ Justinian I. (527-565) sichten und unter zeitgemäßer Anpassung auszugsweise zu einem Gesetzbuch zusammenfassen (Corpus Iuris Civilis, 533). Trotz Kommentierungsverbots (zugelassen waren nur dem Wortlaut folgende ergänzende Bemerkungen zu einzelnen Titeln, Paratitla, und kurze Inhaltsangaben, Indices) verlangte die Praxis nach literarischer Verarbeitung des Gesetzes. Es entstanden (schon im 6. Jahrhundert) bruchstückhaft kommentierende Erläuterungen und Monographien, die zu Beginn des 7. Jahrhunderts von einem unbekannten Verfasser (Anonymus) in die Form eines Katenenkommentars (Katene, griechisch »Kette«) gebracht wurden. Fortschreitende Verflachung der byzantinischen Rechtswissenschaft und die dem Gesetz Justinians nicht gewachsene Rechtspraxis machten verkürzte Ausgaben notwendig. So entstanden im 8. Jahrhundert unter Leon III. (dem Isaurier) die ins Griechische übersetzte Ekloge (griechisch »Auszug«), im 9. Jahrhundert die von Basileios I. begonnenen und von seinem Nachfolger Leon VI. vollendeten 60 Bücher der Basiliken (Kaiserrecht, von Basileus, griechisch »Kaiser«). Sie behielten Gesetzeskraft bis zum Untergang des Byzantinischen Reiches (15. Jahrhundert). Die Folgezeit brachte die Basilikenscholien (Kettenkommentare zu den Basiliken) und Synopsen, d. h. alphabetische Auszüge (Synopsis Basilicorum) hervor. Am Ende der Entwicklung des byzantinischen Rechts stehen der Tipukeitos (griechisch »was wo zu finden ist«), eine Inhaltsangabe der Basiliken aus dem 12. Jahrhundert, und schließlich die Hexabiblos (Sechs Bücher), ein von Konstantinos Harmenopoulos, Oberster Richter in Thessalonike, um 1345 verfaßter »Auszug aus den Auszügen der Auszüge« (Max Kaser), auch Procheiron (griechisch »Handbüchlein der Gesetze«) genannt. Es hat die Türkenzeit überdauert und wurde nach der Neuerrichtung des griechischen Staates 1828 wieder in Kraft gesetzt (galt bis 1946).
 
Literatur:
 
Kunst:
 
Real-Lex. zur byzantin. Kunst, hg. v. K. Wessel u. M. Restle, auf 7 Bde. ber. (1966 ff.);
 A. Grabar: Die Kunst im Zeitalter Justinians (a. d. Frz., 1967);
 C. Mango: Byzantin. Architektur (a. d. Ital., 1975);
 
Kunst der Welt, Bd. 20: Byzanz. Die byzantin. Kunst des MA., bearb. v. A. Grabar (a. d. Frz., 31979);
 É. Coche de Laferté: Byzantin. Kunst (a. d. Frz., 1982);
 E. Kitzinger: Byzantin. Kunst im Werden. Stilentwicklungen in der Mittelmeerkunst vom 3.-7. Jh. (a. d. Engl., 1984);
 
Propyläen-Kunstgesch., hg. v. K. Bittel u. a., Bd. 3: Byzanz u. der christl. Osten (Neuausg. 1984).
 
Literatur:
 
K. Krumbacher: Gesch. der byzantin. Litteratur. .. (21897, Nachdr. New York 1970);
 A. Ehrhard: Überlieferung u. Bestand der hagiograph. u. homilet. Lit.. .., Tl. 1: Die Überlieferung, 3 Bde. (1937-52, Nachdr. 1965);
 F. Dölger: Byzantin. Dichtung in der Reinsprache (1948; Neuausg. u. d. T. Eucharistērion, Thessaloniki 1961);
 B. Knös: L'histoire de la littérature néo-grecque (Stockholm 1962);
 H.-G. Beck: Gesch. der byzantin. Volkslit. (1971);
 H.-G. Beck: Kirche u. theolog. Lit. im byzantin. Reich (31989);
 H. Hunger: Die hochsprachl. profane Lit. der Byzantiner, 2 Bde. (1978).
 
Musik:
 
E. Wellesz: Die Musik der byzantin. Kirche (1959);
 
Die Ostkirche betet, übers. v. K. Kirchhoff, 2 Bde. (a. d. Griech., 21962-63);
 
M. Haas: Byzantin. u. slav. Notationen (1973);
 
N. K. Moran: The ordinary chants of the Byzantine mass, 2 Bde. (Hamburg 1975).
 
Philosophie, Wissenschaft:
 
F. Masai: Pléthon et le platonisme de Mistra (Paris 1956);
 
E. Brehier: Histoire de la philosophie, Erg.-Bd. 2: La philosophie byzantine (Paris 21959);
 
H. Hunger: Das Reich der neuen Mitte (Graz 1965);
 
K. Oehler: Antike Philosophie u. byzantin. MA. (1969);
 
G. P. Henderson: The revival of Greek thought, 1620-1830 (Albany, N. Y., 1971; zur nachbyzantin. Zeit);
 
W. Buchwald u. a.: Tusculum-Lex. griech. u. lat. Autoren des Altertums u. des MA. (31982);
 
Corpus philosophorum medii aevi, Philosophi byzantini, hg. v. der Athener Akad., Bd. 1 (Leiden 1984).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
byzantinische Kultur: Bewahrung und Vermittlung
 
byzantinische und osteuropäische Architektur
 
Konstantinopel: Zentrum des Byzantinischen Reiches
 


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