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CHINESISCHE MUSIK

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chinesische Musik
 
[ç-]. Als früheste Zeugnisse gelten tönerne Rasseln und Glocken aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. Über musikalischen Erfindungen aus mythischer, vordynastischer Zeit berichten Konfuzius (* 551, ✝ 479) und Lü Buwei (Lü Pu-wei, 3. Jahrhundert v. Chr.). Aus der Shangdynastie (etwa 16. Jahrhundert bis 1050 v. Chr.) vermitteln Orakelinschriften auf Schildkrötenschalen und Knochen die ersten historisch gesicherten Nachrichten, darunter die Namen für Panflöten, Flöten, Mundorgeln, Zithern, Steinspiele und Trommeln. Bei Ausgrabungen hat man Stein- und Glockenspiele, Bronzetrommeln und Okarinas gefunden. Die wichtigsten Kenntnisse über die chinesische Musik der Zhoudynastie (etwa 1050-249 v. Chr.) stammen aus zwei der fünf klassischen konfuzianischen Schriften, dem »Buch der Lieder« (Shi-jing) mit 305 teilweise heute noch gesungenen Hymnen und dem »Buch der Sitte« (Li-ji), in dem 40 Musikinstrumente genannt und in acht Klangkategorien entsprechend ihren Herstellungsmaterialien Metall, Stein, Leder, Seide, Holz, Kalebasse, Bambus und Erde eingeteilt werden.Viele alte Instrumente sind als Grabbeigaben erhalten (Steinspiele mit 5-32 Platten und Glockenspiele mit 7-64 Glocken), und noch in Grabkammern des 5. Jahrhunderts v. Chr. fand man die Skelette der Spielerinnen, in späterer Zeit ersetzt durch Miniaturnachbildungen in Ton. Die höfische Musik begleitete Bankette, zeremonielles Bogenschießen und Prozessionen und war als wichtiger Bestandteil beim Himmels- und Ahnenopfer Mittel der Staatsführung. Da sie der Erziehung diente und die Harmonie zwischen Menschen, Staat und Kosmos widerspiegelte, unterhielten die Zhouherrscher ein Musikministerium mit über 1 300 Beschäftigten. In die kurze Regierungszeit der Qindynastie (221-206 v. Chr.) fiel die Verbrennung vieler konfuzianischer Schriften und alter Musikinstrumente (213). In der Hanzeit (202 v. Chr.-220 n. Chr.) setzte sich die konfuzianische Lehre wieder durch; 112 v. Chr. wurde ein neues Musikamt eingerichtet. Zu den vier Kategorien der Zhouzeit gesellten sich Musik in den Frauengemächern und Militärmusik. Allmählich traten konfuzianische Sakralmusik (Ya-yue, Ya-yüeh) und Bankettmusik (Yan-yue, Yen-yüeh) zugunsten der höfischen Unterhaltungsmusik (Su-yue, Su-yüeh) in den Hintergrund. Wechselseitige kulturelle Beziehungen zu den Nachbarstaaten bereiteten den Weg für den »internationalen Musikstil« der Tangzeit. Zu Beginn unserer Zeitrechnung gelangten mit der Verbreitung des Buddhismus die Laute Pipa (P'i-p'a), die Harfe Kong-hou (K'ung-hou), die Oboe Jiao (Chiao) und die Bambusflöte Di (Ti) über Zentralasien nach China. Die Musik zu Militärparaden (Gu-chui, Ku-ch'ui) wiederum wanderte in das koreanische Reich Koguryŏ (37 v. Chr. bis 668 n. Chr.). Von den drei Wölbbrettzithern Zheng (Cheng), Se und Qin (Ch'in) gilt Letztere als edelstes chinesisches Musikinstrument, dessen Vorformen in die mythische Zeit zurückreichen. Dieses bevorzugte Instrument der Literaten mit dem reichsten Solorepertoire hatte in der frühen Hanzeit eine Standardform mit sieben Saiten erlangt.
 
Als »Goldenes Zeitalter der Künste« gilt die Zeit der Tangdynastie (618-907). Allein für die Bankettmusik gab es zehn Orchester, drei waren chinesischem Ursprungs, außerdem gab es Ensembles aus Korea, Funan, Kuqa, Buchara, Kaschgar, Samarkand und Turfan, die »Musik der Fremdvölker« (Hu-yue, Hu-yüeh) spielten. Xuanzong (Hsüan-tsung, 712-756), einer der mächtigsten Tangkaiser, der etwa 30 000 Musiker und Tänzer am Hofe beschäftigte und selbst im »Birnengarten«, einer der beiden Musikakademien des Hofes, unterrichtete, gliederte die Bankettmusik unter Einbeziehung der Fremdstile neu in »stehende« und »sitzende« Musik. Diese Einteilung blieb bis zum Ende der Kaiserzeit erhalten. Auf den »sitzenden« Musikstil der Tangzeit geht die japanische Gagaku-Musik zurück. In den folgenden Jahrhunderten verlor die glanzvolle höfische Musik an Bedeutung und erfuhr nur unter einzelnen Kaisern der Qingdynastie (1644-1911/12) noch kurze Blütezeiten. In den Vordergrund trat die Entwicklung einer Vielzahl von Opernstilen durch die Verschmelzung von Sprache, Musik, Tanz, Pantomime und Akrobatik. Vom 16. Jahrhundert an gewann die hochstilisierte Kun-Oper (K'un-Oper) überregionales Interesse. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erwuchs aus Er-huang-Oper (Erh-huang-Oper) und Xi-pi-Oper (Hsi-p'i-Oper) unter dem Einfluss von mehr als 300 regionalen Stilen die Pekingoper. Eine wichtige Rolle spielen im Opernensemble die zweisaitige Streichlaute Er-hu (Erh-hu) und die dreisaitige gezupfte Laute San-xian (San-hsien). Beide Instrumente fanden zu Beginn der Yuandynastie (1271-1368) weite Verbreitung. In den Orchestern der Neuzeit entspricht die Er-hu der Geige; weitere Korrespondenzen sind Zhong-hu (Chung-hu) = Bratsche, Da-hu (Ta-hu) = Cello, Di-hu (Ti-hu) = Kontrabass.
 
Reformbestrebungen der Intelligenz nach der Revolution von 1911 waren auf Erhalt und Weiterführung des im Volk lebendigen Erbes gerichtet, andererseits auf Auseinandersetzung mit Ergebnissen der europäischen und Weltmusikkultur. Progressive Inhalte wurden musikalisch über beide Tendenzen realisiert. In den 30er-Jahren entstanden Massenlieder, Kantaten, Instrumental- und Bühnenwerke. Mit Gründung der Volksrepublik 1949 wurde das Musikleben planmäßig ausgebaut. Die »revolutionäre Pekingoper« blieb (neben Massenlied und Kantate) zentrale Gattung; eigene und europäische Traditionen (z. B. in Bezug auf Instrumentarium und Harmonik) verschmolzen. Dagegen lehnte die Kulturrevolution (1965/66-69) chinesische feudale wie europäische musikalische Traditionen ab und unterbrach die vielfältige Entwicklung des chinesischen Musikschaffens. Die Musikszene wurde von acht »Modellspielen« (Yang-ban, Yang-pan) beherrscht. In neuester Zeit rekonstruiert man alte Stile v. a. aus der Tangzeit und kommt damit dem durch die Jahrhunderte wiederkehrenden Wunsch nach alter, authentischer Musik nach. - Wichtige Vertreter des zeitgenössischen Musikschaffens sind u. a. Wen Deqing (Wen Te-ch'ing), Mo Wuping (Mo Wu-p'ing), Xu Shuya (Hsü Shu-ya), Qu Xiaosong (Ch'ü Hsiao-sung) und Tan Dun (T'an Tun), die heute zum Teil im Ausland leben.
 
Die chinesische Musik kennt keine Mehrstimmigkeit im europäischen Sinn, sondern ist mono- und heterophon. Singstimmen und Instrumente neigen zu nasaler, in manchen Gegenden auch zu schriller Tongebung. Im Vordergrund stehen binäre Rhythmen. Nach dem Mythos soll einer der legendären Kaiser, Huangdi (Huang-ti, 3. Jahrtausend), die Maße und Töne genormt haben, nachdem sein Minister Lin Lung den Grundton Huang-zhong (Huang-chung, »Gelbe Glocke«) aus dem Westen geholt hatte (wahrscheinlich von einem älteren Kulturzentrum in Zentralasien). Zumindest seit der Shangzeit bildete man durch vier Quintschritte vom Huang-zhong aus eine halbtonlose, pentatonische Leiter mit fünf Tönen, von denen jeder Ausgangspunkt für einen Modus war. Durch zwei weitere Quintschritte erstellte man in der Zhouzeit eine siebenstufige Leiter mit zwei Halbtonschritten (Bian, Pien). Wie die nachfolgenden Dynastien setzte das Haus Zhou seine eigenen Maße und Gewichte fest und damit auch seinen eigenen Grundton Huang-zhong, den man auf 346,7 Hz (f1) berechnet hat. Im 3. Jahrhundert v. Chr. beschrieb Lü Buwei (Lü Pu-wei) ein untemperiertes Zwölftonsystem mit zwölf Lü in einer Oktave, das 7-mal 12 Modi ermöglichte. 1584 veröffentlichte Prinz Zhu Zaiyu (Chu Tsai-yü) etwa 100 Jahre vor A. Werckmeister die Berechnung der gleichmäßig temperierten Stimmung der zwölf Lü. Eine Notenschrift wird bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. erwähnt; das älteste notierte Musikstück stammt aus der Tangzeit. In neuerer Zeit hat sich eine Ziffernnotation durchgesetzt.
 
Literatur:
 
J. M. Amiot: Mémoire sur la musique des Chinois (Paris 1779, Nachdr. Genf 1973);
 M. Gimm: Das Yüeh-fu tsa-lu des Tuan An-chieh. Studien zur Gesch. von Musik, Schauspiel u. Tanz in der T'ang-Dynastie (1966);
 G. Schönfelder: Die Musik der Peking-Oper (Leipzig 1972, m. Notenbeilage);
 W. Kaufmann: Musical references in the Chinese classics (Detroit, Mich., 1976);
 F. Lieberman: Chinese music. An annotated bibliography (New York 21979);
 
Music from the Tang court, hg. v. L. Picken (Oxford 1980);
 L. Mingyue: Music of the billion (New York 1985);
 
Quin. Die klass. chin. Griffbrettzither u. ihre Musik.. ., übers. v. M. Dahmer (a. d. Chin., 1985);
 Zhang Que: Akkulturationsphänomene in der gegenwärtigen Musikkultur Chinas. Die musikal. Avantgarde der achtziger Jahre (1992).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Musik im alten China: Huangzhong, die »Gelbe Glocke«
 


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