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AKROPOLIS VON ATHEN

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Akropolis von Athen
 
Der felsige Hügel, der uns heute als Akropolis von Athen vertraut ist, hat erstmals um 5000 v. Chr. Menschen zum Verweilen veranlasst. Diese Siedlung war nicht die einzige in der weiten Talsenke zwischen den umgebenden Bergrücken im Norden, Osten und Süden. Auch gab es viele andere kleinere Erhebungen in der Ebene. Verglichen mit diesen ist der später als Burg von Athen genutzte Hügel mit seinen 156 Metern Höhe eher unscheinbar. Allein der nur unweit entfernt gelegene Lykabettos überragt ihn um 120 Meter. Dennoch, die Ortswahl war wohl bedacht und die glanzvolle Zukunft damit vorgezeichnet. Was diesen Platz vor anderen auszeichnete, war sein Wasserreichtum. Zwei Flüsse säumten die Ausläufer des Hügels, der Eridanos im Norden und der Ilissos im Süden. Mehr noch, der Fels selbst barg reiche Wasseradern in seinem Innern.
 
Als das griechische Festland in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. in der mykenischen Kultur aufblühte, wurde auch die Siedlung auf dem Felshügel von diesem Aufschwung erfasst. Die Wohnungen der Menschen dehnten sich weiter an den Hängen aus. Die Anhöhe blieb dem politischen und religiösen Zentrum vorbehalten. In jener Zeit trug das Oberhaupt einer Siedlung den Namen Wanax. Der Wanax war König und oberster Priester in einer Person.Im Thronsaal brannte das heilige Herdfeuer, zugleich die Kultstätte der Gemeinschaft. Die Anlage dieses Herrschersitzes dürfte eine ähnliche Gestalt gehabt haben wie sie uns die so anschaulich erhaltenen Burgen von Mykene und Tiryns in der Ebene von Argos vor Augen führen.
 
Die Überreste aus der mykenischen Zeit beschränken sich auf geringe Reste der einstigen Burgmauer (südlich des Hauptzuganges), eine Säulenbasis aus dem Palast sowie auf Scherben der damals verwendeten Keramik. Am steil abfallenden natürlichen Fels der Nordseite gibt es Spuren eines Nebenzugangs sowie die in den Fels gehauenen Stufen zu einer im Berg gelegenen Quelle. Im übrigen scheint die natürliche, unregelmäßige Felsoberfläche durch Anlagen mehrerer Terrassen für die ausgedehnte Palastanlage eigens zugerichtet worden zu sein - eine Maßnahme, die in der Folgezeit wiederholt angewandt werden sollte, um die räumliche Enge des Plateaus zu überwinden. Welches Aussehen der Burgberg nach dem Ende der mykenischen Epoche unter den Bedingungen der neuen Gesellschaftsordnung annahm, wissen wir nicht. Da in der homerischen »Ilias« (2. Gesang, Vers 549) ein Tempel der Athena erwähnt wird, dürfen wir in Analogie zur Entwicklung in den anderen mykenischen Fürstensitzen davon ausgehen, dass das Altarfeuer der neuen Gottheit den Platz des vormaligen Herdfeuers im Palast des Wanax einnahm und der Tempel auf diesen Altar ausgerichtet war.
 
Die ältesten Überreste von Bauten auf der Akropolis stammen erst aus dem späten 7. Jahrhundert v. Chr. Dabei handelt es sich um Teile reich verzierter Tondächer. Dass die zugehörigen Fundamente nicht zu identifizieren sind, hat zwei Ursachen, die die Erforschung der Akropolis generell erschweren: zum einen ist der Burgberg im Jahr 480 v. Chr. von den Persern so stark verwüstet worden, dass den Athenern nur übrig blieb, den gesamten Schutt einzuplanieren, um für die notwendig gewordenen Neubauten einen festen Baugrund zu gewinnen. Kaum etwas von den Bauten und Monumenten aus der Zeit vor 480 v. Chr. ist also an seinem ursprünglichen Platz verblieben. Im übrigen werden nicht weniger als etwa 2400 m2 von dem Unterbau des Parthenon eingenommen und der Forschung damit entzogen.
 
So spricht die archaische Epoche, also die Zeitspanne vom 7. bis zum frühen 5. Jahrhundert v. Chr., vor allem in Gestalt einzelner Skulpturen zu uns, die meist erst in der Neuzeit wieder aus dem »Perserschutt« geborgen wurden. Charakteristische Werke der 1. Hälfte des 6. Jahrhunderts sind die aus weichem Kalkstein (Poros) gearbeiteten Reliefs, die ihrer dreieckigen Form nach einst in Giebelfeldern ihren Platz hatten. Das heraldisch eingesetzte Motiv der Löwen, die Stiere reißen, symbolisiert in der Bildersprache jener Zeit die Macht der Herrin des Heiligtums. Die gleiche Aussage vermittelt der nun bereits aus Marmor gemeißelte Figurenschmuck des um 530 v. Chr. erbauten Athenatempels. Die Sprache dieser Bilderwelt ist jetzt aber direkter. Die alte Form der Allegorie tritt zugunsten einer gleichnishaften Erzählung zurück. Dass Athena ihre Rolle als wirksame Beschützerin der Stadt wahrzunehmen vermag, wird durch die Erinnerung an ihre Rolle als Vorkämpferin in dem Ringen der olympischen Götter mit den Giganten deutlich gemacht.
 
Dem glanzvollen Ausbau der Akropolis in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. gingen langwierige interne Auseinandersetzungen um die Stellung Athens innerhalb der griechischen Staatenwelt voraus: sollte die Stadt einen Ausgleich mit den Rivalinnen auf der Peloponnes und in Mittelgriechenland suchen, oder sollte sie versuchen, eine unangefochtene Vormachtstellung zu erreichen? Der Wortführer der letzteren Option, Perikles, setzte sich durch. Gestützt auf den Zusammenschluss mit den meisten Inseln der Ägäis im Attisch-Delischen-Seebund führte Perikles Athen tatsächlich zu seiner größten Machtfülle. Das äußere Erscheinungsbild der Akropolis sollte dieser neuen Rolle sichtbaren Ausdruck verleihen.
 
Die Gunst der Stunde wollte es, dass Perikles ein kunstsinniger Mann war, der unter den Intellektuellen Athens eine große Zahl Gleichgesinnter antraf. So gelang es, den in diesem Kreis konzipierten Ausbau der Akropolis auf höchstem künstlerischen Niveau zu verwirklichen. Kernstück der Neugestaltung war ein Weihgeschenk an die Stadtgöttin in Gestalt eines Tempels. Seine konkrete Funktion bestand in der sicheren Verwahrung der Bündniskasse. Zu diesem Zweck wurde dem Kernbau ein verschließbarer Raum (»Parthenon«) angefügt, der dem Tempel dann seinen Namen gab. Er wurde nicht an der Stelle seines wohl noch bestehenden Vorläufers errichtet, sondern daneben. In den hoch aufragenden Giebelfeldern wurde das »Regierungsprogramm« des Perikles in sprechende Bilder umgesetzt. Über der Eingangsseite im Osten blickte man auf die Darstellung der Geburt Athenas, die dem Haupt ihres Vaters Zeus als von Anfang an wehrhafte Göttin entsprang und dadurch die freudige Bewunderung des ganzen Erdkreises auf sich zog - ein Sinnbild der Führungsrolle Athens. Im Westgiebel erscheint ein Thema, das zunächst verwundert: der Streit Athenas mit Poseidon um die Herrschaft über das attische Land. Doch der Mythos ist hier in bezeichnender Weise abgewandelt. Athena und Poseidon beenden ihren Streit als Gleichberechtigte: Athen bezieht seine Stärke aus der inneren Eintracht!
 
Stärker noch als durch seine imposante Architektur mit ihrem anspruchsvollen Bauschmuck erregte der Parthenon Aufsehen durch das im Innern aufgestellte Bild der Göttin. Unter Verwendung kostbarer Materialien wie Gold und Elfenbein, über und über geschmückt mit beziehungsreichen szenischen Darstellungen, ragte die Gestalt der Athena 12 Meter hoch. Diesem Werk vor allem verdankte Phidias, der künstlerische Leiter des Projekts, seinen Ruhm.
 
Über der so signifikanten Betonung des »Neuen Athen« geriet die ruhmvolle Geschichte der Stadt und die Ehrerbietung gegenüber all ihren mythischen Ahnen und Förderern nicht in Vergessenheit. Dort, wo deren Kultmale ihren angestammtem Platz hatten, errichteten Perikles und seine Mitstreiter ein im Format zwar deutlich kleineres, in der künstlerischen Ausgestaltung jedoch ebenbürtiges Monument, das nach dem athenischen Urkönig Erechtheusbenannt wurde. Frei von aller planerischen Normierung legt das »Erechtheion« in eindringlicher Form Zeugnis ab von der innovativen gestalterischen Kraft des von Perikles einberufenen Künstler- und Gelehrtenkreises.
 
Als Hauptheiligtum von Athen war die Akropolis zugleich der bedeutsamste Kultplatz des ganzen attischen Landes. Wenn zu Ehren der Stadtgöttin Athena Polias das Fest der Panathenäen gefeiert wurde, kamen dazu natürlich die Bewohner aus allen Regionen Attikas auf den Burgberg. Doch ist den Bürgern der auf ganz Attika verteilten Siedlungen das Athenaheiligtum noch auf andere Weise als sakrales Zentrum ihrer Heimat ins Bewusstsein gebracht worden. Für einige der außerathenischen Sakralstätten sind am Burgberg Filialen eingerichtet worden. Von hier aus brachen die Prozessionen zu den jeweiligen Festen auf. An prominenter Stelle zu Füßen der Westfront des Parthenon hatte die Artemis aus Brauron ihre athenische Dependance. Wenn dort das Kultfest begangen wurde, nahm die Prozession auf der Akropolis von Athen ihren Anfang. In gleicher Weise war das altehrwürdige Demeterheiligtum von Eleusis mit dem sakralen Zentrum Athens verbunden. Das Eleusinion hatte am Nordhang des Burgberges seinen Standort.
 
In allen Städten Griechenlands war das jeweilige Hauptheiligtum der bevorzugte Standort für repräsentative Bitt- und Dankgeschenke. Auch die Akropolis von Athen war angefüllt mit zahllosen Weihgeschenken. Unter den Statuen finden sich stolze Selbstdarstellungen der Führungsschicht des 6. Jahrhunderts v. Chr. In diesen Kreisen galt das Motiv des Reiters offenbar als ein dem Status angemessenes Bild.
 
Zahlenmäßig überwiegen die Statuen reich gewandeter Mädchen. Allein schon die Bildhauerarbeit ist bestechend. Athen lockte die führenden Marmorbildhauer aus den damals auf die Kykladeninseln beschränkten Abbaugebieten des kostbaren Steins an. Erhöht wird der ästhetische Reiz durch die umfangreich erhaltenen Farbspuren, die den hellen Marmor einst unter einer bunten, reiches Stickwerk imitierenden Farbummantelung verschwinden ließen. Diese Mädchenstatuen waren keineswegs die obligatorischen Weihgeschenke von Frauen an die weibliche Stadtgöttin. Zumindest in einem Fall lässt sich aus der Inschrift erschließen, dass ein Töpfer namens Nearchos der Athena seinen Dank für den guten Gang seiner Geschäfte in Form einer solchen Mädchenstatue abstattete. Diese »Koren« waren während des 6. Jahrhundert v. Chr. im ionischen Siedlungsgebiet der Griechen offensichtlich ein besonders beliebtes Weihgeschenk.
 
Ein häufig gewähltes Motiv für Geschenke an Athena ist natürlich das Bild der Herrin des Heiligtums. Als Schutzgöttin erscheint Athena in der den Bürgern Vertrauen, den Feinden Furcht einflößenden vollgerüsteten Kämpferin.
 
Bei aller Pracht ihrer Bauten und Weihgeschenke stand die Akropolis in einem Punkt jedoch hinter den Hauptheiligtümern anderer Städte zurück. Die beengten Verhältnisse auf dem Burgberg ließen es nicht zu, dass die zur Kultfeier zusammenströmenden Besucher das Fest gemeinsam begehen konnten. So waren die Wettkampfstätten über das ganze Stadtgebiet verteilt. Das Stadion hatte seinen Platz in einer Talmulde am Flussbett des Ilissos. Die Pferderennbahn war in die Küstenebene an der Bucht von Phaleron ausgelagert. Die musischen Darbietungen wurden zunächst auf einer Freifläche im Zentrum der Agora veranstaltet, später offenbar auch im Dionysostheater am Südhang des Burgfelsens. Das gesellige Beisammensein beim Festmahl musste auf mehrere Lokalitäten verteilt werden. Herausragende Festteilnehmer konnten auf der Akropolis selbst verköstigt werden. Der Plan, in die Propyläen, dem repräsentativen Eingangsbau zum Plateau der Akropolis, eine Vielzahl von Banketträumen zu integrieren, konnte nur ansatzweise ausgeführt werden. Den Durchgangshallen der 437 bis 432 errichteten Propyläen wurde nur im Nordwesten ein Raum angegliedert, die »Pinakothek«, zu seinen Funktionen gehörte - wie der Name sagt - auch die Präsentation von Gemälden. Mehrere Speisesäle nahm das Festgebäude (»Pompeion«) am Dipylon, dem Doppeltor im Nordwesten der Stadt, auf. Die Masse der einfachen Festteilnehmer wird in den Grünanlagen entlang des Ilissos seine Zelte aufgeschlagen haben.
 
Das Sakralgelände des Burgbergs endete nicht an den hohen Terrassenmauern des Plateaus. Auch die unmittelbar angrenzenden Hänge nahmen Kultanlagen auf. Im Süden hatten Dionysos und Asklepios ihre Bezirke. Im Norden, bei den Quellen, empfingen Pan und die Nymphen sowie Aphrodite kultische Verehrung.
 
Prof. Dr. Ulrich Sinn


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