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AMEISEN

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Ameisen: übersetzung

I
Ameisen,
 
Emsen, Mieren, Formicoidea, Überfamilie der Hautflügler mit rd. 20 000 meist tropischen Arten. Ameisen sind etwa 1 mm bis 3 cm lang, ihre Färbung ist vorwiegend schwarz oder rotbraun. Die Termiten (»weiße Ameisen«) gehören nicht zu den Ameisen.
 
Körperbau:
 
Schuppenameisen (Formicidae) haben einen eingliedrigen, schuppenförmigen Hinterleibsstiel (Petiolus), bei den Knotenameisen (Myrmicidae) besteht er aus zwei knotigen Gliedern. Die Beine sind meist lang, die knieförmig gewinkelten Fühler dienen der gegenseitigen Erkennung und Nachrichtenübermittlung. Die Oberkiefer werden hauptsächlich als Transport- und Grabwerkzeuge, aber auch als Waffe genutzt, Unterkiefer und Zunge sind zum Lecken geeignet. Das Nervensystem ist hoch organisiert.Geschmacks- und Gesichtssinn sind sehr gut entwickelt, ferner sind Ameisen auch zur Aufnahme feiner elektrischer Reize und von Ultraschallwellen fähig; sie orientieren sich nach Duftspuren, optischen Reizen und polarisiertem Licht. Viele Arten haben Giftstachel; bei Arten mit zurückgebildetem Stachel wird ameisensäurereiches Gift aus dem Hinterleibsende ausgespritzt, z. B. bei der Roten Waldameise. - Die Entwicklung vollzieht sich über eine vollkommene Verwandlung: Aus dem Ei entwickelt sich eine madenförmige, fußlose Larve, die sich nach mehreren Häutungen verpuppt; die Puppe ist häufig von einem Gespinst umgeben, das die Larve selbst anfertigt. Die Puppen werden fälschlich als »Ameiseneier« bezeichnet. Nach Beendigung des Puppenstadiums schlüpfen die fertig ausgebildeten Ameisen.
 
Fast alle Ameisenarten bilden gut organisierte Staaten (Insektenstaaten) mit weniger als hundert bis zu mehreren Millionen Individuen. Man unterscheidet drei verschiedene Individuengruppen (Kasten): Die Männchen leben nur kurze Zeit; sie sterben nach der Befruchtung eines Weibchens. Die geschlechtlich aktiven Jungweibchen sind, wie die Männchen, zunächst geflügelt. Wenn diese Weibchen im Frühjahr ausfliegen, folgen ihnen die Männchen, um sie meist in der Luft zu begatten. Danach werfen die Weibchen die Flügel ab. Jedes befruchtete Weibchen sucht sich nun eine geeignete Stelle, um einen neuen Staat zu gründen. Von diesem Zeitpunkt an wird es als Königin bezeichnet. Ihre einzige Aufgabe ist es, Eier zu legen. Jedes Weibchen wird nur einmal befruchtet und speichert die Samen in einer kleinen Samentasche im Hinterleib. Aus unbefruchteten Eiern entstehen in der Regel Männchen, aus befruchteten Eiern Weibchen (beziehungsweise Arbeiterinnen). Die dritte Kaste besteht aus den Arbeiterinnen, die geschlechtlich unterentwickelte Weibchen sind und die Hauptmasse eines Ameisenstaates ausmachen. Sie müssen die Nahrung beschaffen, Brut und Königin pflegen und den Staat verteidigen (Soldaten). Die Ameisennester können am Boden, in Bäumen, in Ritzen, unter Steinen angelegt werden und reichen z. B. bei Blattschneiderameisen einige Meter tief in den Boden, bei den Roten Waldameisen sind die oberirdischen Nestteile (Ameisenhaufen) bis zu über 10 m lang; es gibt u. a. Erd-, Karton-, Blatt- und Holznester; die Kartonnester bestehen aus zerkauten Holz- und Rindenstückchen, die mit Erde und Absonderungen aus den Speicheldrüsen vermischt sind. Die Ameisengärten in den Kronen von Urwaldbäumen bestehen aus Erdteilchen, die von verschiedenen Pflanzen besiedelt und durchwachsen werden. Weberameisen benutzen ihre spinnfähigen Larven als Weberschiffchen beim Bau der Blattnester. Die tropischen Wanderameisen oder Treiberameisen beziehen in Hohlräumen kurzfristige Wandernester.
 
Ernährung:
 
Viele Ameisen leben von Insektenlarven, pflanzlichen Säften und Samen und von zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse. Die Wanderameisen überwältigen mit ihren scharfen Kiefern selbst fluchtunfähige Wirbeltiere; auch Menschen können verletzt werden. Die Ernteameisen tragen Sämereien in ihre unterirdischen Vorratskammern; die Blattschneiderameisen tragen u. a. Blätter in ihr Erdnest, auf denen bestimmte Pilze wachsen; das Pilzgewebe bildet knöllchenartige Wucherungen (Ameisenkohlrabi), die Nahrung der Tiere. Die Honigtöpfe sind mit süßem Futter gefüllte Kröpfe von Arbeiterinnen (Vorratshaltung) der Honigameisen Mexikos. In den Ameisennestern leben viele andere Tierarten (Ameisengäste); auch zu manchen tropischen Pflanzen bestehen Bindungen (Ameisenpflanzen). Das Schöllkraut wird durch Ameisen verbreitet (Myrmekochorie). Wegen ihrer Bedeutung im Haushalt der Natur steht die Rote Waldameise unter Schutz.
 
Kulturgeschichte:
 
Ameisen werden in der Bibel wegen ihres Fleißes erwähnt; auf römischen Münzen sind sie als Symbol des Reichtums neben der Ceres abgebildet. Man glaubte an ihre prophetische Gabe, an Voraussage von Witterung und Hungersnöten. Medizinisch wurden die Ameisen in der Antike, heute noch bei Ureinwohnern vieler Länder gegen Gicht, Geschwüre, Rheumatismus, Hautkrankheiten, Epilepsie und als Abortivmittel verwendet.
 
Literatur:
 
K. Horstmann: Unterss. über den Nahrungserwerb der Wald-A., in: Oecologia, Jg. 15 (1972); K. Horstmann: in: ebd., Jg. 17 (1974); K. Gösswald: Organisation u. Leben der A. (1985);
 W. Schwenke: A. Der duftgelenkte Staat (1985);
 K. Dumpert: Das Sozialleben der A. (21994);
 B. Hölldobler u. E. O. Wilson: A. Die Entdeckung einer faszinierenden Welt (a. d. Engl., Basel 1995).
 
II
Ameisen
 
Ameisen sind eine Überfamilie der Insekten mit, je nach Zählung, bis zu 20 000 Arten, von denen nur etwa 200 in Europa vorkommen. Sie bilden wie Bienen oder Termiten gut organisierte Staaten. Diese besitzen eine komplexe soziale Struktur mit Königinnen, verschiedenen Formen von Arbeiterinnen und Männchen. Ameisen haben sich durch immer komplexere Verhaltensmuster die unterschiedlichsten Nahrungsquellen und Lebensräume erschlossen, es gibt fast keine Region der Erde außer den polaren Breiten mit extremen Temperaturen, in der keine Ameisen leben. Besonders faszinierend sind die Symbiosen, die Ameisen mit Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen eingehen.
 
 Abstammung und systematische Einordnung
 
Ameisen bilden in der Systematik des Tierreiches eine Familie der Insekten (ganz exakt: eine Überfamilie, die in eine oder mehrere »eigentliche« Familien aufgeteilt wird). Diese Familie enthält rund 10 000 bis 20 000 verschiedene Arten, von denen nur etwa 200 in Europa leben. Die nächsten Verwandten der Ameisen sind bestimmte, einzeln lebende Wespenarten, von denen sie sich zur Kreidezeit abspalteten, zu einer Zeit, als die Dinosaurier den Höhepunkt ihrer Entwicklung erlebten. Die Staatenbildung hat sich also bei Ameisen und heutigen Wespen unabhängig voneinander entwickelt. Einige urtümliche Ameisen haben mit den Wespen einen giftigen Stachel gemein, meist ist dieser aber zurückgebildet und durch wirkungsvollere chemische Abwehrverfahren ersetzt. Übrigens sind die manchmal als »weiße Ameisen« bezeichneten, ebenfalls Staaten bildenden Termiten mit den Ameisen nicht sehr nahe verwandt; sie stehen den Küchenschaben näher.
 
 Morphologie
 
Die Morphologie (Gestalt) der Ameisen ist geprägt von den auch für Wespen und Bienen typischen Einschnürungen an Hals und Taille (»Wespentaille«). Für alle Insekten typisch sind das Außenskelett aus Chitin, die sechs Beine und zwei Antennen sowie die zwei Flügelpaare, die bei den Ameisen nur die Männchen und zeitweilig die Königinnen besitzen.
 
Spezielle Erkennungsmerkmale der Ameisen sind zum einen die zwischen Hellbraun, Rot und Dunkelbraun bis Schwarz liegende Färbung ohne auffallende farbliche Hervorhebungen, der kräftige Oberkiefer (Mandibel), der oft für Spezialaufgaben umgebildet ist, und der so genannte soziale Magen, auch Kropf genannt. Er ist ein parallel zum eigentlichen Magen liegendes Speicherorgan, das nicht nur für das Individuum selbst, sondern auch für andere Mitglieder des Ameisenstaates vorverdaute Nahrung zur Verfügung stellt.
 
Die Größe der Ameisen reicht von wenigen Millimetern bis zu vier bis sechs Zentimetern, dabei kann die Größe innerhalb der »Kasten« einer Art stark variieren.
 
 Orientierung
 
Die wichtigsten Sinnesorgane der Ameisen sind die zwei großen Komplexaugen sowie unterschiedlich viele Nebenaugen und die beiden beweglichen Antennen, auf denen sich für Gerüche, Geschmack und Feuchtigkeit empfindliche Organe befinden. Mit diesen Organen verfügen Ameisen über einen sehr guten Orientierungssinn, der sich auf das Wiedererkennen von markanten Punkten und Duftmarken sowie die Analyse des Sonnenstandes stützt. Dabei wird der tageszeitliche Wechsel des Sonnenstandes mit einer inneren Uhr abgeglichen, ähnlich wie bei den Honigbienen. Aber nicht nur die Position der Sonne, auch die Polarisation des Sonnenlichts, also die räumliche Orientierung der Schwingungsebene der Lichtwellen, wird ausgenutzt. Sehr bekannt sind die Ameisenstraßen, die mit von speziellen Drüsen abgegebenen Markierungen angelegt werden. Diese Straßen ermöglichen es den Ameisen, auch bei Dunkelheit ihren Weg zu einer Nahrungsquelle oder zurück zum Nest zu finden; dabei gibt die Art des Duftes Auskunft über Qualität und Quantität der Nahrungsquelle.
 
 Ernährung
 
Die Vorfahren der Ameisen waren reine Fleischfresser, und urtümliche heutige Arten leben ebenfalls ausschließlich räuberisch. Zur Beute zählen dabei oft Tiere, die deutlich größer als die Ameisen selbst sind, etwa Schmetterlingsraupen. Generell fressen sie alles, was sich nicht wehren kann - Treiberameisen können sogar fluchtunfähige Wirbeltiere anfallen. Mit der Zeit haben sich aber immer komplexere Ernährungsgewohnheiten herausgebildet, bei denen pflanzliche Nahrung oder nahrhafte Ausscheidungen von anderen Tieren wie Blattläusen eine immer größere Rolle spielten. Ein besonders ausgefallenes Beispiel sind die Blattschneiderameisen, die Blattstücke in ihr Nest bringen, dort zerkauen und damit Pilze düngen, von denen sie sich ausnahmslos ernähren. Andere Ameisen »ernten« die Samen einer bestimmten Pflanze. Diese Samen besitzen ein ölhaltiges Gewebsanhängsel (Elaiosom), das den Ameisen als Nahrung dient; die Ameisen tragen damit zur Ausbreitung der Pflanzen, wie z. B. des Veilchens, bei.
 
 Königin, Arbeiterin, Männchen
 
Ein wesentliches Merkmal von Ameisen und anderen Staaten bildenden Insekten besteht darin, dass nur ein kleiner Teil der Individuen sich zu geschlechtsreifen Männchen oder Weibchen entwickelt. Der größte Teil der Ameisen in einem Nest sind flügellose Weibchen mit verkümmerten Eierstöcken, die Arbeiterinnen genannt werden. Diese legen selbst keine Eier, sondern versorgen in einer manchmal unglaublich komplexen Arbeitsteilung Eier, Larven und Puppen, beschaffen Nahrung und säubern, verteidigen und erweitern den Bau. Bei manchen Arten gibt es noch weitere Unterteilungen.
 
Bei den umherziehenden Treiberameisen haben beispielsweise einige Arbeiterinnen einen deutlich größeren Kopf und einen kräftigeren Körperbau. Sie werden »Soldat« (korrekt wäre natürlich »Soldatin«) genannt; sie sind nicht wie bei den Termiten ausschließlich mit der Verteidigung des Nestes beschäftigt. Die Mandibeln der Treiberameisensoldaten sind so kräftig, dass sie ohne weiteres die menschliche Haut durchdringen können.
 
In den meisten Ameisennestern gibt es nur ein einziges geschlechtsreifes Weibchen, die Königin. Bis auf die Anfangszeit einer Kolonie, in der noch nicht genügend Arbeiterinnen herangewachsen sind, beschränkt sich die Ameisenkönigin darauf, Eier zu legen, die von den Arbeiterinnen versorgt werden. Die Männchen dienen einzig und allein zu einer einmaligen Befruchtung des Weibchens. Das Weibchen speichert den einmal übertragenen Samen sein Leben lang; die Männchen sterben nach der Befruchtung. Die Kasten der Ameisen unterscheiden sich auch im Gehirnaufbau deutlich voneinander, die Gehirne der kurzlebigen Männchen sind am geringsten entwickelt.
 
 Der Ameisenstaat
 
Die Ameisen einer Kolonie (oder eines Staates) stehen in vielfältiger sozialer Beziehung zueinander. Sie üben während ihres Lebens verschiedene Tätigkeiten aus: Dabei führt kein Individuum immer nur die gleichen und kein Individuum alle anfallenden Arbeiten aus. Findet eine Ameise eine neue Nahrungsquelle, so markiert sie auf dem Rückweg eine »Duftstraße«. Zurück im Nest macht sie die anderen Ameisen aktiv auf den neuen Weg aufmerksam, der dann häufig zur Ameisenstraße wird, auf der die Ameisen in schmalen Bahnen laufen.
 
Überschüssige Nahrung wird verteilt oder gespeichert. Bei manchen nordamerikanischen Honigameisen gibt es die Kaste der »Honigtöpfe«-Ameisen mit einem sozialen Magen, der so groß ist, dass das Tier das Achtfache seiner normalen Größe erreicht und bewegungsunfähig wird. Diese Honigtöpfe werden in speziellen Kammern verwahrt und dienen als Nahrungsvorrat. Auch die gesamte Brutpflege ist arbeitsteilig organisiert, von der Abnahme der frisch gelegten Eier bis zum Schlüpfen der Puppen.
 
 Lebenszyklus
 
Wie sieht nun das Leben einer Ameise bzw. in einem Ameisenstaat aus? Bei den meisten Arten vergräbt sich ein frisch befruchtetes Weibchen (Königin) in einer Erdhöhle oder einem anderen Versteck, wo es Eier ablegt und bei diesen ohne Nahrung ausharrt, bis die ersten Larven schlüpfen. Dies kann bei manchen Arten bis über ein Jahr dauern. Die Larven füttert es unter anderem mit eigenen Eiern.
 
Die beinlose, wurmartige Larve verpuppt sich nach zwei Wochen und spinnt sich in eine Art Kokon ein. Diese eingesponnenen Puppen werden oft fälschlich als Ameiseneier bezeichnet, da sie ebenfalls eiförmig und viel augenfälliger als die kleinen Eier sind. Nach weiteren zwei Wochen schlüpfen die ersten Arbeiterinnen, welche die Königin zuerst bei der Arbeit unterstützen und diese ihr bald ganz abnehmen. In einem voll entwickelten Ameisenstaat nehmen Arbeiterinnen die frisch gelegten Eier am Hinterleib der Königin in Empfang, bringen sie in Brutkammern und sorgen für optimale Entwicklungsbedingungen.
 
Die Ameisen halten die Temperatur in diesen Kammern aktiv konstant, indem sie zusätzliche Belüftungskanäle zur Kühlung bauen oder sich selbst in der Sonne aufwärmen, um die so gewonnene Energie in der Kammer wieder abzugeben. Die geschlüpften Larven werden ebenso wie die Königin gefüttert und meist in neue Kammern gebracht. Auch die Puppen kommen wieder in neue Kammern.
 
Meist arbeiten jüngere Arbeiterinnen im Inneren des Nestes, den »Außendienst« versehen ältere Arbeiterinnen, die ihre Erfahrungen an Jüngere weitergeben.
 
Aus einem normalen befruchteten Ei entwickelt sich immer eine Arbeiterin. In bestimmten Jahreszeiten, bei uns im Frühjahr, legen die Weibchen aber spezialisierte Eier, mit an einer Stelle verdichtetem Eiplasma. Diese Eier entwickeln sich unbefruchtet zu Männchen, befruchtet (und mit einer besonderen Futterlösung versorgt) zu geschlechtsreifen Weibchen, den späteren Königinnen.
 
Die erwachsenen Königinnen und Männchen tragen Flügel, mit denen sie »schwärmen«; dabei fliegen zahlreiche Ameisen vom Nest fort und paaren sich in der Luft. Die befruchteten Weibchen werfen die Flügel ab und beginnen mit der Gründung einer neuen Kolonie den Zyklus von neuem. Während Arbeiterinnen meist zwei bis drei Jahre leben, können die Königinnen beispielsweise der Roten Waldameise bis zu 20 Jahre alt werden; entsprechend lange kann ein Ameisenstaat bestehen.
 
 Ameisennester
 
Gestalt, Bauweise und Größe der Ameisennester, also der selbst errichteten Behausungen von Ameisenkolonien, zeigen eine ähnlich große Vielfalt wie die Lebens- und Ernährungsweisen der einzelnen Arten. In Europa am bekanntesten sind sicherlich die Ameisenhügel der Waldameisen, die mehrere Meter hoch werden können und vorwiegend aus Nadeln und anderen abgestorbenen Pflanzenteilen bestehen. Die Nester der Pilze kultivierenden Blattschneiderameisen wiederum können mehrere Meter tief in die Erde reichen. Andere Ameisen siedeln in Hohlräumen lebender Pflanzen, etwa in Stielen, Baumstämmen oder Dornen. Dabei verwenden manche Arten ein aus zerkauten Holz- und Rindenstückchen bestehendes Baumaterial, das ähnliche Eigenschaften aufweist wie Karton.
 
Bestimmte tropische baumbewohnende Arten legen in den Wipfeln so genannte Ameisengärten aus Erdteilchen an, in denen sich verschiedene für die Ameisen nützliche Pflanzen ansiedeln. Die Weberameisen vernähen bzw. verspinnen Blätter zu großen Nestern, dabei benutzen sie ihre spinnfähigen Larven quasi als »Weberschiffchen«. Schließlich gibt es noch die Wander- bzw. Treiberameisen, die im Gegensatz zu den anderen Arten keine dauerhaften Nester anlegen; nur während der Verpuppungszeit der Larven legen sie vorübergehend Erdbauten an.
 
Ein Volk der Treiberameisengattung Anomma mit eineinhalb Millionen Mitgliedern kann auf seiner Wanderung in dichten Kolonnen eine Geschwindigkeit von 20 Metern pro Stunde erreichen. An der Spitze fächert der Zug in Einzeltrupps auf, die Nahrung aufspüren. Alle Lebewesen, die nicht fliehen können, werden gefressen.
 
 Symbiosen, Schmarotzer und Ameisenpflanzen
 
Es gibt eine große Zahl noch interessanter Bau-, Ernährungs- und Fortpflanzungsweisen, die hier nicht alle aufgeführt werden können. Besonders faszinierend sind jedoch die Wechselwirkungen, die zwischen Ameisen und anderen Tier- und Pflanzenarten bestehen, welche den Ameisen entweder als Nahrung, als Schmarotzer oder als Partner gegenübertreten. Eine partnerschaftliche, auf Dauer angelegte Wechselbeziehung zwischen unterschiedlichen Arten wird Symbiose genannt.
 
Eines der Paradebeispiele hierfür ist die Beziehung zwischen Blattschneiderameisen und den von ihnen kultivierten Pilzen, die gemeinsam die Blätter der in der Umgebung wachsenden Pflanzen verwerten. Erst vor kurzem wurde nun ein dritter Symbiosepartner gefunden: Auf dem Hinterleib der Ameisen wächst ein Bakterium, das Antibiotika produziert, welche die Pilze effektiv gegen eine weitere, schmarotzende Pilzart schützen. Wenn eine Königin dieser Ameisenart eine neue Kolonie gründet, nimmt sie sowohl eine Probe der Nutzpilze als auch der sie schützenden Bakterien mit. Andere Symbiosen bestehen zwischen Ameisen und Nahrungspflanzen, die auf die Ameisen zur Vermehrung angewiesen sind. Alle Pflanzen, die in irgendeiner Form auf Ameisen angewiesen sind, werden Ameisenpflanzen genannt.
 
Es gibt aber auch viele Schmarotzer, Tiere oder Pflanzen bzw. Pilze, die von den Ameisen Nahrung ohne Gegenleistung beziehen. Leben diese mit im Nest, so werden sie Ameisengäste genannt. Beispielsweise lassen sich Büschelkäferlarven von den Ameisen großfüttern und fressen gleichzeitig die Ameisenlarven. Andere Tiere profitieren nur von der Nestwärme und ernähren sich von Abfällen.
 
Schließlich gibt es viele Fälle von Schmarotzertum bei verschiedenen Ameisenarten, etwa kleine Arten, die in Nestern größerer Arten in sehr engen, nur ihnen zugänglichen Gängen leben. Verbreitet ist Brutparasitismus: Eine Königin dringt in ein Nest einer anderen Art ein, tötet die Königin und lässt ihre Eier von den fremden Ameisen großziehen. Das Wirtsvolk stirbt allmählich aus. Auch eine dauerhafte »Versklavung« kommt vor, etwa bei den Sklavenhalterameisen, welche das Wirtsvolk nicht aussterben lassen. Es gibt sogar ein mehrstufiges Schmarotzertum: Die Glänzendschwarze Holzameise wächst bei der Braunen Wiesenameise heran und diese wiederum bei der Schwarzen Wiesenameise.
 
 Die Polizei des Waldes
 
In städtisch geprägten Gegenden Deutschlands sind Ameisen für viele Menschen eher lästige Tiere. Eine Ameisenstraße vom Garten in die Küche hat schon manchen zur Verzweiflung gebracht. Auch sind die von den Ameisen gehegten und gepflegten Blattläuse den Gärtnern ein Dorn im Auge. Andererseits gilt die Ameise als »Polizei des Waldes«: Sie vertilgt so große Mengen an Schadinsekten, dass sämtliche Hügel bauenden Waldameisen bei uns bereits seit über 200 Jahren unter Schutz gestellt sind. Trotz diverser Schutzmaßnahmen sind Waldameisen heute aber vielerorts bedroht, da industrialisierte Forstwirtschaft, der Einsatz von Insektiziden und Baumaßnahmen aller Art ihren Lebensraum zunehmend einschränken.
 
 Tropische Killerameisen
 
Auch wenn - anders als bei den so genannten Killerbienen - keine Ameisenart den Menschen direkt bedroht, stellen manche tropische Arten doch eine große Gefahr für die dort lebenden Menschen dar.
 
So können Blattschneiderameisen in wenigen Stunden eine ganze Plantage komplett entlauben, Ernteameisen können große Teile einer Getreideernte in ihren eigenen Speichern verschwinden lassen. Andererseits kann ein alles Kleingetier vertilgender Strom von Treiberameisen auch ein gern gesehener Gast sein: Zieht er durch ein Wohnhaus, so reinigt er es in wenigen Stunden effektiver als ein Kammerjäger mit der »chemischen Keule«.
 
 Kulturgeschichtliches
 
Ameisen werden in der Bibel wegen ihres Fleißes erwähnt; auf römischen Münzen sind sie als Symbol des Reichtums neben der Ceres abgebildet. Man glaubte an ihre prophetische Gabe, an Voraussage von Witterung und Hungersnöten. Medizinisch wurden die Ameisen in der Antike, heute noch bei Ureinwohnern vieler Länder gegen Gicht, Geschwüre, Rheumatismus, Hautkrankheiten, Epilepsie und als Abortivmittel verwendet.
 
In der Wissenschaft sind Ameisen die Namensgeber der Ameisensäure, heute Methansäure genannt. Sie ist die einfachste der auf Kohlenwasserstoffe zurückgehenden Säuren; viele davon abgeleitete Chemikalien tragen noch den Namensbestandteil »Form« (von Lateinisch »formica«, Ameise), so etwa das Formaldehyd. Ein anderer Name für die scheinbar rastlos tätige Ameise, »Emse«, ist mit dem Adjektiv »emsig« in die deutsche Sprache als Synonym für fleißig eingegangen.
 


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