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BULGARISCHE KUNST.

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bulgarische Kunst.
 
Vorbulgarische Zeit: Von den seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. im antiken Bulgarien siedelnden Thrakern zeugen Kurgane und zahlreiche Goldfunde, thrakische Kunst. Wichtigstes Denkmal aus frühester bulgarischer Zeit ist der Reiter von Madara (Anfang 8. Jahrhundert), ein lebensgroßes Felsrelief, das unter sassanidischem Einfluss entstand. Pliska, die Hauptstadt des slawobulgarischen Reiches, war nach römisch-byzantinischem Vorbild mit starken Festungsmauern umgeben, besaß Paläste, Kirchen und Bäder (9./10. Jahrhundert). Preslaw, die Hauptstadt des Ersten Bulgarischen Reiches, war ebenfalls stark befestigt (1388 zerstört). Von ihren Kirchen und Klöstern ist die »Runde« oder »Goldene« Kirche mit vielfarbigem Schmuck aus glasierten Tonplatten zu nennen, der für die bulgarische Kunst dieser Periode typisch ist (Preslawkeramik). In anderern Städten wie Sredez (Sofia), Nessebar, Ohrid wurden Sakralbauten neu errichtet beziehungsweise umgebaut (Alte Metropolitenkirche in Nessebar, Sophienkirche in Sofia, Sophienkirche in Ohrid als Pfeilerbasilika, Stephanosbasilika in Nessebar).In Weliko Tarnowo, der Hauptstadt des Zweiten Bulgarischen Reiches, entstand ein kleiner, meist einschiffiger, von Byzanz übernommener Kirchentyp, dessen Gewölbe und Bögen zur Kuppel überleiten (Nikolauskirche in Melnik, 40-Märtyrer-Kirche in Weliko Tarnowo). Die Außenwände sind durch Blendbögen gegliedert und durch rhythmischen Wechsel roter und weißer Steine oder auch Keramik belebt. Zweigeschossige Kirchen aus dem 13. Jahrhundert gibt es u. a. in Batschkowo und Bojana (bei Sofia). Einige Kirchen in Nessebar (Pantokratorkirche, Johannes-Aleiturgetos-Kirche, beide 14. Jahrhundert) gehören zu den bedeutendsten Kreuzkuppelkirchen. Die in reiner Freskotechnik (so genannte »fresco buono«) ausgeführte Malerei in der Bojana-Kirche (bei Sofia) gehört zu den Glanzstücken südosteuropäischer Kunst des 13. Jahrhunderts und trägt renaissancehafte Züge. Die Wandbilder der Höhlenkirche von Iwanowo (kurz nach 1232), gestiftet von Zar Iwan Assen II., bereiteten den Boden für die Paläologen-Renaissance Ende 13./Anfang 14. Jahrhundert Die Fresken der Johanneskirche von Semen (um 1300) sind mit vorikonoklastischen Elementen durchsetzt. Von den erhaltenen Bilderhandschriften ist das Evangeliar des Zaren Iwan Alexander von 1355/56 besonders reich illustriert (London, Britisches Museum). Nach der türkischen Eroberung wurde die bulgarische Kunst fast nur in abgelegenen Klöstern weitergepflegt. Verwischung der nationalen Eigenart und Abhängigkeit von der stagnierenden Athoskunst sind kennzeichnend.
 
Im 19. Jahrhundert ist das 1834-37 erneuerte Rilakloster ein Hort bulgarischer Kultur. Es wurde v. a. 1844 von Sacharij Sograf ausgemalt. - Nach der Befreiung von der Türkenherrschaft 1878 erlebte die bulgarische Kunst einen deutlichen Aufschwung, um den sich besonders die Maler Anton Mitow (* 1862, ✝ 1930), I. Angelow sowie die Tschechen Ivan Mrkvička (* 1856, ✝ 1939) und Jaroslav Vešin (* 1860, ✝ 1915) verdient machten (1896 Gründung der staatlichen Zeichenschule, die 1921 zur Akademie der Künste wurde; 1895 Herausgabe der Kunstzeitschrift »Iskustwo«). Charakteristische Tendenzen dieser Zeit waren: die von naturalistischem Akademismus und demokratischem Pathos bestimmte Brauchtumsmalerei mit ihren Hauptvertretern I. Mrkvička, A. Mitow, J. Vešin und eine Kunst, die sich an den Traditionen der Ikonenmalerei orientierte, u. a. Nikola Obrasopissow (* 1828, ✝ 1915), Christo Zokew (* 1847, ✝ 1883), Nikolaj Pawlowitsch (* 1835, ✝ 1894), Georgi Dantschow (* 1846, ✝ 1908). Repräsentant des kritischen Realismus in der Malerei war I. Angelow. Die neue bulgarische Plastik begründeten die in Paris und München ausgebildeten Bildhauer Boris Schaz (* 1866, ✝ 1932), Scheko Spiridonow (* 1867, ✝ 1945), Andrej Nikolow (* 1878, ✝ 1959). Die bulgarische Architektur Ende 19. Jahrhundert/Anfang 20. Jahrhundert war vom Historismus geprägt, den v. a. Architekten aus Westeuropa und Russland mitbrachten (Gebäude der Volksversammlung von Konstantin Jovanovic aus Wien, 1885; Alexander-Newskij-Kathedrale von Alexander Pomeranzew aus Moskau, 1904-12; beide in Sofia). In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts dominierte in der Landschafts-, Porträt- und Historienmalerei der impressionistische Stil, vertreten u. a. durch N. Petrow, Elena Karamichajlowa (* 1875, ✝ 1961), Nikola Michajlow (* 1876, ✝ 1960). Die Kunst der 1920er- bis 30er-Jahre wurde von der stark demokratischen Heimatkunstbewegung (Rodno iskustwo) geprägt (Malerei: Wladimir Dimitrow-Majstora, * 1882, ✝ 1960; Iwan Milew, * 1897, ✝ 1927; Sirak Skitnik, * 1881, ✝ 1943; Slatju Bojadschiew, * 1903, ✝ 1976; Plastik: Iwan Lasarow, * 1889, ✝ 1952; Grafik: Wassil Zachariew, * 1895, ✝ 1971; P. Georgiew). Ende der 1920er-Jahre entstand die Bewegung der »Neuen Künstler« (Nowi chudoschnizi), die eine radikale Wandlung in den plastisch-malerischen Ausdrucksmitteln herbeiführte und ihre Leitbilder in P. Cézanne und der sowjetischen Avantgarde-Kunst der 20er-Jahre fand (Malerei: Kiril Zonew, * 1896, ✝ 1961; Ilija Petrow, * 1903, ✝ 1975; Nenko Balkanski, * 1907, ✝ 1977; Plastik: I. Funew; Waska Emanuilowa, * 1905, ✝ 1985; Grafik: Aleksandar Schendow, * 1901, ✝ 1953; I. Beschkow). Die Baukunst nach dem Zweiten Weltkrieg kennzeichnen Funktionalismus, Historismus und komplexe architektonische Lösungen, die auch Plastik, Monumentalmalerei und Umweltgestaltung (darunter verkehrstechnische Lösungen) einbezogen (Kulturpalast in Sofia von Aleksandar Barow und Atanas Agura; 1978-81). Die moderne bulgarische Kunst tendiert zu mehrschichtiger Widerspiegelung menschlichem Seins (Malerei: Emil Stojtschew, * 1935; Swetlin Russew, * 1933; Grafik: Ljubomir Janew, * 1951), zur Übernahme des »assoziativen Realismus« Slatju Bojadschiews, v. a. bei den Plowdiwer Künstlern (Christo Stefanow, * 1931; Georgi Boschilow, * 1935), oder knüpft an die mittelalterlich bulgarische Kunst an (Malerei: Dimitar Kirow, * 1935; Dimitar Kasakow, * 1933, ✝ 1989; Plastik: Georgi Tschapkanow, * 1943; Walentin Startschew, * 1935). Andere Stilrichtungen sind der magischen Realismus (Joan Lewijew, * 1934), der Fotorealismus (Teofan Sokerow, * 1943), der Neoexpressionismus (Atanas Pazew, * 1926), die Neuen Wilden (Nikolaj Majstorow, * 1943). Zu den Vertretern der Installationskunst zählen u. a. Nedko Solakow (* 1957), Ljuben Kostow.
 
Literatur:
 
A. Boschkov: Die bulgar. Malerei. Von den Anfängen bis zum 19. Jh. (a. d. Bulgar., 1969);
 A. Čilingirov: Die Kunst des christl. MA. in Bulgarien. 4.-18. Jh. (1979);
 
The architectural heritage on the lands of Bulgaria, bearb. v. P. Berbenliev u. A. Tschilingirov (Sofia 1989);
 
Kunstdenkmäler in Bulgarien, hg. v. R. Hootz (a. d. Bulgar., Neuausg. 1990).


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