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HOFFNUNG

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Hoffnung: übersetzung

Zutrauen; Zukunftserwartung; Erwartung; Zuversicht

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Hoff|nung ['hɔfnʊŋ], die; -, -en:
das Hoffen; Vertrauen in die Zukunft; Erwartung, dass etwas Gewünschtes geschieht:
er hatte keine Hoffnung mehr; seine Hoffnung hat sich erfüllt.
Syn.: Aussicht, Silberstreifen am Horizont, Vertrauen, Zuversicht.

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Họff|nung 〈f. 20
1. Wunsch für die Zukunft, Wunsch, dass in der Zukunft etwas geschehen möge
2. Zuversicht, gläubiger Mut
● ich möchte der \Hoffnung Ausdruck geben, verleihen, dass ... 〈Rednerstil〉 ● wir haben jede \Hoffnung aufgegeben; eine \Hoffnung begraben, zu Grabe tragen vernichtet sehen; es besteht keine \Hoffnung mehr, dass ...; jmdm. (neue) \Hoffnung einflößen, machen; ihre \Hoffnung(en) wurde(n) enttäuscht; meine \Hoffnung hat sich (nicht) erfüllt; lasst alle \Hoffnung fahren, ihr, die ihr eintretet (Übersetzung der Inschrift über der Tür zur Hölle in Dantes „Göttlicher Komödie“, 3,9); die \Hoffnung hegen, dass ...; sich der \Hoffnung hingeben, dass ...〈einfacher〉 hoffen, dass ...; jmdm. \Hoffnungen machen jmdn. glauben lassen, dass man ihn gernhat; sich keine \Hoffnungen machen, dass etwas geschieht gar nicht erst zu hoffen beginnen; bitte machen Sie sich keine \Hoffnungen, dass ...; die \Hoffnung (im Busen) nähren 〈poet.〉; jmdm. jede \Hoffnung nehmen; (neue) \Hoffnung schöpfen (wieder) zu hoffen beginnen; der Ausgang der Sache hat alle unsere \Hoffnungen noch übertroffen ● wir hegen, haben begründete \Hoffnung, dass ...; falsche \Hoffnungen hegen; guter \Hoffnung sein schwanger sein; er ist meine letzte \Hoffnung er allein kann vielleicht noch helfen; es besteht noch eine schwache \Hoffnung, dass ...; das ist eine törichte \Hoffnung; sich vergebliche \Hoffnung machen ● sie klammert sich noch an die \Hoffnung, dass ...; er knüpfte seine \Hoffnung an den Erfolg seines Konzerts er versprach sich etwas (Bestimmtes) davon; \Hoffnung auf Genesung; sich od. jmdm. \Hoffnung auf etwas machen; seine \Hoffnung auf jmdn. od. etwas setzen hoffen, dass jmd. od. etwas allein helfen kann; in der \Hoffnung, bald von Ihnen zu hören, grüße ich Sie ... (Schlussformel im Brief); seine Bemerkung bestärkt mich in der \Hoffnung, dass ...; er hat die ganze Zeit in der \Hoffnung gelebt, dass ...; der Junge berechtigt zu den schönsten \Hoffnungen man darf sich in Zukunft sehr viel von ihm erhoffen, erwarten

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Họff|nung , die; -, -en [mhd. hoffenunge]:
1.
a) <o. Pl.> das Hoffen; Vertrauen in die Zukunft; Zuversicht, Optimismus in Bezug auf das, was [jmdm.] die Zukunft bringen wird:
eine trügerische H.;
seine H. schwindet;
[keine, ein Fünkchen] H. haben;
die H. [nicht] aufgeben;
seine H. auf/(auch:) in jmdn., etw. setzen;
ohne H. auf Rettung;
ohne H., voller H. sein;
b) positive Erwartung, die jmd. in jmdn., etw. setzt:
übertriebene -en;
ihre -en haben sich erfüllt;
viele -en ruhen auf ihr;
-en nähren;
-en an jmdn., etw. knüpfen;
jmdm. -en machen (in jmdm. eine bestimmte Erwartung wecken);
seiner H. Ausdruck verleihen;
sich der H. hingeben, dass sie es sich überlegt;
ich bin guter Hoffnung (ugs.; bin zuversichtlich), dass die Preise stabil bleiben;
in seinen -en enttäuscht werden;
sie tat es in der [stillen] H., dass sie davon profitieren könne;
er wiegt sich in der H., dass es keiner bemerken wird;
der junge Künstler berechtigt zu den größten -en (ist so begabt, dass man für die Zukunft viel von ihm erwarten kann);
guter H./in [der] H. sein (geh. veraltend, verhüll.; schwanger sein);
in die H. kommen (veraltet verhüll.; schwanger werden).
2. jmd., in den große, ungewöhnliche Erwartungen gesetzt werden:
sie zählt zu den großen -en im deutschen Tennissport.

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I
Hoffnung,
 
die auf die zukünftige Erfüllung eines Wunsches gerichtete Erwartung. Hoffnung bezieht sich also auf etwas, das noch nicht ist, jedoch erreichbar erscheint. Neben Angst, Furcht, Verzweiflung, Vertrauen und Zuversicht gehört Hoffnung zu den menschlichen Erwartungsaffekten und bezeichnet die mit der Conditio humana (der menschlichen Existenz) gegebene Fähigkeit des Menschen, sich durch eine Vergegenwärtigung möglichen zukünftigen Geschehens in seinem aktuellen Empfinden und Verhalten zu bestimmen und zu steuern.
 
Ursprünglich ist »Hoffnung« (griechisch elpís, lateinisch spes) ein aus der griechischen Antike stammender Ausdruck für die Erwartung von Zukünftigem, das sowohl schlecht als auch gut sein konnte. Die mit dem heutigen Sprachgebrauch verbundene positive Bedeutung des Wortes Hoffnung ist v. a. auf die alttestamentlichen und mit der christlichen Eschatologie zusammenhängende Vorstellung von Hoffnung zurückzuführen.
 
Mit der Hoffnung als Fähigkeit der vorwegnehmenden Vorstellung tritt zu den Erfahrungspotenzialen der Vergangenheit (Erinnerung, Gedächtnis) und Gegenwart (sinnliche Wahrnehmung) die Dimension der Zukunft in handlungsbestimmender und das Individuum motivierender Weise als wesentliches Deutungsmuster hinzu. Denn alle Handlungsimpulse, sinnstiftenden Deutungsmuster, kausalen Ursache-Wirkung-Relationen beinhalten einen Zukunftsbezug, auch wenn die Zukunft nur als ideale Wiederherstellung (goldenes Zeitalter, Paradies) oder als notwendige Wiederholung (zyklische Geschichtsauffassung) eines einstmaligen Zustandes aufgefasst wird. Hoffnung dient der Selbststabilisierung des Menschen und der Stärkung der persönlichen Identität und Integrität. Im Sinne eines schöpferischen, Werdeprozesse initiierenden Vermögens steht Hoffnung im Gegensatz zur Verzweiflung als Vorwegnahme von Vernichtung oder existenziellem Scheitern. Ausdrucksformen der Hoffnung sind v. a. Traum, Fantasie, Vision, Utopie, auch die Kunst. In der Politik manifestiert sich Hoffnung in Reformen und Revolution, in den Religionen im Glauben sowie in der Gestalt des Propheten.
 
 Hoffnung in der Philosophie und Theologie
 
In der Antike findet sich »Hoffnung« im Rahmen der Ethik als Streben nach etwas noch nicht Gegenwärtigem, das auch als Hoffnung auf Unsterblichkeit der Seele über den Tod hinausreicht (Platon). Hoffnung ist der Furcht entgegengesetzt (Aristoteles); sie bedeutet Trost, ist aber auch mit Unlust und Illusionen verbunden. Vom Stimmungsumschwung bedroht, ist Hoffnung, ebenso wie andere Affekte, als Bestimmungsgrund menschlichen Handelns zu meiden (Stoa, Kynismus). - Einen anderen Ansatz bietet die jüdisch-christliche Tradition. Im Alten Testament ist Hoffnung von vornherein positiv qualifiziert und wird als Erwartung des Guten, des Heils verstanden, eng verbunden mit dem Begriff Vertrauen. Das Leben des Frommen ist grundsätzlich auf Hoffnung gegründet. Der Bund zwischen Israel und seinem Gott Jahwe konstituiert ein personales Verhältnis, das auf Glauben und Vertrauen beruht und aus dem die Hoffnung auf Heil resultiert. Erhofft werden von Israel zunächst bestimmte irdische Güter (Gesundheit, Besitz, Nachkommen, Frieden), dann aber darüber hinaus in messianischen und apokalyptischen Endzeiterwartungen das Kommen einzelner Personen und ein neues Weltalter, die mit dem Endgericht anhebende Ewigkeit einer gerechten Welt. - Im Neuen Testament wird Hoffnung besonders bei Paulus und in der von ihm geprägten Briefliteratur thematisiert. Hoffnung umfasst als wesentliche Momente Erwartung des Künftigen, Vertrauen und Geduld und ist eng an Glaube und Liebe geknüpft. Die Ausgestaltung der paulinischen Theologie der Hoffnung wird dabei durch die besondere Situation der frühen christlichen Gemeinden (Naherwartung) bestimmt. Nach christlichem Glauben ist das Heil (in Jesus Christus) schon gegenwärtig (angebrochen) und steht in seiner Vollendung noch aus. Diese Spannung von Gegenwart und Zukunft bildet den Hintergrund christlicher Hoffnung; sie stützt sich dabei auf die Taten Gottes, wie sie in Person und Werk Jesu Christi geschichtlich wirksam und erfahrbar geworden sind, und richtet sich auf Gott im Vertrauen auf sein eschatologisches Kommen. Schon in den Spätschriften des Neuen Testaments tritt diese christologische Begründung gegenüber einer einseitigen Betonung des zukünftig-eschatologischen Aspektes zurück. - Augustinus fügt Hoffnung sowie Glaube und Liebe als christliche »Tugenden« den von Platon herkommenden Kardinaltugenden (Tapferkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit, Weisheit) als ihnen überlegen hinzu. - Als eine der drei »theologischen Tugenden« wird die Hoffnung in der weiteren Theologiegeschichte meist im Rahmen der theologischen Ethik abgehandelt.
 
Seit der Aufklärung hatte »Hoffnung« im Zusammenhang mit einer evolutionären Geschichtsauffassung eine zentrale Bedeutung durch die mit der Entwicklung der Vernunft in Aussicht gestellten politisch-sozialen und moralischen Verbesserungen für die gesamte Menschheit. Für die praktische Philosophie bedeutsam wurde die Hoffnung durch I. Kants moralischem Gottesbeweis. Kant formulierte die drei Grundfragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? und fasste sie in der Frage zusammen: Was ist der Mensch? Die nicht mehr durch die menschliche Vernunft selbst beantwortbare zentrale Frage nach ihrem Endzweck wurde zum Inhalt der Religion erklärt. Als Grund für das menschliche Hoffen auf Glückseligkeit und vollendete Sittlichkeit müssen nach Kant die Existenz Gottes, die Unsterblichkeit der Seele und die Freiheit des menschlichen Willens im Sinne sittlich notwendiger Postulate angenommen werden. Eine Konsequenz der zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufkommenden Religions- und Ideologiekritik sowie des europäischen Nihilismus bildete die Hinwendung zur Gegenwart als dem reinen »Augen-Blick« höchster Erfüllung, die »Wahrheit des vollkommenen Mittags« (F. Nietzsche). Bei K. Marx ist Hoffnung durch den historisch notwendigen Prozess begründet, der die klassenlose Gesellschaft herbeiführen wird. S. Kierkegaard verknüpfte existenzialistisches und christliches Denken: Hoffnung entsteht inmitten der Verzweiflung des Menschen (der »Krankheit zum Tode«) in dem Ringen darum, »selbst sein zu wollen«. Hoffnung liegt in der Erkenntnis, dass das eigene Selbst nur im Gegenüber zu Gott es selbst sein kann. - Im 20. Jahrhundert wurde Hoffnung besonders in der philosophischen Anthropologie thematisiert. O. F. Bollnow betonte mit G. Marcel, dass Hoffnung nicht erzwingbar, sondern Geschenk und Gnade sei. Im Rahmen der marxistischen und materialistischen Philosophie E. Blochs tritt Hoffnung in den Mittelpunkt einer universalen »Ontologie des Noch-Nicht-Seins«. Im »dunklen Drängen nach vorwärts«, wie das »Prinzip Hoffnung« sich beim Individuum, aber auch in Natur, Gesellschaft und Geschichte aller Kulturen und als (konkreter) Vor-Schein der latenten (verborgenen) Möglichkeiten einer besseren Zukunft im Gegenwärtigen findet, manifestiert sich die Materie als das sich selbst Gestaltende, das Prinzip des Möglichen schlechthin. Das Ziel dieser nicht abgeschlossenen Entwicklung »von unten« ist immer ganzheitlich das Heil als die zu sich befreite Welt sowie die politische Utopie einer noch nicht existierenden, besseren Gesellschaft. Gegen Bloch hebt H. Jonas die mit der Möglichkeit zum guten oder schlechten Handeln von jeher und besonders heute aufgegebene Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft des Menschseins hervor. - Unter dem Einfluss der Existenzphilosophie sowie in der Auseinandersetzung mit Bloch ist auch in der neueren Theologie Hoffnung zu einem zentralen Begriff geworden (z. B. in der »Theologie der Hoffnung« von J. Moltmann und der »politischen Theologie« von J. B. Metz). Die Frage des Menschen nach sich selbst und nach der Sinnhaftigkeit der Menschheitsgeschichte wird durch den christlichen Glauben »auf Hoffnung hin« beantwortet. Christliche Hoffnung als das trotz aller in der Geschichte erfahrenen Absurdität und Widersinnigkeit unabdingbare Vertrauen auf einen letzten Sinn ist dabei zugleich Antrieb für verantwortungsvolles christliches Handeln in der Welt.
 
 Räume der Hoffnung beim Individuum und in der Gesellschaft
 
Hoffnung kennzeichnet wesentlich die Situation des Menschen als ein »Auf-dem-Weg-Sein«. In sich unvollkommen, zur Lebensbewältigung der Ausbildung von Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie menschliche Gemeinschaft bedürftig, in Bezug auf die eigene Existenz und die Geschichte nach Verstehen und Sinn strebend sowie auf die Überwindung von Krankheit und Not ausgerichtet, bildet für den Menschen die Hoffnung eine zentrale Handlungs- und Deutungskategorie. Hoffnung bezeichnet demzufolge sowohl in der individuellen als auch in der Menschheitsgeschichte den Grund und die Voraussetzung für Veränderung sowie für jeglichen Fortschritt im Sinne der Verbesserung eines gegenwärtigen Zustandes. Hoffnung manifestiert sich sowohl in alltäglichen Lebensbezügen (so erhofft der Inhaftierte Befreiung, der Arbeitslose eine Anstellung, der Kranke Genesung) als auch in Verbindung mit der Frage nach dem Sinn von Existenz und Welt, wobei diese Art der Hoffnung das Individuum transzendierende, politisch-ideologische oder (im Sinne eines Hoffens ohne Bedingung) religiöse Inhalte hat.
 
Magischen Charakter trägt die Hoffnung, die einer fremden Macht (Gott, Schicksal) oder einem zukünftigen Ereignis in meist nicht präzis definierter Weise eine fundamentale Lebensveränderung zuschreibt. Im realistischen Sinn richtet sich die Hoffnung auf die Gegenwart, die zu erkennen und in ihrer Offenheit, ihrem positiven Veränderungspotenzial im Hinblick auf menschliche Zielsetzungen umzugestalten ist. Sinnbild der Hoffnung im Rahmen säkularer Ziele bildet traditionell v. a. die Jugend als Inbegriff der noch offenen, auszubildenden Möglichkeiten, auch als »Hoffnungsträger« im Hinblick auf die von den älteren Generationen erstrebten, aber noch nicht erreichten Ziele, wohingegen dem Alter eher eine von säkularen Zielen unabhängigere Haltung der Weisheit zugeordnet wird. Bezogen auf das individuelle Selbstverständnis ist Hoffnung auch Inbegriff der konstruktiven, die Selbstentfaltung, Lebensideale und Selbstwertschätzung des Individuums umfassenden Kraft, die es z. B. angesichts existenzieller Grenzsituationen gestattet, auf früher verfolgte Zielsetzungen zurückzugreifen, veränderte Deutungsmuster der eigenen Person und der Umwelt zu erarbeiten, neue Gemeinschaftsbezüge zu suchen und damit als grundlegend veränderndes Potenzial in Erscheinung zu treten. Hoffnung in ihrer transzendenten Dimension ist v. a. auch bei unheilbarer Erkrankung oder existenzieller Ausweglosigkeit beobachtet worden (H. Plügge), wobei die positive Erwartung meist nicht mehr mit einem Erreichen säkularer Ziele oder physischer Vitalität verknüpft wird, sondern auf eine religiöse Erfahrung, eine die Physis transzendierende Kraft oder innere Gewissheit gegründet ist.
 
Die Quelle aller menschlicher Hoffnung bildet die soziale Gemeinschaft. Sowohl die Ausprägung als auch die Inhalte von Hoffnung werden durch einen sozialen Rahmen gebildet und vorgegeben. So stellt z. B. der Psychologe E. H. Erikson die Fähigkeit zu hoffen in einen Zusammenhang mit dem Vermögen des Urvertrauens und Glaubens, wie es durch die Mutter beim Kleinkind vorgebildet werde. Hoffnungen werden von einer Generation zur nächsten, von Mensch zu Mensch übertragen, z. B. in Form der gesellschaftlichen Rollen, die dem Individuum durch seine soziale Stellung vorgegeben werden und die von ihm zu reproduzieren sind; auch in Form eines Glückversprechens in Verbindung mit Ehrgeiz und Leistung. Hoffnungen treten auch in Form von Glück- und Sinnansprüchen an die Gesellschaft in Erscheinung (R. Fitzgerald), z. B. in Idolbildungen und Starkulten. In allen Gesellschaftsformen finden sich mit besonderer Macht und Anerkennung ausgestattete (charismatische) »Hoffnungsträger« - wie Schamane, Priester, »die Kirche«, König, »die Partei«, Arzt, Sozialhelfer - und die Masse der »Hoffnungsempfänger«, denen gegenüber jene helfende, sinngebende und heilende Funktionen zu erfüllen haben. Auch ein gesellschaftliches System (Marxismus, Demokratie) kann Hoffnungsträger und damit Motiv sozialen und politischen Handelns sein. - Nicht zuletzt wird Hoffnung auch zum Element und Ausdrucksmittel (auch zur Ideologie) bestimmter sozialer und politischer Gruppen und Machtansprüche.
 
Die Frage nach den Inhalten menschlichen Hoffens stellt sich v. a. im Zusammenhang mit dem Problem des sozialen Wandels, in dessen historischen Verlauf die Sinnorientierung von Hoffnung und damit die für die Entfaltung von Hoffnung notwendige Deutung von Erfahrungen, Zeichensystemen, Anzeichen usw. in der abendländischen Kultur immer mehr der Definitionsmacht von Priesterschaften, Religionsgemeinschaften, gesellschaftlichen Institutionen entglitten und zunehmend häufiger in die Verfügungsbereiche individueller Zwecksetzungen gelangt sind (vom Tieropfer der antiken Priester zur »persönlichen« Glückszahl in der Fernsehzeitschrift). Ihren Niederschlag findet diese Facettierung von Hoffnung in individualpsychologischen und individualgeschichtlichen Konzeptionen (z. B. bei Strategien zur Bewältigung von Krisen im Erwachsenenalter), in der sozialhistorischen Betrachtung von Gruppenverhalten, -konflikten und -identitäten (Millenarismus, Chiliasmus) und nicht zuletzt in den Hoffnungskonzepten im Rahmen der Philosophie.
 
In der Gegenwart wird die Diskussion um »Hoffnung« nicht nur aus der theologischen, der durch die Existenzphilosophie geprägten philosophischen und anthropologischen Betrachtung sowie der mit Bloch verbundenen sozialhistorisch-sozialphilosophischen Perspektive geführt. Heute sind das Selbstverständnis und die Orientierung des Individuums sowie die gesellschaftliche Praxis in vielfacher Weise bestimmt durch wissenschaftlich-technische, soziale und politische Erfahrungen mit ihren Zukunftsvisionen und -zielen sowie ihren Hoffnungsbildern (Wissenschaftsoptimismus, Wachstumsbesessenheit; dagegen neue Lebensqualität, Ökologiebewegung, »Spiritualität«, »postmaterielle« Orientierung), durch statistische Vorgaben (das Jahr 1999 oder 2000) sowie durch eine auch mit dem Jahrtausendende verbundene »Endzeitströmung« (bezeichnet durch apokalyptische Prognosen drohender menschheitlicher Selbstvernichtung). Vor dem Hintergrund dessen, dass traditionelle Wertsysteme (z. B. Religion, »bürgerliche« Tugenden) vielfach ihre bindende Kraft verloren haben, ohne dass entsprechend grundlegende neue Hoffnungsinhalte an deren Stelle getreten sind, können jene Faktoren im Einzelfall eine ebenso lähmende wie mobilisierende Rolle spielen. In der Folge tritt Hoffnung sowohl in der Funktion eines rationalen, auf notwendige Veränderungen oder Bewahrung zielenden, als auch eines irrationalen, gerade die Verdrängung einer notwendigen Veränderung oder Bewahrung ermöglichenden Vermögens in Erscheinung.
 
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Alternativkultur · Angst · Chiliasmus · Entscheidung · Erwartung · Eschatologie · Ethik · Glück · Kultur · Motivation · Optimismus · Pessimismus · Religion · Spiritualität · Utopie · Verantwortung · Verzweiflung · Zukunft
 
Literatur:
 
G. Marcel: Homo viator (a. d. Frz., 1949);
 G. Marcel: Philosophie der H. (a. d. Frz., Neuausg. 1964);
 F. Kerstiens: Die H.-Struktur des Glaubens (1969);
 O. F. Bollnow: Neue Geborgenheit. .. (41979);
 O. F. Bollnow: Das Wesen der Stimmungen (81995);
 J. B. Metz: Zur Theologie der Welt (41979);
 R. Schaeffler: Was dürfen wir hoffen? (1979);
 
The sources of hope, hg. v. R. Fitzgerald (Kronberg 1979);
 K. M. Woschitz: Elpis - H. (Wien 1979);
 E. Bloch: Werkausg., Bd. 14: Atheismus im Christentum (Neuausg. 1985);
 E. Bloch: Werkausg., Bd. 5: Das Prinzip H., 3 Tle. (Neuausg. 41993);
 J. Moltmann: Theologie der H. (121985);
 W. Wickler: Die Biologie der zehn Gebote. Warum die Natur für uns kein Vorbild ist (Neuausg. 1991);
 J. Pieper: Über die H. (81992);
 
Entwicklungspsychologie. Ein Lb., hg. v. R. Oerter u. L. Montada (31995);
 H. Jonas: Das Prinzip Verantwortung (121995).
II
Họffnung,
 
Gerhard, britischer Karikaturist deutscher Herkunft, * Berlin 22. 3. 1925, ✝ London 28. 9. 1959; wurde v. a. mit Karikaturen des britischen Musiklebens bekannt. Nach ihnen wurden 1956, 1958 und 1959 groteske »Hoffnung Music Festivals« veranstaltet.
 
Werke: The maestro (1953); The Hoffnung symphony orchestra (1955); The Hoffnung companion to music (1957); Hoffnung's acoustics (1959).

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Họff|nung, die; -, -en [mhd. hoffenunge]: 1. a) <o. Pl.> das Hoffen; Vertrauen in die Zukunft; Zuversicht, Optimismus in Bezug auf das, was [jmdm.] die Zukunft bringen wird: eine zaghafte, vage, trügerische H.; seine H. schwindet; [keine, ein Fünkchen] H. haben; die [sichere] H. haben, dass alles gut geht; die H. [nicht] aufgeben; seine H. auf jmdn., etw. setzen; ohne H. auf Besserung, Rettung; mit wenig H. in die Zukunft blicken; ohne H., voller H. sein; b) positive Erwartung, die jmd. in jmdn., etw. setzt: übertriebene -en; ihre -en haben sich erfüllt; du bist, das ist meine einzige, letzte H. (auf dich, darauf allein setze ich [noch] meine Hoffnung auf eine positive Entwicklung, auf Hilfe o. Ä.); viele -en ruhen auf ihr; -en wecken, nähren; -en an jmdn., etw. knüpfen; jmdm. -en machen (in jmdm. eine bestimmte Erwartung wecken); sich [falsche, übertriebene, keine] -en machen; seiner H. Ausdruck verleihen; sich der H. hingeben, dass sie es sich überlegt; in seinen -en enttäuscht werden; er wiegt sich in der H., dass es keiner bemerken wird; sie tat es in der [stillen] H., dass sie davon profitieren könne; der junge Künstler berechtigt zu den größten -en (ist so begabt, dass man für die Zukunft viel von ihm erwarten kann); *guter H./in [der] H. sein (geh. veraltend verhüll.; schwanger sein): Die Rupp ist wieder in der H. (Baum, Paris 33); Sie ging schwer, denn sie war guter H. (Th. Mann, Buddenbrooks 470); Den zischte Tulla an, ob er nicht sehe, dass sie in H. sei (Grass, Hundejahre 383); in die H. kommen (veraltet verhüll.; schwanger werden): dass ... ihre Schwiegertochter ... nicht so bald in die H. kommen werde (Fussenegger, Haus 39). 2. jmd., in den große, ungewöhnliche Erwartungen gesetzt werden: plötzlich bist du eine H. (Frisch, Stiller 32); Und nun den zweiten Taufpaten ..., den Meister der Aschenbahn, unsere olympische H. (Lenz, Brot 126).


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