Apokalỵptik
die, -, allgemein eine religiös begründete Sonderform der Eschatologie, in deren Mittelpunkt die kosmischen Ereignisse am Ende der Welt oder einer Weltperiode stehen. Diesen Anschauungen liegt eine negative Wertung der gegenwärtigen Welt zugrunde, deren Untergang herbeigesehnt wird. Meist wird der Begriff Apokalyptik eingeschränkt gebraucht zur Bezeichnung einer im nachexilischen Judentum (von etwa 200 v. Chr. bis in frühchristlicher Zeit) entstandenen Geisteshaltung, die - mit Auswirkungen auf das frühe Christentum - eine Literaturgattung, die Apokalypsen, hervorgebracht hatte.Die Eigenart der Apokalyptik liegt darin, dass in ihr mehr oder weniger deutlich erkennbar eine Entsprechung von Urzeit und Endzeit mit der Erwartung einer neuen Schöpfung nach dem Ende der alten vorausgesetzt wird. Mit dieser Erwartung ist oft die Hoffnung auf ein irdisches Reich des Friedens und der Gerechtigkeit verbunden (Chiliasmus). Beispiele für Apokalyptik finden sich außerhalb von Judentum und frühem Christentum u. a. in der iranischen Religionsgeschichte (Saoschyant), im Islam (z. B. Suren 81, 82 und 99 des Koran) und in der germanischen Religion (Ragnarök, Völuspá).
Literatur:
M. Gluckman: Order and rebellion in tribal Africa (New York 1963);
P. von der Osten-Sacken: Die A. in ihrem Verhältnis zu Prophetie u. Weisheit (1969);
Millenial dreams in action, hg. v. S. L. Thrupp (New York 1970);
J. J. Collins: The apocalyptic vision of the book of Daniel (Baltimore, Md., 1977);
F. Raphaël u. a.: L'apocalyptique (Paris 1977);
B. Wilson: Magic and the millenium (Woodstock, N. Y., 1978);
A., hg. v. K. Koch u. Johann Michael Schmidt (1982);
H. U. Körtner: Weltangst u. Weltende. Eine theolog. Interpretation der A. (1988);
Apocalypticism in the mediterranean world and the Near East, hg. v. D. Hellholm (Tübingen 21989);
F. Hahn: Frühjüd. u. urchristl. A. Eine Einf. (1998).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Weissagungen und Zukunftsvisionen
Apokalypse: Daniel und Henoch