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BUNTKERAMIK: EIN NEUES MATERIAL UND SEINE KÜNSTLERISCHE BLÜTE

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Buntkeramik: Ein neues Material und seine künstlerische Blüte
 
Zu den wichtigsten Errungenschaften der Menschheitsgeschichte - Sesshaftwerden und Hausbau, Nahrungsmittelerzeugung und Vorratshaltung, Kultivierung von Getreide und Domestizierung von Tieren - gesellt sich in einer weiteren Phase der Jungsteinzeit - fachsprachlich Neolithikum - im 8. Jahrtausend v. Chr. die Erfindung der Keramik. Man lernte Ton aufzubereiten, zu formen und zu brennen. Die ältesten Erzeugnisse bestehen aus grob gemagertem Ton, sind dickwandig und mit niedrigen Temperaturen gebrannt. Sie wurden je nach Bedarf in den Haushalten selbst hergestellt. Schon früh geht die Gestaltung der Keramik über die rein funktionellen Bedürfnisse hinaus. Frühe Zentren bestanden in Anatolien, im nördlichen Mesopotamien und im Iran. Da Keramik - wenn auch meist in Scherben - das häufigste und unverwüstlichste Fundgut der archäologischen Forschung darstellt, werden Kulturregionen oft nach charakteristischen Dekorationsstilen gegliedert, die dann meist nach einem entsprechenden Fundort benannt sind. Da der Ton in der Zusammensetzung des Materials, in der Formgebung und in der Verzierung unzählige Gestaltungsmöglichkeiten bietet, gehört Keramik zu den aussagekräftigsten Erzeugnissen des vorgeschichtlichen Menschen.
 
Schneller in ihrer Abfolge als bei anderen Objekten lassen sich hier künstlerische, individuelle oder modische Entwicklungen ablesen.In der Buntkeramik des Vorderen Orients aus der Zeit des Neolithikums und besonders der Kupfer führenden Phasen des Neolithikums lassen sich verschiedene charakteristische Gruppen herausgreifen, wobei Irak und Iran anfangs keine besondere Eigenständigkeit erkennen lassen. Den Anfang macht die Jarmoperiode (6200-5800 v. Chr.). An wenigen Fundorten ist zu beobachten, wie die Bewohner früher Siedlungen dazu übergingen, Keramik herzustellen und anstelle der Behältnisse aus organischem Material zu verwenden. Schon hier tritt Bemalung in einfachen Streifen (Imitation von Flechtmustern) oder als charakteristische Flecken auf, die das Marmormuster der vorausgegangenen Steinschalen nachahmen.
 
Die nächste Gruppe ist jene von Hassuna (6000-5600 v. Chr.) im nordöstlichen Mesopotamien. Plastischer Dekor, Ritzverzierung und Bemalung kommen nun auf, vielleicht auch hier noch Flechtmuster nachahmend. In Fundstellen der Hassunakultur taucht ab der Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. als höchst qualitätvolle Ware die Samarrakeramik auf, die eine reiche Bemalung mit geometrischen wie mit figürlichen Darstellungen aufweist. Neben bauchigen Töpfen und solchen mit aufgemalten Gesichtern sind es vor allem Schalen, in deren Innenfeld zahlreiche figürliche Motive, verbunden mit geometrischem Dekor, gemalt sind. Manchmal werden die Vögel, Steinböcke und Fische als Ornament - etwa als Wirbel oder in Kreuzform - komponiert, manchmal frei in die Fläche gesetzt. Der Grund ist meist beigefarbener bis rötlicher geglätteter Ton, auf den Malerei in dunklem Braun gesetzt ist. Die Samarrakeramik war in den mittleren Regionen Mesopotamiens verbreitet.
 
Im Süden Mesopotamiens tritt mit der frühen Obeidware eine vorerst regional begrenzte bemalte Keramik ab etwa 5000 v. Chr. auf, auch Eridukeramik genannt (nach dem ältesten Heiligtum im Süden des Zweistromlandes). Die Keramik ist von hoher Qualität, einfarbig auf hellem, meist mit einem feinen keramischen Slip überzogenen Grund bemalt. Schalen, Becher, Töpfe und Krüge wurden in dieser Weise gestaltet. Die Erzeugnisse der Obeid-II-Phase (oder Hajji-Mohammed-Stufe) der 1. Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. sind wesentlich weiter verbreitet als die früheren, die sie fortführt. Charakteristisch sind extrem dichte Muster, sodass der helle Grund fast ganz verschwindet. Auch ausgesparte helle Muster sind für diese Keramikgattung kennzeichnend.
 
Während sich die Keramik der nachfolgenden Stufen Obeid III und IV (Mitte 5.-Mitte 4. Jahrtausend v. Chr.) vor allem nach Süden weit ausbreitete, ist im Norden Mesopotamiens ab etwa 5000 v. Chr. eine weitere höchst qualitätvolle Buntkeramik, jene von Tell Halaf, zu finden, die ihren Höhepunkt 4800-4500 v. Chr. erreicht. Ihr Verbreitungsgebiet schließt nördlich an das der gleichzeitigen, in ihren Anfängen jedoch älteren Samarraware an und reicht von der nordsyrischen Mittelmeerküste bis Südostkleinasien und zum Zagrosgebirge im Iran. Ihre östlichen Vertreter bevorzugen geometrischen Dekor, im Westen treten auch figürliche Motive auf, vor allem stark stilisierte Stier- und Widderköpfe. Die eindrucksvollsten Stücke dieser Keramikgattung sind mehrfarbig gemalt: auf hellem Grund rot, schwarz, weiß, manchmal rosa. Immer noch werden die Gefäße ohne Töpferscheibe geformt, trotzdem können sie von erstaunlicher Dünnwandigkeit sein. Bemerkenswert erscheint, wie geschickt der Dekor auf die Gefäßform Bezug nimmt. Die Muster sind streng angelegt, Schachbrettdekor ist sehr beliebt. Bei den Herstellern dieser Ware handelt es sich um stark spezialisierte Handwerker von höchster technischer Fertigkeit und künstlerischem Niveau. Auf der technischen Seite zeigen sich unter anderem raffinierte Farbvariationen, die durch unterschiedlich dicken Farbauftrag erreicht werden. Auf der künstlerischen Seite wird das Können in den vielfältigen harmonischen Ornamentkompositionen deutlich.
 
Die Technik erfährt in dieser Periode eine weitere bahnbrechende Neuerung. Es gibt die ersten Anzeichen der Tournette, einer mit der Hand langsam zu bewegenden Platte, welche die Vorform der Töpferscheibe darstellt.
 
Wie erwähnt ähnelt die Entwicklung im Iran jener des Zweistromlandes. Auch hier sind verschiedene Keramikprovinzen zu unterscheiden. Im Hochland liegt Tepe Sialk, das im 5. Jahrtausend v. Chr. zwei Typen aufweist: ein Stil zeigt Bemalung auf Beige, der andere Bemalung auf Rot mit Anklängen an Samarra- und Tell-Halaf-Keramik. Eine zweite Gruppe findet sich an mehreren Fundstellen um den Urmiasee, wobei in einer ersten Phase lichte Zickzack- und Rautenmuster in dunkler Farbe auf hellem Grund verwendet, in einer zweiten Phase die Bemalung in sehr dichten Mustern aufgetragen, zeitweise auch Aussparungen aus dem hellen Grund angewendet werden, was wiederum an die Obeidkeramik erinnert. Eine dritte typische Gruppe der Gefäßmalerei findet sich um das Kaspische Meer und eine vierte hat ihr Zentrum in der Susiana.
 
Mesopotamien und der Iran sind nicht die einzigen Gebiete, die Buntkeramik aufweisen, wenn auch dort Beispiele schon sehr früh und von höchster Qualität zu finden sind. Anatolien beispielsweise dokumentiert mit drei Fundplätzen die dortige Existenz dieser Dekorationsart: Çatal Hüyük West, Hacilar und Can Hasan. Die eindrucksvollsten Beispiele lieferte zweifellos Hacilar, gefunden in den Schichten V-II, datiert zwischen Mitte 6. und Mitte 5. Jahrtausend v. Chr. Die dunklen, rotbraunen geometrischen Muster sind auf hellen Grund gemalt und nachträglich durch Politur geglättet. Oftmals kommt bei der Verteilung von Muster und Grund eine Doppeldeutigkeit zustande, bei der sich die helle Fläche des Grundes verselbstständigt und als eigenes Muster ablesen lässt, die zwei Farben sind also gleichwertig behandelt, die Muster positiv wie negativ zu sehen. Um diesen Effekt zu fördern, werden entsprechend geeignete Muster erfunden. Figürliche Motive sind sehr selten und wurden extrem stilisiert. Bei den Formen dieser handgeformten Keramik wird eine Vorliebe zu ovalen oder asymmetrischen Gefäßen deutlich.
 
In verschiedenen anderen Regionen gibt es für das Neolithikum bis einschließlich der Kupfer führenden späten Phasen (auch als Chalkolithikum abgegrenzt) charakteristische Beispiele für Bemalung auf Keramik, während man in der nachfolgenden Bronzezeit von der Gefäßmalerei abkommt. Die absolute Datierung unterscheidet sich gegenüber dem Vorderen Orient und ist später anzusetzen. Zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang die geometrisch (in selteneren Fällen auch menschengestaltig) bemalte Keramik Thessaliens, von der jene der namengebenden Fundorte Sesklo und Dimini die bedeutendsten Beispiele geliefert haben. Auch das restliche Griechenland, das gesamte Balkangebiet, wo Impulse aus dem ägäisch-kleinasiatischen Raum wirksam werden, mit Bulgarien, Rumänien (Cucuteni-Tripolje-Kultur) und weiten Teilen des ehemaligen Jugoslawien sowie Sizilien können Beispiele liefern. Die große Vorliebe für bemalte Keramik ist für das Neolithikum und Chalkolithikum im Vorderen Orient und in vielen von dort beinflussten Kulturen des Balkans und Südosteuropas ein auffälliges Phänomen.
 
Dr. Gisela Zahlhaas
 
Literatur:
 
Kruta, Venceslas: Die Anfänge Europas. 6000 bis 500 v.Chr. München 1993.
 Mellink, Machteld J.und Filip, Jan: Frühe Stufen der Kunst. Berlin 1974. Nachdruck Frankfurt am Main u.a. 1985.


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