Busoni,
Ferruccio Benvenuto, italienisch-deutscher Komponist und Pianist, * Empoli (bei Florenz) 1. 4. 1866, ✝ Berlin 27. 7. 1924; studierte seit 1886 bei C. Reinecke in Leipzig und erwarb sich auf Konzertreisen einen Ruf als hervorragender Pianist; wirkte seit 1888 als Lehrer an den Konservatorien in Helsinki, Moskau und Boston. Seit 1894 lebte er (mit Unterbrechungen, z. B. 1915-20 Zürich) in Berlin, wo er 1920 eine Meisterklasse für Komposition an der Akademie der Künste übernahm. - Außer als Pianist und Komponist wurde Busoni auch durch seine Transkriptionen und stark revidierten Editionen von Werken J. S. Bachs bekannt. Von einem spätromantischen Stil ausgehend, wandte sich Busoni einem klassizistischen Musikideal zu. Seine Entwürfe zu einer Neuordnung des Tonsystems waren theoretisch einflussreich, in seinen Kompositionen finden sie jedoch keinen Niederschlag.
Werke: Opern: Die Brautwahl (1912, nach E. T. A. Hoffmann); Arlecchino (1917); Turandot (1917, nach C. Gozzi); Doktor Faust (1925, vollendet von P.Jarnach).
Orchesterwerke: Violinkonzert (1897); Lustspielouvertüre (1897, Neufassung 1904); Klavierkonzert (1906, mit Männerchor im Finale); Indianische Fantasie (1913, für Klavier und Orchester); Concertino (1919, für Klarinette und kleines Orchester); Tanzwalzer (1920); Scherzoso (1921).
Kammermusik: 2 Streichquartette (1881, 1889).
Klavierstücke: Sonatinen Nummer 1 (1910), Nummer 6 (1920); Fantasia contrappuntistica (1. Fassung 1910, 4. Fassung, für 2 Klaviere, 1922).
Weitere Werke: Schriften: Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst (1907); Von der Einheit der Musik. Verstreute Aufzeichnungen (1922, revidiert von J. Herrmann, 1956); Von der Macht der Töne. Ausgewählte Schriften (herausgegeben 1983).
Literatur:
G. Busoni: Erinnerungen an F. B. (1958);
H. H. Stuckenschmidt: F. B. Zeittafel eines Europäers (Zürich 1967);
H. Kosnick: B., Gestaltung durch Gestalt (1971);
J. Kindermann: Thematisch-chronolog. Verz. der musikal. Werke v. F. B. B. (1980);
A. Beaumont: B. the Composer (London 1985);
A. Riethmüller: B.-Studien, in: Archiv für Musikwiss., Bd. 42 (1985).