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ENERGYDRINKS: ENERGIEKICK AUS DER BLECHDOSE??

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Energydrinks: Energiekick aus der Blechdose??
 
Entwicklung und Verbreitung
 
Energydrinks, die neben Koffein die Aminosäure Taurin enthalten, waren bereits in den 1980er-Jahren in Asien verbreitet, als der österreichische Marketingexperte Dietrich Mateschitz sie dort als nicht nur anregendes, sondern vor allem absatzstarkes Getränk entdeckte. Bald war die Geschäftsidee geboren und der Produktname gefunden: »Red Bull« (wohl in Anlehnung an den Inhaltsstoff Taurin, dessen Bezeichnung von dem griechischen Wort »tauros« abgeleitet ist, das »Stier« bedeutet). 1987 kam der europäische Vorreiter der Energydrinks, verpackt in schlanken 0,25-l-Dosen, zunächst in Österreich, in mehreren osteuropäischen Ländern und England, 1994 auch in Deutschland und der Schweiz auf den Markt; zehn Jahre später verkaufte der europäische Marktführer weltweit über 200 Millionen Dosen in mehr als 20 Ländern Europas, Nordamerikas und Asiens. Nachfolger wie »Flying Horse« versuchten zuerst mit gleichartigen Getränkemischungen den Spitzenreiter zu überflügeln, alsbald auch mit neuen Wirkstoffen, die aus anderen Kulturen stammen wie Guarana oder Ginseng, oder mit verheißungsvollen Produktnamen, die teils sogar nach Drogenrausch klingen wie »XTC«, ihre Kultgetränke zu platzieren.
 
Bildete anfangs die Techno- und Discoszene den Hauptabsatzmarkt der Trenddrinks, die den Tanzwütigen und Partysüchtigen ein unermüdliches Durchtanzen und -feiern der Nächte zu ermöglichen versprechen, so werden Energydrinks mittlerweile auch im Getränkehandel und Supermarkt, in Gaststätten und an Tankstellen angeboten, und angeblich sollen auch verstärkt wettkampfbelastete Sportler und stressgeplagte Manager sich bei Bedarf ihren Energiekick aus der Blechdose holen.
 
In Deutschland ist die Herstellung der Energydrinks wegen einiger Inhaltsstoffe bislang verboten, ihr Verkauf aber seit 1994 infolge einer Änderung des Lebensmittelgesetzes erlaubt: Nach § 47a des Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetzes sind für die Inhaltsstoffe von koffeinhaltigen Erfrischungsgetränken Höchstwerte festgesetzt.Überschreiten Energydrinks die festgesetzten Höchstwerte, dürfen sie in Deutschland nach wie vor nicht verkauft werden, was ihnen dann wieder den ursprünglichen Reiz des Verbotenen verleiht.
 
 Werbeversprechen und Zielgruppen
 
Die Schlagworte der Werbung für Energydrinks lauten neudeutsch Power, Fitness und Wellness. Energydrinks sollen nach den Werbeversprechen allgemein erfrischen und beleben, besonders die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit erhöhen und den Stoffwechsel, den Kreislauf sowie das zentrale Nervensystem anregen, darüber hinaus den Abbau von Schadstoffen im Körper unterstützen und überhaupt das Wohlbefinden verbessern; spezielle Energydrinks sollen sogar die Libido steigern (z. B. »Love Bomb«). Weiterhin werden als Vorzüge der Energydrinks angeführt, dass sie Energie in Form von leicht verwertbaren Kohlenhydraten liefern und Koffein im Gegensatz zu Kaffee ohne schwer bekömmliche Röststoffe. Von den Energydrink-Produzenten wird herausgestellt, dass zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen die Wirksamkeit der Produkte und die gesundheitliche Unbedenklichkeit ihrer Inhaltsstoffe bestätigt hätten.
 
Zur Zielgruppe der Energydrinks gehören nicht nur konsumfreudige Jugendliche, die Kultgetränke aus Aluminiumdosen »cool« finden sollen, sondern im Grunde alle energiebedürftigen Verbraucher, die viel Leistung bringen müssen oder außerordentlichen Belastungen ausgesetzt sind, wie Sportler bei Wettkämpfen oder Manager bei Konferenzen, überhaupt alle Stressgefährdeten oder Spaßsüchtigen, insbesondere Workaholics oder Funaholics, die entweder Tag und Nacht arbeiten müssen oder die Nacht zum Tag machen wollen.
 
 Inhalts- und Zusatzstoffe
 
Die Zusammensetzung der einzelnen Energydrinks ist unterschiedlich. Neben Koffein oder Guarana können als angeblich wirksame Inhaltsstoffe enthalten sein: Glucuronolacton, Ginseng, Inosit und Taurin. Weitere Inhaltsstoffe sind Zucker sowie verschiedene Vitamine und Mineralstoffe. Als Zusatzstoffe werden Süßstoff anstatt Zucker, Kohlen- und Zitronensäure, Aroma- und Farbstoffe, Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel verwendet.
 
Koffein ist ein Alkaloid, das meist durch Extraktion von Kaffeebohnen oder Teeblättern gewonnen wird, aber auch synthetisch hergestellt werden kann. Es wirkt vor allem erregend auf das Zentralnervensystem, die Großhirnrinde, auf das Atem- und Gefäßzentrum; es erweitert die Herzkranzgefäße, erhöht die Herzfrequenz und verstärkt den Harndrang. Als stimulierende psychische Effekte sind vor allem Erhöhung und Beschleunigung der Denkleistung sowie Verzögerung oder Unterdrückung des Müdigkeitsgefühls bekannt und begehrt. In höheren Dosen verursacht Koffein unerwünschte Nebenwirkungen wie Unruhe, Fahrigkeit, Herzklopfen, Muskelzittern, Übelkeit, Schwindelgefühl, Schweißausbrüche oder sogar Krämpfe, die im Extremfall tödlich verlaufen können. Eine Koffeinvergiftung kann ab etwa 1 g eintreten, wobei die Grenzmenge individuell verschieden ist.
 
Der Koffeingehalt von Energydrinks liegt meist bei etwa 300 mg/l, kann aber bis über 1000 mg/l reichen (zum Vergleich: der Koffeingehalt von Colagetränken liegt meist bei etwa 100 mg/l); das deutsche Lebensmittelgesetz erlaubt als Höchstmenge 320 mg/l.
 
Guarana enthält als Wirkstoff etwa 4—5 % Koffein (etwa dreimal so viel wie Kaffee). Es wird aus den Samenkernen der gleichnamigen Kletterpflanze gewonnen, die aus den Tropenwäldern des Amazonasgebiets stammt. Guarana enthält außer Koffein auch Fett, Eiweiß und Stärke. Die Ballaststoffe bewirken, dass das Koffein vom Körper langsamer aufgenommen wird; deshalb setzt dessen Wirkung sanfter ein und hält länger an (etwa 6—7 Stunden) als beim Genuss von Kaffee oder Tee. Außer der anregenden Wirkung durch das Koffein tritt beim Gebrauch von Guarana auch ein leichtes Sättigungsgefühl auf. In zu hohen Dosen kann Guarana ein unangenehmes Spannungs- und Völlegefühl hervorrufen. Indios verwenden die Guaranafrucht schon seit Jahrhunderten als Mittel gegen Müdigkeit und Hunger.
 
Ginseng ist ein Araliengewächs, dessen Wurzel seit alters in der chinesischen Medizin als Tonikum, das heißt als anregendes, kräftigendes Mittel, sowie als Aphrodisiakum und als Heilmittel gegen Syphilis eingesetzt wurde; außerdem wurde ihr lebensverlängernde Kraft beigemessen. Manche Energydrinks enthalten etwa 50 ml/l.
 
Glucuronolacton ist eine Verbindung der Glucuronsäure, die in der Leber aus Glucose gebildet wird und eine wichtige Rolle bei der Ausscheidung von giftigen Stoffwechselprodukten über die Niere spielt. Das in Energydrinks enthaltene Glucuronolacton soll daher der Entgiftung des Körpers dienen; darüber hinaus soll es den Geschmack verbessern oder verstärken. Da aber seine Herstellung teuer ist, fehlt es in vielen Energydrinks. Das deutsche Lebensmittelgesetz nennt als erlaubte Höchstmenge 2400 mg/l.
 
Inosit ist ein sechswertiger zyklischer Alkohol, der leicht süßlich schmeckt. Sein wichtigster Vertreter ist Myoinosit, ein Wuchsstoff, der in Nahrungsmitteln wie Weizenkeimen, Sojabohnen und Erdnüssen enthalten ist und beim Menschen vor allem in den Hirnzellen, den Augenlinsen und der Schilddrüse, ferner in den Muskeln, der Lunge und der Leber vorkommt. Die im deutschen Lebensmittelgesetz vorgeschriebene Höchstmenge beträgt 200 ml/l.
 
Taurin ist ein biogenes Amin, das im menschlichen Körper vor allem in den Muskeln, der Leber, dem Gehirn und dem Zentralnervensystem vorkommt, ferner in hoher Konzentration in der Gallenflüssigkeit sowie in der Muttermilch enthalten ist. Taurin wird zur Synthese von Gallensäuren benötigt und ist während der Wachstumsphase an der Bildung der Synapsen beteiligt. Es wird vermutet, dass Taurin als Neurotransmitter wirkt, das heißt als Nervenimpulse übertragende Substanz, und dass es deshalb vielleicht die Wirkung von Koffein verstärkt. Dies könnte erklären, warum Energydrinks eine stärker anregende oder gar aufputschende Wirkung haben als Kaffee. Jedenfalls dient das synthetisch hergestellte Taurin in Energydrinks wie in manchen Nahrungsmitteln als Geschmacksverstärker. Die meisten Energydrinks enthalten etwa 4000 mg/l Taurin, das ist just die nach deutschem Lebensmittelgesetz erlaubte Höchstmenge.
 
 Nutzen und Gefahren
 
Von den angeblich wirksamen Inhaltsstoffen der Energydrinks ist Koffein der einzige, dessen Wirkung gründlich erforscht ist. Zuverlässige Aussagen über die Wirksamkeit der Energydrinks sind daher kaum möglich, zumal nicht klar ist, ob und wie die bekannten körpereigenen Substanzen Glucuronolacton, Inosit und Taurin wirken, wenn sie von außen zugeführt werden.
 
Das Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin stellt fest, dass die Wirkung der Energydrinks als Muntermacher allein dem Koffein zu verdanken sei und dass die Werbeversprechen, die den als Geschmacksverstärkern zugesetzten Substanzen Taurin, Inosit und Glucuronolacton diese Wirkung zuschreiben, wissenschaftlich nicht haltbar und daher irreführend seien. Auch viele Verbraucher- und Ernährungsberatungsstellen halten die Versprechen der Werbung für größtenteils überzogen und sehen die angebliche Wirksamkeit der Energydrinks durch die bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen keineswegs bestätigt.
 
Energydrinks seien zwar gesundheitlich nicht grundsätzlich bedenklich, brächten aber auch keinen besonderen Nutzen, heißt es in Pressemitteilungen des Europäischen Verbraucherzentrums. Sie seien allerdings gerade für Kinder und Jugendliche als Durstlöscher oder Erfrischungsgetränke wegen des hohen Koffeingehalts nicht empfehlenswert. Als gesunde Durstlöscher seien vielmehr Mineralwasser und verdünnte Frucht- oder Gemüsesäfte geeignet. Und statt sich mit Muntermachern künstlich wachzuhalten, sei es besser, sich eine kleine Pause oder genügend Schlaf zu gönnen. Ernährungswissenschaftler und beratungsstellen halten Energydrinks für entbehrlich: Die angeblich gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe der Energydrinks kämen sowieso in ausreichendem Maße im Körper oder in Nahrungsmitteln vor oder sie seien in so geringen Mengen enthalten, dass sie gar keine Wirkung haben könnten; andererseits seien gerade Stoffe wie Folsäure, deren Zuführung sinnvoll wäre, weil an ihnen oft ein Mangel besteht, in Energydrinks nicht enthalten. Keinesfalls könnten Energydrinks eine mangelhafte Ernährung ausgleichen.
 
Gewarnt wird nicht nur vor dem Genuss von Energydrinks in zu großen Mengen, sondern insbesondere vor dem Genuss von alkoholhaltigen Energydrinks oder vor dem gleichzeitigen Genuss von Energydrinks und Alkohol: Die Wirkung von Koffein und Alkohol ist grundsätzlich entgegengesetzt, deshalb lässt sich die tatsächliche Wirkung im Einzelfall kaum voraussehen. Gefährlich kann es auch für andere werden, wenn man Energydrinks als Gegengift gegen Alkohol zu sich nimmt, um sich für das Autofahren »fit« zu machen. Damit wird die Fahruntüchtigkeit allenfalls überspielt. Aber auch ohne Alkohol sind Energydrinks als Muntermacher für das Autofahren nicht unbedenklich, da die anregende Wirkung oft nur über die Müdigkeit hinwegtäuscht und die Leistungskurve rasch abfallen kann. Bei Übermüdung am Steuer wird geraten, eine Pause zu machen, statt sich mit Energydrinks aufzuputschen.
 
Literatur:
 
Friedrich Bohlmann: Energy-Drinks. Gemixt, geschüttelt oder gerührt. Der Vitamstoß für zwischendurch. Fit bleiben u. dabei genießen. München 1999.


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