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DIONYSOS: DER ANFANG DES THEATERS

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Dionysos: Der Anfang des Theaters
 
Die reich entfaltete literarische Form der attischen Tragödie hat eine veränderungsreiche, in der Wissenschaft vielfach umstrittene Vorgeschichte. Als Elemente dieser Vorgeschichte sind vor allem zu nennen: Dionysos, der Maskengott, der Menschen in selbstvergessener Ekstase außer sich geraten lassen kann, wie das Euripides in seinem letzten Drama, den »Bakchen«, erschreckend gezeigt hat, ferner die maskierten, tanzenden Satyrn, Dämonen der Fruchtbarkeit. Nach Aristoteles ist die Tragödie aus Stegreifgesängen derer, die den Dithyrambos (das Chorlied im Dionysoskult) anstimmten, entstanden. Noch zur Zeit der drei großen Tragiker Aischylos, Sophokles und Euripides ging den Tragödienaufführungen ein Festtag voran, an dem von großen Chören Dithyramben vorgetragen wurden.
 
Nach vielen Umbildungen - so Aristoteles -, habe die Tragödie die in seiner Zeit bekannte Form angenommen; von unerheblichen Stoffen und Gelächter erregender Sprache (satyrhaften Zügen), habe sie sich erst spät zur Erhabenheit gewandelt. Es kann nun weiter gefragt werden, wie die Satyrn mit den »Sängern beim Bocksopfer«, den »tragodoi«, in Verbindung kamen. Hierzu fand man in der Antike die Auskunft, die Satyrn würden wegen ihrer Behaartheit und Geilheit Böcke genannt. Als eigentlicher Schöpfer der Tragödie galt in der Antike Thespis, der dem Chor einen Schauspieler mit Sprechversen gegenübertreten ließ. Aischylos führte den zweiten Schauspieler ein und machte damit den Widerstreit der Schauspieler vor dem Chor möglich, der seinerseits wie ein Schauspieler in der Rolle des vom Geschehen Betroffenen erscheint, aber auch Urteile über das von den Schauspielern Verhandelte abgibt. Sophokles erhöhte durch die Einführung des dritten Schauspielers noch die Vielfalt möglicher spannungsreicher Kombinationen der Schauspieler auf der Bühne.
 
Die Vorbereitungen der Aufführungen dauerten länger als ein halbes Jahr. Zunächst musste ein Archon, also ein politischer Beamter, aus den sich mit je einer Tetralogie, drei Tragödien und einem Satyrspiel, bewerbenden Dichtern drei auswählen; dann studierten die Dichter selbst oder Regisseure (»didaskaloi«) den Chor ein. Die beträchtlichen Kosten für den Chor und die gesamte Auführung trug der Chorege, der zu den begüterten Bürgern gehörte und sich damit in der politischen Öffentlichkeit einen Namen machte. Im Proagon stellten ein paar Tage vor den Aufführungen die Dichter ihre Chöre, Schauspieler, Choregen und Tetralogien der Öffentlichkeit vor. Über die Rangfolge der drei Tetralogien entschied eine Jury, die aus je einem gewählten Vertreter der zehn Phylen bestand, in die Athen politisch gegliedert war. Die Aufführungen fanden an den Großen oder Städtischen Dionysien (März/April) und auch an den Lenäen (Januar/Februar) im Dionysostheater statt und waren ein zentrales Ereignis in Athen.
 
Eine beliebte Form der Antike war der Synchronismus, eine Zusammenstellung gleichzeitiger Ereignisse. Von der Seeschlacht im Sund von Salamis, die in den Kriegen gegen die Perser 480 v. Chr. einen bedeutenden Sieg Griechenlands brachte, ließen sich so Bezüge zu den griechischen Dichtern herstellen: Aischylos kämpfte in dieser Schlacht mit, Sophokles, noch in der militärischen Ausbildung, war im gleichen Jahr Vorsänger im Siegespaian (einer Art Chorlied), und Euripides soll im Jahr der Schlacht geboren worden sein. Aischylos ist 525 v. Chr. in Eleusis geboren; er siegte 13-mal im Tragödienwettstreit und starb 456 in Gela bei einem seiner Sizilienaufenthalte. Von seinen etwa 80 Dramen sind uns sieben Tragödien ganz erhalten. Von diesen sind die »Perser« keinem mythischen Stoff, sondern der jüngst vergangenen Niederlage des Xerxes gegen die Griechen gewidmet. Mit »Agamemnon«, »Choephoren« und »Eumeniden« (der »Orestie«) hat Aischylos - wohl zum ersten Mal - eine inhaltlich zusammenhängende Trilogie gestaltet: den Mord an Agamemnon bei seiner Heimkehr aus Troja durch seine Gattin Klytämnestra, den rächenden Muttermord durch Orest und endlich dessen Entsühnung. Das Geschick der großen Dramengestalten ist bei Aischylos bestimmt durch das Miteinander von göttlichem, mitursächlichem Wirken und menschlicher Verblendung und Verfehlung. Trotzdem werden die Menschen nicht aus Verantwortung und Schuld entlassen; sie lernen aber durch Leiden. Aischyloskann jedoch auch (wie in der »Orestie«) Schuld als durch göttliche Gnade aufgehoben erscheinen lassen. Der Erhabenheit der Gegenstände und der theologischen Reflexion entspricht bei Aischylos eine zum Teil schwierige, bilderreiche Sprache.
 
Sophokles ist wohl 497 oder 496 v. Chr. in Athen geboren, gestorben ist er dort 406 oder 405; er hat mindestens 18-mal im Tragödienagon gesiegt. Von den 123 Stücken sind uns sieben ganz erhalten. Die mit unerbittlicher Konsequenz verlaufende dramatische Handlung, in die auch die Chorlieder einbezogen sein können, und der Einsatz der tragischen Ironie (die Protagonisten äußern Worte, die sich im entgegengesetzten Sinn erfüllen) sind Kennzeichen seiner hohen dramatischen Kunst, wie sie zum Beispiel am »König Ödipus« bewundert wird. Seine Dramengestalten können an ihrer eigenen übermäßigen Größe, an der zu achtenden, überragenden und furchtbaren, aber nicht verstehbaren Macht der Götter scheitern. Von diesem Muster unterscheidet sich sein Altersdrama »Ödipus auf Kolonos«, das den Helden eine Art Erlösung finden lässt.
 
Euripides wurde auf Salamis wohl 485 oder 484 v. Chr. geboren und starb 406 am makedonischen Fürstenhof in Pella, wohin er sich von Athen aus gewandt hatte. Von seinen wohl 88 Dramen sind uns 18 ganz erhalten. Er hat zu Lebzeiten nur viermal den Sieg im Tragödienwettstreit davongetragen. In vielen seiner Dramen bringt das überraschende Erscheinen eines Gottes hoch über den Schauspielern, des »Deus ex Machina«, die überraschende Lösung. Doch wirken diese Göttererscheinungen oft nicht überzeugend; die Götter können im Gegenteil bei Euripides eine recht zweifelhafte Moral an den Tag legen; sophistische, kritisch rationalistische Götterkritik (auch Moralkritik) ist spürbar. Das Interesse des Zuschauers wird vom Dichter besonders auf die Versuche des Menschen gerichtet, mit ihren ausweglos erscheinenden Situationen fertig zu werden. Dabei wird die Widersprüchlichkeit ihrer Gefühle und die Gewalt ihrer Leidenschaften deutlich.
 
In den Tragödien des Aischylos und des Sophokles treten dem Theaterpublikum Heroen gegenüber; auf diese erhabene Ebene werden dort menschliche Probleme versetzt; bei Euripides dagegen bewegen sich die heroischen Gestalten des Mythos eher auf der realistischen Ebene der Alltäglichkeit, wie bei ihm auch einfache Leute eine wichtige Rolle spielen können. Von besonderem Verständnis für seelische Abläufe zeugen die Frauengestalten, die in ihrer Prägung in allen Kunstgattungen lebendig geblieben sind, wie etwa Medea und Iphigenie.
 
Von anderen attischen Tragödien sind nur Fragmente erhalten; auch deren Kenntnis setzt Aristoteles voraus, wenn er in seiner Poetik über das Drama handelt. In der Nachwirkung hat Euripides seine beiden Dichterrivalen auch wegen seiner eingängigen Sprache weit übertroffen. Seine Stücke, nicht selten auch nur einzelne Monologe als eine Art Arien, wurden im großen griechischen Kulturbereich der hellenistischen Zeit häufig aufgeführt. Elemente seines Dichtens (das Alltägliche, die Intrigen, die Rolle von sozial niedrig Stehenden) sind von der griechischen »Neuen Komödie« aufgenommen und weitergeformt worden.
 
Die Komödie hatte ihre Ursprünge im Fruchtbarkeitskult, in den schwärmenden Umzügen von Phallosträgern im Frühjahr mit derben Scherzen und groben verbalen Angriffen auf Einzelne im Publikum; hinzu kamen Streitszenen und Szenenfolgen; all das findet sich in der attischen »Alten Komödie« wieder. Ihr war auf Sizilien die dorische Komödie des Dichters Epicharm vorangegangen, von der wir uns kein zusammenhängendes Bild machen können; das mimetische Element (die improvisierte Darstellung komischer Alltagsszenen) war bei ihr jedenfalls besonders entwickelt. In Athen gab es die ersten Komödienaufführungen am Anfang des 5. Jahrhunderts. Auch für die Komödien gab es einen Agon der »Alten Komödie« und zugleich jüngere Zeitgenossen der drei großen Tragiker waren Kratinos, Eupolis und vor allem Aristophanes. Er dürfte um 445 v. Chr. in Athen geboren und um 385 gestorben sein. Von 44 seiner Komödien sind elf überliefert. In den älteren Stücken werden bekannte Gestalten Athens auf der Bühne verspottet, so zum Beispiel in den »Wespen« der Politiker Kleon, in den »Wolken« Sokrates, in den »Fröschen« Euripides.
 
Hochpolitisch ist auch die »Lysistrate«, wo die Frauen durch Liebesentzug einen panhellenischen Frieden herbeiführen. In den nach der Niederlage Athens (404 v. Chr.) im Peloponnesischen Krieg verfassten Stücken tritt der Chor, der früher Träger der politischen Kritik war, mehr und mehr zurück, Angriffe auf Personen der Öffentlichkeit verschwinden, die behandelten Themen sind allgemeinerArt (wie etwa die Frage, was geschähe, wenn der Reichtum nur zu den Guten käme, im »Plutos«). Diese Stücke werden schon zur »Mittleren Komödie« gerechnet, die man als Überleitung zur »Neuen Komödie« versteht. Diese ist vor allem durch Menander vertreten. Inhaltlich geht es in der »Neuen Komödie« um allgemeine Fragen der bürgerlichen Moral und sozialen Gerechtigkeit; sie repräsentiert das unpolitische bürgerliche Lustspiel. Auf der Bühne erscheinen keine individualisierten Gestalten, sondern Typen wie der kluge Sklave, der Parasit, der verschwenderische reiche Jüngling, der bramarbasierende Soldat, die edle Hetäre, der geizige Alte. Probleme, die nicht nur aus den Charakteren, sondern auch aus Handlungen wie Kindesaussetzungen, Schwängerungen von Bürgermädchen in Trunkenheit bei Festen, Entführungen durch Seeräuber und allgemein durch Intrigen entstehen, finden schließlich eine versöhnliche Lösung, unter anderem durch Wiedererkennungsszenen, Entwirrung der Intrigen und Einsicht der Beteiligten. Dabei erwächst aus den Stücken die Aufforderung zu edler Menschlichkeit. Es ist die Zeit des beginnenden Hellenismus. Anders als die alte attische Komödie konnte die neue im gesamten griechischen Kuturbereich vom Publikum verstanden werden.
 
Prof. Dr. Hans Armin Gärtner und Dr. Helga Gärtner
 
Literatur:
 
Blume, Horst-Dieter: Einführung in das antike Theaterwesen. Darmstadt 31991.
 Fränkel, Hermann: Dichtung und Philosophie des frühen Griechentums. Eine Geschichte der griechischen Epik, Lyrik und Prosa bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts. München 41993.
 Lesky, Albin: Geschichte der griechischen Literatur. Bern u. a. 31971. Nachdruck Bern u. a. 1993.


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