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BILDUNG FÜR DIE WELT VON MORGEN

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Bildung für die Welt von morgen
 
Für das Leben im 21. Jahrhundert lernen heißt für Kinder, nicht nur die Grundfertigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens zu erwerben, sondern darüber hinaus auch die schwierigeren und komplexeren Lebensbewältigungsstrategien zu entwickeln, die sie später in die Lage versetzen, sich an den raschen Wandel der Lebensumstände anzupassen und ihn mitzuvollziehen.« So beschreibt der UNICEF-Bericht 1999 mit dem Titel »Das Recht auf Bildung« die Anforderungen an ein modernes Bildungswesen. Bildung kann nicht nur ein spiegelbildliches Pendant zur Arbeitswelt sein. Sie muss zwar einerseits auf Beruf und Wirtschaftsleben vorbereiten, andererseits aber auch andere Aufgaben der individuellen und gesellschaftlichen Orientierung erfüllen.
 
Dennoch ist das Bildungssystem der entscheidende Faktor dafür, ob die Mitglieder unserer Gesellschaft mit der einzigen Entwicklung zurechtkommen werden, die mit Sicherheit Bestand hat: dem kontinuierlichen Wandel der Arbeitswelt. Ob unsere Bildungszentren und Ausbildungsstätten in ihrer heutigen Form und mit ihren heutigen Inhalten dazu in der Lage sind, bezweifeln viele Seiten. Reformen für alle Bereiche, angefangen über Grund- und weiterführende Schulen, Hochschulen und Berufsausbildung, werden angemahnt.Gleichzeitig gewinnt die lebenslange berufliche Weiterbildung an Gewicht. Neue Konzepte für das Bildungswesen von morgen sind durchaus vorhanden. Deren Umsetzung allerdings hängt in starkem Maße von entsprechenden politischen und finanziellen Entscheidungen ab.
 
 Bildungstraditionen in der Sackgasse
 
Die Bildungssysteme der verschiedenen Industrienationen sind stark durch die nationale und kulturelle Geschichte und die daraus entstandenen Besonderheiten geprägt. So hat Japan entsprechend den patriarchalisch-hierarchischen Gesellschaftsstrukturen ein stark hierarchisch und sozial gegliedertes System, das die Schüler nur mit einem übermenschlichen Maß an Ausdauer und Selbstdisziplin bis zum Abschluss an prestigeträchtigen Bildungsinstituten führt. In Frankreich ist eine ganztägige Betreuung der Schüler eine Selbstverständlichkeit, während man in Deutschland darauf setzt, dass die Schüler am Nachmittag mit elterlicher Unterstützung lernen. Die USA verfügen über eine hervorragende universitäre Ausbildung, zumindest für bestimmte Elitegruppen. Eine fundierte Berufsausbildung wie in Deutschland fehlt dagegen weitgehend oder findet nach Gutdünken der Betriebe statt.
 
Doch in allen Ländern scheint die traditionelle Erfahrungs- und Wissensvermittlung in die Krise geraten zu sein. Schule und Bildung sind durch festgelegte Lehrinhalte geprägt; Noten entscheiden letztlich über das Fortkommen der Schüler. Hartmut von Hentig, der Gründer einer Laborschule in Bielefeld, bemängelt, dass Kinder und Jugendliche nur lernen, Antworten auf die Fragen anderer zu geben, die sich ihnen selbst nie stellen und deren Problematik sie folglich nicht interessiert. Sich Fähigkeiten für die Arbeitswelt von morgen anzueignen fördert diese Art des Lernens kaum. In der Zukunft wird projekt- und fallbezogenes, also meist interdisziplinäres Arbeiten verlangt. Teamfähigkeit und soziale Kompetenzen, Kreativität und Entscheidungsfähigkeit bei der Lösung von Problemen, die Orientierung in einer Flut von Daten und das Wissen über den Umgang mit Wissen — all dies sind Fertigkeiten, die neben soliden Grundkenntnissen an Bedeutung gewinnen.
 
Längst weisen die Kognitionswissenschaften und die Gehirnforschung neue Wege, indem sie aufzeigen, wie der Mensch lernt. Dieser Prozess verläuft in unserem Denkorgan nicht linear wie beim Computer, sondern in vernetzten Strukturen, sprunghaft und assoziativ. Lernen hat zudem auch immer eine Gefühlskomponente, von deren Qualität der Lernerfolg abhängt. Positive Emotionen stellen sich erst ein, wenn das Lernen Sinn macht. Es ist dann besonders erfolgreich, sobald verschiedene Gehirnfähigkeiten daran beteiligt sind, das heißt verschiedene Gehirnfelder aktiv werden: etwa die Sprachzentren, Felder für mathematisches und logisches Denken, für schöpferische Tätigkeiten und visuelle Eindrücke.
 
Aus dieser Kritik und diesen Erkenntnissen heraus formulieren Pädagogen ihre Vorstellungen von einer modernen Lernwelt. Sie soll ein selbst bestimmtes und entdeckendes Lernen ermöglichen. Junge Menschen sollen in der Lage sein, eigenverantwortlich zu handeln und ihre individuellen Stärken zu erkennen. Sie sollen Wege finden, eigene Ziele festzulegen und zu verwirklichen. Sie müssen die Fähigkeit entwickeln, Informationen einzuordnen und zu bewerten. Dazu bedarf es nicht zuletzt weiterhin eines soliden Grundwissens in klassischen Schulfächern, das wie ein Koordinatensystem Orientierung im Informationsdschungel ermöglicht.
 
 Zwei Tage an der Schule der Zukunft
 
Wie könnte demnach die Schule künftig aussehen? Reformansätze gibt es bereits, zum Beispiel im »Netzwerk innovativer Schulen«, das die Bertelsmann-Stiftung fördert. Aus diesen Erfahrungen heraus könnte der Schulalltag einer sechsten Klasse folgendermaßen aussehen:
 
Am Morgen des ersten Tages bereiten sich die Schüler auf eine Videokonferenz vor, die am Nachmittag mit der Partnerklasse im amerikanischen Atlanta stattfindet. Diskussionspunkt ist die Todesstrafe. Hierzu haben die US-Schüler über E-Mail mehrere Texte geschickt, die nun in kleinen Gruppen gelesen und übersetzt werden. Der Lehrer assistiert. Danach erörtert die Klasse die eigenen Positionen zum Thema; bis halb zwölf hat sie dafür Zeit. Es folgt eine klassische Geschichtsstunde über die Renaissancezeit. Aus dieser Epoche sollen die Schüler unter anderem Bereiche wie Musik, Literatur und bildende Kunst in Teamarbeit genauer unter die Lupe nehmen. Die Lehrerin muss für die Themen, in denen sie sich nicht genügend auskennt, von den entsprechenden Fachlehrern Informationen einholen.
 
Am nächsten Morgen arbeiten die Schüler an ihrem Computer. Eine CD-ROM erklärt den Treibhauseffekt zunächst durch animierte Darstellungen. Dann greifen die Schüler selbst ein und simulieren, wie sich eine Änderung bestimmter Parameter auswirkt, etwa beim CO2-Ausstoß oder bei der Vernichtung des Regenwalds.
 
Um elf Uhr ist eine Sitzung mit der Konfliktberaterin der Schule angesetzt. Ein kleine Gruppe sucht sich häufig die Schwächeren der Klasse aus, um mit ihnen einen Streit vom Zaun zu brechen. Die Schulpsychologin versucht zunächst, die Ursachen des aggressiven Verhaltens herauszufinden. Danach geht es darum, neue Konfliktlösungsstrategien einzuüben.
 
Der späte Nachmittag ist wieder einer klassischen Stunde vorbehalten: Prozentrechnen steht an. Die Schüler wissen, dass sie diese Kenntnisse in einem anderen Projekt benötigen. Dort sollen sie die Kosten für ein Jugendhaus der Stadt berechnen, das vor kurzem aus Kostengründen abgelehnt wurde und das die Schüler dennoch verwirklicht sehen wollen.
 
Das Beispiel dieser Klasse verdeutlicht das Lernprinzip, mit dem künftige Generationen aufs Leben vorbereitet werden könnten: projektorientiertes Arbeiten und Ziele, deren Sinn sich den Schülern von selbst erschließt. Ein solides Grundwissen in den Basisfächern wäre dennoch gegeben. Voraussetzung für eine solche Reform würde allerdings die Ganztagsschule sein, die genügend Raum für Experimente und soziales Lernen lässt. Dazu müsste die Bildung unter den staatlichen Aufgaben allerdings einen höheren Stellenwert erlangen, der sich sowohl finanziell als auch in einer grundlegenden Reform der Lehrerausbildung bemerkbar macht.
 
 Spezialisierung der Hochschulen
 
Eine Reform des Bildungssystems macht wenig Sinn, wenn sie nicht auch die Hochschulen umfasst. Denn wie sollen unsere »Musterschüler« an Universitäten zurechtkommen, wenn dort weiterhin Massenvorlesungen die Norm sind, eine der didaktisch ineffektivsten Methoden der Wissensvermittlung? Was sollen sie anfangen mit den zum Teil realitätsfernen Inhalten heutiger Hochschulen und mit Multiple-Choice-Fragen, die das Auswendiglernen belohnen und nicht das Verstehen? So gilt, was für die Schule gesagt wurde, erst recht für die weiterführende Bildung. Insbesondere der Umgang mit den neuen Medien, einschließlich dem Nutzen von Datenbanken, Internet und Expertensystemen, muss im kommenden Jahrhundert vermehrt Eingang in das Studium finden.
 
Darüber hinaus stehen die Hochschulen jedoch vor weiteren Herausforderungen. Vor allem die Universitäten stehen im Spannungsfeld von Forschung und Lehre, wobei der erste Bereich für Professoren meist wissenschaftliche Lorbeeren bedeutet, der zweite dagegen Mühen und Arbeit. Immer lauter fordern verschiedene Teile der Gesellschaft, dass sich Forschung und Lehre verstärkt an der Praxis orientieren sollen. Die Hochschulprofessoren stehen vor der Aufgabe, den Elfenbeinturm zu verlassen und die Bedürfnisse der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts wahrzunehmen. Zugleich müssen sie gegenüber den Begehrlichkeiten aus Wirtschaft und Politik den Freiraum verteidigen, den eine Forschung braucht, die wirklich neue Wege gehen will und damit nicht zweckgebunden sein kann. Diese vielschichtigen Probleme lassen sich mit Sicherheit nicht von heute auf morgen lösen, schon weil dafür politische und vor allem finanzielle Entscheidungen erforderlich wären.
 
Vielleicht ist eines Tages eine Hochschule denkbar, die sich in erster Linie als Dienstleister der Gesellschaft und als Umschlagplatz des Wissens versteht. So könnte sich der Grundlagenforscher regelmäßig mit dem Kollegen treffen, der sich vorwiegend mit dem Umsetzen neuer Erkenntnisse in der Wirtschaft beschäftigt, oder mit demjenigen, der sich der Lehre widmet und neben fundiertem Fachwissen eine gute hochschuldidaktische Ausbildung vorzuweisen hat. Der »echte« Forscher betreut dann nur eine kleine Gruppe fortgeschrittener Studenten, die sich bereits für die Wissenschaft entschieden haben. Der Didaktiker hingegen kümmert sich um den größeren Teil der Studenten, insbesondere in den jüngeren Semestern. Unterstützt werden diese Fachlehrkräfte von den »Praktikern«, deren Aufgabe es ist, den Studenten die Umsetzung des Gelernten nahe zu bringen.
 
Auch in den Studiengängen bedarf es dringend einer Differenzierung des Ausbildungssystems. Nach einem Grundstudium, das gleichermaßen in Theorie und Praxis einführt, müssten sich die Studenten für eine bestimmte berufliche Richtung entscheiden: etwa im Medizinstudium für Allgemeinmedizin oder Grundlagenforschung, im Romanistikstudium für Französischlehrer oder Professor für lateinamerikanische Literatur, im Jurastudium für das Richteramt oder die Patentabteilung eines Unternehmens. Schließlich sollten die Lehrprogramme des 21. Jahrhunderts auch fremdsprachliches Fachwissen, Kenntnisse über Geschichte und Kultur anderer Kontinente sowie soziale Kompetenzen vermitteln.
 
 Berufsausbildung: Solides Fundament für neue Fertigkeiten
 
Die Qualität unserer Berufsausbildung wird immer wieder in Frage gestellt. So fordert vor allem die Unternehmerseite eine stärkere Orientierung an den Bedürfnissen der Betriebe, um künftige Mitarbeiter schneller und produktiver einsetzen zu können. Im Hinblick auf die Anforderungen der zukünftigen Arbeitswelt wäre eine solche Vorgabe jedoch eher kontraproduktiv. Das Denken in Zusammenhängen, Abstraktionsvermögen und Gruppenarbeit prägen künftig auch Berufe, in denen bislang handwerkliches Können genügte. Hierfür ist eine breit angelegte Basisqualifikation nötig, die zudem eine Grundlage bietet, um mit dem beständigen Wandel von Produkten, Herstellungs- und Verfahrensweisen zurechtzukommen, der heute jeden Auszubildenden erwartet.
 
Im Gegensatz zu den Hochschulen wurde gerade in Deutschland mit dem dualen System von betrieblicher Ausbildung und Berufsschule eine gute Verbindung von Theorie und Praxis geschaffen. Die hohe Wertschätzung, die deutsche Produkte weltweit erfahren, beruht nicht zuletzt auf einer gut ausgebildeten Facharbeiterschicht. Dennoch gibt es Schwachpunkte. So haben Berufsschullehrer und Lehrplanverantwortliche nicht selten enorme Probleme, mit dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt in den Betrieben Schritt zu halten. Die Einrichtung neuer Ausbildungsgänge dauert oft Jahre. Im Extremfall sind sie bereits überholt, wenn die ersten Auszubildenden die Abschlussprüfungen absolvieren. In den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurden beispielsweise Ausbildungsgänge für Programmierer eingerichtet. Als diese jedoch auf den Arbeitsmarkt kamen, waren die entsprechenden Tätigkeitsprofile durch eine neue Generation von Computerprogrammen bereits wegrationalisiert. Und mehr als drei Jahre dauerte es, bis die Gewerkschaften das breit angelegte Berufsbild des Mediengestalters durchsetzen konnten, in dem aussterbende Berufe wie Schriftsetzer oder Reprograph aufgegangen sind.
 
In welche Richtung sich die Berufsausbildung entwickeln sollte, zeigt ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft, das sich mit »Lehr-Lern-Prozessen in der kaufmännischen Erstausbildung« beschäftigt. Im Rahmen mehrerer Forschungsprojekte findet die Berufsausbildung etwa in der komplexen Lernumgebung einer Juniorfirma oder eines Übungsbüros statt. Dabei kommen verschiedene multimediale Lernmittel zum Einsatz wie computergesteuerte Unternehmens- und Marktsimulationen, die komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge verdeutlichen und den Auszubildenden helfen, ein zielorientiertes Entscheidungsverhalten zu entwickeln.
 
Erste Pilotprojekte gibt es mittlerweile auch für den Erwerb sozialer Kompetenzen in Berufen, die damit bislang kaum in Verbindung gebracht wurden. So lernten angehende Werkzeugmacher bei Siemens im Werk Speyer nicht nur das Fräsen, Bohren und Schleifen. Zum Lehrstoff gehört auch die Präsentation eines Themas und das Moderieren einer Besprechung, die Projektplanung und Projektdurchführung sowie Arbeit und Kommunikation im Team.
 
 Lernen als lebenslange Herausforderung
 
Manche Fachleute sagen den heutigen Schulabgängern voraus, dass sie sich im Laufe ihres Arbeitslebens mindestens fünfmal umschulen lassen müssen. Eine solide Berufsausbildung reicht nicht mehr aus, lebenslanges Lernen wird zur Pflicht. »In dem Maße, wie Wissen und Expertise wichtiger und zum zentralen Produktionsfaktor werden, rückt die Erarbeitung, Erhaltung und Verbesserung von Wissen — also das Lernen — zu einer Kerntätigkeit auf.« So charakterisiert der Wirtschaftswissenschaftler Gerhard Willke den Wandel der Arbeitsweise in unserer Gesellschaft.
 
Dass der beruflichen Weiterbildung ein größeres Gewicht zukommen muss, wird schon seit langem angemahnt und ist fast schon zum Allgemeinplatz geworden. Hier bieten die etablierten Einrichtungen der Industrie- und Handelskammern oder der Volkshochschulen noch die besten Möglichkeiten. Frontalunterricht und Faktenlernen ohne direkten Handlungsbezug dominieren jedoch auch hier den Unterricht.
 
Bei den privaten Weiterbildungseinrichtungen finden sich Fortbildungswillige in einem Dschungel von rund 14000 Anbietern wieder, von denen jeder machen darf, was er will. Das Angebot reicht von mehr oder weniger seriösen Unternehmensberatungen über Sprach- und Computerkurse bis hin zu Esoterikveranstaltungen und Sektenschulungen. Qualitätskontrollen finden nicht statt, weder in Bezug auf das eingesetzte Lehrmaterial noch auf die Qualifikation der Lehrenden, noch auf die räumlichen Bedingungen und die Ausstattung. Jeder, der sich dazu berufen fühlt, kann eine Weiterbildungseinrichtung eröffnen. Forderungen, diesen Wildwuchs gesetzlich zu regeln, hatten in ganz Deutschland bislang keinerlei Erfolg.
 
Der dritte Bereich, die betriebliche Weiterbildung, müsste eigentlich zur tragenden Säule des Systems werden. Schließlich prognostizieren die Arbeitswissenschaftler, dass sich der beständige Wandel von Produkten und Produktionsweisen zum bestimmenden Element der Wirtschaft entwickelt. Doch nur zehn Prozent der Unternehmen in Europa haben ein spezielles Budget für die Weiterbildung ihrer Beschäftigten, und nur drei Prozent leisten sich einen Mitarbeiter, der sich zumindest teilweise mit der entsprechenden Schulung der Belegschaften befasst. Eine Studie Mitte der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts ergab, dass ein Drittel der erwerbsnahen Bevölkerung noch nie an einer Weiterbildung teilgenommen hatte und die Hälfte seit zehn Jahren nicht mehr geschult worden war.
 
Bei Qualifikationsmaßnahmen unterrepräsentiert sind vor allem Beschäftigte mit niedrigem Ausbildungsstand, ältere Arbeitnehmer und Frauen. 59 Prozent des Weiterbildungsvolumens hierzulande entfällt auf die unter 35-Jährigen. »Weiterbildung in Deutschland ist eine Sache von jungen Männern mit Hochschulabschluss, die entweder als Beamte im höheren Dienst oder als Manager in großen Unternehmen arbeiten«, so der Bildungskritiker Marc Horch.
 
Nur wenige Unternehmen praktizieren neue Konzepte der Erwachsenenbildung, die speziell auf die Bedürfnisse der Betriebe und der dort Beschäftigten zugeschnitten sind. Dabei haben beispielsweise Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation Bildungskonzepte entwickelt, die sich durch arbeitsplatznahes Lernen, kurzzyklische Lerninhalte und das Integrieren von Theorie und Praxis auszeichnen. Weil diese Art der Weiterbildung keine längeren Unterbrechungen der Berufstätigkeit erfordern würde, könnte sie tatsächlich das Ideal vom lebenslangen Lernprozess verwirklichen helfen.
 
Leider sinken tendenziell mit steigenden Arbeitslosenzahlen die Beiträge der Betriebe zu einer guten Aus- und Weiterbildung. Die Masse der Unternehmen setzt nach wie vor auf »fertige« Mitarbeiter vom Arbeitsmarkt, die gleichzeitig die Qualitäten eines Olympiasiegers haben sollten: Doppelstudium, Praxis und Auslandserfahrung, mindestens drei Fremdsprachen — und das alles möglichst im Alter von 24 Jahren.
 
Birgit Hummler-Schaufler
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Arbeit: Denkmodelle für eine neue Arbeitswelt
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Arbeit: Wertewandel und Bevölkerungsentwicklung prägen die Arbeitswelt
 
Literatur:
 
Arbeit ohne Zukunft? Organisatorische Konsequenz der wirtschaftlichen Informationsverarbeitung, herausgegeben von Rainer Thome. München 1997.
 
Denken, Lernen, Schule. Konzentration, Entwicklung, Geschlechter, Bildung, bearbeitet von Christiane Grefe u. a. Hamburg 1999.
 
Für ein attraktives Deutschland in einem weltoffenen Europa. Weltweite Vernetzung, intakte Umwelt, wachsender Wohlstand, Arbeit für alle, bearbeitet von Ludolf von Wartenberg. Köln 21998.
 Hugo, Frauke: Computer in der Schule. Aufgaben, Möglichkeiten und Grenzen in der (Sonder-)Schule. Baltmannsweiler 1998.
 
Lernkonzepte im Wandel. Die Zukunft der Bildung, herausgegeben von Heinrich Dieckmann u. a. Stuttgart 1998.
 Rose, Colin/Nicholl, Malcolm J.: Der totale Lernerfolg. Unsere wahren Lernpotentiale erschließen. Aus dem Englischen. Landsberg am Lech 1998.
 
Zukunft der Bildung — Schule der Zukunft. Denkschrift der Kommission »Zukunft der Bildung — Schule der Zukunft« beim Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, herausgegeben von der Bildungskommission NRW. Neuwied u. a. 1995.
 
Zur Situation der Kinder in der Welt, herausgegeben vom Deutschen Komitee für Unicef. Ausgabe 1999: Das Recht auf Bildung. Frankfurt am Main u. a. 1999.


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