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AGGRESSION IN FERNOST: JAPANISCHER ÜBERFALL AUF DIE MANDSCHUREI

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Aggression in Fernost: Japanischer Überfall auf die Mandschurei
 
Es ist unbestreitbar, dass ohne jede Kriegserklärung ein großer Teil chinesischen Gebiets von japanischen Truppen mit Gewalt eingenommen und besetzt und dass er infolge dieser Unternehmung von dem übrigen China getrennt und für unabhängig erklärt worden ist.« Mit diesen Worten nahm der Völkerbund zur Besetzung der Mandschurei durch Japan Stellung, mit der 1931 die Serie kriegerischer Gewalt gegen die internationale Nachkriegsordnung begann. An die Stelle einer befriedeten Ordnung, auf die man Mitte der Zwanzigerjahre in Europa und Asien noch hoffen mochte, trat in den Jahren der Weltwirtschaftskrise der Zerfall sowohl wirtschaftlicher als auch politischer Zusammenhänge in den internationalen Beziehungen. Als zur Steuerung der Krise internationale Kooperation dringend nötig gewesen wäre, begannen die großen Volkswirtschaften und Wirtschaftsräume, sich gegeneinander abzuschotten und das Heil in nationalstaatlichen Alleingängen zu suchen. Geradezu paradigmatisch für die Abkehr von internationaler Verflechtung war die Einführung von Präferenzzöllen im Britischen Reich und Commonwealth, mit der Großbritannien von einem seit dem 19.Jahrhundert heiligen Prinzip seiner Außenhandelspolitik abrückte und die lange Ära des Freihandels beendete.
 
 Wachsende Gewaltbereitschaft. ..
 
Welthistorisch ist bedeutsam, dass Gewalt innergesellschaftlich und international auf dem Vormarsch war. Die aus dem 19. Jahrhundert stammenden ideologischen und ordnungspolitischen Konflikte des 20. Jahrhunderts zwischen Liberalismus, Nationalismus und Sozialismus gerieten in manchen Ländern zu einem unversöhnlichen Gegensatz. Westliche Gesellschaften wie die amerikanische, britische und als Grenzfall auch die französische Gesellschaft konnten sich vor der Welle der gesellschaftlichen Gewalt schützen. In Japan und Deutschland dagegen gab das liberale System dem Druck der nationalistischen Rechten nach und wich staatlich legitimierter Gewalt, wie sie sich in Italien schon in den Zwanzigerjahren durchgesetzt hatte. Italien und Deutschland waren Länder mit einer stark ausgebildeten extremen Linken, die im Namen der Revolution ebenfalls den Einsatz physischer Gewalt rechtfertigte und nach Moskau blickte, dem Zentrum des internationalen Kommunismus. In der Sowjetunion führte der Stalinismus im Zuge der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, der forcierten Industrialisierung und politischen Säuberungen zu staatlicher Gewalt ungeahnten Ausmaßes mit Millionen von Toten.
 
Der gewaltsame innerstaatliche Konfliktaustrag setzte sich auf der internationalen Ebene fort und ging von jenen Ländern aus, die sich von den Nachkriegsordnungen benachteiligt fühlten. Nacheinander und schließlich miteinander im Bündnis schritten Japan, Italien und Deutschland zum Krieg. Der Gewaltbereitschaft auf der einen entsprach die Konfliktscheu auf der anderen Seite. Noch unter dem Schock der »Urkatastrophe« des 20. Jahrhunderts stehend, wie der Erste Weltkrieg einmal genannt wurde, verfolgten Großbritannien und Frankreich mit dem Ziel der äußeren Besitzstandswahrung und der innergesellschaftlichen Stabilität eine Politik der Friedenswahrung, die als Politik des appeasement bekannt geworden ist. Im Unterschied zum heutigen Gebrauch dieses Begriffs wurde in den Zwanziger- und Dreißigerjahren darunter eine Politik der Entspannung verstanden, nicht aber eine Politik des Friedens um jeden Preis. Die Politik des appeasement im Verständnis der damaligen Zeit ließ die Revision der Nachkriegsordnungen, wie sie in Versailles 1919/20 und in Washington 1921/22 beschlossen worden waren, zu; sie gab den revisionistisch-expansiven Staaten Italien, Japan und Deutschland aber keinesfalls freie Hand. Japan sollten in Ostasien, Italien im Mittelmeerraum und in Afrika sowie Deutschland in Mittel- und Südosteuropa territoriale Zugeständnisse gemacht werden, sodass sie zu regionalen Führungsmächten aufsteigen konnten. Aus der Sicht Großbritanniens, das im Laufe der Dreißigerjahre immer stärker den Kurs der westlichen Appeasementpolitik bestimmte, basierte diese Politik auf einer Doppelstrategie, die die Hoffnung, die revisionistischen Staaten durch Konzessionen zufrieden zu stellen, mit der Entschlossenheit verband, der Störung des globalen Mächtegleichgewichts entgegenzutreten. Sollte also Deutschland über die ihm zugestandene Interessensphäre hinausgehen und die westeuropäische Sicherheit beeinträchtigen, musste es mit Widerstand rechnen. Wie die Doppelstrategie aus Konzessions- und Widerstandsbereitschaft von den Aggressoren verstanden wurde und ob diese Strategie eine befriedende, eindämmende oder gar abschreckende Wirkung haben konnte, musste sich zeigen. Anfänglich stand jedenfalls die Konzessionsbereitschaft im Vordergrund, die den Angreifer zunächst begünstigen musste.
 
 ... und die auf Entspannung bedachten Mächte
 
Im Unterschied zur westeuropäischen Politik des appeasement wollten die USA und die UdSSR Veränderungen des territorialen Status quo nicht hinnehmen und anerkennen. Der Effekt ihrer Politik war allerdings derselbe, denn beide Staaten taten nichts, um einem Opfer der Aggression beistehen zu können. So wie Großbritannien und Frankreich waren sie vorrangig daran interessiert, militärische Auseinandersetzungen zu vermeiden. Die Sowjetunion war — wie Stalin es nannte — ganz auf den »Aufbau des Sozialismus in einem Land« konzentriert, und in den USA versuchte Präsident Franklin D. Roosevelt ab 1933, seine Sozial- und Wirtschaftspolitik des New Deal zu verwirklichen. Darüber hinaus dominierte in der amerikanischen Öffentlichkeit eine isolationistische Grundstimmung. Gemeinsam war allen an der Erhaltung des Friedens interessierten Ländern das außenpolitische Ruhebedürfnis und dies zu einem Zeitpunkt, als die von ihnen nach dem Ersten Weltkrieg herbeigeführte internationale Ordnung gewaltsam infrage gestellt wurde. Sie brachten nicht genügend Energie zur Verteidigung einer Ordnung auf, deren Erhaltung an sich in ihrem Interesse lag. Es gab ab 1931 immer wieder Anläufe zur Eindämmung der aggressiven Politik der Revisionsmächte, sie scheiterten aber regelmäßig an nationalegoistischen Vorbehalten. Nur im Ziel der Kriegsvermeidung waren sich die auf Entspannung bedachten Mächte einig, nicht aber in den Mitteln und den konkreten Lagebeurteilungen. Auf Unterschiede innerhalb der Gruppe der westlichen Großmächte ist ebenso zu verweisen wie auch auf die Sonderstellung der Sowjetunion, deren Selbstverständnis auf dem ausdrücklichen und systembedingten Gegensatz zu den kapitalistischen Ländern basierte und die im Westen auch in dieser Weise wahrgenommen wurde.
 
 Der japanische Überfall auf die Mandschurei
 
Das militärische Vorgehen Japans in der Mandschurei war der erste Fall, bei dem eine Großmacht gegen den Einspruch, aber bei Tatenlosigkeit der anderen Großmächte expandierte. Insofern prägte der Ablauf der Mandschureikrise das Muster, das bis 1939 in Europa und bis 1941 in Asien galt. Erst zu diesem Zeitpunkt antworteten die Status-quo-Mächte mit Krieg, oder sie wurden selbst angegriffen. Japan verletzte mit seiner Expansion die bestehenden Verträge von Washington, darüber hinaus die Satzung des Völkerbunds und den Briand-Kellogg-Pakt, zu dessen Unterzeichnern Japan gehört hatte. Der von China angerufene Völkerbund befasste sich mit der Angelegenheit, blieb aber machtlos und musste schließlich auch den Austritt Japans im März 1933 hinnehmen. Die förmliche Anerkennung der territorialen Veränderungen wurde verweigert, was in den USA zu der nach ihrem Außenminister genannten Stimsondoktrin hochstilisiert wurde. Parallel dazu kündigte Japan das Flottenabkommen von 1930, sodass ein maritimes Wettrüsten im pazifisch-ostasiatischen Raum einsetzte. Die Sowjetunion, die erst 1934 Mitglied des Völkerbunds werden sollte, verfolgte ebenfalls eine Politik der Konfliktbegrenzung und war zur faktischen Anerkennung des japanischen Vorgehens bereit. Ende 1931 versuchte sie sogar — allerdings vergeblich — das von ihr in Europa begonnene System von Nichtangriffsverträgen auf den Fernen Osten und die Beziehungen zu Japan zu übertragen. Es kam aber immerhin zu einem sowjetisch-japanischen Wirtschaftsabkommen und zum Verkauf der sowjetischen Anteile an der nordmandschurischen Eisenbahn an Japan.
 
Im Rückblick erscheint die Besetzung der Mandschurei und die Ausrufung eines selbstständigen Staats Mandschukuo, der international aber kaum Anerkennung fand, als Dammbruch, der die Flut der Anarchie in der internationalen Politik stetig ansteigen ließ, bis schließlich ein neuer Weltkrieg unvermeidbar wurde. Wäre der Damm rechtzeitig repariert worden, so wird oft argumentiert, hätte der Weltkrieg vielleicht vermieden werden können. Diese Sicht der Dinge ist einerseits zutreffend, andererseits ignoriert sie die Perspektive der Zeitgenossen, die noch nicht die ganze Kette von Gewalt und Krieg von 1931 bis 1941 vor Augen haben konnten. Für die meisten Beobachter war der japanische Gewaltakt, so sehr auch seine Begleiterscheinungen bis hin zu den Kriegsverbrechen der Bombardierung von Wohngebieten abgelehnt werden mochten, das Resultat realer Machtverhältnisse in der betroffenen Region und seine Hinnahme ein Akt des politischen Realismus. Schon im Washingtoner Abkommen von 1922 waren Japan spezielle Interessen in der Mandschurei eingeräumt worden, die allerdings wirtschaftlicher Art sein sollten. Wenn sich Japan das Gebiet jetzt in aller Form unterwarf, so war dies völkerrechtlich nicht in Ordnung. Bestimmt von pragmatischen und machtpolitischen Gesichtspunkten, froren die Großmächte weder die diplomatischen noch die wirtschaftlichen Beziehungen zu Japan ein. Denn dies hätte — so ein Argument, das auch bei künftigen Fällen von Aggression und Vertragsbruch zu hören war — die Lage nur verschärft, weil Japan dann auf direkten Konfrontationskurs mit den im Fernen Osten präsenten Großmächten gezwungen worden wäre. Bei Verzicht auf einen solchen Kurs bestünde vielleicht eine Chance, dass sich der Aggressor mit seiner Beute, die das globale Mächtegleichgewicht jenseits der betroffenen Region ja noch nicht gefährdete, zufrieden geben könnte.
 
Prof. Dr. Gottfried Niedhart
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Weltkrieg, Zweiter: Japans Krieg in Asien und im Pazifik
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Japan: Expansionskurs zum militärischen Staat
 
Literatur:
 
The Japanese wartime empire. 1931-1945, herausgegeben von Peter Duus u. a. Princeton, N. J., 1996.
 Young, Louise: Japan's total empire. Manchuria and the culture of wartime imperialism. Berkeley, Calif., 1998.


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