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BILDMOTIVE DER URNENFELDERKULTUR: VOGELSONNENBARKE

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Bildmotive der Urnenfelderkultur: Vogel-Sonnen-Barke
 
Aus der Bronzezeit Zentralmitteleuropas, besonders ihren älteren Perioden, sind nur wenige bildnerische Zeugnisse bekannt. Ihre keramischen und metallenen Produkte sind zumeist mit einfachen geometrischen, zeichenartigen Mustern verziert. Die »Botschaft«, die sie sicherlich transportierten, ist uns freilich kaum noch zugänglich. Es gibt auch nur wenig figürliche Plastik - der Sonnenwagen von Trundholm ist ein außergewöhnlicher Fund. Umso bedeutender sind die Bildmotive aus der jüngeren Bronzezeit, der Urnenfelderzeit, von denen das wichtigste die »Vogel-Sonnen-Barke« ist. In ihrer vollendeten Form tritt sie allerdings erst in einem fortgeschritteneren Stadium dieser Periode auf. Das Bild lässt sich wie folgt beschreiben: Mehrere konzentrische Kreise, die inneren wurden teilweise bereits mit einem Zirkel vorliniert, bilden eine »Sonne«, die von einer »Barke« gewissermaßen halbkreisförmig umfahren wird, die aber auch einen geraden Verlauf nehmen kann. Die Enden (Steven) des kleinen Boots laufen in stilisierten Vögeln oder Vogelköpfen aus. Bei diesen Vogelprotomen handelt es sich um Wasservögel, wohl Enten oder Schwäne. Das Bild setzt sich aus Tausenden von eingepunzten Buckeln und Punkten zusammen; bei dem schönsten Bronzegefäß Deutschlands, der Bronzeamphore von Gevelinghausen (Gemeinde Olsberg, Hochsauerlandkreis), sind es allein für den vierfachen Vogel-Sonnen-Barken-Fries circa 4300 Punzeinschläge.Als »Vogelbarke« bezeichnet man Boote, bei denen die »Sonne« fehlt und die »Barke« nicht gekrümmt ist. Insgesamt gibt es noch eine Fülle von Variationen wie auch Vereinfachungen dieses Bildes und seiner Einzelbestandteile. Das Motiv und seine Abwandlungen sind auf Rasiermessern oder Schmuck, vorwiegend aber auf Schwertgriffen, Helmen, Schilden, Panzern und Beinschienen eingraviert, also auf Gegenständen kriegerischen Charakters. Diese geben nicht nur Aufschluss über Rang und Stellung ihres jeweiligen Besitzers, sondern die Symbolik des Motivs bindet sie gleichsam in eine mythisch-religiöse Sphäre ein. Die Vögel werden sehr häufig als kleine vollplastische symbolträchtige Zierde an Fibeln wie an Zeremonial- oder Kultwagen angebracht. Bildträger der »Vogel-Sonnen-Barke« in ihrer klassischen Form sind besonders die eimerartigen Blechgefäße Oberungarns vom Typ Hajdúböszörmény, nach einem Fundort bei Debrecen benannt. Sie treten dort in solch großer Zahl auf, dass diese Region insgesamt als Heimat des Motivs angesehen wird. Es findet sich aber auch auf bikonischen Blechgefäßen, den Amphoren vom Typ Mariesminde (Fünen, Dänemark) oder Gevelinghausen/Veio. Das so verzierte Bronzegeschirr - auf Goldgefäßen kommt das Motiv der »Vogel-Sonnen-Barke« so gut wie nie vor - war ein Luxusgut, das bei Trinkgelagen und Kultfeiern benutzt wurde. Das Sonnenbarkensymbol ist von Siebenbürgen über Zentralmitteleuropa bis nach Südskandinavien verbreitet. Es lebt in der frühen Eisenzeit fort, besonders in der Hallstattkultur; in Süddeutschland, aber auch in Ober- und Mittelitalien ist es auf spätbronze- und früheisenzeitlichen Bronzeblecharbeiten der Villanovakultur, der Kultur der Picenter wie der frühen Etruskerzeit zu finden. Erstaunlicherweise hat dieser Bildtypus jedoch in die jungbronzezeitlichen Kulturen West- und Südwesteuropas, die auch von der Urnenfelderkultur Mitteleuropas beeinflusst wurden, keinen Eingang gefunden.
 
Es ist sicherlich kein Zufall, dass die weite Verbreitung des Motivs der Vogel-Sonnen-Barke zeitlich mit der Durchsetzung einer bislang unbekannten Bestattungssitte zusammenfällt, und zwar der Leichenverbrennung mit anschließender Beisetzung des Leichenbrandes in Urnen auf großen Friedhöfen, den Urnenfeldern.Während man früher im Zusammenhang mit dem Durchbruch des neuartigen Brauchs von der »Zeit der großen Wanderung« sprach und eine »Urnenfelderbewegung« von Bevölkerungsgruppen vermutete, ist die Forschung heute der Auffassung, dass sich das gesamte Symbolumfeld der Vogel-Sonnen-Barke im Zuge geistig-religiöser und sozialer Wandlungen und der Herausbildung einer überregional einheitlichen Häuptlingsschicht als alteuropäischer Glaubensinhalt durchsetzte. Der Wandel dieser religiösen Vorstellungen, aber auch die Verschmelzung alter mit neuen, lässt sich besonders gut im Nordischen Kreis verfolgen: Während in der älteren nordischen Bronzezeit (Periode II) das Pferd oder der Pferdekopf häufigstes Schmuckelement war, breitete sich in der Periode III - parallel zu Zentraleuropa - die Wasservogelsymbolik aus. So verdrängte der Vogel an Handgriffen von Rasiermessern oder an Schiffssteven zunehmend das Pferd, ohne dass letzteres ganz verschwand. Die Symboltiere, hinzu kommt das Rind, gingen oft auch ineinander über: So sind von Dänemark bis Serbien gehörnte Wasservogelköpfe bekannt - der westlichste Fund ist die Deichseltülle von Gammertingen im Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart. Daneben kommen »Rindervögel« - mit vier Beinen ausgestattete Wasservögel - vor. Das Motiv der Vogelbarke erhielt sich noch bis weit in die mitteleuropäische Hallstattzeit (7./6. Jahrhundert v. Chr.) hinein. So rahmt die Vogelbarke auf der bronzenen Kline (ein Möbel zum Sitzen und Liegen), auf der der vornehme Tote des Fürstengrabes von Eberdingen-Hochdorf ruhte, eine Wagenfahrt und einen Schwerttanz ein. Die religionsarchäologische Forschung ist seit langem der Auffassung, dass die Vogel-Sonnen-Barke und ihr motivischer Umkreis die zentrale urnenfelderzeitliche Symbolik widerspiegeln, bei der Sonne und Vogel im Mittelpunkt des Weltbildes stehen. Daher ist es kein Zufall, dass besonders im Zusammenhang mit dem kleinen tönernen »Schwanenwagen« von Dupljaja bei Vrac (Wojwodina, Serbien) die altgriechische Vorstellung vom Schwanengespann des Sonnengottes Apollon als Parallele herangezogen wurde. (Mit einem Schwanengespann fliegt Apollon alljährlich aus dem Land der Hyperboreer, der Insel der Seligen jenseits des Nordwindes, wo er den Winter verbringt, zum Parnassgebirge bei Delphi.) So kann im Fund von Dupljaja ein Hinweis auf einen weit in die Urzeit Alteuropas zurückreichenden Apollonkult gesehen werden. Der antike Schriftsteller Diodor von Sizilien (Diodorus Siculus) bezeichnete sogar die Anlage von Stonehenge in Südengland, eines der bekanntesten Bauwerke der europäischen Megalithkultur, als Tempel des Apollon. Dass in den gesamten bronzezeitlichen Kulturen Europas nur eine Gottheit, der Sonnengott, verehrt wurde, ist jedoch wohl eine zu weit gehende These. Es sind wohl eher weit verbreitete und übereinstimmende Grundmuster eines recht komplexen Vegetationskultes, in dem die Sonne einen auch bildlich zentralen Platz einnahm und auf den die Ähnlichkeiten zurückgehen. Das Vogelmotiv beispielsweise kann vielleicht auch mit dem Schamanenglauben an die Wanderung der Seele in Gestalt des »Seelenvogels« in Verbindung gebracht werden.
 
Prof. Dr. Albrecht Jockenhövel
 
Literatur:
 
Archäologische Bronzen, antike Kunst, moderne Technik, herausgegeben von Hermann Born. Ausstellungskatalog, Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin. Berlin 1985


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