Camera obscura, optische Kammer, Dunkelkammer, eine von Leonardo da Vinci [1] (1500) erfundene, von Erasmus Reinhold (1540) und besonders von Giambattista della Porta (1553) vervollkommnete Vorrichtung zur Projektion reeller Bilder von Naturgegenständen auf die Fläche eines ebenen Schirms.
Sie dient als Projektionsapparat teils für den Zeichner, der die auf die Zeichenebene entworfenen Bilder durch Umfahren ihrer Umrisse skizziert, teils für den Photographen der die Bilder auf einer lichtempfindlichen Platte als Schirm entstehen läßt. Die einfachste Form der Dunkelkammer ist ein Hohlraum, in dem einer ebenen Wand eine kleine Lichtöffnung gegenübersteht. Jeder leuchtende Punkt außerhalb der Kammer, dessen Licht durch die Oeffnung dringt, bildet die Spitze eines Lichtstrahlenkegels, dessen Basis ein um so kleineres Lichtbildchen auf der auffangenden Wand bildet, je kleiner die Lichtöffnung ist. Auf der Wand entsteht daher ein umgekehrtes Bild der Außenwelt, um so schärfer, aber auch um so lichtschwächer, je kleiner die Lichtöffnung ist, um so größer und lichtschwächer, je größer die Entfernung der Wand von der Lichtöffnung ist. Bei genügend seiner Oeffnung und genügend langer Exposition gelingen mit dieser primitivsten Kammer brauchbare photographische Aufnahmen. Die wichtigste Vervollkommnung besteht in der Einfügung einer Konvexlinse in die Lichtöffnung.Diese entwirft bei passender Entfernung der abzubildenden Gegenstände auf dem auffangenden Schirme scharfe reelle Bilder (s. Linse). Die weitere Verbesserung der Camera beruht nun hauptsächlich in der Vervollkommnung der photographischen Objektive, indem man die einfache Glaslinse durch eine achromatische und aplanatische Doppellinse ersetzte, indem man die Fehler der Verzerrung der Bilder und des Astigmatismus durch Einführung sogenannter symmetrischer Doublets, besonders der sogenannten Steinheilschen Aplanaten, symmetrisch gestellter achromatischer Linsenpaare, verbesserte. Die neueste Stufe der Vervollkommnung bilden die Zeiß-Anastigmaten (vgl. Anastigmate und Aplanatisch). In betreff des weiteren sei verwiesen auf [2] und die Spezialwerke [3][6].
Während bei der photographischen Camera die Bilder auf einer vertikalen Bildfläche entworfen werden, ist bei den Zeichnungsapparaten die Bildfläche horizontal. Ein unter 45° gegen die horizontale Richtung geneigter Spiegel bewirkt entweder die Ablenkung der Strahlen nach oben (Fig. 1), wobei für das außerhalb des Apparates befindliche Auge das Bild auf einer mattgeschliffenen transparenten Glastafel i k entworfen wird; der Deckel g h hält das seitliche Licht von der Bildfläche ab oder aber (Fig. 2) werden die Strahlen nach unten abgelenkt. Auge und Hand des Zeichners befinden sich in der Kammer, wo das Zeichenblatt als Bildfläche dient.
Literatur: [1] Heller, Geschichte der Physik, Stuttgart 1882, I, S. 246 u. 308. [2] Czapski, Theorie der optischen Instrumente, Breslau 1893, S. 195205. [3] Eder, Die photographischen Objektive, Halle 1891. [4] Schröder, Die Elemente der photographischen Optik, Berlin 1891. [5] Miethe, A., Photographische Optik ohne mathematische Entwicklungen für Fachleute und Liebhaber, Berlin 1893. [6] Scheffler, H., Das photographische Objektiv, Encyklopädie der Photographie, Heft 41, separat Halle a. S. 1902.
Aug. Schmidt.
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Camera obscura. Im Bau der Camera clara ähnlich (s. d.), nur mit dem Unterschiede, daß man statt des obern großen Linsenglases ein flaches, matt geschliffenes Glas anzuwenden pflegt, auf dessen unterer Fläche sich die Bilder der Gegenstände präsentiren, die man dann von oben her betrachtet. Ich habe mich jedoch mit Vortheil eines gewöhnlichen ebenen Glases bedient, welches nicht matt geschliffen war, und hierüber ein seines Velinpapier gespannt. Die Bilder gewinnen dadurch außerordentlich an Klarheit und Lebhaftigkeit der Farben. Der schönste Bau der transportablen Camera obscura weicht von dem gewöhnlichen, und von dem der Camera clara auffallend ab, und ist folgender.Eine Pyramide aus dünnen Brettern, oder aus Stäben mit schwarzem Tuch überzogen, steht auf einem, mit Zeichnenpapier bespannten Reißbrett. In einer Seitenwand befindet sich eine Oeffnung, in welche der obere Theil des Gesichtes, (Stirne und Augen) paßt, gerade darunter ist der Theil der Pyramide, welcher von dem Augenloch durch das Reißbrett herab geht, offen, und durch einen Vorhang von leichtem, schwarzem Zeuge verhängt. Hier ruhet die Hand, welche zeichnen soll. Die Pyramide ist ungefähr drei bis vier Schuh hoch, auf ihrem Gipfel steht ein rechtwinkliges Prisma, aus reinem Glase, mit einer Kathete nach den abzuzeichnenden Gegenständen, und mit der andern nach dem Innern, nach dem Reißbrett gerichtet. Diese letzte Fläche ist erhaben geschliffen, und dient statt des Linsenglases – es fehlt nur noch der Spiegel. Da nun unbelegte Glastafeln von guter Politur, wenn sie unter einem Winkel von 45 Graden gegen die Objecte uud das Auge geneigt sind, alle Strahlen zurück werfen, so dient die dritte Seite des Prisma als vollkommener Spiegel, und man hat auf diese Art die reinsten vollkommensten Bilder von außerordentlicher Farbenpracht. Der Spiegel und das Linsenglas bewirken eine Umkehrung des Bildes, daher, wenn man so steht, daß man den Gegenstand – etwa ein Haus – und dessen Bild zugleich im Innern des Instrumentes sehen kann, das Haus auf dem Schornsteine balancirt. Man muß sich daher so stellen, daß man dem Objecte, welches man zeichnen will, den Rücken kehrt, dann steht das Haus wieder auf seinem Fundament. Dieselbe Vorrichtung bringt man auch auf dem Giebel von frei gelegenen, etwa eine Landstraße beherrschenden Pavillons, Gartenhäuschen etc. an, und kann sich dadurch den angenehmsten Zeitvertreib verschaffen.
V.
камера-обскура
[цамера обсцура]
камера-обскура