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EROTIK

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Erotik: übersetzung

Sinnlichkeit

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Ero|tik [e'ro:tɪk], die; -:
den geistig-seelischen Bereich einbeziehende sinnliche Liebe:
in unserer Beziehung spielt die Erotik eine ganz wesentliche Rolle; die Erotik in der Literatur, Kunst.

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Ero|tik 〈f. 20; unz.〉
1. Liebeskunst, (vergeistigtes) Liebes- u. Geschlechtsleben
2. Sinnlichkeit
3. Liebeslehre
[→ Eros]

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Ero|tik, die; - [zu erotisch]:
a) den geistig-psychischen Bereich einbeziehende sinnliche Liebe; Liebes-, Geschlechtsleben:
die E. im Gegensatz zur bloßen Sexualität;
b) (verhüll.) Sexualität:
die billige E. eines Films.

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Erotik
 
[zu griechisch érōs »Liebe«, »Liebesverlangen«], semantisch vieldeutiger Begriff für im weitesten Sinn alle körperlichen und geistig-seelischen Erscheinungsformen der Liebe, soweit sie den Aspekt geschlechtlicher Anziehung und sinnlicher Lust einbeziehen, deshalb auch häufig synonym für Sexualität. Im Unterschied zum triebhaft-affektiven Erleben bedeutet Erotik auch Liebeskunst: als individuelle Sublimierung und Stilisierung geschlechtlichen Triebverhaltens und als im weitesten Sinn künstlerische (spielerische, metaphor. oder symbolische) Umsetzung von Sexualität in Sitten, Mode, Werbung, Kunst und Literatur. Erotik als eine Ausdrucksform zwischenmenschlicher Kommunikation ist immer auch Sozialverhalten und als solches von kulturellen, dem historischen Wandel unterworfenen Normen geprägt.
 
Erotik stand ursprünglich in engem Zusammenhang mit Mythos, Religion und kulturelle Ritualen. So galt Eros in frühgriechischer Zeit als lebenszeugender kosmischer Urgott und als über Menschen wie Götter herrschende Schicksalsmacht (Hesiod). Geschlechtliche Vereinigung und erotische Lust wurden als Teilhabe am göttlichen Schöpfungsmythos begriffen. Den archaischen Einklang von erotischer und religiöser Ekstase bezeugen die in vielen Kulturen verbreiteten origiastischen Fruchtbarkeitsfeste, Tempelprostitution und Phalluskulte.
 
Aus vielen Kulturen, v. a. der indischen, chinesischen und arabisch-islamischen, sind Liebeslehren überliefert, in denen erotisches Wissen von Meistern an auserwählte Schüler weitergegeben wurde, z. B. durch das indische »Kamasutra« (vermutlich 1. Jahrhundert n. Chr.; Leitfaden für den Liebesgenuss). Ziel der erotischen Lehrmeisterkunst war nicht die Unterscheidung von moralisch Erlaubtem und Verbotenem, sondern die Erkenntnis der der Lust innewohnenden Qualitäten, ihre verfeinerte Wahrnehmung und Umsetzung. Aus der erotischen Initiation sollte der Schüler gewandelt hervorgehen, befähigt zu absoluter Körpererfahrung und sinnlicher Ekstase.
 
Bestimmend für das neuzeitliche Erotikverständnis wurde die in Platons »Symposion« und »Phaidros« entwickelte Philosophie des Eros. Die Wesensdefinition des Erotischen im »Symposion« geht aus vom Mythos der Geschlechtertrennung, demzufolge der einst gottähnliche, doppelgeschlechtliche Mensch von Zeus in zwei Hälften zerteilt wurde, die fortan danach streben, sich miteinander zu vereinigen, um die verlorene Ganzheit und Vollkommenheit wiederherzustellen. Eros entspringt also einem Mangel: Er ist das Verlangen nach dem, was dem Menschen fehlt. Eros als subjektive Macht des Begehrens löst Eros als objektive Gottheit ab. Der Begriff erotische Erfüllung wird bei Platon neu definiert als »Zeugung im Schönen«. Doch das Schöne als wahres Objekt des Verlangens ist nie direkt zu erreichen. Platon sieht deshalb eine Stufenleiter der erotischen Bildung vor, die von der Liebe zum schönen Leib über die Liebe zur schönen Seele aufsteigt bis zur Schau des Schönen selbst, das zugleich das Wahre und das Gute ist. Mit der platonischen Eros-Lehre setzt die Geschichte des Subjekts ein, das im Begehren die Wahrheit seines Seins entdeckt (M. Foucault).
 
Die bereits bei Platon vollzogene Wendung vom leiblichen zum seelischen Eros wurde in der neuplatonischen Philosophie im Sinne eines mystischen, von allem Geschlechtlichen gereinigten Erosbegriffs weiterentwickelt. An diesen knüpfte die spätjüdisch-christliche Vorstellung der Gottesliebe an, wobei der Begriff des Eros durch den neutestamentlichen der Agape ersetzt wurde. Gemessen am Absolutheitsideal transzendenter Gottesliebe wurde (etwa bei Augustinus) die profane Geschlechtsliebe als Hindernis auf dem Weg zum christlichen Heil interpretiert. Damit entzog die christliche Lehre einer positiven Bewertung der Erotik den Boden, setzte aber gleichzeitig einen entsublimierten Begriff der Sexualität, den des »sündigen Fleisches«, frei, als deren ureigenste Verkörperung die Nachfahrin Evas, die Frau, galt. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurde der asketischen Strenge der christlichen Morallehre ein neues weltliches Liebesideal entgegengesetzt. An den Fürstenhöfen Frankreichs entstand die Kunst der Troubadours und Trouvères und mit ihr die »Fin amors« (reine Liebe, Minne) als neues gesellschaftliches Phänomen. Die ständisch geprägte Minne legte den Grundstein zu einer erotischen Kultur, die bald ganz Europa erfasste und bis in die Galanterie des Rokoko hineinwirkte. Das Liebeswerben der Sänger zielte nicht auf Erfüllung, sondern auf die Idealisierung der angebeteten (meist verheirateten) Herrin, die ihrerseits den Liebenden zu verfeinerter Sittlichkeit und ritterlicher Vollkommenheit zu erziehen hatte. Das hier entstandene Ideal erotischer Kommunikation setzte einen gemeinsamen Lebensraum (Hof, später Salon) für Männer und Frauen voraus und bedingte eine größere Triebrestriktion aufseiten des Mannes bei gleichzeitig größerer gesellschaftlicher und erotischer Freiheit der Frau. Es implizierte die Retardierung sexueller Erfüllung und die Unvereinbarkeit von Erotik und Ehe, deren primäres Ziel die Sicherung der familiären Bindungen und des Besitzstandes war. Die mit der Wiederentdeckung der Antike einhergehende Aufwertung der Sinnlichkeit und körperliche Schönheit in der italienischen Renaissance brachte einen neuen Kult der Schönheit und Liebe hervor. Die Liebe, ob vergeistigt-sublime »amor divino« oder sinnenfroher Genuss, galt als kosmische Leidenschaft, die keine institutionelle Einbindung duldete. Im Mittelpunkt der neuen Liebeskunst stand die vornehme Dame von Stand und die Cortegiana (im Italien. die Bezeichnung für Hofdame, aber auch für Mätresse), d. h. die in die Hofgesellschaft aufgenommene und als Geliebte des Fürsten offiziell anerkannte Frau. Wie die griechische Hetäre war die italienische Kurtisane eine Frau von Bildung und Geist, die eine relativ große gesellschaftliche Autonomie besaß. Lebensstil und erotische Selbstverständnis der großen Mätressen in Italien und später in Frankreich wirkten stilbildend auf die Frauen der europäischen Oberschichten. In den Salons des 17. und 18. Jahrhunderts schufen adlige und bürgerliche Frauen das Forum für eine neue, geistvolle, psychologisch vertiefte erotische Geselligkeitskultur.
 
Einen Höhepunkt erotischen Lebensstils kennzeichnet die französische Gesellschaft des 18. Jahrhunderts. Zur Zeit Casanovas und der »Fêtes galantes« wurde mit allen Spielarten der Erotik experimentiert: Neben der heiter-beschwingten Sinnenfreude des Rokoko mit seinen femininen Stilelementen (J. A. Watteau) finden sich de Sades Höllenkataloge der menschlichen Lüste, neben anakreontischen Schäferspielen der radikale Sensualismus der Libertins.
 
In scharfem Gegensatz zum erotisch freizügigen Liebes-code der französischen Oberschicht (Galanterie) entwickelte sich das bürgerliche Ideal der Liebesehe, das im 18. Jahrhundert, von England ausgehend, seinen Siegeszug durch Europa antrat. Fortan galt die Ehe als exklusiver Ort für Leidenschaft, Erotik und Liebe, wobei das im 18. und 19. Jahrhundert fortwirkende Erbe des Puritanismus mit seiner innerweltlichen Askesevorstellung (M. Weber) der Erotik enge Grenzen setzte. So galt nicht nur die erotische Passion vor und außerhalb der Ehe als moralische Verfehlung beziehungsweise tragische Schuld (J.-J. Rousseau »La Nouvelle Héloise«, 1764), verpönt waren auch alle Spielarten der Erotik, die gegen das Primat genitaler, heterosexueller Liebe verstießen. Erotik, die nicht dem Fortpflanzungsziel diente, galt als abweichendes Sexualverhalten und wurde zum Gegenstand medizinischer Forschung. An die Stelle der »ars erotica« früherer Gesellschaften trat die »scientia sexualis«. Die normwidrigen, verdrängten erotische Impulse übten wiederum eine nachhaltige Faszination auf die Kunst aus, ausgehend von der Romantik über den Naturalismus und die Dekadenz bis zur Moderne. Die Repräsentanten dieser »schwarzen Erotik« (M. Praz) wie Femme fatale, Dandy, Carmen, Satan, Dorian Gray, Don Juan, Lulu und Lolita sind geprägt durch erotische Grenzüberschreitung und Opposition zur bürgerlichen Sexualordnung. An diesen Aspekt der Erotik knüpfte G. Bataille an, indem er Erotik als ein Begehren definierte, das über das Verbot triumphiert und seinem Wesen nach Exzess, Überschreitung (Transgression) bedeutet.
 
Entscheidende Bedeutung für Theorie und Praxis von Sexualität und Erotik im 20. Jahrhundert erlangten die Erkenntnisse der Psychoanalyse S. Freuds. In seinen späten metapsychologischen Schriften griff er den platonischen Erosbegriff auf, den er synonym mit »Lebenstrieb« verwendete und dem »Todestrieb« (Thanatos) gegenüberstellte. In seiner Kulturtheorie (»Jenseits des Lustprinzips«, 1920) ging er davon aus, dass Aufbau und Zerstörung der Kultur in die Dynamik des Kampfs zwischen Eros und Todestrieb eingebunden sind. Eros schafft Kultur im Kampf gegen Thanatos. Gleichzeitig aber fördern die Versagungen, die die Zivilisation notwendig den erotischen Triebkräften auferlegt, die Macht der destruktiven, kulturzerstörerischen Kräfte.
 
Die in der Zeit nach 1968 entwickelten Vorstellungen von Erotik wurden nachhaltig von H. Marcuses Werk »Eros und Kultur« (1957) beeinflusst, in dem er die Utopie einer nichtrepressiven, von dem Konflikt zwischen Eros und Thanatos befreiten Gesellschaft schuf. Gleichzeitig kritisierte er in seinem Werk »Der eindimensionale Mensch« (1967) die in der modernen Industriegesellschaft angelegte Tendenz zur Entsublimierung der Erotik.
 
In der Gegenwart zeichnet sich eine Pluralisierung der erotischen Modelle und Erscheinungsformen ab. Die überlieferten Liebesmythen und Vorstellungen von Erotik wurden im Zuge der neueren weiblichen Emanzipationsbewegung einer kritischen Revision unterzogen (Simone de Beauvoir, Betty Friedan, Kate Millett). Moderne Feministinnen setzen einer primär von der männlichen Sichtweise bestimmten Erotik eine Ethik der Differenz entgegen, der es um die Anerkennung einer spezifisch weiblichen Lust und Körperlichkeit geht (Anaïs Nin, Luce Irigaray, Hélène Cixous). Andere sehen in der Gegenwart den Anbruch einer »androgynen Revolution« (Elisabeth Badinter), in der das Leitbild der Geschlechterdifferenz durch das Ideal einer psychischen, sozialen, aber auch biologischen und physiologischen Geschlechtergleichheit abgelöst wird. Mit dem Entstehen eines neuen androgynen Menschentypus werde das bislang gültige Modell einer Erotik, die auf der Spannung und Differenz zwischen Mann und Frau beruht, durch eine befriedete Erotik der Freundschaft und geschwisterliche Zärtlichkeit ersetzt.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
erotische Kunst · erotische Literatur · Liebe · Minne · Sexualität
 
Literatur:
 
W. Sombart: Liebe, Luxus u. Kapitalismus (Neuausg. 1967);
 M. Praz: Liebe, Tod u. Teufel. Die schwarze Romantik, 2 Bde. (a. d. Ital., 1970);
 A. u. W. Leibbrand: Formen des Eros. Kultur- u. Geistesgesch. der Liebe, 2 Bde. (1972);
 R. Nelli: Érotique et civilisations (Paris 1973);
 G. Bataille: Der Heilige Eros (a. d. Frz., 1974);
 G. Bataille: Die Tränen des Eros (a. d. Frz., 1981);
 H. Kuhn: Liebe. Gesch. eines Begriffs (1975);
 A. Lesky: Vom Eros der Hellenen (1976);
 G. R. Taylor: Kulturgesch. der Sexualität (a. d. Engl., 1977);
 N. Davies: Weltgarten der Lüste. Gesch. der E. (a. d. Engl., 1985);
 J. Kristeva: Histoires d'amour (Paris 1985);
 M. Foucault: Der Gebrauch der Lüste (a. d. Frz., 1986);
 M. Foucault: Der Wille zum Wissen (a. d. Frz., 1986);
 E. Badinter: Ich bin Du. Die neue Beziehung zw. Mann u. Frau oder die androgyne Revolution (a. d. Frz., 1987);
 L. Irigaray: Fünf Texte zur Geschlechterdifferenz (a. d. Frz., 1987);
 N. Luhmann: Liebe als Passion. Zur Codierung von Intimität (Neuausg. 21995).
 

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Ero|tik, die; - [zu ↑erotisch]: a) den geistig-seelischen Bereich einbeziehende sinnliche Liebe, Liebes-, Geschlechtsleben: die E. im Gegensatz zur bloßen Sexualität; In Deutschland sagt kein Gesetz, wo E. aufhört und wo Pornografie anfängt (Woche 31. 1. 97, 1); Die Beine der Tanzenden bewegten sich teils im Rhythmus, teils im Takt der eigenen E. (Hasenclever, Die Rechtlosen 399); Gassenhauer und Volkslieder von schwermütiger E. (Kisch, Reporter 217); der Weg zu einer beschwingten und harmonischen E. ... durch härtere Selbsterziehung (Musil, Mann 820); b) (verhüll.) Sexualität: die billige E. eines Films; Alte stehen unter Denkmalschutz, in Sachen E. haben die gefälligst passiv zu sein (Hörzu 46, 1973, 124).


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