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DAHOME: DER KÖNIGSHOF

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Dahome: Der Königshof
 
Das Königreich Dahome mit seiner Hauptstadt Abomey, im Gebiet des heutigen westafrikanischen Staates Benin gelegen, gehörte nicht zu den großen Monarchien Afrikas, wie etwa Ruanda, Kongo, Gana oder das Reich der Zulu. In Europa war Dahome im 19. Jahrhundert vor allem bekannt aufgrund seines groß angelegten Sklavenhandels, des Amazonenheeres und der zahlreichen Menschenopfer. Bemerkenswert an Dahome ist ferner die — damals in Europa allerdings noch nicht bekannte — ungewöhnliche Organisation des Reiches.
 
Der Ursprung Dahomes geht auf eine kleine Gruppe von Fon-Kriegern im heutigen Benin zurück, die sich wahrscheinlich um 1620/30 zusammenschlossen. Nachdem sie einige Eroberungen gemacht hatten, gelang ihren Nachkommen 1727 der Durchbruch zum Seehafen Ouidah im Süden. Ouidah war einer der wichtigsten Umschlagplätze für den Sklavenhandel an der »Sklavenküste«. Abomey, die Hauptstadt des Reiches mit ihren weitläufigen Palästen, lag etwa 80 km nördlich im Hinterland.
 
Von der Reichsgründung (etwa 1650) bis 1894, als Dahome französische Kolonie wurde, regierten nur zehn Könige. Grundsätzlich konnte nur ein möglichst junger Sohn dem König im Amt nachfolgen. Außerdem durfte kein naher männlicher Verwandter des Königs ein höheres Amt begleiten. Auf diese Weise konnten Nachfolgekriege weitgehend vermieden werden. Starb der König, wurde er in seinem Palast beerdigt, und sein Nachfolger baute daneben einen neuen Palast.So entstand eine Palastanlage von sehr großen Ausmaßen. Der Palast war sowohl religiöses - die Königsahnen lebten hier - als auch politisches Zentrum, weil der regierende König hier lebte. Den Palast betrachtete man als das Innere im Gegensatz zum Rest des Reiches, das als das Äußere galt. Das Innere wurde als weiblich, das Äußere als männlich gedacht. Im Palast lebten der König und etwa 8000 Frauen. Zu den Frauen gehörten die Gattinnen des Königs mit ihren Sklavinnen, sehr viele Dienerinnen und seine Leibgarde, die ebenfalls weiblich war (das berühmte Amazonenheer), sowie die Eunuchen.
 
Jeder höhere Beamte des Reiches hatte im Palast seine »Mutter«, die den gleichen Titel führte wie er. Sie war bei jeder Audienz ihres männlichen Gegenübers dabei und hatte sich genau an alle Einzelheiten des Gesprächs mit dem König zu erinnern. Der König besaß auf diese Weise stets eine Art »lebendes Protokoll« der Gespräche, die er mit seinen politischen Helfern führte. Bei der Königsaudienz musste der Vasall auf dem Boden liegen, und ein mit Bambusstangen abgesteckter Streifen durfte bei Todesstrafe von jenen von außerhalb (aus dem männlichen Bereich) nicht übertreten werden.
 
Dahome wird in der Literatur manchmal als »Militärdespotie« bezeichnet. Der König konnte jederzeit jeden Würdenträger absetzen; kein Amt war erblich. Um gegen seine größten Rivalen, die Yoruba im Osten und die Machthaber von Porto Novo im Süden, bestehen zu können, benötigte der König Feuerwaffen, und die erhielt er nur im Tausch gegen Sklaven. Also mussten ständig Sklavenkriege geführt werden. Im 18. Jahrhundert soll man einen Sklaven gegen ein Gewehr getauscht haben. Später zahlte man mehr für einen Sklaven. Allein die Büchsenmacher von Birmingham sollen zur Zeit der Hochblüte des Sklavenhandels 100 000 bis 150 000 Gewehre exportiert haben. Rum und Pulver, Pferde und Stoffe gehörten ebenso zu den Importwaren Dahomes. Reisende des 19. Jahrhunderts erzählen immer wieder von den Unmengen Rum, die am Hof getrunken wurden. Die Hauptstadt Abomey zählte in ihrer Blütezeit wahrscheinlich etwa 200 000 Bewohner. Das übrige Land dagegen war nur dünn besiedelt. Die Böden waren nicht sehr ergiebig für den Feldbau. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging der Sklavenexport deutlich zurück. Die dadurch entstehenden, die Existenz bedrohenden wirtschaftlichen Verluste versuchte der König, durch den Palmölexport auszugleichen.
 
Einer der bekanntesten Besucher Dahomes im 19. Jahrhundert war der britische Entdeckungsreisende Sir Richard Francis Burton. 1863 suchte er im Auftrag der britischen Regierung den damals herrschenden König Gelele auf. Burton hielt neben dem Export von Sklaven vor allem die berühmte Amazonenarmee des Königs für ein demographisches Desaster, da die Frauen der Armee nicht heiraten durften. Die Amazonenarmee - sie zählte im 19. Jahrhundert etwa 2500 Frauen - soll ihren Ursprung in den Elefantenjägerinnen haben, die König Agadscha 1727 zu seiner Leibwache erhoben hatte. Später mussten alle Väter ihre Töchter dem König vorführen, und dieser wählte die geeignetesten für seine Armee aus. Die Amazonen unterstanden weiblichen Offizieren. In der Schlachtaufstellung nahmen sie die Mitte und somit die ehrenvollste Position ein. Die männlichen Soldaten bildeten die Flügel. Obgleich die Amazonen niemals heiraten durften, nannte das Volk sie »Mütter«. Burton berichtet dennoch, dass er zahlreiche schwangere Amazonen gesehen habe. Ein früherer Reisender sagt, die Amazonen gäben vor, ihr Geschlecht gewandelt zu haben. »Wir sind Männer, keine Frauen«, hätten sie beteuert. Derselbe Reisende berichtet, dass sie eine Art weibliche Uniform getragen hätten. Burton, der selbst zum Ehrenoffizier eines Amazonenregiments ernannt worden war, schreibt: »Das Blutvergießen macht diese Frauen nicht die Liebe vergessen, sondern erinnert sie daran.«
 
Nicht nur die Amazonen erregten im Europa des 19. Jahrhunderts die Gemüter. Dahome war vor allem auch wegen seiner Menschenopfer berüchtigt. Allerdings kann nicht jeder auf Veranlassung des Herrschers Getötete ein Menschenopfer genannt werden. Der König war ein absoluter Herrscher, und selbst für kleine Vergehen wurde die Todesstrafe verhängt. Man hielt sie für humaner als ein Gefängnis. Von diesen Todesstrafen zu unterscheiden sind die Menschenopfer für die Ahnen, die der König jährlich zu vollziehen hatte, wollte er nicht das Land dem Ruin preisgeben.
 
Ein Reisender berichtet, wie eine Frau, die aus Versehen die Hütte eines Nachbarn niedergebrannt hatte, auf Befehl des Königs vor einer riesigen Menschenmenge geköpft und ihr Kopf auf eine Stange aufgesteckt wurde, während ihre kleine Tochter dabeistand. Ihren Körper warf man außerhalb der Stadt den wilden Tieren vor. Burton berichtet, dass während des jährlichen Ahnenfestes »Abomey nach Blut von menschlichen Opfern« stank.
 
Robert Norris, ein britischer Sklavenhändler, kam 1772 zur Zeit des Ahnenfestes nach Abomey. Er schreibt: »Am Palasteingang lag zu beiden Seiten ein kürzlich abgehackter Menschenkopf mit dem Hals zum Eingang gerichtet.« Er wurde dann durch Innenhöfe geführt und sah noch unzählige Menschenschädel auf Mauern gestapelt. Der gleiche Reisende berichtet dann trocken, dass er den Abend mit einem Geschäft beschloss, indem er 32 Sklaven kaufte.
 
Wie viele Kriegsgefangene sterben mussten, um »die Gräber der Königsahnen zu wässern«, ist nicht bekannt, aber es waren sehr viele. Man führte ständig Krieg, um Menschen für die Sklaverei und für die Opfer zu bekommen. Das Wort für »Krieg« bedeutete hier »Menschenjagd«, Krieg war so alltäglich wie das Pflanzen und Ernten von Feldfrüchten.
 
Nach dem britischen Verbot des Sklavenhandels 1815 und der Verurteilung durch den Wiener Kongress jagten britische und französische Kriegsschiffe an der westafrikanischen Küste jedes Sklavenschiff. In der Folge schwand mit dem Sklavenhandel auch die Macht der Könige von Dahome. In den Kolonialkriegen zwischen 1889 und 1894 brannte der Nachfolger Geleles, Behanzin, Abomey und seinen Palast nieder, während die französischen Truppen gegen die Amazonen fochten. 1894 wurde Dahome zur französischen Kolonie, und König Behanzin wurde festgenommen. Sein Nachfolger Goutchilli war nur noch ein Marionettenkönig.
 
Prof. Dr. Josef Franz Thiel
 
Literatur:
 
Broszinsky-Schwabe, Edith: Kultur in Schwarzafrika. Geschichte — Tradition — Umbruch — Identität. Köln 1988.


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