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DER ORIENTEXPRESS

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Der Orientexpress
 
Wohl kaum ein anderer Zug der Welt hat den Bekanntheitsgrad des Orientexpresses erreicht. Diese Eisenbahnverbindung zwischen Frankreich und dem Balkan existiert einerseits in der Realität und ist andererseits ein Mythos der neueren Zeit: So taucht der alte Orientexpress, der von 1883 bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs als Luxuszug zwischen Paris und Konstantinopel (Istanbul) verkehrte, immer wieder in Literatur und Film auf. Es ist der Zug, in dem Hercule Poirot einen Mörder sucht oder in dem James Bond im Film »Liebesgrüße aus Moskau« mit russischen Agenten aneinander gerät.
 
Der heutige Orientexpress verbindet im Linienverkehr Paris mit Bukarest und hat jeden Anspruch auf Luxus aufgegeben, sein Spitzname »Knoblauchexpress« beschreibt seinen Zustand ziemlich treffend.
 
 Die Geschichte des Orientexpresses bis zum Ersten Weltkrieg
 
George Nagelmackers, der Gründer der Compagnie Internationale des Wagons-Lits (Internationale Schlafwagengesellschaft), hatte in den Vereinigten Staaten von Amerika die luxuriös ausgestatteten Salon- und Schlafwagen des amerikanischen Industriellen George Mortimer Pullman kennen gelernt und beschloss, derartige Luxuszüge auch in Europa verkehren zu lassen.Der berühmteste Zug der Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL) sollte der Orientexpress werden, der am 4. Oktober 1883 zum ersten Mal die Fahrt aufnahm. Seine Ausstattung ließ keine Wünsche luxusliebender Passagiere offen. Die Speisewagen waren mit Ledertapeten, Gobelins und Draperien aus Samt ausgestattet, und hervorragende Köche sorgten für exquisite fünfgängige Menüs. Der mitfahrende Journalist Opper de Blowitz schrieb 1883: »Die großen Gaslichter beleuchten einen wahren Festsaal. Alle Tische des Restaurants sind prächtig gedeckt. Das Weiß der Tischtücher und der wunderbaren, durch die Kellner kunstvoll gefalteten Servietten, das transparente Funkeln des Glases, der Rubin des Rotweins, der Topas des Weißweins, das reine Kristall des Wassers in den Karaffen und die silbernen Helme der Champagner blenden. ..«
 
Neben den mahagonigetäfelten, geräumigen Kabinen der Schlafwagen gab es an Bord des Zuges Salons, Rauchsalons und sogar eine Kapelle. Allerdings waren auch die Preise der Ausstattung angemessen, sodass sich nur wirklich wohlhabende Reisende die Fahrt leisten konnten. Zu den Passagieren zählten unter anderen diverse Balkanmonarchen wie beispielsweise Alexander I. und Ferdinand I. von Bulgarien, Diplomaten aller Länder und asiatische Fürsten wie der Maharadscha Rana.
 
Die Fahrt des Zuges begann in Paris am Gare de Strasbourg und führte über Straßburg, Stuttgart, München, Simbach, Wien, Budapest, Szeged, Bukarest bis nach Giurgiu, einer Stadt an der Donau, die dort die Grenze zwischen Rumänien und Bulgarien bildet. Da über die Donau noch keine Eisenbahnbrücke führte, war die Strecke für die Kurswagen hier zu Ende. Die Passagiere setzten mit der Fähre über, fuhren mit der bulgarischen Bahn bis zum Schwarzmeerhafen Warna und von dort per Schiff nach Konstantinopel. Der Reisende im Orientexpress benötigte für die gesamte Fahrt durchschnittlich 82 Stunden. Der Orientexpress verkehrte zweimal wöchentlich auf dieser langen Strecke und täglich auf der Kurzstrecke von Paris bis Wien.
 
Ab August 1888 war durch den Bau einer Donaubrücke die direkte Bahnfahrt bis Konstantinopel möglich geworden. Die Strecke führte nun wie zuvor von Paris über Straßburg, Stuttgart, München, Simbach, Wien bis nach Budapest, von dort aber nicht mehr nach Bukarest sondern über Belgrad und Sofia nach Konstantinopel. Diese Fahrstrecke war etwa 2 790 Kilometer lang und wurde 1914 in rund 68 Stunden bewältigt.
 
Die Fahrten des Orientexpress verliefen nicht immer nach Fahrplan. Im Jahre 1891 beispielsweise wurde der Express von Banditen überfallen, und 1907 sorgten heftige Schneefälle für einen elftägigen Zwangsaufenthalt in der europäischen Türkei. 1914 wurde der Zugverkehr wegen des Ersten Weltkriegs eingestellt.
 
 Der Orientexpress zwischen den Weltkriegen
 
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bekam der eigentliche Orientexpress Konkurrenz. Der Simplon-Orientexpress umging das deutsche Herrschaftsgebiet, was durch den Bau des Simplontunnels möglich geworden war. Er startete in Paris vom Gare de Lyon und führte über Lyon, Lausanne, Mailand, Venedig, Triest, Adelsberg, Belgrad, Niš, Sofia, Svilengrad nach Konstantinopel. Die Zugverbindung war im Mai 1919 bis Triest fertig gestellt, im Januar 1920 bis Belgrad und im Sommer 1920 bis Konstantinopel. Von Niš aus führte eine Verzweigung über Skopje, Gevgelija (an der griechisch-jugoslawischen Grenze) und Thessaloniki nach Athen. Im gleichen Jahr wurde die Strecke von Paris aus nach Calais, Dover und London erweitert. Der Name des Zuges änderte sich, aus dem Simplon-Orientexpress wurde der Direct Orient. In Konstantinopel gab es Anschlusszüge nach Ankara (ab 1927) und (ab 1930) nach Syrien, dem Irak (Bagdad) und dem Iran (Teheran). Die Fahrstrecke des Direct Orient von Paris nach Konstantinopel (Istanbul) betrug 3 024 Kilometer. Mit den schnellsten Lokomotiven bewältigte sie der Express 1939 in 56 Stunden.
 
Die Zeit zwischen den Weltkriegen war die große Zeit des Orientexpress. Der Flugverkehr war noch nicht entwickelt, und wer immer schnell und komfortabel von Westeuropa nach Osteuropa oder weiter nach Vorderasien reisen wollte, war auf den Orientexpress angewiesen. Syrien und der Libanon waren damals französische Protektorate, Palästina und der Irak britische Protektorate, sodass Kuriere beider Länder viel vertrauliches Material im Orientexpress zu transportieren hatten. Deutsche Diplomaten besuchten häufig die befreundeten Länder Rumänien und Bulgarien. Kein Wunder also, dass sich eine illustre Gesellschaft von Diplomaten, wohlhabenden Müßiggängern, Spionen und Geschäftsleuten im Orientexpress zusammenfand.
 
Die Schlafwagen dieser Zeit (beispielsweise die Voitures de Grand Luxe, Typ LX 16 aus dem Jahre 1929) waren im Art-déco-Stil ausgestattet mit Edelholzintarsien, breiten Plüschbänken und Waschkabinen. In den Salonwagen herrschten Mahagoni, Jugendstilglasreliefs und schwere Polstermöbel an wenigen Tischen vor. Zusätzlich gab es Chambres séparées für vier Personen. Eine Beschreibung des Orientexpress aus eigener Erfahrung ist in Agatha Christies mehrfach verfilmten Roman »Murder on the Orient Express« aus dem Jahr 1934 nachzulesen, in dem Interieur und Tagesablauf geschildert werden und dem sogar der Grundriss eines Schlafwagens beigefügt ist.
 
Auch zwischen den Weltkriegen gab es diverse Unfälle des Orientexpress und vor allem im Winter 1929 Schneeblockaden. 1940 wurde der Verkehr des Orientexpress wegen des Zweiten Weltkriegs eingestellt.
 
 Der Orientexpress nach dem Zweiten Weltkrieg
 
Die Bedeutung, die der Orientexpress vor dem Zweiten Weltkrieg hatte, konnte er danach nie wieder erreichen. Die Schienenwege im Balkan waren zerstört, und in Griechenland herrschte Bürgerkrieg. Die ersten Kurswagen, die 1949 nach Istanbul fuhren, führten auf dem Weg durch Thrakien fünf leere Waggons vor sich her, um Gleisminen zum Explodieren zu bringen. Nach der Lokomotive folgten vier türkische Postwagen und danach der eigentliche Orientexpress, der aus zwei Kurswagen und einem Speisewagen bestand. Ihm folgten einige Militärwaggons mit schussbereiten Soldaten und einem Feldgeschütz.
 
Zur gleichen Zeit hatte sich der zivile Flugverkehr so weit entwickelt, dass, wer es sich leisten konnte, inzwischen das Flugzeug benutzte. Als sich die Lage im Balkan stabilisierte, war die Zeit der Luxuszüge vorüber. Der Direct Orient fuhr ab 1962 nur noch bis Zagreb und wurde 1977 ganz eingestellt. Der Zug, der den glanzvollen Name »Orientexpress« geerbt hat, verkehrt heute zwischen Paris und Bukarest. Dieser Zug mit dem Spitznamen »Knoblauchexpress« verlässt Paris um 23.35 Uhr und kommt am übernächsten Morgen um 11.45 Uhr in Bukarest an. Die luxuriösen Schlafwagen gibt es nicht mehr, genauso wenig wie den hervorragenden Speisewagenservice.
 
 Der Nostalgie-Orientexpress
 
Der Schweizer Unternehmer Albert Glatt hat in den 1970er-Jahren einige noch vorhandene Waggons aus den 1920er-Jahren aufgekauft und sie sorgfältig renovieren lassen. Genau wie im alten Orientexpress herrschen hier Jugendstil- und Art-déco-Elemente vor. 1976 fuhr dieser Nostalgie-Orientexpress zum ersten Mal von Zürich nach Istanbul. Seither ist der Zug auf nahezu jeder Fahrt ausverkauft. Der Bordservice ist exzellent, 25 Mann - Stewards, Kellner, Köche und ein Bordarzt - kümmern sich um rund 100 Fahrgäste, die sich ihren Traum von einer Zeitreise einiges kosten lassen. Es scheint, als hätte der Mythos Orientexpress den real existierenden Zug überlebt.


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