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DEUTSCHE MARK GESCHICHTE UND BEWERTUNG.

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Deutsche Mark - Geschichte und Bewertung.
 
Dr. Arne Holzhausen
 
Dresdner Bank
 
 Einleitung
 
Die Einführung des Euro im Zuge der europäischen Währungsunion markiert im Prozess der europäischen Einigung eine neue Stufe der Integration, die nun auch für die Mehrzahl der Bürger Westeuropas unmittelbar sicht- und begreifbar wird. Gleichzeitig besiegelt der Euro aber auch das Schicksal der in ihm aufgehenden Einzelwährungen, die fortan nur noch für Numismatiker reizvoll sein werden. Daher erscheint es angebracht, auf die mehr als 50-jährige Geschichte der Deutschen Mark zurückzublicken
 
Der folgende kurze Rückblick gliedert sich in vier Kapitel. Im ersten Kapitel steht die Währungsreform 1948, die Geburtsstunde der Deutschen Mark, im Mittelpunkt. Untrennbar mit der Entwicklung der Deutschen Mark ist die Geschichte der Deutschen Bundesbank, der Hüterin der Währung, verbunden, die im zweiten Kapitel skizziert wird.Nach diesen eher historischen Betrachtungen widmet sich das nächste Kapitel der Ursache für den internationalen Aufstieg der Deutschen Mark, ihrer hohen Geldwertstabilität. Schließlich gehört zu einer Geschichte der Deutschen Mark auch die Geschichte der Mark der DDR, die im Zuge der deutschen Währungsunion 1990 von der Deutschen Mark abgelöst wurde.
 
Der Artikel schließt mit einigen Bemerkungen zum Euro, der in Deutschland ein schweres Erbe antritt, da er doch dem weltweiten Ruf der Deutschen Mark als einem Synonym für Wohlstand und Stabilität gerecht werden muss.
 
 Die Geburt der Deutschen Mark
 
»Mit Wirkung vom 21. Juni 1948 gilt die Deutsche-Mark-Währung« lautet der erste und wichtigste Satz des Währungsgesetzes, das am Sonntag, dem 20. Juni 1948 gemeinsam mit dem Emissionsgesetz in den drei Westzonen Deutschlands in Kraft trat. Noch am selben Tag wurden 40 DM des auf insgesamt 60 DM festgelegten Kopfbetrags gegen 60 Reichsmark über die Lebensmittelkartenstellen ausgezahlt (die restlichen 20 DM folgten zwei Monate später). Und nur einen Tag später konnten mit dem neuen Geld in den wieder gefüllten Geschäften lange vermisste, da gehortete Waren gekauft werden. Nach den Schwarzmarktjahren der unmittelbaren Nachkriegszeit, geprägt von Naturaltausch und Zigaretten-Währung, lernte der glücklichere Teil der deutschen Bevölkerung an diesen beiden Tagen schlagartig wieder den Wert des Geldes kennen. Sicherlich liegt eine der Wurzeln für die Zuneigung der Deutschen zu ihrer Mark in diesem überwältigenden Erlebnis der Währungsreform von 1948.
 
Der durchschlagende Erfolg der Währungsreform erscheint dabei vor dem Hintergrund ihrer Vorgeschichte erstaunlich. Denn nicht nur die technische und logistische Durchführung der Reform gestaltete sich äußerst schwierig, sondern auch um ihre Inhalte Währungsreform wurde zwischen den Alliierten heftig gerungen. Insbesondere zwischen Amerikanern und Sowjets entbrannte in der Frage, an welchem Ort die neuen Geldscheine gedruckt werden sollten, eine heftige Auseinandersetzung. Während sich die drei West-Alliierten schließlich jedoch auf eine gemeinsame Position einigen konnten (die mehr oder weniger der amerikanischen entsprach), kam es mit den Sowjets zum Bruch. Hierbei spielten die deutlich divergierenden politischen wie auch wirtschaftlichen Vorstellungen, die eine gemeinsame Währungsreform obsolet erschienen ließen, eine größere Rolle als die Zwistigkeiten über die Durchführungsbestimmungen der Reform selbst.
 
Bereits im Mai 1946 gab es einen fundierten Plan für eine Währungsreform, den nach seinen Verfassern benannten Colm-Dodge-Goldsmith-Plan, der in wesentlichen Grundzügen die spätere Reform vorwegnahm. Die Notwendigkeit einer durchgreifenden Währungsreform wurde dabei von niemandem in Zweifel gezogen.
 
Aufgrund der Finanzierung der Kriegskosten durch die Notenpresse litt die deutsche Wirtschaft unter einer starken Inflation, die allerdings nicht offen zutage trat, da gleichzeitig ein rigides System von Lohn- und Preisstopps herrschte. Diese verdeckte bzw. aufgestaute Inflation führte zu einem gewaltigen Geldüberhang: In Deutschland übertraf die vorhandene Geldmenge bei weitem das reale Güterangebot. Auf den regulären Märkten mit ihren vorgeschriebenen Preisen vermochte Geld daher immer weniger Zugang zu Waren zu verschaffen. Stattdessen blühte der Schwarzhandel und verdrängten alternative »Zahlungsmittel«, insbesondere Zigaretten, die Reichsmark. Wären unter diesen Umständen sofort nach dem Krieg die Preiskontrollen aufgehoben worden, hätte Deutschland eine galoppierende Inflation wie 1923 erlebt. An diesem Punkt wird deutlich, dass eine Reform des Wirtschaftssystems hin zu den Grundsätzen einer freien Marktwirtschaft nicht ohne eine vorherige Währungsreform erfolgreich sein konnte.
 
Oberstes Ziel einer Erfolg versprechenden Währungsreform musste demnach auch sein, diesen Geldüberhang zu beseitigen, d.h. einen kräftigen Geldschnitt vorzunehmen. Zwischen den in der letzten Phase der Vorbereitung der Währungsreform hinzugezogenen deutschen Experten und den Alliierten war die Höhe dieses erforderlichen Geldschnitts heftig umstritten. Die kompromisslose Haltung der Amerikaner in dieser Frage veranlasste die deutschen Experten schließlich, sich in einer offiziellen Erklärung von den Bestimmungen der Währungsreform zu distanzieren.
 
Die Bedeutung der Währungsreform für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland liegt aber gerade in der Radikalität des Geldschnittes, der erst einige Tage später, am 27. Juni, im Umstellungsgesetz bekannt gegeben wurde. Danach wurde die Mehrzahl der Guthaben im Verhältnis 10 zu 1 auf die neue Währung umgestellt, wovon die Hälfte auf Festkonten blockiert wurde. Auch Schuldverhältnisse wurden in diesem Verhältnis umgestellt, nicht aber regelmäßige Verbindlichkeiten wie Löhne und Gehälter, Pensionen, Sozialversicherungsrenten und Steuern, die im Verhältnis 1 zu 1 in der neuen Währung fortgeführt wurden. Das Festkontengesetz vom 4. Oktober verfügte schließlich, dass von den auf den Festkonten geparkten Geldern wiederum 70% zu streichen waren. Tatsächlich belief sich das Umstellungsverhältnis von Reichsmark auf die neue Deutsche Mark daher auf 100 zu 6,5. Ein Guthaben von 1000 Reichsmark schmolz so im Zuge der Währungsreform auf 65 DM zusammen.
 
Angesichts dieser drastischen Reduzierung der ersparten Guthaben ist es kaum verwunderlich, dass sich nach der ersten Euphorie über das neue Geld und die mit ihm verbundenen Konsummöglichkeiten schnell Ernüchterung breit machte. Mit der Währungsreform wurde mit einem Schlag der gesamte Geldüberhang, der nach heutigen Schätzungen etwa 130 Mrd. Reichsmark betrug, gestrichen. Was unter ökonomischen Gesichtspunkten eine richtige und zukunftsweisende Maßnahme war, bedeutete für die Betroffenen einen äußerst schmerzhaften Eingriff, der sich politisch nur als Zwangsmaßnahme der Alliierten durchsetzen ließ.
 
Mit der Währungsreform war auch der Weg geebnet, die erforderlichen Wirtschaftsreformen einzuleiten. Ludwig Erhard, zu dieser Zeit Direktor der Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebietes (der amerikanischen und britischen Zone), ergriff diese Gelegenheit prompt und setzte durch, dass nahezu zeitgleich mit der Währungsreform die Preise freigegeben und die meisten Bewirtschaftungsvorschriften aufgegeben wurden. Innerhalb nur einer Woche verwandelte sich damit eine stark regulierte und vom Schwarzmarkt dominierte Wirtschaft in eine freie Marktwirtschaft. Die Grundlagen für den wirtschaftlichen Aufstieg Deutschlands nach dem Krieg sind ohne Frage in den Juni-Tagen des Jahres 1948 gelegt worden.
 
Aber die Währungsreform beschleunigte auf der anderen Seite auch die Teilung Deutschlands. Ein Blick auf die Situation in West-Berlin macht dies deutlich. Ursprünglich war West-Berlin nicht in die Währungsreform der West-Alliierten miteinbezogen. Nachdem aber nur wenige Tage später die Sowjets eine ähnliche Reform für ihre Gebiete - unter Einbezug West-Berlins - verkündeten, reagierten die Westmächte, indem sie nun ihrerseits am 24. Juni in ihren Sektoren der Stadt die neue Deutsche Mark einführten. Noch am selben Tag begann die Blockade West-Berlins durch die sowjetische Armee.
 
 Hüterin der Währung
 
Nach teilweise kontroversen Diskussionen unter den Alliierten wurde am 1. März 1948, einige Monate vor der Währungsreform, die Bank deutscher Länder als Bank der bereits bestehenden Landeszentralbanken gegründet. Allerdings betraf dies nur die Banken in den drei Westzonen, in der sowjetischen Zone wurde zwei Monate später ein eigenes Zentralinstitut geschaffen. Im Gegensatz zu den nach wie vor selbstständigen Landeszentralbanken hatte die »Bank deutscher Länder« das Recht, eine gemeinsame Währung in Umlauf zu bringen. Ihre Gründung war in diesem Sinne eine Vorbedingung der Währungsreform.
 
Der föderative Aufbau des neuen Zentralbanksystems entsprach in seiner Zweistufigkeit der Politik der Dezentralisierung, die nach amerikanischen Vorstellungen Konzentration wirtschaftlicher Macht in Deutschland dauerhaft unterbinden sollte. Allerdings war es die Aufgabe der »Bank deutscher Länder«, eine gemeinsame Bankpolitik zu bestimmen und die Einheitlichkeit der Bankpolitik in den verschiedenen Ländern zu sichern. Die Rolle der Landeszentralbanken wurde somit de facto auf die von ausführenden Organen beschränkt. Die Idee des Dezentralismus wurde demgegenüber durch die Zusammensetzung des höchsten Entscheidungsgremiums der »Bank deutscher Länder«, des Zentralbankrats, wieder gestärkt: Ihm gehörten alle Landeszentralbank-Präsidenten an.
 
Für das Wirken der späteren Bundesbank aber vielleicht noch entscheidender als die Konstruktion des Zentralbanksystems war die Festlegung der politischen Unabhängigkeit der Bank; einzige Ausnahme bildete die Alliierte Bankkommission, die in den noch verbleibenden Jahren der Besatzung eine Kontrollfunktion innehatte.
 
Das Gesetz über die deutsche Bundesbank vom 26. Juli 1957, mit dem das besatzungsrechtliche Zentralbanksystem in deutsches Recht überführt wurde, schrieb die bereits herrschende faktische Einstufigkeit des Systems fest. Die Landeszentralbanken wurden mit der »Bank deutscher Länder« zur Deutschen Bundesbank verschmolzen, indem sie zu deren Hauptverwaltungen gemacht wurden; sie behielten ihren - nun bedeutungslosen - Namen »Landeszentralbank«. Nach wie vor blieb aber das dezentrale Element der automatischen Mitgliedschaft der Präsidenten der Landeszentralbanken im Zentralbankrat erhalten. Zudem wurde die weitgehende Weisungsunabhängigkeit der Bundesbank gesetzlich verankert.
 
Vierzig Jahre nach ihrer Gründung erreicht die Bundesbank den Zenit ihrer Bedeutung: Im Zuge der deutschen Währungsunion wird ihr die Durchführung der Geldpolitik im neuen Währungsgebiet übertragen, wodurch sie noch vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten Hoheitsbefugnisse in der DDR ausübt.
 
Dieser Bedeutungszuwachs ist allerdings nur von kurzer Dauer. Mit der Vollendung der europäischen Währungsunion zum 1. Januar 1999 wird die Deutsche Bundesbank nun ihrerseits in das Europäische System der Zentralbanken integriert und verliert ihre geldpolitische Souveränität.
 
 Geldwertstabilität
 
Mit der einschneidenden Erfahrung der Währungsreform und der politischen Unabhängigkeit der Bundesbank sind zwei wichtige Ingredienzen für den Erfolg der Deutschen Mark benannt. In der Folgezeit gelang es den Währungshütern ihren Handlungsspielraum konsequent dafür zu nutzen, den Vertrauensvorschuss der Bevölkerung in die neue Währung durch eine kompromisslose Stabilitätspolitik nachhaltig zu rechtfertigen. Ein Blick auf die durchschnittlichen Inflationsraten verschiedener Industrieländer für den Zeitraum von 1949 bis 1996 zeigt den großen Erfolg dieser Bemühungen. Kein anderes Industrieland weist in diesem Zeitraum eine niedrigere Inflationsrate auf; die europäischen Nachbarländer haben vielmehr durchweg eine doppelt so hohe Rate vorzuweisen.
 
Dieser Erfolg der Bundesbank ist umso erstaunlicher, als das währungspolitische Umfeld der Geldpolitik nicht günstig war. Das System der festen Wechselkurse von Bretton Woods band der Bundesbank die Hände, da ihr die Pflicht zur Intervention an den Devisenmärkten nahezu vollkommen die Kontrolle über die Geldschöpfung im Inland entzog. Etwa 90% der Geldmengenzuwächse resultierten in dieser Zeit aus Devisenzuflüssen. Die Stabilitätserfolge der 1950er- und 60er-Jahre sollten daher auch nicht in erster Linie der Bundesbank zugerechnet werden, sondern vielmehr der Bundesregierung, die eine restriktive Fiskalpolitik betrieb, den Unternehmen, die hohe Produktivitätsfortschritte erzielten, und schließlich den Tarifparteien, die moderate Lohnabschlüsse erreichten.
 
Darüber hinaus musste sich die Bundesbank ihre politische Unabhängigkeit, insbesondere in den Jahren vor der Verabschiedung des neuen Bundesbankgesetzes 1957, gegen erhebliche Widerstände erkämpfen. So versuchte das Finanzministerium mit dem Ende der Besatzung die Kontrollfunktion von den Alliierten kurzerhand auf die Bundesregierung zu übertragen, scheiterte damit aber am vehementen Widerstand der Bank. Der prominenteste Kritiker einer politisch unabhängigen Notenbank war jedoch Konrad Adenauer, der nach Zinserhöhungen im Mai 1956 die Bank öffentlich scharf angriff: sie sei niemandem verantwortlich (womit Adenauer implizit Unabhängigkeit mit Verantwortungslosigkeit gleichsetzen wollte) und ihre Zinsentscheidungen wirkten wie ein »Fallbeil«, das in erster Linie die kleinen Leute treffe. Aber auch aus dieser Machtprobe mit dem Bundeskanzler ging die Bank als Siegerin hervor, da nicht nur mit Ludwig Erhard der einflussreichste Minister der Regierung auf ihrer Seite stand, sondern auch weite Teile der Öffentlichkeit. Ihre merkantilistische Währungspolitik, über niedrige Inflationsraten der deutschen Exportwirtschaft einen Wettbewerbsvorteil zu sichern, wurde allgemein nicht in Frage gestellt. Seit Adenauers fruchtlosen Angriffen auf eine unabhängige und stabilitätsorientierte Geldpolitik gilt die politische Unabhängigkeit der Notenbank als nahezu sakrosankt.
 
Das Ende des Systems der festen Wechselkurse 1973 stellt eine grundlegende Änderung der Rahmenbedingungen der Geldpolitik dar, die zu einer strategischen Neuausrichtung führte. In einem Regime grundsätzlich flexibler Wechselkurse - das allerdings 1979 durch die Schaffung des Europäischen Währungssystems teilweise wieder eingeschränkt wurde - ist eine Kontrolle der Geldmengenentwicklung im Inland möglich. Die Bundesbank geht daher 1975 dazu über, ihre Politik an jährlichen Geldmengenzielen (die vorab veröffentlicht werden) zu orientieren, um auf diese Weise Preisstabilität zu sichern. Auch wenn diese Geldmengenziele nicht immer erreicht werden konnten, ist die Bundesbank auch in dieser Phase der Geldpolitik im Vergleich zu den Bemühungen anderer Notenbanken sehr erfolgreich gewesen.
 
Der Schlüssel für diesen Erfolg liegt sicherlich in der strategischen Konstanz der geldpolitischen Entscheidungen der Bank. Seit 1973 genießt die Preisstabilität oberste Priorität, außenwirtschaftliche, konjunkturelle und finanzpolitische Erwägungen spielen demgegenüber nur eine nachgeordnete Rolle. Die Bundesbank ist häufig ob ihrer doktrinären Politik, die wirtschaftliche Tagesgegebenheiten unberücksichtigt lässt, kritisiert worden; auf der anderen Seite zeigten sich aber auch die Anhänger einer strikt regelgebundenen und stabilitätsorientierten Geldpolitik häufig unzufrieden mit den Entscheidungen der Bundesbank. Die Vermutung liegt daher nahe, dass es der Bundesbank in dieser Zeit wohl tatsächlich gelungen ist, in den meisten Fällen den richtigen Mittelweg zwischen zu starker Regelkonformität auf der einen und diskretionären Entscheidungen auf der anderen Seite zu finden. Ohne strikte politische Unabhängigkeit wäre dies kaum möglich gewesen.
 
Das dadurch erzielte langfristige Vertrauen in die Wertstabilität der Deutschen Mark ist einer der wichtigsten Gründe für ihren Aufstieg zu einer internationalen Währung. Indikatoren für die internationale Verwendung einer Währung wie die Anteile an offiziellen Devisenreservenbeständen, an internationalen Finanzanlagen, an den Umsätzen am Devisenmarkt oder an der Fakturierung im internationalen Handel weisen deutlich darauf hin, dass die Deutsche Mark heute die zweitwichtigste internationale Währung ist. Sie hat zwar einen erheblichen Abstand zum nach wie vor dominierenden Dollar, rangiert aber in der Gunst der internationalen Anleger noch vor dem japanischen Yen: In allen genannten Indikatoren bewegt sich der Anteil der Deutschen Mark um einen Wert von 15% gegenüber etwa 50% für den Dollar und 10% für den Yen. Für eine relativ junge Währung wie der Deutschen Mark, die zudem erst knapp zehn Jahre nach ihrer Geburt die volle Konvertibilität erreichte, ist dies ein phänomenaler Erfolg.
 
 Deutsche Währungsunion
 
Die Geschichte der Mark der DDR, die nur wenige Tage nach ihrer Währungsschwester Deutsche Mark - ursprünglich sogar unter demselben Namen - geschaffen wurde, endete bereits vor zehn Jahren mit der deutschen Währungsunion. Seit dem 1. Juli 1990 ist die Deutsche Mark auch alleiniges Zahlungsmittel im Gebiet der ehemaligen DDR, lediglich den ostdeutschen Pfennig-Münzen war noch ein etwas längeres Leben als Zahlungsmittel bis zum 1. Juli 1991 vergönnt.
 
Das Verschwinden der Mark der DDR wurde kaum beklagt. Denn im Gegensatz zur Deutschen Mark war die Mark der DDR keine Erfolgswährung: Eingebunden in das Zwangssystem der Planwirtschaft mit ihren Preisfixierungen und Konvertibilitätsbeschränkungen reduzierte sich die Geldfunktion der Mark der DDR auf die einer Recheneinheit. Ihr Geldwert als Ausdruck der Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes war äußerst gering. Die Tatsache, dass die 1- und 2-Mark-Münzen aus Aluminium bestanden, kann daher als sinnbildhaft für die Bedeutung der Mark der DDR verstanden werden.
 
Dennoch bereitete die Währungsunion an anderer Stelle große Sorgen. Die planwirtschaftliche Wirtschaftsverfassung der DDR ohne eine Preisbildung auf freien Märkten machte es nämlich unmöglich, einen ökonomisch plausiblen Wechselkurs zwischen Deutscher Mark und Mark der DDR als Grundlage des Umtauschverhältnisses herzuleiten. Die Bestimmung des Umtauschverhältnisses musste also stattdessen von den Wirkungen der Währungsunion ausgehen, wobei vier sich widerstreitende Überlegungen berücksichtigt werden sollten: geringes Inflationsrisiko, Wettbewerbsfähigkeit der DDR-Unternehmen, geringe Haushaltsbelastung und soziale Akzeptanz durch die DDR-Bevölkerung.
 
Auch wenn die Vorbereitung und Durchführung der Währungsunion in den Händen der Bundesbank lag, konnte sie sich mit ihren Vorstellungen eines Umtauschverhältnisses von 2 zu 1 (mit der Ausnahme von Sparguthaben bis 2000 Mark der DDR) nicht durchsetzen. Zwar wurde dieser Umtauschkurs für die Altkredite verwendet, aber laufende Verbindlichkeiten wie Löhne und Gehälter oder Rentenzahlungen wurden 1 zu 1 umgestellt; und auch die Obergrenzen für Guthaben, die nach dem Verhältnis 1 zu 1 behandelt wurden, wurden - nach Alter gestaffelt - großzügiger bemessen. Durch diese Umtauschkurse kam es aus Sicht der Bundesbank zu einer zu starken Ausweitung der Geldmenge im nun erweiterten Währungsgebiet: Während die Geldmenge durch die Eingliederung der DDR um knapp 15% wuchs, nahm das gesamtdeutsche Produktionspotential nur um etwa 7% zu. Dennoch blieb der befürchtete dramatische Inflationsanstieg weitgehend aus, da die Währungsunion nur eine einmalige Ausweitung der Geldmenge darstellte, deren Risiko quantitativ begrenzt war. Darüber hinaus entsprach auch das Verhalten der ostdeutschen Haushalte nach der Währungsunion nicht unbedingt den Szenarien einer sprunghaften, konsumorientierten Nachfragesteigerung.
 
Die große Herausforderung der Währungsunion konnte also für die Deutsche Mark ohne nennenswerte Einbußen der inneren Geldwertstabilität gemeistert werden. Die Rückwirkungen auf das Europäische Währungssystem (EWS) waren dagegen gravierend. Die deutsche Wiedervereinigung und die durch sie angestoßene Sonderkonjunktur wie auch expansive Fiskalpolitik zwangen die Bundesbank zu einer restriktiven Geldpolitik. Verschärft durch den negativen Ausgang des ersten dänischen Referendums zum Maastricht-Vertrag und eine zeitgleiche Dollarschwäche führte dies zu einer Zerreißprobe des EWS: Am 16. September 1990 mussten sowohl das britische Pfund als auch die italienische Lira aufgrund massiver Währungsspekulationen den Währungsverbund verlassen.
 
 Schlussbetrachtungen
 
50 Jahre Deutsche Mark sind eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Mit der Einführung der Deutschen Mark wurde nicht nur das Fundament des deutschen Wirtschaftswunders der Nachkriegsjahre gelegt, sondern die Deutsche Mark selbst ist Teil dieses Wunders geworden: Die Bedeutung der hohen Geldwertstabilität für die wirtschaftliche Dynamik ist kaum zu überschätzen.
 
Vor diesem Hintergrund ist es kaum verwunderlich, dass die neue Währung schnell den Status eines Grundpfeilers der Bundesrepublik erlangt hat. Angesichts der ansonsten an Gründungsmythen armen Geburt der Bundesrepublik unter der Führung der Alliierten nach den Schreckensjahren der Naziherrschaft und der verheerenden Niederlage im Weltkrieg ist die Deutsche Mark zu einem Symbol des neuen Staates geworden. Die teilweise turbulente Entwicklung, wie sie hier in einzelnen Episoden kurz angedeutet werden konnte - die Dramatik der ersten Währungsreform 1948, der Kampf um die Unabhängigkeit der Bundesbank und die deutsche Währungsunion -, hat über die Jahre die Bindung der Bevölkerung zu ihrer Währung vertieft.
 
Dem Euro wird es daher sicherlich äußerst schwer fallen, den Platz der Deutschen Mark nicht nur in den Portemonnaies, sondern auch im Bewusstsein der Menschen einzunehmen. Die Geschichte der Deutschen Mark - gerade im Kontrast zum Geschick ihrer erfolglosen Schwester Mark der DDR - hat aber auch gezeigt, dass sich die enge Verbindung zu einer Währung letztlich in der Frage der Qualität des Geldes entscheidet. Geldwertstabilität und eine Institution, die glaubwürdig und unabhängig für dieses Gut eintritt, sind die Garanten für den Erfolg einer Währung. Dies galt für die Deutsche Mark und es wird auch für den Euro gelten.
 
Literatur:
 
Hampe, P. (Hg.): Währungsreform und Soziale Marktwirtschaft. Rückblicke und Ausblicke. München 1989.
 
Sprenger, B.: Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart. Paderborn u. a. 1991.
 
Roeper, H. und Weiner, W.: Die D-Mark. Eine deutsche Wirtschaftsgeschichte. Frankfurt am Main 1996.
 Deutsche Bundesbank (Hg.): Fünfzig Jahre Deutsche Mark. Notenbank und Währung in Deutschland seit 1948. München 1998.


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