Elastizitätstheorie,
1) Physik: Elastomechanik.
2) Wirtschaftswissenschaft: Teilgebiet der monetären Außenwirtschaftstheorie; untersucht die Auswirkungen einer Abwertung der Inlandswährung auf die Leistungsbilanz. Durch die Abwertung verteuern sich für Inländer ausländischer Produkte, sodass die Importmenge sinken wird. Gleichzeitig steigt die Exportmenge, da inländische Produkte für Ausländer billiger geworden sind. Wie sich der Leistungsbilanzsaldo als Differenz der wertmäßigen Exporte und Importe entwickeln wird, ist nicht eindeutig, da bei den Importen sinkenden Mengen ein steigender Preis (in Inlandswährung) gegenübersteht, sodass die Entwicklung des Importwertes unbestimmt ist. Diese hängt von der Importpreiselastizität ab, d. h. von der Stärke der Reaktion der Importmenge auf die Änderung des Importpreises. Als »Normalfall« wird angesehen, dass der Importwert sinkt oder weniger stark steigt als der Exportwert, sodass sich die Leistungsbilanz durch die Abwertung aktiviert. Nach der Marshall-Lerner-Bedingung führt eine Abwertung nur dann zu einer positiven Änderung der im Ausgangspunkt ausgeglichenen Leistungsbilanz, wenn bei vollkommen elastischen Angebot die Summe von Preiselastizität der Nachfrage des Inlands nach Importen und der Nachfrage des Auslandes nach Exporten größer als eins ist.Bei der Robinson-Bedingung wird die Annahme eines vollkommen elastischen Angebots aufgegeben und nachgewiesen, dass auch bei kleinen Werten der Preiselastizitäten des Angebots eine normale Reaktion der Leistungsbilanz bei einer Abwertung möglich ist.
Bei Einbeziehung einer zeitlichen Abfolge ist zu berücksichtigen, dass nach einer Abwertung die Mengenreaktion zunächst gering sein wird (Exporte und Importe sind mengenmäßig festgelegt) und sich der Importwert erhöht (Verteuerung der in ausländischer Währung abgeschlossenen Importgeschäfte), sodass es zu einer vorübergehenden Verschlechterung der Leistungsbilanz kommt. Im weiteren Zeitablauf, wenn die Mengenreaktionen (Verringerung der Import-, Erhöhung der Exportmenge) einsetzen, wird es dann zu der tendenziellen Verbesserung der Leistungsbilanz kommen. Dieser zeitliche Verlauf wird als J-Kurven-Effekt der Abwertung bezeichnet. (Absorptionstheorie)
Literatur:
H.-J. Jarchow u. P. Rühmann: Monetäre Außenwirtschaft, Bd. 1 (41994).