Значение слова "BARBIZON UND DIE FREILICHTMALEREI: ZURÜCK ZUR NATUR" найдено в 1 источнике

BARBIZON UND DIE FREILICHTMALEREI: ZURÜCK ZUR NATUR

найдено в "Universal-Lexicon"

Barbizon und die Freilichtmalerei: Zurück zur Natur
 
Die Landschaftsmalerei - besonders die Freilichtmalerei direkt in der Natur - war für viele Künstler des 19. Jahrhunderts das zentrale Feld künstlerischer Freiheit und Erneuerung. Hier konnten sie zugleich ihre Nähe zur Natur und zur Realität sowie ihre Distanz zum Idealismus und Moralismus der akademischen Kunstlehre zeigen, das Bild von erzählerischen Inhalten lösen und die Eigenständigkeit der Gestaltungsmittel erarbeiten.
 
Im späten 18. und im frühen 19. Jahrhundert brachten steigende Reiselust und die wachsende Empfänglichkeit der Künstler für den Reiz des »Malerischen«, des Wandelbaren und Atmosphärischen in der Natur, die Kunst des Landschaftsaquarells zur vollen Blüte. Die Qualitäten des Aquarells - den schnellen, lebendigen Pinselstrich und die frischen Farben - übertrugen englische Landschaftsmaler wie John Constable, John Sell Cotman und Richard Parkes Bonington in ihre Ölstudien und -gemälde. Johan. Christian Clausen Dahl, Johann Georg von Dillis, Karl Blechen oder Camille Corot zeigten in ihren in Italien entstandenen Studien oft bewusst unspektakuläre Landschafts- und Stadtansichten im hellen Licht des Südens.
 
Zu den Pionieren der europäischen Landschaftsmalerei unter freiem Himmel, dem »Plein air«, gehörte die »Schule von Barbizon«.In den Zwanzigerjahren entdeckten französische Künstler die heimische Landschaft als lohnendes Bildmotiv, als Gegenpol zum »klassischen« Italien. Der Wald von Fontainebleau mit seinen Dörfern Barbizon und Chailly wurde zum Mekka der französischen Landschafts- und Freilichtmalerei. Seit den Dreißigerjahren trafen sich dort Théodore Rousseau, und Narcisse Diaz de la Peña während der Sommermonate; Camille Corot, Gustave Courbet, Charles-François Daubigny und andere schlossen sich ihnen später für kürzere Zeit an. 1847 ließ sich Rousseau, zwei Jahre danach Jean-François Millet in Barbizon nieder. Die Maler bildeten eine lose Gruppe, zusammengehalten durch ihre Wertschätzung der niederländischen Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts, ihre Naturverbundenheit und ihre antiakademische Einstellung. In den 1847 zum Teil unter Naturschutz gestellten Waldgebieten von Fontainebleau fanden sie eine weitgehend urwüchsige Landschaft, die ihrer Auffassung der »freien« Natur als Bereich des Unverdorbenen und als Gegenbild zur Rationalität und Schnelllebigkeit der städtischen Zivilisation entsprach. In ihren charakteristischen Stimmungslandschaften, den »Paysages intimes«, zeigen sie einfühlsam schlichte Naturausschnitte in einer leicht romantisch getönten, poetischen Stimmung. Daneben boten die Felder und Viehweiden rund um die kleinen Dörfer zahlreiche Motive für realistische Darstellungen der Landschaft und des bäuerlichen Lebens; oft enthalten diese Bilder auch kritische Untertöne zur Ausbeutung von Mensch und Natur.
 
Die Kunstakademien maßen Werken, die im Freien gemalt worden waren, nur den Rang vorbereitender Skizzen und Studien zu; als gültiges Kunstwerk akzeptierten sie allein die erfundene, nach festen Regeln im Atelier komponierte Ideallandschaft. Die Maler von Barbizon jedoch wollten die wahre Natur wiedergeben, wie sie vor ihren Augen lag und auf sie wirkte, in ihren zarten, nuancenreichen Farben, im natürlichen Wechsel von Licht und atmosphärischer Stimmung. Dafür galten das Arbeiten direkt vor dem Motiv und eine leichte, skizzierende Malweise als geeignetete Verfahren. Die Barbizon-Maler bewerteten die Freilichtstudie als vollgültiges Bild, da sich hier ihrer Ansicht nach die wahrheitsgetreue Naturdarstellung und der Ausdruck menschlicher und künstlerischer Freiheit auf besondere Weise verbanden. Anders als die impressionistischen Maler wenige Jahre später, beharrten sie aber nicht darauf, Bilder unmittelbar vor dem Motiv zur Gänze fertig zu stellen. Meist überarbeiteten und glätteten sie ihre Freilichtstudien im Atelier oder schufen nach ihrem Vorbild größere Kompositionen. Doch selbst diese Bilder fanden als angeblich unfertige Skizzen belangloser Motive bis 1848 selten Gnade vor der akademisch-konservativen Jury der offiziellen Pariser Kunstausstellungen. Erst im liberaleren Kunstklima nach der Revolution von 1848 wurden Rousseau, Corot und ihre Kollegen, unterstützt von Kritikern wie Théophile Thoré, als bedeutende Landschaftsmaler anerkannt.
 
Durch ihre Experimentierfreude und ihre sensible, aufrichtige Naturbeobachtung wurden die Maler von Barbizon zu wichtigen Vorbildern für viele junge, antiakademische Maler in ganz Europa. Die Impressionisten um Claude Monet traten in den frühen Sechzigerjahren ebenso ihre künstlerische Pilgerreise nach Barbizon an wie niederländische Landschaftsmaler der »Haager Schule«, Mitglieder der italienischen Gruppe der »Macchiaioli« oder deutsche Realisten und Impressionisten um Wilhelm Leibl und Max Liebermann.
 
Dr. Friederike Kitschen
 
Literatur:
 
Corot, Courbet und die Maler von Barbizon, herausgegeben von Christoph Heilmann u. a. Ausstellungskatalog Haus der Kunst, München. München 1996.
 
Europäische Kunst im 19. Jahrhundert, Band 2: Cachin, Françoise: 1850—1905. Realismus, Impressionismus, Jugendstil. Aus dem Französischen. Freiburg im Breisgau u. a. 1990—91.
 Hofmann, Werner: Das irdische Paradies. Motive und Ideen des 19. Jahrhunderts. München 31991.


T: 29