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ERDSTRAHLEN: GEFAHR AUS DER TIEFE??

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Erdstrahlen: Gefahr aus der Tiefe??
 
Die Furcht vor Erdstrahlen ist weit verbreitet. Die Meinungen darüber, was Erdstrahlen eigentlich sind, gehen bei den »Strahlengläubigen« zwar weit auseinander, doch über ihre gesundheitsschädigende Wirkung besteht ein fast einhelliger Konsens. Es gibt nahezu keine Krankheit, bei der Erdstrahlen nicht als Ursache ausgemacht wurden. Im gleichen Maß aber, wie man sich über die Natur der Erdstrahlen uneinig ist, divergiert das Spektrum der vorgeschlagenen Gegenmaßnahmen. Was also sind die gängigen Vorstellungen zu dieser hypothetischen Gefahr aus der Tiefe, und worauf begründen sie sich?
 
 Historischer Hintergrund
 
Der Begriff »Erdstrahlen« wurde von dem deutschen Naturforscher Gustav Freiherr von Pohl im Jahre 1929 geprägt. Von Pohl war Wünschelrutengänger und ging von der Vorstellung aus, dass es unterirdische »Wasseradern« gibt, von denen eine Strahlung ausgeht; sie sollte die Erdoberfläche durchdringen und für besonders begabte Menschen (Radiästheten) spürbar werden, vor allem aber einen schädlichen Einfluss auf die Gesundheit von Menschen, Tieren und Pflanzen haben. Neu war hierbei nur das Konzept der pathogenen Strahlung. Wünschelruten wurden schon Mitte des 19.Jahrhunderts von dem Wiener Gelehrten Prof. Moritz Benedict zum Anzeigen »krank machender« Orte eingesetzt; mit gleichfalls umstrittenem Erfolg sind sie seit mindestens dem 15. Jahrhundert zur Auffindung von Quellen, Erzvorkommen oder verlorenen Gegenständen bekannt. Bereits der berühmte Naturforscher, Arzt und Chemiker Paracelsus (* 1493, ✝1541) äußerte aber Skepsis: »Das seind alles ungewisse künsten.« Wer die Wünschelrute erfunden hat, weiß man nicht, sie war aber bereits im Altertum bekannt.
 
Von Pohls Konzept der Erdstrahlen fand großen Anklang, und schon bald nach der Veröffentlichung seines Werkes »Erdstrahlen als Krankheits- und Krebserreger« (1939) florierte das Geschäft mit Strahlungsheilgeräten. Ihre Hochblüte erlebte die Radiästhesie, die Erdstrahlmesserei, zwischen 1930 und 1945. Aus dieser Zeit stammt auch der Begriff »Geopathie« als Bezeichnung für die angebliche krankheitserzeugende Wirkung bestimmter Orte.
 
 Wissenschaftlicher Hintergrund
 
Physikalisch unumstritten sind Erdstrahlen als eine andere Bezeichnung für radioaktive terrestrische Strahlung, die zusammen mit dem Rest der kosmischen Strahlung, der die Atmosphäre durchdringt, und den mit der Nahrung aufgenommenen radioaktiven Stoffen die natürliche Strahlenexposition ausmacht. Sie liegt an der Erdoberfläche bei etwa 1,1 Millisievert pro Mensch und Jahr. Der Anteil der terrestrischen Strahlung beträgt dabei rund 50 %. Sie besteht aus Alpha-, Beta- und Gamma- und Neutronenstrahlung, die von radioaktiven Bestandteilen des Erdbodens, des Gesteins und des Mauerwerks von Gebäuden ausgeht. Auch die Strahlung des aus dem Erdboden austretenden radioaktiven Gases Radon wird hier hinzugezählt. Die schädliche Wirkung hochenergetischer, ionisierender Strahlung beruht darauf, dass sie gewöhnliche, im Körper vorkommende chemische Substanzen in reaktive Stoffe umwandelt; diese Radikale sind starke Gifte. Hinzu kommt noch eine erbgutschädigende Wirkung ionisierender Strahlung, die Krebs auslösen und Mutationen verursachen kann. Damit ist die terrestrische Strahlung zwar nicht harmlos, aber keineswegs Besorgnis erregend; das irdische Leben hat einige Milliarden Jahre Zeit gehabt, sich auf diese Strahlung einzustellen.
 
Zum Nachweis radioaktiver Strahlung dienen Gasentladungsröhren wie im Geigerzähler, Szintillationszähler, in denen die Strahlung kleine Lichtblitze erzeugt, und chemische Verbindungen, deren Farbe sich bei Bestrahlung verändert.
 
 Pseudowissenschaftliche Konzepte und New Age
 
In dem vielerorts proklamierten Zeitalter des New Age, des neuen Zeitalters, erlebte das Konzept der Erdstrahlen eine unerhört erfolgreiche Renaissance. Das von pohlsche Gedankengut wurde hierzu mit einigen spektakulär klingenden Fachbegriffen und Hypothesen ausgebaut, es wurden einige Bezüge zu alten heilkundlichen Lehren wie der Geomantie und des Feng Shui hergestellt, und fertig war ein pseudo —wissenschaftliches Potpourri, mit dem sich viel Geld verdienen lässt.
 
Einigen New-Age-Adepten zufolge handelt es sich bei Erdstrahlen um »Resonanzzonen oder Stehwellen aus magnetischen Turbulenzen bzw. Energiewirbel zirkularer Strahlungsart (Longitudinalwellen) im örtlichen Magnetgleichfeld der Erde.« Weiter wird in der zitierten Quelle ausgeführt: Die Erdstrahlen »sind gegenüber elektromagnetischen Wellen, die sich transversal ausbreiten, jedoch Longitudinalwellen (Schall, Photonen), die sich zu einem Energiewirbel örtlich, besonders bei deren Kreuzungspunkten bzw. Durchdringungen aufrollen. An diesen Störzonen bilden sich magnetische Energiewirbel im atomaren bzw. mikromolekularen Bereich, die einen Stressfaktor in unserem Hormonhaushalt sowie für das Immunsystem darstellen. Besonders die nächtliche Bildung von Melatonin wird vermindert und im Gegenzug werden Stresshormone wie Cortisol verstärkt ausgeschüttet. Zusätzlich erfolgt durch die örtlichen Energieturbulenzen eine elektrische und magnetische Depolarisierung der betroffenen Zellen, und damit könnten die Ionenkanälchen der Zellmembran in ihrer Wirkung nachhaltig gestört werden. Die Versorgung der Zellen mit Botenstoffen und Abbau von Freien Radikalen und Stoffwechselprodukten würde so gestört, oder sogar in der Wirkung umgekehrt werden. Oftmals reagieren daher diese Personen noch zusätzlich allergisch.« Einer kritischen Betrachtung halten die vorgestellten Hypothesen jedoch nicht stand.
 
Eine gängige Vorstellung ist, dass die geopathischen Reizzonen, die durch diese Strahlung verursacht werden, auf den Schnittpunkten verschiedener rechtwinkliger Gitternetze liegen, welche die Erde ähnlich wie das kartographische Koordinatensystem überziehen. Dabei unterscheiden die Gitterprotagonisten folgende nach ihren »Entdeckern« benannte Typen: das Hartmann-Gitter (2 Meter mal 2,5 Meter), das Benker-Gitter (10 Meter Linienabstand) und das diagonale Curry-Gitter (3,5 Meter Linienabstand).
 
Zur Messung, der Mutung, verwenden die modernen Rutengänger neben den klassischen, aus Astgabeln bestehenden Ruten meist Einhandruten aus Horn, Kunststoff oder Metall. Biotensoren sind Einhandruten, die einen vergoldeten Metallring oder eine Halbedelsteinkugel an der Spitze tragen. Sie werden angeblich beim Gebrauch vornehmlich durch Gedankenkraft auf bestimmte Schwingungsfrequenzen eingestellt. Lecher-Antennen und Grifflängenruten lassen sich in ihrer Länge verändern, entweder durch einen verschiebbaren Reiter, der den Griffbereich vom aktiven Antennenende abgrenzt, oder durch ein Teleskopsystem. Die bei der Messung gefundenen Reizzonen sollen gemieden oder dort Absorbermaterialien oder Neutralisatoren angebracht werden. Zu den empfohlenen Schutzmaßnahmen gehören poröse Materialien wie Korkmatten oder auch Objekte, die durch die »Kraft der Form« wirken, beispielsweise Zeichnungen eines Eies von 22 Zentimeter Höhe und 14 Zentimeter Breite auf Papier oder Pappe, anzubringen an all jenen Plätzen, an denen man sich längere Zeit aufhält.
 
Die Empfehlung, Schlafstätten und andere Orte längerer Aufenthalte zu erden, um die Strahlung abzuleiten, beruht vermutlich auf der Vorstellung elektrostatischer Felder, die zwischen der Oberfläche der Erde und dem Erdinneren herrschen sollen. Sie entstehen angeblich unterirdisch durch die Reibung des Wassers in den »Adern« oder in Gestalt von Erdbatterien, die durch gegeneinander versetzte zink- und kohlehaltige Schichten im Boden gebildet werden.
 
Eine weitere Interpretation legt zunächst die Vermutung nahe, dass die Erdstrahlen nichts anderes als die terrestrische Strahlung sind, lässt dann aber Zweifel aufkommen, da der Strahlung noch einige wenig plausible Eigenschaften zugeschrieben werden. Mit der terrestrischen Strahlung schwer vereinbar ist, dass Erdstrahlen eine bevorzugte Richtung (nach oben) haben und dass sie verstärkt über Brüchen in der Erdkruste und Gesteinsverwerfungen auftreten sollen. Zum anderen bieten die Verfechter dieser Hypothese magisch anmutende Gerätschaften zur Messung und — noch erstaunlicher — zur Neutralisation ihrer Erdstrahlen an. Es handelt sich dabei um Apparaturen, die Kristalle oder Kristallgranulate enthalten, welche die Strahlung angeblich aktiv »aufsaugen«. Angeboten werden beispielsweise »Exahertz-Multimeter mit Plasmaantennen«, »Bergkristallkompensatoren«, »Kristallgranulatplatten und -stäbe« sowie »Molekulardipole«.
 
 Irrtümer und Aberglaube entlarvt
 
Die Messinstrumente
 
Die meisten Wünschelrutengänger sind überzeugt, dass eine (bekannte oder noch unbekannte) Strahlungsart die Ursache für den Wünschelrutenausschlag ist. Tatsächlich lässt sich das Phänomen jedoch (wissenschaftlich nachprüfbar) mit dem seit gut 100 Jahren bekannten Carpenter-Effekt erklären, der auch als ideomotorische Bewegung bezeichnet wird: Schon durch die Erwartung einer Bewegung werden kleine Veränderungen in den Muskelspannungen in Armen und Händen ausgelöst, die unwillentlich ansatzweise zu dieser Bewegung führen. Wenn ein Wünschelrutengänger einen Ausschlag erwartet, dann schlägt die Wünschelrute auch aus, und sie wird immer wieder an den Stellen ausschlagen, an denen er ganz unabhängig von der Rute, meist unbewusst, eine »Wasserader«, »Störzone« oder das, was gerade Gegenstand der Suche ist, vermutet.
 
Der Carpenter-Effekt ist auch für ähnliche Bewegungen beim Pendeln und Gläserrücken verantwortlich. Er wird nicht von jedem Menschen gleich stark wahrgenommen und ist wohl auch von der aktuellen nervösen Verfassung eines jeden abhängig. Daher kam die Vorstellung auf, es bedürfe zur Radiästhesie, dem Muten oder Wünschelrutengehen, einer besonderen Begabung.
 
Wasseradern
 
Die weit verbreitete Vorstellung von Wasseradern, die unter der Erde in kanalartigen Gebilden Wasser führen, stimmt mit anerkannten geologischen Erkenntnissen nicht überein. Grundwasser tritt flächenhaft und nicht etwa in Form von Adern auf und bewegt sich nur sehr langsam (je nach Beschaffenheit des Grundwasserleiters zwischen 4—5 Meter pro Jahr und 15 Meter pro Tag).
 
Resonanzen und stehende Wellen
 
Zur Bildung stehender Wellen braucht man eine Schwingungsquelle und einen Reflektor, der sich im richtigen Abstand befindet. Erdstrahlen werden als stehende Wellen bezeichnet, obwohl über die Natur der Schwingung und ihrer Quelle(n) Unklarheit herrscht und über den Reflektor keinerlei Angaben gemacht werden.
 
Resonanzerscheinungen sind an schwingungsfähige Stoffe gebunden; in Resonanz werden diese Stoffe von außen permanent bei ihrer optimalen Schwingungsfrequenz angeregt, bis ein Stoff im ungünstigsten Fall, der Resonanzkatastrophe, zerstört wird. Wie dies im Fall von Erdstrahlen zur Entstehung von Krebs und anderen Krankheiten führen soll, ist unklar.
 
Elektrostatische Felder und Erdbatterien
 
Elektrostatische Aufladungen durch Reibungselektrizität treten in der alltäglichen Umgebung bei elektrisch schlecht leitenden Stoffen häufig auf, im Kleinen (gegenseitige Anziehung von Papierblättern) wie im Großen (vor Gewittern). Unterirdische elektrostatische Felder sind nicht bekannt. Das Fließen von Grundwasser kann keine elektrostatische Aufladung verursachen, da im Grundwasser genügend Salze gelöst sind, um eine elektrolytische Leitfähigkeit zu gewährleisten. Eine elektrochemische Quelle für Ladungsfluss, eine Erdbatterie, scheitert schon allein daran, dass Zink im Boden und in Erzen nie gediegen, sondern immer in oxidierter Form vorliegt, wodurch sich kein elektrochemisches Potenzial ergeben kann.
 
Magnetfelder und elektomagnetische Wechselfelder
 
Für die Existenz elektromagnetischer Wellen, die vom Erdboden ausgehen und deren Interferenz das vorgeschlagene Muster der geopathogenen Reizzonen ergibt, liegen keinerlei Anhaltspunkte vor.
 
Dass aus Schwankungen des Erdmagnetfelds Mikrowellen oder gar noch höher frequente Wellen resultieren sollen, ist undenkbar.
 
Absorber und Neutralisatoren
 
Zum Thema Absorber ist zu sagen, dass Alpha- und meist auch Betastrahlen wegen ihrer geringen Reichweite nur dann vom Erdboden, von Gestein oder Mauerwerk ausgestrahlt werden können, wenn sich die radioaktiven Isotope direkt an der Oberfläche befinden. Wären sie nur wenige Zentimeter im Inneren, so würde die Strahlung sofort nach ihrer Aussendung vom umgebenden Material verschluckt. Die Strahlenquellen liegen nach den Angaben der Erdstrahlanhänger ziemlich tief im Erdinneren. Infrage kommen daher nur langreichweitige, durchdringende Strahlungsarten: Gamma- und Neutronenstrahlung. Gegen diese sind aber Absorberplatten aus Kork wirkungslos.
 
Keine Substanz ist in der Lage, Strahlung anzuziehen (abgesehen von der Gravitationswirkung extrem massiver Objekte wie Schwarzer Löcher) und sie aus ihrer Quelle (einem Radioisotop) quasi abzusaugen.
 
 Fazit
 
Erdstrahlen sind in dem Sinne, wie sie von kommerziellen Anbietern von Messungen und Schutzmaßnahmen verstanden werden, wissenschaftlich nicht begründbar. Die Kosten für einen Rutengang (250—500 DM) oder Abschirmgeräte (mehrere Hundert bis mehrere Tausend DM) sind keine sinnvolle Investition. Wer Erdstrahlen trotz ihres Fantasiecharakters fürchtet, der sollte zu einer preisgünstigen Schutzmethode wie dem oben geschilderten Pappei greifen.
 
Literatur:
 
Robert Endrös: Die Strahlung der Erde und ihre Wirkung auf das Leben (Tuningen 51993)
 
Elektrosmog und Erdstrahlen - was wissen wir wirklich? Gefahrenquellen, Klinik, Prävention, herausgegeben von Erich Enders und Günther Stahl. Landsberg am Lech 1994.
 
Kleines Lexikon der Parawissenschaften, herausgegeben von Gerald L. Eberlein. München 1995.
 Emil Worsch: Erdstrahlen und deren Einfluß auf die Gesundheit des Menschen. Graz 31995.
 Willi H. Grün: Erdstrahlen. Die rätselhaften Kräfte. Frankfurt am Main 31996.
 Kurt Simon: Erdstrahlen und Wasseradern. München 1997.
 Jane Thurnell-Read: Wie Erdstrahlen unser Leben beeinflussen. Aus dem Englischen. München 1997.
 Andreas Kopschina: Erdstrahlen. Gefahren erkennen und wirksam bekämpfen. München 51998.


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