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DOMINION: DOMINIONS UND DIE EMPIREKONFERENZEN

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Dominion: Dominions und die Empirekonferenzen
 
»Seinem eigenen Volk verantwortlich« — Die Unabhängigkeit der Dominions
 
Das britische Weltreich, das nach dem Ersten Weltkrieg die größte Ausdehnung seiner Geschichte erreichte und durch die Übernahme des früheren Schutzgebiets Deutsch-Ostafrika sogar die im 19. Jahrhundert viel beschworene Kap-Kairo-Linie verwirklichen konnte, befand sich schon vor dem Krieg in einer Phase der Umgestaltung. Neben die direkt von London abhängigen Kolonien waren seit 1867, als Kanada die innere Selbstverwaltung zugestanden wurde, die von Weißen beherrschten und in der Regel auch überwiegend von ihnen besiedelten Dominions getreten. Der Erste Weltkrieg aber beschleunigte diesen Prozess noch einmal, indem die Dominions zu souveränen Staaten im Rahmen des britischen Commonwealth wurden. Dieser Begriff kam im Ersten Weltkrieg immer mehr in Gebrauch, als in London das Kriegskabinett mit Vertretern aus den Dominions tagte. »Wir treffen uns auf der Basis völliger Gleichheit«, meinte dazu der kanadische Premierminister Robert Borden im Juni 1918.»Wir treffen uns als Premierminister sich selbst regierender Nationen. Wir treffen uns unter der Führung, unter dem Vorsitz des Premierministers des Vereinigten Königreichs. .. Jeder Premierminister, der an diesem Tisch sitzt, ist seinem eigenen Parlament und seinem eigenen Volk verantwortlich; Beschlüsse des Kriegskabinetts können nur durch die Parlamente der verschiedenen Nationen unseres Imperial Commonwealth ausgeführt werden. So behält jedes Dominion, jede Nation ihre völlige Autonomie. Ich wage zu glauben, dass wir hier am Beginn einer Entwicklung in den Verfassungsbeziehungen des Empire stehen, die in den kommenden Jahren die Grundlage seiner Einheit bilden wird.«
 
Außenpolitisch souverän. ..
 
Der neue internationale Status der Dominions Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika wurde 1919 sichtbar, als sie an der Pariser Friedenskonferenz teilnahmen und danach auch Mitglieder des Völkerbunds wurden. Die Zeit, in der alle außenpolitischen Entscheidungen allein in London gefällt wurden, war vorbei. Insbesondere wehrten sich die Dominions dagegen, an der Seite Großbritanniens wieder in einen europäischen Krieg hineingezogen zu werden. Sie verweigerten daher ihre Zustimmung zu allen Regelungen, die Großbritannien zur Aufrechterhaltung des territorialen Status quo in Europa verpflichteten. Ein verbesserter Sanktionsmechanismus des Völkerbunds, der nach dem — schließlich nicht ratifizierten — Genfer Protokoll von 1924 angestrebt war, fiel ebenso darunter wie das relativ lose formulierte Garantieversprechen Großbritanniens zugunsten des Vertragswerks von Locarno 1925. In Fragen der europäischen Politik entschied Großbritannien ohne formelle Konsultation der Dominions, die ihrerseits nicht durch britische Vertragsabschlüsse gebunden waren. Der Unterschied gegenüber 1914 war überdeutlich! Schon während der »Chanak-Krise« 1922 war in London die neue Stellung der Dominions zu spüren gewesen. In ihrer Gegenoffensive vertrieb die Türkei nicht nur die zuvor von Großbritannien ermutigten Griechen aus Kleinasien. Türkische Einheiten schlossen auch die bei Çanakkale (damals Çanak oder Chanak) östlich der Dardanellen stationierten britischen Streitkräfte ein. In dieser Lage, in der ein Krieg Großbritanniens gegen die Türkei nicht ausgeschlossen schien und die erst durch den britischen Abzug zugunsten der Türkei gelöst wurde, appellierte der britische Premierminister an die Dominions und bat um militärischen Beistand. Südafrika reagierte darauf überhaupt nicht. Die kanadische Regierung wollte die Angelegenheit vor das Parlament in Ottawa bringen. Mit anderen Worten: Das Commonwealth war keine bloße Verfügungsmasse mehr in den Händen der britischen Regierung.
 
... wirtschaftlich wechselseitig gebunden
 
So sehr die Dominions auf der einen Seite zu souveränen Völkerrechtssubjekten geworden waren, so sehr blieben sie andererseits von der britischen Welt- und Sicherheitspolitik abhängig und in das Wirtschaftssystem des Weltreichs eingebunden. Aber auch Großbritannien war auf die Dominions angewiesen: Seine Rohstoff- und Nahrungsmittelimporte hingen vom Funktionieren des Weltreichs ab, und es verkaufte fast die Hälfte seiner Exporte — gegenüber nur einem Drittel vor dem Krieg — dorthin.
 
Dem Herzstück des britischen Weltreichs, Indien, blieb der Dominionstatus in der Zwischenkriegszeit versagt. Lediglich begrenzte Selbstverwaltung wurde ihm schrittweise 1919 und 1935 gewährt. In Irland dagegen erlangte nach der Teilung der Insel 1920 der Irische Freistaat schließlich 1921 seine Unabhängigkeit. Als Dominion blieb er dem Commonwealth zunächst noch erhalten, aber mit der Verfassungsänderung von 1937 hat er ihm praktisch — formell erst 1949 — den Rücken gekehrt.
 
 Commonwealth
 
In unregelmäßigen Abständen trafen die Dominions auf den Empirekonferenzen mit Großbritannien zusammen. Zu den wichtigsten Fragen gehörten Probleme der Weltpolitik und nicht zuletzt die Erwartung der Dominions, ihren Status im britischen Weltreich möglichst genau zu bestimmen. Man musste eine Formel finden, die der bereits gehandhabten Praxis entsprach. Dies gelang dem britischen Politiker Lord Balfour, der 1926 die nach ihm benannte Formel vom Commonwealth als »Gruppe sich selbst regierender Gemeinschaften« fand. Sie werde »von Großbritannien und den Dominions gebildet«. Es handele sich um »autonome Gemeinschaften innerhalb des britischen Empire, gleich im Status, in keiner Weise einander in inneren oder äußeren Angelegenheiten untergeordnet«, aber doch durch »eine gemeinsame Bindung an die Krone vereinigt und als Mitglieder des British Commonwealth of Nations frei assoziiert«. Es dauerte noch bis 1931, bis alle verfassungsrechtlichen Fragen geklärt waren und mit dem »Statut von Westminster« eine formelle gesetzliche Grundlage für das Commonwealth gefunden war.
 
Von Anfang an stand neben der Unabhängigkeit der Mitglieder des Commonwealth ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Dieses zeitigte erstmals 1932 Wirkung, als auf der Empirekonferenz von Ottawa ein System wechselseitiger Zollvergünstigungen für die Staaten des Commonwealth festgelegt wurde. Auch wenn die Handelsinteressen einzelner Dominions unterschiedlich gelagert waren, so wurde damit dennoch versucht, in der Weltwirtschaftskrise, die 1929 durch den Börsenkrach an der New Yorker Börse ausgelöst wurde und in deren Verlauf der Welthandel weitgehend zusammenbrach, eine Möglichkeit der Gegensteuerung zu entwickeln. Schon 1931 war für das Empire die Sterlingzone geschaffen worden, die nach dem Abgehen der britischen Währung vom Goldstandard das Pfund Sterling zur Leitwährung für das Empire machte, dessen Währungen dadurch untereinander stabil blieben, während sie, wie das Pfund Sterling auch, gegenüber allen anderen Ländern schwanken konnten. Nur Kanada blieb wegen seiner Nähe zu den USA außerhalb der Sterlingzone.
 
Die Bindekraft des Commonwealth bewährte sich auch 1939, als seine Mitgliedsländer die britische Kriegserklärung an Deutschland mittrugen. Sie taten dies, weil es um Fragen der europäischen Politik ging, bei denen die nationale Sicherheit Großbritanniens berührt zu sein schien. Ein britischer Kriegseintritt allein zur Aufrechterhaltung des territorialen Status quo in Europa, etwa zur Verteidigung der Unabhängigkeit Österreichs oder der Integrität der Tschechoslowakei, hätte nicht ausgereicht, die geschlossene Unterstützung der Dominions zu erwirken. Noch im März 1939 fragte sich der kanadische Premierminister William Mackenzie King, ob sein Land alle 20 Jahre an einem Krieg für Demokratie und Selbstbestimmung kleinerer Nationen teilnehmen wolle und sich dazu berufen fühle, das zur Regelung seiner Angelegenheiten unfähige Europa zu retten. Allein die Linksregierung in Neuseeland befürwortete vor 1939 eine strikte Politik zur Verteidigung der Ordnung von Versailles, nicht zuletzt auch unter Einbeziehung der Sowjetunion in die britische Politik. Für Kanada dagegen, das einem möglichen Bündnis mit der Sowjetunion 1939 sehr skeptisch gegenüberstand, war das Scheitern der britisch-französisch-sowjetischen Verhandlungen im August desselben Jahres geradezu eine Voraussetzung für Solidarität mit Großbritannien. Insgesamt hatte die Appeasementpolitik der britischen Regierung — entsprechend der Festlegung der Empirekonferenz von 1937, es müsse jede Anstrengung für einen internationalen Ausgleich (international appeasement) unternommen werden —, dazu beigetragen, das Commonwealth intakt zu halten.
 
Prof. Dr. Gottfried Niedhart
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Kolonialismus: Die großen Kolonialreiche
 
Indien: Die Teilung des indischen Subkontinents nach dem Zweiten Weltkrieg
 
Literatur:
 
Cain, Peter J. / Hopkins, Antony G.: British imperialism, Band 2: Crisis and deconstruction 1914-1990. Neudruck London u. a. 1994.
 Darwin, John: Britain and decolonisation. The retreat from empire in the post-war world. Basingstoke u. a. 1988.


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