Значение слова "DRUCKTECHNIK: VON DER SCHRIFT ZUR BEWEGLICHEN BLEILETTER" найдено в 1 источнике

DRUCKTECHNIK: VON DER SCHRIFT ZUR BEWEGLICHEN BLEILETTER

найдено в "Universal-Lexicon"

Drucktechnik: Von der Schrift zur beweglichen Bleiletter
 
Schrift in Form eines Alphabets als Mittel der Kommunikation ist heute für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit. Mit Hilfe der Schrift können Erlebnisse, Gedanken und Erfahrungen über Zeit und Raum festgehalten und in unveränderter Form weitergegeben werden. Dabei verfügt die Menschheit, verglichen mit seiner Gesamtentwicklungszeit, erst seit kurzem über die Schrift. Bis zur Entstehung der Lautzeichen der Alphabete war es ein langer Weg. Die wichtigsten Stationen führten von den Bilderschriften, bei denen die »Schriftzeichen« nicht fest an eine bestimmte sprachliche Form gebunden waren, über die Wort- und Silbenschriften zur ersten Buchstabenschrift, die sich etwa im 2. Jahrtausend v. Chr. im syrisch-palästinensischen Raum entwickelte und die durch die feste Zuordnung eines grafischen Symbols zu einem bestimmten Laut gekennzeichnet ist.
 
Die Aufzeichnungen wurden in Stein geschlagen, in Ton- und Wachstafeln geritzt, auf Papyrus oder Pergament — in China seit wahrscheinlich 60 v. Chr. auch auf Papier — geschrieben. Als Schreibwerkzeuge dienten je nach Beschreibstoff Hammer und Meißel, Griffel oder Feder.
 
 Frühes Drucken
 
Bis zur Entwicklung geeigneter Druckverfahren wurden Texte mühevoll und zeitraubend abgeschrieben.Im Früh- und Hochmittelalter lag diese Tätigkeit und damit der Erhalt und die Weitergabe von Wissen in den Händen der Mönche. Beschränkte sich das Spektrum zunächst auf Messbücher und andere religiöse Texte, so kamen im 12. Jahrhundert zunehmend weltliche Texte aus Philosophie, Mathematik und Astronomie hinzu.
 
Das erste Druckverfahren, der Holztafeldruck, ist etwa seit 1400 in Deutschland bekannt. Diese Technik basiert auf dem Holzschnitt: Bilder und Schriftzeichen wurden gemeinsam in eine einzige Form aus Lindenholz geschnitten, die eingefärbt und auf feuchtes Papier gedruckt wurde. Da sich auf der unbedruckten Rückseite scharfe Schattierungen der Schrift abzeichneten, konnten die Blätter nur einseitig bedruckt werden. Anschließend wurden je zwei Blätter mit der unbedruckten Seite zusammengeklebt und dann gebunden.
 
Solche mit Hilfe einer in Holz geschnittenen Druckform hergestellten und dann zusammengefügten Texte werden als Blockbücher bezeichnet. Daneben gab es die Einblattdrucke wie Heiligenbilder, Spielkarten, Kalender und religiöse Sentenzen. Etwa zur gleichen Zeit wird das bis dahin fast ausschließlich benutzte Pergament als Beschreibstoff durch Papier abgelöst. Die Kenntnis der Papierherstellung war von China, wo sie seit 105 n. Chr. belegt ist, über Japan und Korea um 750 zu den Arabern gelangt, die das Verfahren in ganz Europa verbreiteten. Die erste deutsche Papiermacherei gründete der Nürnberger Kaufmann Ulmann Stromer um 1390.
 
 Gutenbergs Erfindungen
 
Die Erfindungen des gelernten Goldschmieds Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, — bewegliche Lettern aus Metall, ein Handgießinstrument, eine ideale Metalllegierung und eine Holzpresse für den Druck — legten den Grundstein für die spätere industrielle Fertigung von Büchern und Zeitungen. Mit dem um 1440 konstruierten Handgießinstrument ließen sich zeitsparend einzelne Bleilettern in größeren Mengen herstellen. Diese beweglichen Lettern konnten zu Zeilen zusammengesetzt, die Zeilen zu Seiten gefügt werden, und nach dem Drucken standen die Lettern zu weiterem Gebrauch zur Verfügung. Für den Guss benutzte Gutenberg eine Legierung aus Blei, Antimon, Bismut und Zinn, die auf etwa 300 Grad Celsius erhitzt werden konnte. Durch die Zugabe von Antimon als Härtemittel war gewährleistet, dass die Lettern beim Erkalten nicht schrumpften. Die neue Legierung erkaltete darüber hinaus sehr schnell, was eine schnellere Produktion ermöglichte. Gutenberg widmete sich auch dem Druckvorgang: Er baute eine Weinpresse zu einer Druckerpresse um, mit der es möglich war, beide Seiten eines Blattes zu bedrucken.
 
Trotz der Verbesserungen, die Gutenberg eingeführt hatte, war die Herstellung von Büchern immer noch sehr aufwendig — mindestens zwanzig Arbeitskräfte waren etwa an der Herstellung seines bedeutendsten Werkes, der 42-zeiligen Bibel, beteiligt; man brauchte sechs Setzer, dazu an den entsprechenden Pressen zwölf Drucker, je einen Färber und einen, der die Bogen anlegte, den Karren einfuhr und den Pressbengel bewegte. Dazu kamen noch Schriftgießer, Graveure, Ableger, Farbenmischer und andere Hilfskräfte.
 
 Drucken mit beweglichen Lettern nach Gutenberg
 
Nach Gutenbergs Tod am 3. Februar 1468 verbreitete sich seine neue Technik sehr rasch. Gutenbergs Werkstatt in Mainz wurde von Johannes Fust übernommen; später trat Peter Schöffer als Gesellschafter in die Werkstatt ein. Unter dem Namen »Fust und Schöffer« wurde sie zu einem florierenden Unternehmen.
 
Die ersten Drucker waren Stempelschneider, Schriftgießer, Drucker, Verleger und Buchhändler in einer Person. Claude Garamond, ein französischer Schriftkünstler und -gießer, war einer der ersten eigenständigen Schriftgestalter des 16. Jahrhunderts. Anton Koberger, der 1473 in Nürnberg seine Tätigkeit aufnahm, stand bereits einem Großbetrieb vor mit zeitweise 24 Pressen und über 100 Gesellen; seine Produkte verkaufte er in 16 eigenen Buchläden. Die Bücher dieser ersten Generationen von Druckern, die mit der Technik Gutenbergs zwischen 1450 und 1500 hergestellt wurden, werden als Inkunabeln (Erst- oder Wiegendrucke) bezeichnet. Frühdrucke wurden in dieser Technik bis 1550 gedruckt.
 
Mit der Ausbreitung der Reformation im 16. Jahrhundert erhielt die »Schwarze Kunst« besonderen Auftrieb. Die unzähligen Flugblätter und Flugschriften, Traktate und Streitschriften für und gegen die lutherische Lehre verliehen den Druckwerken den Charakter von Massenerzeugnissen. Umgekehrt war der technische Stand der Druckkunst eine wesentliche Voraussetzung für die weite Verbreitung der neuen religiösen Vorstellungen und Überzeugungen.
 
Verheerende Auswirkungen auf die Druckkunst in Deutschland hatte der Dreißigjährige Krieg, in dessen Verlauf viele Druckereien verwüstet oder ihrer Belegschaft beraubt wurden. Der Schwerpunkt verlagerte sich nach Holland, das von den Auseinandersetzungen weitgehend verschont geblieben war.
 
Im 18. Jahrhundert erhielt das Druckwesen erneut Auftrieb. Seit Preußen 1717 die allgemeine Schulpflicht eingeführt hatte, stieg das Interesse an Information auch in breiteren Volksschichten — und damit der Bedarf an Büchern. Ende des Jahrhunderts wurden viele Buch- und Zeitungsverlage sowie Druckereien gegründet. Zentrum des Druckwesens in Deutschland wurde Leipzig. Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, Johann Friedrich Unger und Johann Friedrich Cotta stehen für Leipzigs Weltbedeutung, die auf der Seite der »Produzenten« mit Namen wie Kant, Lessing, Goethe, Schiller und Wieland verbunden ist.
 
 Vom Handwerk zur maschinellen Fertigung
 
Die gesteigerte Nachfrage nach Gedrucktem machte im technischen Bereich neue Setz- und Druckmaschinen notwendig, die den erhöhten Anforderungen an Qualität und Schnelligkeit Rechnung trugen. Nachdem bereits 1804 eine eiserne Handpresse entwickelt worden war, erfand Friedrich Koenig 1812 die erste Schnellpresse. 1863 wurde in New York die erste Rotationsdruckmaschine vorgestellt, die hauptsächlich für die Zeitungsproduktion eingesetzt wurde.
 
Parallel dazu wurden die Satztechniken weiterentwickelt. Anfang des 19. Jahrhunderts versuchte man, mithilfe des Logotypenverfahrens den Handsatz zu rationalisieren. Da der Letternkörper mehrere Buchstaben enthielt, konnte eine Zeile mit weniger Handgriffe zusammengesetzt werden. Das Logotypensystem scheiterte jedoch an dem großen Aufwand, der mit dem Ablegen der Lettern nach dem Satz verbunden war: Da der Setzkasten statt der üblichen 125 Fächer weit über 600 Fächer enthielt, kostete es sehr viel Zeit, die Lettern in die richtigen Fächern abzulegen. Die seit den 1820er-Jahren entwickelten Setzapparate hielten den Anforderungen der Praxis ebenfalls nicht stand.
 
Erst 1870 stellte der Kaufmann Charles Kastenbein eine brauchbare Maschine vor, deren Satzleistung etwa 7000 bis 8000 Buchstaben in der Stunde betrug. Die Kastenbein'sche Setzmaschine wurde manuell mit Typen belegt, die dann durch Tastenanschlag aneinander gesetzt wurden. Möglich geworden war diese Erfindung durch den Einsatz einer Komplettgießmaschine, mit der seit 1862 große Mengen von Bleilettern hergestellt werden konnten. Den endgültigen Durchbruch der maschinellen Satzherstellung brachten jedoch erst Konstruktionen, bei denen die Lettern während des Setzvorgangs durch Neuguss hergestellt werden konnten (»heißer Satz«). 1884 stellte Ottmar Mergenthaler die Linotype vor, mit der einzelne Zeilen gesetzt und anschließend gegossen werden konnten. Diese Setzmaschine wurde ebenso erfolgreich wie die 1897 von Tolbert Lanston konstruierte Setz- und Gießmaschine für Einzelbuchstaben, die Monotype, bei der Setz- und Gießvorgang räumlich getrennt sind.
 
Die schnellere und billigere Herstellung von Gedrucktem ließ den Papierverbrauch rapide ansteigen. 1840 wurde erstmals Holzschliff als neuer, günstiger Rohstoff zur Herstellung großer Papiermengen verwendet. Er löste die bis dahin gebrauchten teuren Hadern ab. Bereits 1799 war in England die erste Papiermaschine gebaut worden — eine Voraussetzung für die Herstellung von Papier als billigem Massenerzeugnis.
 
Prof. Hans-Heinrich Ruta
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
Drucktechnik: Von der Bleiletter zum Desktop-Publishing
 
Literatur:
 
Brookfield, Karen / Pordes, Laurence: Schrift. Von den ersten Bilderschriften bis zum Buchdruck, bearbeitet von Margot Wilhelmi. Aus dem Englischen. Hildesheim 1994.
 Fleischmann, Isa: Metallschnitt und Teigdruck. Technik und Entstehung zur Zeit des frühen Buchdrucks. Mainz 1998.
 Giesecke, Michael: Der Buchdruck in der frühen Neuzeit. Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien. Frankfurt am Main 1998.
 Haarmann, Harald: Universalgeschichte der Schrift. Frankfurt am Main u. a. 21991.
 Heinold, Ehrhardt: Bücher und Büchermacher. Was man von Verlagen und Verlegern wissen sollte. Heidelberg 21988.
 
Informationen übertragen und drucken. Lehr- und Arbeitsbuch für das Berufsfeld Drucktechnik, herausgegeben von Roland Golpon. Itzehoe 131998.
 Janzin, Marion / Güntner, Joachim: Das Buch vom Buch. 5000 Jahre Buchgeschichte. Hannover 1995.
 Käufer, Josef: Das Setzerlehrbuch. Die Grundlagen des Schriftsatzes und seiner Gestaltung. Stuttgart 31965.
 Laufer, Bernhard: Basiswissen Satz, Druck, Papier. Düsseldorf 1984 und 21988.
 Leutert, Armin: Allgemeine Fachkunde der Drucktechnik. Fach- und Lehrbuch. Baden 111993.
 Schmitt, Günter: Schriftsetzer - Typograph. Ein Beruf im Wandel der Zeit. Aarau u. a. 1990.
 Stiebner, Erhardt D.: Bruckmann's Handbuch der Drucktechnik. München 51992.
 Stiebner, Erhardt D. / Leonhard, Walter: Bruckmann's Handbuch der Schrift. München 41992.
 Stiebner, Erhardt D. u. a.: Drucktechnik heute. Ein Leitfaden. München 21994.
 Teschner, Helmut: Fachwörterbuch für visuelle Kommunikation und Drucktechnik, nach Stichwörtern A-Z geordnet. Thun u. a. 21995.
 Venzke, Andreas: Johannes Gutenberg. Der Erfinder des Buchdrucks. Zürich 1993.


T: 31