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BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND: AUSCHWITZPROZESSE UND REAKTIONEN

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Bundesrepublik Deutschland: Auschwitz-Prozesse und Reaktionen
 
In den Jahren 1963 bis 1966 fanden in Frankfurt am Main Prozesse gegen Angehörige des SS-Aufsichtspersonals im Vernichtungslager Auschwitz statt. Unter anderem wurde der Adjutant des Lagerkommandanten zu 14 Jahren Zuchthaus verurteilt. In der Weltöffentlichkeit lösten einzelne Freisprüche und das zum Teil niedrige Strafmaß Empörung aus. Die deutsche Öffentlichkeit wurde durch die Presseberichte aus dem Gerichtssaal erneut mit den Verbrechen konfrontiert, die deutsche Männer und Frauen an den ihnen hilflos ausgelieferten Lagerhäftlingen begangen hatten. Die Bundesbürger, die vielfach den Krieg und die Kriegsfolgen für überwunden hielten und sich mit ihrem Alltag beschäftigen wollten, mussten sich mit der Vergangenheit, die sie so gern verdrängen wollten, immer wieder auseinander setzen. Schon 1959/60 hatten zahlreiche Hakenkreuzschmierereien und Schändungen jüdischer Friedhöfe gezeigt, dass der Ungeist des Antisemitismus noch immer nicht ausgestorben war. Damals hatte man eine gründlichere politische Bildung der Jugend - die Täter waren meist ganz junge Menschen gewesen - gefordert; dafür engagierte sich insbesondere auch die Bundeszentrale für politische Bildung (1952-63 unter dem Namen Bundeszentrale für Heimatdienst).
 
Wieder war die Reaktion der Bevölkerung auf diese erneute Begegnung mit der jüngsten Vergangenheit ganz unterschiedlich.Viele reagierten mit aufrichtiger Bestürzung und Betroffenheit, für sie waren die Urteile des Gerichtes zum Teil viel zu milde, sie verlangten harte Bestrafung, rückhaltlose weitere Aufklärung und Strafverfolgung der noch nicht dingfest gemachten Verbrecher. Sie fanden es unerträglich, dass möglicherweise viele Menschen, die sich im Dritten Reich an Verbrechen beteiligt hatten, noch immer unerkannt und straffrei unter ihnen lebten, vielleicht sogar in angesehenen Berufen und in verantwortlichen Positionen tätig waren. Andere verlangten, man solle endlich einen Schlussstrich ziehen unter die Vorgänge der NS-Vergangenheit. Und noch andere sprachen sogar von fortwährender »Nestbeschmutzung«, die beendet werden müsse. Manche verstiegen sich zu der Behauptung, die Verbrechen an den Juden, an Sinti und Roma, an Polen und Russen, an Homosexuellen und Geisteskranken habe es gar nicht gegeben, sie seien nur eine Erfindung der Siegermächte, um das deutsche Volk demütigen und vor der Welt schuldig sprechen zu können. Das Wort von der»Auschwitz-Lüge« war geboren.
 
In diesen Jahren konnte die neu gegründete rechtsradikale Nationaldemokratische Partei Deutschlands zunehmend Anhänger und Wähler gewinnen, was im Ausland aufmerksam und mit Sorge beobachtet wurde. Die Deutschen, so schien es, hatten große Mühe, ihre jüngste Vergangenheit zu bewältigen. Die Herausforderung durch den Rechtsradikalismus war mit ein Argument für den Zusammenschluss der Parteien CDU, CSU und SPD in der Großen Koalition.


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