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BUCHDRUCK: EINE TECHNIK VERÄNDERT DIE WELT

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Buchdruck: Eine Technik verändert die Welt
 
Um die Mitte des 15. Jahrhunderts kamen zwei verschiedene Verfahren auf, Texte handwerklich-mechanisch zu vervielfältigen, um der drängenden Nachfrage nach Information besser entsprechen zu können. Einerseits bediente man sich als Neuerung der seit dem späten 14. Jahrhundert bereits für Einblattdrucke benutzten Holzschnitttechnik, um Bücher herzustellen, andererseits gelang Johannes Gutenberg (um 1397—1468) die Entwicklung des zukunftsweisenden Buchdrucks.
 
 Bücher in Holzschnitttechnik: Blockbücher
 
Da nur sehr wenige der erhaltenen Blockbücher datiert sind (das früheste auf 1470) und sich wohl nur ein Bruchteil der Gesamtproduktion erhalten hat, ist die Entstehungszeit dieser Gattung schwer zu bestimmen. Aufgrund von Wasserzeichenforschung und anderen Indizien geht man heute davon aus, dass die Herstellung von Blockbüchern kaum vor der Mitte des 15. Jahrhunderts begonnen hat. Im Unterschied zur früheren Auffassung, die sie als »Vorläufer« der Erfindung Gutenbergs einordnete, ist eher von einer annähernden Gleichzeitigkeit auszugehen.
 
Auch wenn der Holzschnittdruck ein allgemein verbreitetes und geläufiges Verfahren war, erwies sich die damit bewerkstelligte Buchherstellung als recht aufwendig und auch als fehleranfällig.Vervielfältigt wurden vor allem christliche Werke wie Armenbibeln (biblia pauperum), die Apokalypse, Sterbeanweisungen (ars moriendi) oder der »Antichrist«, daneben auch viel gefragte Werke profanen Inhalts, zum Beispiel Jahreskalender, Almanache, Reiseführer für Pilger, Anweisungen zur Handlesekunst und lateinische Grammatiken. Aus überkommenen Exemplaren kennt man heute noch insgesamt über 30 unterschiedliche Titel, von denen weit mehr als 100 verschiedene Ausgaben vorliegen. Blockbücher lassen sich noch bis in die Zeit um 1530 nachweisen. Im Allgemeinen war der Umfang wegen der umständlichen Herstellungstechnik recht begrenzt. Die überwiegende Zahl ist in niederländischer, deutscher oder lateinischer Sprache verfasst; als Ursprungsland werden allgemein die Niederlande vermutet. Als Käufer kamen, auch wenn der Preis (bedingt durch die schnellere Mengenherstellung) unter dem vergleichbarer bebilderter Handschriften lag, wohl nur begüterte Bevölkerungsschichten (Adel und wohlhabende Bürger) oder solche Besitzer infrage, die sie berufsbedingt benötigten, wie Geistliche und Schulmeister.
 
 Gutenbergs Erfindung: Der Buchdruck
 
Der Beginn des Buchdrucks mit beweglichen Lettern ist nicht unmittelbar durch Quellen belegt. Materialien eines Prozesses, der gegen Johannes Gutenberg aus Mainz 1439 in Straßburg angestrengt wurde, sowie die Tatsache, dass schon im 16. Jahrhundert die Wiederkehr der Erfindung der Buchdruckerkunst auf das Jahr 1440 gelegt wurde, lassen die Anfänge um 1440 vermuten. Allerdings sind für Straßburg, wo sich Gutenberg nachweislich bis 1444 aufhielt, keine Drucke erhalten. Die ersten datierbaren Werke wurden in Mainz im Jahre 1454 gedruckt (Zyprischer Ablassbrief und 42-zeilige Bibel). Ihnen muss aber eine größere Zahl anderer Druckschriften vorausgegangen sein.
 
Die verschiedenen Einzelschritte der Erfindung, die von Gutenberg in einer Werkgenossenschaft von spezialisierten Handwerkern und Geldgebern realisiert wurde, bestehen aus dem Guss der Schriftzeichen (Lettern oder Typen) und des »Blindmaterials«, dem Erstellen einer Druckform und der Konstruktion einer präzis arbeitenden Druckerpresse. Während in China und Korea bereits seit dem 12. Jahrhundert Stempel einzelner Zeichen zu Texten zusammengesetzt und als Reiberdrucke (ohne Presse) vervielfältigt wurden, sind die bahnbrechenden Weiterentwicklungen in Europa in der seriellen Produktion der Lettern mittels des Handgießgerätes sowie im Einsatz einer Presse zu sehen — beides absolute Neuerungen. Aus dem unmittelbaren Zusammenhang mit Gutenbergs Werkstatt sind als »Zeitzeugen« ausschließlich Druckwerke überliefert; Geräte, Werkstatteinrichtung oder Druckerpressen sind erst aus sehr viel späteren Zeiten erhalten, sodass die Anfänge der Entwicklung nur erschlossen werden können. Weil das Erscheinungsbild von Gutenbergs Drucken, besonders der 42-zeiligen Bibel, schon in jeder Hinsicht ausgereift ist, liegt aber der Schluss nahe, dass Gutenberg technisch schon den Standard späterer Zeit erreicht haben muss.
 
 Schrift- und Satzherstellung
 
Grundgedanke der Erfindung war die Zerlegung des Textes in alle Einzelelemente (Klein- und Großbuchstaben, Satzzeichen, weiterhin Ligaturen und Abbreviaturen, also feste Buchstabenverbindungen und Abkürzungen, wie sie aus der Tradition der mittelalterlichen Schreiber in dieser Zeit allgemein üblich waren), die als seitenverkehrte Lettern in beliebiger Anzahl gegossen und zu Wörtern, Zeilen und Seiten zusammengefügt wurden. Die Lettern konnten nach Abschluss eines Werkes oder einzelner Bogen wieder verwendet werden. Urform oder Prototyp für jedes Zeichen war der Stempel. In die Stirnseite eines länglichen Stahlstiftes wurde das Zeichen (die Figur) als seitenverkehrtes Relief geschnitten. Nun wurde der Stempel (die Patrize) in einen rechteckigen Block aus weicherem Metall, in der Regel wohl Kupfer, senkrecht mit dem Schlag eines Hammers eingetieft (abgeschlagen). Die derart erzeugte Matrize musste nun nachbearbeitet (justiert) werden. Das durch die mechanische Einwirkung verformte Metall wurde begradigt, sodass wieder ein rechtwinkliger Kubus mit geraden Seiten entstand. Das eingetiefte, seitenrichtige Bild musste eine einheitliche Tiefe haben, deswegen wurde die Oberfläche so lange gefeilt und geschliffen, bis dieses Maß erreicht war.
 
Um den Guss einer Letter zu bewerkstelligen, wurde das Handgießinstrument entwickelt. Zusammengesetzt aus zwei Teilen, umschloss es einen rechteckigen Gießkanal, dessen eines Ende durch Einsetzen der Matrize verschlossen wurde. Dabei musste sich das eingetiefte Zeichen genau über der Öffnung des Kanals befinden. Nach dem Guss der Lettern im Handgießgerät musste der Angusszapfen entfernt werden, sodass nach Entfernen des überschüssigen Teils alle Lettern automatisch die gleiche Höhe erhielten. Das Handgießgerät, wohl der bedeutendste Teil der Erfindung Gutenbergs, machte es möglich, im schnellen Wechsel die jeweils benötigten Mengen an unterschiedlichen Figuren zu gießen. Das Schriftmetall war eine Legierung aus Blei, Zinn und weiteren Beimischungen, deren Zusammensetzung ein schnelles Erkalten und damit Erstarren beim Guss und ausreichende Dauerhaftigkeit im Gebrauch, also unter dem hohen Druck der Presse, gewährleistete. Nach den ältesten Funden aus dem späten 15. und dem 16. Jahrhundert wies die Zusammensetzung Anteile aus Blei (um 80 Prozent), Zinn und Antimon auf.
 
Die Lettern einer Schriftart und -größe wurden dann in Setzkästen eingeordnet. Großbuchstaben (Versalien) kamen in den oberen Teil des Kastens, die Kleinbuchstaben (Gemeinen) in den unteren. Zum Erstellen der Druckform fügte der Setzer im Winkelhaken (einer seitlich abgeschlossenen Winkelleiste mit Griffstück) die Lettern zu Wörtern und Zeilen des Textes zusammen. Da die Lettern seitenverkehrte Figuren trugen, wurde jede Zeile auf dem Kopf stehend zusammengesetzt, von links nach rechts, in Lese- bzw. Schreibrichtung. Der Wortzwischenraum wurde durch »Blindmaterial« gebildet, das niedriger als die Schrifthöhe war. Anschließend schob man die Zeilen auf ein an drei Seiten mit einer Leiste begrenztes Holztablett, das Schiff. War der Satz, die »Form«, für eine ganze Seite komplett, wurde er mit einer Schnur zusammengehalten (ausgebunden) und war damit für den Druck vorbereitet.
 
 Die Buchdruckerpresse
 
Die Druckerpresse war eine Spindelpresse mit spezieller Ausrüstung für die Übertragung des Druckbildes von der Form auf den Bedruckstoff, gewöhnlich Papier, gelegentlich auch Pergament. Hölzerne Spindelpressen waren bereits seit antiker Zeit eingesetzt worden, um Öl, Wein und seit dem 13. Jahrhundert auch Papier zu pressen. Zwischen zwei senkrechten Streben, den Presswänden, die mit Querverstrebungen verbunden waren, wurde eine kräftige hölzerne Schraube, die Spindel, mittels eines durchgesteckten Holmes (Bengel) gedreht, sodass ein nach unten wirkender Druck erzeugt wurde. Für die Druckerpresse war entscheidend, dass zwei waagerechte Flächen genau parallel zueinander angeordnet waren, sodass ein gleichmäßig wirkender Druck auf eine größere Fläche ausgeübt werden konnte. Folgende Anordnung gewährleistete dies: Der von oben erzeugte Druck wurde auf den Tiegel übertragen, eine rechteckige Platte aus Holz (später Metall). Um zu verhindern, dass der Tiegel die Drehbewegung der Spindel übernahm, sorgte eine spezielle Vorrichtung, die Büchse, ein länglicher Holzkasten von quadratischem Querschnitt, dafür, dass der Tiegel sich nur senkrecht bewegen konnte.
 
Die Form, die beim Druck von Büchern je nach Format aus zwei, vier, sechs, acht oder mehr Seiten bestehen konnte, wurde in die Presse »eingehoben«, das heißt auf das »Fundament« gestellt, eine plane Fläche aus Stein, Messing, Eisen oder Holz, auf einem »Karren« oder »Schlitten«, der auf dem unteren Teil des Pressengestells waagerecht vor- und zurückbewegt werden konnte. Da die Kraft einer hölzernen Presse nicht für eine ganze Form ausreichte, wurde nach dem Einfärben der gesamten Form mit Druckerballen und dem Schließen des Deckels, in dem sich der zu bedruckende Bogen aus Papier oder Pergament befand, nur die erste Hälfte der Form unter den Tiegel geschoben. Danach wurde der Karren weiterbewegt, um die zweite Hälfte der Form unter den Tiegel zu bringen. Auf diese Weise konnten zwei Drucker, die sich beim Einfärben und Drucken abwechselten, in einer Stunde etwa 80 einseitig bedruckte Bogen fertig stellen. Die feuchten Druckbogen wurden auf Leinen oder mit Makulatur durchschossen zum Trocknen gebracht und konnten anschließend vom Buchbinder weiterverarbeitet werden.
 
 Die frühen Druckwerke: Inkunabeln
 
Die frühesten Druckwerke — alle im 15. Jahrhundert gedruckten Bücher werden als »Wiegendrucke« oder Inkunabeln bezeichnet — erinnern in formaler Hinsicht noch stark an Handschriften. Anfänglich hatten diese Bücher keine Titelseite, keine Überschriften, und die Ausschmückung, Initialen wie Illustrationen, wurde von Illuminatoren in traditioneller Weise von Hand gemalt oder geschrieben. Die wachsende Konkurrenz der Buchhersteller führte dazu, dass die Titelseite mit Angabe der Druckerei und des Druckortes üblich wurde. Die Verbindung von Buchdruck und druckgrafischer Illustration wird auf 1461 datiert, als Albrecht Pfister in Bamberg Holzschnitte in den Text eines Buches eindruckte. Die Integration von schrifthohen Holzstöcken in die Druckform, wodurch Schrift und Illustration in einem Arbeitsgang gedruckt werden konnten, erforderte Aufwand und Erfahrung, sodass die Umstellung nur allmählich vor sich ging. In der Regel waren diese Illustrationen zum anschließenden Kolorieren vorgesehen. Eine Seitenzählung wurde in Deutschland erstmals in dem in Köln von Nikolaus Goetz gedruckten weltgeschichtlichen Handbuch Werner Rolevincks »Fasciculus temporum« (1474) vorgenommen.
 
Die Drucker, gleichzeitig Verleger, verkauften ihre Werke meist ungebunden, sodass der Kunde selbst einen Buchbinder mit dem Binden beauftragen musste. In gewissem Umfang wurden aber auch schon fertig gebundene Exemplare von bedeutenderen Drucker-Verlegern oder von Buchhandel treibenden Buchbindern angeboten. Während die umfangreiche Bibel Gutenbergs mit etwa 170 Exemplaren aufgelegt wurde, wurden bei anderen Inkunabeln bald Auflagenhöhen von 250 bis 300 üblich, in besonderen Fällen stiegen diese dann auch auf 1000 und mehr Exemplare.
 
Durch eine Rationalisierung der Arbeitsvorgänge löste man sich mehr und mehr von der mittelalterlich geprägten Herstellung. Die Verwendung von Ligaturen und Abbreviaturen sowie sonstigen Varianten eines Zeichens wurde nach und nach aufgegeben. Experimente wie der Mehrfarbenhochdruck der Initialen beim »Mainzer Psalter« von 1457 und 1459 wurden wegen des hohen Zeit- und Kostenaufwands nicht wiederholt.
 
 Ein neues Gewerbe erobert Europa
 
Zunächst gelang es Gutenberg und ab 1455 seinem Geldgeber Johann Fust, an den er in einem Prozess seine Druckwerkstatt für die Bibel verloren hatte, das Geheimnis der Drucktechnik zu bewahren. Mit der Plünderung der Stadt Mainz im Jahre 1462 wurden Gutenberg und seine Gesellen aus der Stadt vertrieben; diese verbreiteten daraufhin die Kenntnis des Buchdrucks in kürzester Zeit in ganz Europa. Druckerpressen wurden vor allem in Handels- und Universitätsstädten aufgestellt: in Köln 1466, in Rom 1467, in Basel 1468, in Venedig 1469, in Paris 1471, in Utrecht 1473, in Krakau und Brüssel 1476, in London 1477, in Wien 1482, um nur die wichtigsten Städte zu nennen. Man schätzt, dass bis zum Jahre 1500 in etwa 270 Druckorten nahezu 40000 Titel in 10 Millionen Exemplaren gedruckt wurden. Das Einrichten und Betreiben einer Offizin (Druckwerkstatt) war außerordentlich kapitalintensiv. Nachdrucke von Werken durch andere Verleger konnten den Ertrag empfindlich schmälern; ein Urheberrecht gab es noch nicht. Immer wieder kam es vor, dass sich Drucker mit der Auswahl ihrer Titel verkalkulierten und Konkurs machten.
 
Während die Vorteile des Buchdrucks, nämlich die im Vergleich zur Handschrift schnellere Herstellung in größeren Mengen, von Anfang an — auch und gerade von der Kirche — begrüßt wurden, wirkte die Erfindung sicherlich auch irritierend auf manche Zeitgenossen: Es entsprach einer völlig neuen Vorstellung vom Buch, dass nun — im Gegensatz zu Handschriften — identische Kopien ohne Abweichungen, Änderungen oder Fehler der Schreiber hergestellt werden konnten. Allerdings wurde die Handschrift als Träger von Textüberlieferungen nicht sofort und ausschließlich vom Buchdruck abgelöst. Aus ästhetischen und bibliophilen Gründen wurden noch viele Bücher für weltliche und geistliche Würdenträger bis ins 16. Jahrhundert hinein von Hand geschrieben. Auch viele Klöster pflegten nach den Reformen im 15. und 16. Jahrhundert wieder ihre Skriptorien. Einige Orden errichteten aber auch sehr bald eigene Druckereien.
 
Der Drucker-Verleger im 15. Jahrhundert musste auch für den Vertrieb seiner Bücher sorgen. Große Verleger wie Anton Koberger in Nürnberg oder Aldus Manutius in Venedig hatten gegen Ende des 15. Jahrhunderts ein europaweites Handelsnetz und besaßen Niederlassungen und Lager in verschiedenen Städten und Ländern. Schon bald entstand der Beruf des Buchführers, mit den Aufgaben des Buchhändlers und Kolporteurs. Er übernahm die Bücher vom Drucker und vertrieb sie auf eigene Rechnung. Der Verkauf wurde durch Plakate mit den angebotenen Titeln forciert. Traditionelle Verkaufsorte für Bücher waren Messen und Jahrmärkte, das Wirtshaus, die Kirchentür, in Universitätsstädten die Kollegien.
 
 Massenmedium und Instrument der öffentlichen Kritik
 
Die Einschätzung des Buchdrucks durch die kirchliche und weltliche Macht änderte sich nach anfänglich positiver Einstellung sehr rasch, als man sich der Gefährlichkeit des neuen Mediums bewusst wurde, erreichten doch nun auch unerwünschte Schriften in bislang ungekannter Schnelligkeit und zu relativ niedrigem Preis ein breites Publikum. Schon 1479 wurde der Kölner Universität vom Papst die Befugnis zur kirchlichen Zensur ketzerischer Schriften erteilt. 1486 erging durch eine päpstliche Bulle das generelle Verbot des Drucks solcher Bücher, die gegen die kirchliche Institution gerichtet waren. Das erste kaiserliche Bücherverbot erfolgte 1512 durch Kaiser Maximilian I. gegen die »den Juden günstigen, dem Christenglauben nachteiligen Bücher« eines Druckers. Seit 1521 wurde durch kaiserliches Edikt eine Vorzensur eingeführt, es durfte von nun an nur noch gedruckt werden, was durch autorisierte Personen genehmigt wurde. Wirkliche Sprengkraft gewann der Buchdruck durch die kämpferischen, in vielem frontal gegen die Kirche gerichteten Schriften Martin Luthers. Die schnelle und weite Verbreitung seiner Schriften brachte eine völlig neue Qualität in die Auseinandersetzung zwischen der Kirche und einzelnen Reformatoren. Zum ersten Mal kam hier die Massenwirksamkeit des gedruckten Wortes zum Zuge.
 
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts gab es, bei einer Bevölkerungszahl von etwa 20 Millionen, etwa 400000 bis 800000 Lese- und Schreibkundige in Deutschland. Eine neue Form der Publikation war die Flugschrift, ein Einblattdruck oder Druck von geringem Umfang, in dem aktuelle Ereignisse übermittelt und kommentiert wurden. Auch wer selbst nicht lesen konnte, erhielt Kunde von diesen Neuigkeiten durch Vorlesen oder gemeinsames mühsames Entziffern. Aus handschriftlichen Nachrichtenzetteln, die persönlichen oder geschäftlichen Briefen von Kaufleuten oder anderen weit gereisten Personen beigelegt wurden, entwickelten sich gedruckte Nachrichtenblättchen, die »Neuen Zeitungen« (seit 1502). Sie berichteten vor allem über das große Weltgeschehen, über Kaiser und Papst, Schlachten und Friedensschlüsse, Unwetter, Katastrophen und Missgeburten, Morde und Hinrichtungen. Zeitungen im eigentlichen Sinn des Wortes gab es erst hundert Jahre später, nachweislich seit 1605. Sie definieren sich, als ungebundenes Druckwerk von mäßigem Seitenumfang zu geringem Preis, vor allem durch die Regelmäßigkeit ihres Erscheinens.
 
Im 16. und 17. Jahrhundert ersetzte das Tiefdruckverfahren des Kupferstichs mehr und mehr die vorher übliche Holzschnittillustration. Die Kupferstiche konnten detail- und damit auch informationsreichere Darstellungen liefern; nachteilig war, dass für den Druck spezielle Tiefdruckpressen benötigt wurden. Text und Illustration konnten somit nicht zusammen gedruckt werden. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Stechen durch die Radierung, das Ätzen von Linien mittels Säure, ergänzt bzw. ersetzt, eine chemische Methode, die zeitsparender war, aber nicht die gleiche Präzision wie der (mechanische) Stich erreichte.
 
 Vom mechanischen zum maschinellen Druck
 
Fortschreitend stieg die Nachfrage nach Büchern an, wobei viele Faktoren, vor allem die Zunahme der Bevölkerung generell und der Lesefähigkeit im Besonderen, eine Rolle spielten. Der Wandel in der Zusammensetzung des Lesepublikums und eine allmähliche Umstellung der Lesegewohnheiten und -bedürfnisse wirkten mit, die Produktion von Druckwerken zu steigern. Während noch in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts theologische Schriften mengenmäßig weit an erster Stelle der Buchproduktion lagen, nahmen um 1800 die schönen Künste und die Wissenschaften den ersten Rang ein, bei gleichzeitiger Zunahme der Unterhaltungsliteratur und praktischer Anleitungen für Beruf, Haus- und Hofhaltung. Das überwiegend gelehrte Publikum früherer Zeiten wurde von neuen Leserkreisen zurückgedrängt.
 
Die technischen Errungenschaften der industriellen Revolution ermöglichten, dass dem steigenden Bedarf schrittweise durch eine Beschleunigung der Herstellung und durch eine quantitative Steigerung entsprochen wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gelangen wichtige Verbesserungen im Druck- und Papierbereich. Seit den Zeiten Gutenbergs war die Druckerpresse fast gänzlich aus Holz gebaut worden. Zwar wurden im Laufe der Zeit Details verbessert und mehr Einzelteile aus Metall gefertigt, doch erst mit dem Bau gusseiserner Pressen — seit 1800 in England durch Charles Earl of Stanhope — konnten die Nachteile der Holzpressen grundlegend überwunden werden. Auf die neuen stabileren Pressen ließen sich auch neue Prinzipien der Kraftübertragung anwenden. Um den Tiegel auf- und abzubewegen, konnten nun neben der Schraube auch einfache und zusammengesetzte Hebel, Systeme von Keilen, die sich gegeneinander verschieben, oder Kniehebel eingesetzt werden, bei denen zwei im stumpfen Winkel zueinander stehende Streben oder Schenkel durch Ziehen des »Bengels« im Bereich des »Gelenks« in eine senkrechte Position gebracht werden, wodurch ein enormer Druck entsteht. Dadurch konnte der Tiegel doppelt so groß, gleich groß wie die Druckform, ausgelegt werden; diese konnte nun in einem Zug gedruckt werden, was den Vorgang sehr beschleunigte. Bedeutende Pressenkonstruktionen waren die Columbia-Presse von George Clymer, um 1813 in den USA konstruiert, sowie Kniehebelpressen wie die Albion-Pressen in England (um 1820) und die Varianten der Dingler-Pressen in Deutschland (seit 1836), um nur die bekanntesten zu nennen. Der deutsche Erfinder Friedrich Koenig konnte 1810 in England eine erste ganz aus Eisen gebaute und von einer Dampfmaschine angetriebene Tiegeldruckpresse verwirklichen. Koenigs entscheidende Neuerung war dann, den flachen Tiegel durch einen rotierenden Zylinder zu ersetzen, um den Druckvorgang zu beschleunigen (1812). Diese Zylinderdruckmaschine wurde das Vorbild für den nachfolgenden Druckmaschinenbau.
 
Wie der Buchdruck war auch die Papierherstellung jahrhundertelang nahezu unverändert geblieben. Jedes Blatt wurde mit einem Sieb aus der Bütte geschöpft, die den mit Wasser versetzten Faserbrei aus Hadern (Leinenlumpen) enthielt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machte sich immer häufiger Papierknappheit bemerkbar, die zur Erprobung neuer Herstellungsmaterialien und -techniken führte. 1799 erhielt Nicolas Louis Robert in Paris das erste Patent für die maschinelle Herstellung von Papier auf einer Langsiebmaschine. Friedrich Gottlob Keller gelang 1840 die Erzeugung von Papier aus Holzschliff, womit man der Knappheit an Leinenlumpen begegnen konnte, und den Engländern Hugo Burges und Charles Watt die Papierherstellung aus Zellstoff.
 
Letterngießmaschinen wurden 1838 eingeführt und im Laufe der Zeit verbessert, um die Schriftherstellung zu steigern und damit auch zu verbilligen. Auch in der Buchbinderei wurden seit 1875 Maschinen eingesetzt. Nachdem so in allen Zweigen des Druckgewerbes leistungssteigernde Neuerungen eingeführt worden waren, bildete der Handsatz noch lange Zeit einen Engpass; auf einen Buchdrucker kamen sechs Schriftsetzer, was besonders in der mit stärkstem Zeitdruck verbundenen Zeitungsherstellung ein schwerwiegender Nachteil war. Erst 1886 wurde in den USA die erste brauchbare Setzmaschine in Betrieb genommen, das Vorbild für die später Linotype genannten Maschinen. 1894 kam eine erste Linotype-Maschine nach Europa. Die Umstellung auf diese und andere Setzmaschinentypen erfolgte in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.
 
Als neue grafische Techniken kamen im 19. Jahrhundert die Lithographie, der Stahlstich (ein Tiefdruckverfahren) und der Holzstich (Stich auf Hirnholz, als Hochdruckverfahren) auf. Die Lithographie, ein Flachdruckverfahren, wirkte nicht durch die Erzeugung eines Reliefs, sondern mittels chemischer Reaktionen.
 
 Vom Offsetdruck zur digitalisierten Schrift
 
Kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert wurden in Deutschland erste Offset-Bogenrotationsmaschinen aufgestellt. Der Offsetdruck ist eine Weiterentwicklung des lithographischen Maschinendrucks, bei dem statt vom Stein von einer Metallplatte gedruckt wird, die auf einen Zylinder aufgespannt ist. Der Druck erfolgt von der Platte auf ein Gummituch, das auf einen zweiten Zylinder gespannt ist; ein dritter Zylinder, der das Papier zuführt und den Gegendruck ausübt, sorgt dann für den eigentlichen Druck. Das Offsetverfahren war zunächst in Bezug auf Plattenart (Zink), Plattenkopie und die Wasser-Farbe-Bedingungen für bestimmte Arbeiten problematisch und nicht universell anwendbar, hatte aber besonders für den großformatigen Bilderdruck (zum Beispiel Plakate) seine Vorzüge. Um 1960 wurden neue Druckplatten (Aluminium), neue Kopierschichten und Druckmaschinen für kleinere Formate entwickelt und damit das gesamte Verfahren verbessert und vereinfacht, sodass beinahe jede Druckerei von Buchdruck auf Offsetdruck umstellte, der weniger aufwendig und preisgünstiger war. Sollte in Offsetdruck Schrift gedruckt werden, musste zunächst der Satz in Blei (Handsatz oder Maschinensatz) hergestellt und im Buchdruckverfahren abgezogen werden, dann wurde er fotografisch auf die Druckplatte übertragen. Es lag also nahe, Setzmaschinen zu entwickeln, die als Endprodukt einen Film lieferten. Seit den 1960er-Jahren gab es in Deutschland zunächst ein Nebeneinander von Blei- und Filmsatz, bis in den 1970er-Jahren der Bleisatz verdrängt war.
 
1965 wurde von der Firma Hell in Kiel eine Fotosatzanlage gebaut, bei der die Schrift nicht mehr auf einem materiellen Träger (Positiv oder Negativ) aufgebracht, sondern jedes Zeichen digitalisiert abgespeichert war. Für die Belichtung wurde das Zeichen mittels eines Linsensystems in der gewünschten Größe Zeichen für Zeichen auf den Film übertragen. Diese Digiset-Anlagen wurden besonders von großen Zeitungsdruckereien benutzt. Aber die digitalisierte Schrift wurde bald auch in kleineren Anlagen Standard. Fortschritte in der Mikroelektronik, in der Datenverarbeitung und speziell im Zusammenhang mit Personalcomputern ermöglichten bei minimalem finanziellem Aufwand, dass auch außerhalb der Druckereien mit solchen Geräten Satz von hoher Qualität geliefert werden konnte.
 
Seit Mitte der 80er-Jahre werden keine Fotosatz- bzw. Lichtsatzanlagen, sondern nur noch Belichtungsanlagen (als Endausgabe zum Zweck des qualitätvollen Drucks) von den ehemaligen Setzmaschinenherstellern gebaut und verkauft. So gesehen gibt es heute im kommerziellen Bereich auch kaum noch Foto- bzw. Lichtsatzanwendung. Das bedeutet aber nicht, dass es den Buchdruck nicht mehr gibt. Die Formherstellung erfolgt dann über Fotopolymerplatten (z. B. Nyloprint). Deren Schichten werden über fotografische Negative belichtet, diese härten an den belichteten Stellen aus, die unbelichteten werden mit Wasser herausgewaschen, sodass ein Relief entsteht. Die Platten haben ein hohes Auflösungsvermögen, und die Druckergebnisse sind sehr gut. Im Bereich der Buchherstellung und der Akzidenzen (Druckwerke wie Formulare, Prospekte, Plakate) wird heute ausschließlich das Offsetverfahren eingesetzt. Buchdruck wird noch bei vielen Tageszeitungen sowie im Flexodruck, einer speziellen Form des Rotationsbuchdrucks, im Bereich des Verpackungsdrucks praktiziert.
 
Dr. Eva-Maria Hanebutt-Benz, Mainz
 
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Naturwissenschaft und Technik: Ein neues Weltbild setzt sich durch


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