DESSAUER

Dẹssauer,

 

Friedrich, Ingenieur, Biophysiker und Philosoph, * Aschaffenburg 19. 7. 1881, ✝ Frankfurt am Main 16. 2. 1963; nach Tätigkeiten in der Röntgenapparate-Industrie 1921-23 Professor für physikalische Grundlagen der Medizin in Frankfurt am Main; 1924-30 Mitglied des Reichstags (Zentrum) und wirtschaftspolitischer Berater des Reichskanzlers H. Brüning. Zur Aufgabe seines Lehrstuhls gezwungen, ging er 1934 an die Universität Istanbul, 1937 nach Freiburg (Schweiz); 1953 kehrte er nach Frankfurt am Main zurück. Dessauer war einer der Pioniere der Röntgenmedizin und Strahlenbiophysik. Er trieb maßgeblich die Entwicklung der Röntgentechnik voran und förderte die Röntgenkinematographie, mit der ihm 1909/10 erstmals Aufnahmen des schlagenden Herzens gelangen. Seine Untersuchungen der Dosisverteilung bildeten die Grundlage der Tiefentherapie. 1922 begründete er mit seinen Arbeiten zum Wirkungsmechanismus von Röntgenstrahlen bei ihrer Einwirkung auf biologischen Substanzen und Vorgänge die Quantenbiologie.Die Strahlenwirkung auf die lebende Zelle konnte er mit der Treffertheorie quantitativ erfassen. Dessauer widmete sich außerdem zahlreichen philosophischen Fragen, besonders der Einordnung der naturwissenschaftlich-technischen Erkenntnisse in das philosophische Denken sowie der Stellung des Menschen zu Technik und Religion.

 

Werke: Kompendium der Röntgenaufnahme und Röntgendurchleuchtung, 2 Bände (1915, mit B. Wieser); Dosierung und Wesen der Röntgenstrahlen in der Tiefentherapie vom physikalischen Standpunkt (1923); Leben, Natur, Religion (1924); Lehrbuch der Strahlentherapie (1925); Philosophie der Technik (1926); Der Fall Galilei und wir (1943); Die Seele im Bannkreis der Technik (1945, mit X. von Hornstein); Weltfahrt der Erkenntnis. Leben und Werk Isaac Newtons (1945); Atomenergie und Atombombe (1948); Mensch und Kosmos (1948); Quantenbiologie (1954); Streit um die Technik (1956); Naturwissenschaft Erkennen. Beitrag zur Naturphilosophie (1958); Prometheus und die Weltübel (1959); Was ist der Mensch? (1959).

 

Kontrapunkt eines Forscherlebens (1962, Autobiographie).