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BUCHMALEREI: SCHRIFTBILD, INITIALE, ORNAMENT UND ILLUSTRATION

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Buchmalerei: Schriftbild, Initiale, Ornament und Illustration
 
Das aus Pergamentblättern gebundene Buch, der Kodex, hat sich, als Medium zur Überlieferung längerer Texte, zwischen dem 2. und dem 4. Jahrhundert herausgebildet. Er löste allmählich die Schriftrolle, den Rotulus aus Papyrus, ab. Doch auch das Mittelalter kennt noch das aufgerollte, manchmal aus mehreren Stücken zusammengeklebte Pergament. Gelegentlich wurden auch diese Schriftrollen mit großem künstlerischem Aufwand gestaltet, etwa die Heiratsurkunde für die Kaiserin Theophano (972) und die süditalienischen Exultet-Rotuli des 10. und 11. Jahrhunderts, die in der Liturgie der Osternacht gebraucht wurden. Neben diesen Sonderformen blieb der mittelalterliche Normalfall aber der Pergamentkodex mit Blättern aus Kalbs-, Ziegen- oder Schafshäuten.
 
Diese Kodizes unterscheiden sich im Format beträchtlich; es gibt sehr kleine wie den nur 3,7 x 3 cm großen karolingischen Psalter in der Stiftsbibliothek von Sankt Peter in Salzburg und sehr große wie den um 1220 in Böhmen entstandenen Codex Gigas in der Königlichen Bibliothek in Stockholm, der 90 x 50 cm misst.Unterschiedlich war aber auch der Gebrauch der Bücher: Manche wurden in der Messliturgie oder im monastischen Stundengebet verwendet, manche zur privaten Andacht oder zur Unterhaltung, andere zu Studienzwecken. Der hohe Wert und die sakrale, ja magische Bedeutung mancher Handschriften und ihrer Prachteinbände hatte zur Folge, dass diese nicht nur in Bibliotheken, sondern auch in den kirchlichen und weltlichen Schatzkammern aufbewahrt wurden. An einer Handschrift waren oft mehrere Schreiber und Buchmaler beteiligt. Manche Kodizes sind reine Texthandschriften, ohne jeden ornamentalen und bildnerischen Schmuck; andere sind, Seite um Seite, reich mit Dekor und Miniaturen ausgestattet. Größte Sorgfalt wurde auf die Schrift verwendet, die in ein oder zwei, selten in drei Kolumnen pro Seite und in der Regel mit gleich bleibender Zeilenzahl angelegt war. Bis zum 12. Jahrhundert entstanden die Handschriften fast nur in den Skriptorien der Klöster, Domstifte und Hofkapellen, denen daher für die Weitergabe jedweder Literatur eine zentrale Bedeutung zukam. Den verschiedenen Lebensformen des Mittelalters - der des Mönchs, des Klerikers, des Fürsten, des Gelehrten - entsprachen verschiedenartige Bücher; nur die Bauern, Ritter und Kaufleute besaßen und benutzten bis zum späteren Mittelalter in der Regel keine oder nur wenige der aufwendig von Hand gefertigten, kostbaren Exemplare.
 
Um 700 und in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts brachten mehrere Klöster auf den Britischen Inseln - in Irland, in Northumbrien und in Südengland - künstlerisch bedeutende Handschriften hervor. Auf dem europäischen Festland wurden in dem burgundischen Kloster Luxeuil, das der irische Missionar Columban der Jüngere am Ende des 6. Jahrhunderts gegründet hatte und das bereits 732 zerstört wurde, Handschriften mit Zierseiten und Initialen geschaffen. Zirkel und Lineal dienten dabei zur Einteilung der Seite und zur präzisen Konturierung der Buchstaben, die oft aus bestimmten Motivgruppen - etwa zwei Vögeln am Lebensbaum oder -brunnen oder drei Fischen - gebildet wurden. Weitere kontinentale Zentren, deren Produktion an illuminierten Handschriften man heute noch fassen kann, waren im 8. Jahrhundert die Klöster Corbie, Chelles, Laon und Echternach.
 
Zu den großen Leistungen des Fränkischen Reichs unter der Regierung Karls des Großen gehört auch eine das Bildungsniveau und das gesamte Buchwesen umfassende Erneuerung. Eine neue Schrift, die karolingische Minuskel, die in den modernen Antiqua-Schriften bis heute weiterlebt, wurde entwickelt. Wichtige Texte - der Psalter, das Evangeliar oder das Sakramentar - wurden in standardisierten Mustereditionen herausgebracht. Im Auftrag Karls und unter seiner mehr oder weniger unmittelbaren Aufsicht arbeitete auch eine Buchmalereischule mit bedeutenden Künstlern, die jedoch die für die Reformen notwendige Buchproduktion nicht allein bewältigen konnte. Deren Bildschmuck orientierte sich an spätantiken Handschriften. Es gelang den Künstlern der Hofschule aber darüber hinaus, die Figurenauffassung ihrer Vorlagen, ihr räumliches Fluidum und die Weichheit ihrer Konturierung wiederaufleben zu lassen. Abgesehen vom Godescalc-Evangelistar und dem Dagulf-Psalter handelt es sich bei diesen Handschriften ausschließlich um Evangeliare.
 
Karl der Große sicherte seine Reformen auch durch die gezielte Besetzung von Bischofssitzen und Abtstühlen mit Männern seines Vertrauens ab, die zum Teil sogar verwandtschaftlich mit ihm verbunden waren. Auch deswegen kam es in den Schreibstuben verschiedener Klöster (Corbie, Sankt Martin in Tours, Hautvillers bei Reims, Sankt Gallen) oder Dome (Metz, Reims) zu einer hervorragenden Produktion illuminierter Handschriften, die allerdings in manchen Fällen erst nach dem Tod des Kaisers zur Blüte gelangte. So entstand in Reims unter Erzbischof Ebo, der zusammen mit Karls Sohn Ludwig dem Frommen erzogen worden war, das Ebo-Evangeliar, das - ebenso wie der für die (und vielleicht auch in der) Abtei Hautvillers bei Reims geschaffene Utrecht-Psalter - den Geist spätantiker, mit Verve gemalter Landschaftsdarstellung atmet. Jedem Psalm und jedem der anderen Lieder, die biblischen Büchern entnommen sind, ist hier eine gezeichnete Komposition vorangestellt. Karl der Kahle, der Enkel Karls des Großen, unterhielt ein Hofskriptorium, das unter anderem den Codex aureus von Sankt Emmeram in Regensburg schuf. Wegen der Wirren der Thronfolge und der Raubzüge der Wikinger und Magyaren kam im letzten Jahrzehnt des 9. und in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts die qualitätvolle Produktion von Bilderhandschriften zum Erlahmen - abgesehen von wenigen Klosterskriptorien in Nordfrankreich, in Sankt Gallen und Einsiedeln, wo sie jedoch ebenfalls reduziert war.
 
Erst durch den Sieg Ottos I. über die Magyaren 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld und seine Politik der Konsolidierung wurden wieder Verhältnisse geschaffen, die unter ihm und seinen Nachfolgern - Otto II., Otto III. und Heinrich II. - für die Herstellung von Prachthandschriften sehr günstig waren. Die Handschriften des wohl in Trier ansässigen, jedoch an verschiedenen Orten tätigen »Gregormeisters« sind neben den im Kloster Sankt Emmeram und den in einem Kölner Skriptorium (wohl des Klosters Sankt Pantaleon) geschaffenen Stücken die brillantesten und kühnsten Zeugnisse der - von byzantinischen Elementen durchdrungenen - Buchmalerei im ottonischen Reich jener Zeit. Ihnen folgen die Malerschulen von Corvey, Hildesheim, Sankt Gallen, Einsiedeln, Freising, Tegernsee und Salzburg. Ist die Reichenauer Malerschule berühmt wegen ihrer monumentalen Formgebung und ihrer delikaten Farbigkeit, so sticht die Regensburger Schule aufgrund ihrer spekulativen Spiritualität und die Kölner Schule durch ihren malerischen Schwung hervor. Unter der nachfolgenden Dynastie der Salier wurde dann vor allem das Kloster Echternach durch Aufträge von Prachthandschriften gefördert.
 
Im 12. Jahrhundert brachten im Heiligen Römischen Reich verschiedene Klosterskriptorien des Maasgebiets (Floreffe, Parkabtei bei Löwen, Stavelot) sehr qualitätvolle Bibeln, Evangeliare und Psalterien hervor. Gleichzeitig wurden auch in Klöstern wie Helmarshausen, Weingarten, Zwiefalten, Ottobeuren, Prüfening bei Regensburg und in Salzburg hervorragende Werke geschaffen. Im 13. Jahrhundert erhöhte sich die Zahl der Werke und Skriptorien nochmals: Engelberg, Hirsau, Arnstein, Siegburg kamen hinzu. Die Thüringisch-sächsiche Malerschule, deren Produktionszentrum in Hildesheim vermutet wird und deren erste Arbeiten vom thüringischen Landgrafen Hermann I. in Auftrag gegeben wurden, blieb von der Jahrhundertwende bis zum dritten Viertel des 13. Jahrhunderts höchst produktiv. Diese Schule, die mit großer Freiheit und Selbstständigkeit Anregungen der französischen Buchkunst aufgriff, erreichte schon mit ihrem ersten Werk, dem Elisabeth-Psalter, den Gipfel künstlerischer Qualität.
 
In England kam es nach den Wikingerüberfällen des 9. Jahrhunderts, die erst unter Alfred dem Großen ein Ende fanden, im 10. Jahrhundert zu intensiveren, auch durch Heiraten abgesicherten Verbindungen mit den Herrscherhäusern auf dem Kontinent und allmählich zu einer Wiedererweckung des kirchlichen und kulturellen Lebens. Entscheidend dafür war die Erneuerung des Benediktinerordens in einigen Klöstern. Da diese durch die Reform stark miteinander verbunden waren, lassen sich die einzelnen Schulen der Buchmalerei nur schwer voneinander abgrenzen; so bezeichnet die »Winchester-Schule« die ganze Gruppe südenglischer Handschriften, obwohl keineswegs alle in Winchester entstanden sind. Bevorzugt wurden karolingische Vorlagen benutzt. Neben Winchester trat ab der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts Canterbury als bedeutendes Zentrum englischer Buchmalerei hervor. Der Utrecht-Psalter, der damals in Canterbury aufbewahrt wurde, wurde dort dreimal kopiert und entfaltete großen Einflusss auf den Zeichenstil der Schule von Canterbury. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde das wohl ehrgeizigste Unternehmen einer Bibelillustration durchgeführt: die ursprünglich zweibändige Winchester-Bibel, die später auf vier Bände aufgeteilt wurde. Außerdem wurden in Bury Saint Edmunds und in Nordengland - in York etwa der Kopenhagen-Psalter - höchst qualitätvolle Handschriften hergestellt.
 
Von besonderem Gepräge ist die Buchmalerei Spaniens - genauer gesagt die Kastiliens und Leóns - im 10. und 11. Jahrhundert mit ihren leuchtenden Farben und flächenhaften Figuren. Neben byzantinischen und karolingischen spielten in Spanien auch islamische Einflüsse eine Rolle, die insbesondere in der Ornamentik deutlich werden. Illustriert wurden verschiedene Vollbibeln und der Apokalypse-Kommentar des Beatus von Liébana, der durch den Madrider Beatus-Kodex (um 940) als ältestes und den Kodex aus Santo Domingo de Silos (1109 vollendet) als jüngstes Beispiel bezeugt wird.
 
Zu den berühmtesten Skriptorien Frankreichs zählten die der Klöster Cluny, Cîteaux, Saint-Amand und Marchiennes. Vom Ende des 12. Jahrhunderts an traten aber allmählich handwerkliche Betriebe in Konkurrenz zu den klösterlichen Schreibstuben. Besonders schnell setzten sich diese Werkstätten mit ihrer arbeitsteiligen Organisationsform in Paris durch, wo sie in der Nähe der Schulen und bald auch der Universität im Quartier Latin ansässig waren. Nichtkleriker gewannen nun als Künstler an Bedeutung, das persönliche Gebetbuch und weltliche Dichtungen boten neue Aufgaben. Die Veränderung der Produktionsbedingungen vollzog sich im Laufe des 13. Jahrhunderts auch in anderen Ländern Europas, bevor die Erfindung des Buchdrucks ab der Mitte des 15. Jahrhunderts eine grundlegende Umwälzung in der Buchherstellung - und dadurch bedingt den Niedergang der Buchmalerei - nach sich zog. In Frankreich, wo im ausgehenden 12. Jahrhundert der byzantinisch beinflusste Ingeborg-Psalter geschaffen worden war, gelangte die Buchkunst unter König Ludwig IX., dem Heiligen, zu höchster Blüte. »Bibles moralisées« - mit Kommentaren versehene Exzerpte des Bibeltextes, bei denen sowohl der Bibeltext als auch der Kommentar mit Bildern illustriert wurde - kamen in Paris seit etwa 1220 auf. Eine erstaunliche Zahl von illuminierten Vollbibeln verschiedener Formate, ferner Psalterien, Lebensbeschreibungen von Heiligen und Kommentarwerke wurden dort als Auftragswerke, zu einem größeren Teil aber für den nun neu entstehenden Buchhandel hergestellt. Damit sicherte sich die französische Buchmalerei europaweit bis zum Auftreten der frankoflämischen Meister des späten 14. und des 15. Jahrhunderts einen Ruf, der auch durch Dantes »Göttliche Komödie« belegt wird: Im »Purgatorio« (XI, 80f.) wird die Buchmalerei als eine Kunst bezeichnet, »die in Paris illuminieren heißt«.
 
Prof. Dr. Ulrich Kuder
 
Literatur:
 
Buchkunst des Mittelalters. Ein illustriertes Handbuch. Beiträge von Claudia List und Wilhelm Blum. Bearbeitet von Christoph Wetzel. Stuttgart u. a. 1994.


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