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AFRIKANISCHE VÖLKER UND KULTUREN

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Afrikanische Völker und Kulturen
 
Die Völker und Kulturen Afrikas werden in der Völkerkunde meist nach den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren unterschieden. Alle Kulturformen waren und sind jedoch ständig durch äußere Einflüsse einem erheblichen Wandel unterworfen, v. a. durch den Kontakt mit Europäern und Arabern (Sklavenhandel, christliche und islamische Missionierung, Kolonisierung).
 
1. Jäger und Sammler sind in Afrika vor allem die Buschleute, die aus ihrem früheren Lebensraum, dem Grasland, durch Europäer und Hottentotten in die Wüsten- und Halbwüstengebiete (Namib und Kalahari) abgedrängt worden sind. Reste von Jägerbevölkerungen gibt es auch in Ostafrika und vielleicht in der westlichen Sudanzone, wo eine jägerische Tradition in Erzählungen lebendig ist. Viele Felsbilder und Oberflächenfunde deuten auf eine ehemalige weitere Verbreitung dieser Kulturstufe hin. Oft werden auch die Pygmäen und Pygmoiden des tropischen Regenwalds (Ituri, Mbuti, Twa) als Jäger und Sammler angesehen, doch sind diese in ihrer Lebensführung heute auf die »Symbiose« mit einer Feldbaubevölkerung angewiesen; im Gebiet des tropischen Regenwalds ist die Vorgeschichte praktisch noch unerforscht.Die Steppenjäger sind mit ihrer Behausungsform (Windschirmen) und geringem materiellem Besitz an eine wandernde Lebensweise angepasst. Während Religion und Sozialordnung der Pygmäen der der Feldbauvölker angeglichen sind, haben die Buschmänner eine eigene Religion.
 
2. Die Feldbau treibenden Völker teilen sich in die Gruppe der Bauern des tropischen Regenwalds und die der Savannen. Geräte für die Bodenbearbeitung sind Hacke und Grabstock; in der Savanne werden vorwiegend Hirsearten, im tropischen Regenwald Knollenfrüchte angebaut, vor allem Maniok und Jams, die eine andere Bodenbearbeitung erfordern. Die Bauern im tropischen Regenwald roden den Wald nicht; die Stümpfe der Bäume bleiben im Boden, was die Bodenerosion vermindert. Die älteren Arten des Feldbaus kennen keine Düngung. Nach ein- oder zweijähriger Ernte wird ein neues Stück Land, oft dem tropischen Regenwald entrissen, urbar gemacht. Neben Getreide- und Knollenfrüchten werden Erdnüsse, Fruchtbäume und Ölpalmen kultiviert, seit Beginn der Kolonialzeit auch Kaffee und Kakao für den Verkauf. Politisch und sozial spielt bei allen diesen Völkern die patri- oder matrilineare Abstammungsgruppe eine wichtige Rolle, entweder als einzige gesellschaftliche Gruppierung oder im Rahmen von Fürstenstaaten unterschiedlicher Größe. In vielen Gebieten ist die Verehrung der Erde neben dem Ahnenkult wichtig, während der Schöpfergott meist keine große Rolle spielt.
 
Bei den Feldbaukulturen ist die alte afrikanische Eisenerzverhüttung und Eisenbearbeitung zu Hause. In tsetsefreien Gebieten halten die Feldbauern auch Großvieh; häufig haben sich von diesen Stämmen Gruppen abgespalten, die nur noch Viehhaltung betreiben und pflanzliche Güter von den Feldbauern einhandeln (Fulbe, Masai, Teile der Oromo). Masken, Ahnenfiguren und figürliche Plastik an Gebrauchsgegenständen sowie Musikinstrumente zeugen von der hohen Entwicklung der Kunst dieser Stämme.
 
Zu den Bauern des tropischen Regenwaldes gehören die Ibo, Yoruba, Kongo, Luba, Ashanti, Edo, Lunda, Ewe, Baule, Fang, Douala und Kuba, zu den Savannenbauern die Nguni, Amhara, Fulbe, Shona, Makua, Kikuyu, Mosi, Malinke, Sotho, Mbundu, Senufo, Bambara, Zande, Suaheli, Wolof, Kanuri, Bamileke, Makonde, Songhai, Nuba, Ganda, Tukulor, Hausa, Bafia, Lemba, Yao, Ambo, Nyamwezi, Tigre, Chokwe, Grusi, Nupe, Lobi, Chaga, Rotse, Kanembu, Dogon und Bamum.
 
3. Die Hirtennomaden bevölkern die ariden und semiariden Klimazonen Afrikas. Die verschiedenen Formen des Nomadentums sind durch geographische und kulturhistorische Faktoren bedingt: Reines Nomadentum (nördliche Sudanzone, Teile Nordostafrikas, südliche Afrika, Masai-Ebene) ist selten; es überwiegen halbnomadische Lebensweisen verschiedener Ausprägung. Kennzeichen vieler Nomaden ist die hohe Wertschätzung ihrer Tiere, die oftmals mit Tabus umgeben sind und meist nur zu rituellen Zwecken getötet werden. Der Nahrung dienen die Tiere der Kleinviehherden (Schafe oder Ziegen, die wegen ihrer Genügsamkeit klimatisch das größte Verbreitungsgebiet haben), Blut, Milch, Honig, Wildpflanzen und durch Tausch erworbene Feldfrüchte. Bei den (heute akkulturierten) Herero und Hottentotten des südlichen Afrika wurde der Fleischbedarf durch die Jagd gedeckt. Mitunter (so von den Tuareg) wurde Zusatznahrung von hörigen Bauern gefordert. Solche Hörigkeit wurde früher von der Oberschicht der Tutsi des ostafrikanischen Zwischenseengebiets in besonders ausgeprägter Form praktiziert. Bei den vielen in dieses und in die südöstlich angrenzenden Gebiete eingewanderten Nilotengruppen finden sich verschiedene Formen wechselnder Verschmelzung mit der sesshaften Bevölkerung; meist wurden Sprache, kulturelle und politische Institutionen übernommen.
 
Von den Hirtenvölkern, zu denen Oromo, Somal, Bedja, Tuareg, Masai, Nandi, Tubu, Hima, Hottentotten, Danakil und Herero gehören, sind die meisten als Teilnomaden in ihrer Nahrungsversorung weitgehend unabhängig von Pflanzen. Der Feldbau ist besonders bei den Niloten des Oberniltals (Shilluk, Dinka, Nuer), aber auch bei Fulbestämmen hoch entwickelt.
 
4. Stadtkulturen: Ökologische und historische Faktoren begünstigten im Niltal und im ostafrikanischen Hochland, an der Mittelmeerküste sowie im Savannengürtel schon in vorchristlicher Zeit die Herausbildung von Stadtkulturen. In den später besiedelten Waldzonen entstanden erst seit dem 17. Jahrhundert Städte. In vorkolonialer Zeit wurde die Stadtbevölkerung, die auf handwerklich-künstlerischen, händlerische, politisch-verwaltungsmäßige, religiöse oder militärische Tätigkeiten spezialisiert war, von der bäuerlichen Wirtschaft des Umlandes ernährt. Große städtische Bevölkerungszentren haben in Afrika verschiedene Wurzeln: 1) Aus der Bevölkerungskonzentration und der politischen Zentralisierung entstanden Städte oder Stadtstaaten, die durch ethnische Homogenität charakterisiert sind (Hausa). 2) Eine schon bestehende politische Herrschaft brachte Warenumschlagplätze an verkehrsgünstigen Stellen unter ihre Kontrolle; das gilt besonders für den nach Norden und Nordosten ausgerichteten transsaharischen Handel (Gana, Mali, Songhai; Darfur, Wadai, Kanem-Bornu). Solche Städte sind durch ethnische Heterogenität gekennzeichnet; jedoch dominiert das staatstragende Volk. 3) Städte mit dualer Aufteilung: Palast und Markt oder Markt und Militärlager einer zentralen politischen Instanz werden zu einer Siedlungseinheit verbunden (Ashanti, Fon, Yoruba) und oftmals befestigt. 4) Freiwilliger oder erzwungener Zugang in städtischen Zentren in kolonialer und nachkolonialer Zeit. Im Gegensatz zu den traditionellen afrikanischen Stadtkulturen, die ökonomisch und sozial in starkem Maße mit dem bäuerlichen Umland verwachsen waren, bestehen hier soziale und infrastrukturelle Probleme, z. B. hohe Arbeitslosenquote, hoher Männerüberschuss, Slums oder Arbeiterghettos.


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