BLEIVERGIFTUNG

Bleivergiftung,

 

Bleikrankheit, Saturnịsmus, als gewerbliche Vergiftung eine anzeige- und entschädigungspflichtige Berufskrankheit; wird hervorgerufen durch Aufnahme von metallischem Blei in Form von Staub, Rauch oder Dampf, seltener von anorganischen oder organischen Bleiverbindungen über den Magen-Darm-Kanal oder die Haut (besonders in der Bleihüttenindustrie, in Akkumulatorenfabriken und bei Arbeiten mit Bleifarben). Die Giftwirkung beruht v. a. auf der Inaktivierung von Enzymen, die im Porphyrinstoffwechsel für die Hämoglobinbildung wichtig sind, sowie auf der Störung der Blutbildung und der Gefäßnerven. Blei wird v. a. in den Knochen (unter gleichzeitiger Calciumverdrängung) sowie in Leber und Nieren abgelagert (biologische Halbwertszeit etwa 10 Jahre) und gelangt durch die Plazenta auch in den fetalen Kreislauf. Die Umweltbelastung durch industrielle Emissionen und Kraftfahrzeugabgase kann zu einem erhöhten Bleigehalt in der Nahrung führen. Der von der WHO festgelegte Grenzwert für die tägliche Aufnahme liegt bei 430 μg, der MAK-Wert bei 0,1 mg/m³.Man unterscheidet akute Bleivergiftung (sehr selten) mit Magen-Darm-Störungen von chronischer Bleivergiftung, die jedoch nur bei schweren, wiederholten Vergiftungen Dauerschäden verursachen. Anzeichen sind allgemeine Schwäche, Bleikolorit (fahle Haut), Bleianämie, Blutveränderungen (basophile Punktierung der roten Blutkörperchen), Bleisaum (schwarzgraue Verfärbung am Zahnfleischrand), Bleikoliken, Bleiarthralgien (Gelenkschmerzen), Bleilähmung (besonders des Speichennervs des Unterarms), vermehrte Neigung zur Geschwürbildung im Magen- und Zwölffingerdarmbereich. Blutveränderungen, Höhe des Blutbleispiegels (Normalwert: 35-60 μg/100 ml) und Menge der Bleiausscheidung in Stuhl und Harn sichern die Diagnose. - Bei Vergiftungen durch organische Bleiverbindungen (z. B. Bleitetraäthyl in Kraftstoffen) überwiegen Störungen im zentralen Nervensystem und in der Nebennierenfunktion.

 

Bei Tieren kommen Bleivergiftungen besonders bei Rindern (aber auch bei anderen Haustieren) in der Nähe Blei verarbeitender Industrien durch Verunreinigung des Futters vor. Kennzeichen sind v. a. Appetitverlust, Abmagerung, Kolik und nervöse Erscheinungen.