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CHINA: DIE GRÜNDUNG DER REPUBLIK 1912

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China: Die Gründung der Republik 1912
 
Die Revolution von 1911 stürzte die Qingdynastie zu einem Zeitpunkt, als sie auf einem erfolgreichen Weg aus der Krise zu sein schien. Einiges sprach dafür, dass China endlich dem japanischen Modernisierungsweg folgen würde. Nach dem Tod der Kaiserinwitwe Cixi und des Kaisers Guangzu saß zu diesem Zeitpunkt Puyi, ein fünfjähriges Kind, als Kaiser Xuantong auf dem Thron.
 
Im radikalisierten Exilmilieu von Tokio und Yokohama hatten ab etwa 1897 Gegner der Mandschuherrschaft die Grundideen des chinesischen Nationalismus und Republikanismus entwickelt. 1905 hatte Sun Yatsen hier den Schwurbund, den Tung-meng-hui, gegründet, die erste politische Organisation, die sich zu revolutionären Zielen bekannte und sich für ganz China — und nicht nur für einzelne Provinzen — zuständig fühlte. Sun Yatsen schmiedete Bündnisse zwischen auslandschinesischen Finanziers und antimandschurischen Geheimgesellschaften und agitierte heimlich unter den Offizieren der neuen Armee. Mitte 1911 stand etwa ein Drittel dieser Armee in der zentralchinesischen Metropole Hankou und der sie umgebenden Provinz Hubei unter dem Einfluss des Tung-meng-hui.
 
Im Herbst 1911 erwies sich vor allem, dass die politische und gesellschaftliche Elite in den Provinzen, auf die sich die Kaiser seit Jahrhunderten verlassen konnten, dem Hof die Gefolgschaft aufgekündigt hatte. Sie war die Nutznießerin der von oben verordneten Parlamentarisierung gewesen, hatte aber zugleich in den Zentralisierungsbestrebungen einer reformbereiten kaiserlichen Regierung eine Gefahr für ihre eigenen provinzialen Interessen gesehen. Das wichtigste Konfliktfeld waren die Eisenbahnen. Im Zuge der Reformen ab 1905 hatte Peking versucht, seinen Zugriff auf Eisenbahnlinien zu festigen, in die die örtlichen Honoratioren kräftig investiert hatten. Das neue Selbstbewusstsein der Gentry und der Kaufmannsschicht in den Provinzhauptstädten wandte sich also eher aus konkreten materiellen Gründen als aus edlen republikanischen Überzeugungen gegen die Qingdynastie. Überall kam es zu Zweckbündnissen zwischen den Führern der jeweiligen neuen Armee, den Zivilisten in den Provinziallandtagen und revolutionären Agitatoren.
 
 Der Umsturz
 
Eine Explosion beim subversiven Bombenbauen in Hankou rief am 9. Oktober 1911 die Qingpolizei auf den Plan und trieb die enttarnten Revolutionäre zur Flucht nach vorn. Eine Meuterei brachte zunächst die Provinz Hubei in die Hand der Aufständischen. In einer von niemandem gesteuerten Kettenreaktion rebellierten nun die Truppen in mehreren Provinzen Mittel- und Südchinas. Erst mit der rasanten Entwicklung der Ereignisse stellte sich heraus, wie viel Unterstützung der Tung-meng-hui bereits in Militärkreisen und weit über sie hinaus gefunden hatte und wie dünn gesät die Anhänger der Dynastie inzwischen waren. Eine der achtzehn Provinzen nach der anderen fiel von der Hauptstadt ab. Bereits am 8. November 1911 wählte eine provisorische Nationalversammlung in Peking Yuan Shikai zum Premierminister. Am 12. Februar 1912 dankte die Dynastie offiziell ab.
 
 Die neue Republik
 
Mit dem Tag der Abdankung der Qingdynastie wurde China Republik, Sun Yatsen war schon am 1. Januar 1912 zu ihrem provisorischen Präsidenten gewählt worden. Seine Basis im Lande war aber viel zu schmal, um ihm ein effektives Regieren zu ermöglichen. Nach sechs Wochen gab er sein Amt zugunsten von Yuan Shikai auf. Die wahren Machtverhältnisse wurden offenbar, als Yuan Shikai Sun Yatsens wichtigsten Mitstreiter ermorden ließ und Sun Yatsens Organisation, die Kuo-min-tang (Nationale Volkspartei), als Nachfolgerin des Tung-meng-hui verbot. Der Traum einer parlamentarischen Entwicklung nach westlichem Muster war damit ausgeträumt. Yuan Shikais Diktatur einigte China von 1913 bis 1915 noch einmal in einem Maße, das bis zur Gründung der Volksrepublik China 1949 nicht wieder erreicht werden sollte. Aber Yuan Shikai fehlten die militärische Stärke und das administrative Geschick, um das Land auf Dauer zusammenzuhalten. Wichtige Randgebiete des Imperiums der Qingdynastie wie Tibet und die Mongolei erklärten ihre Unabhängigkeit. Die Großmächte und Großbanken nutzten die Wirren des Machtwechsels, um China einige besonders unvorteilhafte Anleihen anzudienen. Darüber hinaus trat Japan wieder als aggressive Imperialmacht hervor. Nach Kriegsausbruch 1914 riss es die deutsche Kolonie in Shandong an sich und diktierte 1915 Yuan Shikai eine Art von Protektoratsvertrag, der nur durch den Einspruch der übrigen Mächte gemildert werden konnte. Ein Jahr später beging Yuan Shikai den Fehler, eine eigene Kaiserdynastie begründen zu wollen. Seine Militärführer versagten ihm jedoch die Gefolgschaft. Nach seinem Amtsverzicht und Tod 1916 blieb China nominell zwar als Gesamtnation erhalten, zerfiel aber tatsächlich in Herrschaftsgebiete zahlreicher Militärmachthaber, der warlords.
 
Prof. Dr. Jürgen Osterhammel, Freiburg
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
China: Die erste Kulturrevolution 1916 bis 1919
 
Grundlegende Informationen finden Sie unter:
 
Boxer: Der Boxeraufstand und seine Folgen


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