bọsnische Sprache,
offizielle Bezeichnung für die Sprache der in Bosnien und Herzegowina lebenden Muslime, bosnische Serben und Kroaten. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die bosnische Sprache die Sprache der bosnischen Muslime. Im ehemaligen Jugoslawien wurde die Amtssprache der Republik Bosnien und Herzegowina als »serbokroatische beziehungsweise kroatoserbischer Sprache ijekavischer Aussprache« bezeichnet.(serbokroatische Sprache). Die jugoslawisch-serbische Sprachpolitik förderte eine serbokroatische Standardsprache mit einer östlichen (serbischen) und einer westlichen (kroatischen) Variante, die jeweils etwa 5 % Eigenheiten (in Phonetik, Grammatik, Lexik) aufwiesen. Dieser Standardsprache, in der Besonderheiten der serbischen und kroatischen Varianten zum Teil parallel existierten, kam die bosnisch-herzegowinische Variante am nächsten.
Jüngere Bestrebungen zur Charakteristik der bosnischen Sprache heben neben der besonderen, durch Turzismen und eigene Entwicklungen geprägten Lexik folgende Merkmale hervor: ikavischer neben ijekavischem Reflex des alten ě; Gebrauch des h nicht nur in türkischen Lehnwörtern (lahko statt kroatisch und serbisch lako); h statt k in griechischen Lehnwörtern (hemja statt kemja); Rückkehr zu ć für altes tj statt št (opći statt opšti); gleichberechtigte Verwendung der Verbalsuffixe -isati (serbisch) und -irati (kroatisch) zur Bezeichnung des Infinitivs (reformisati, organizirati); Deklination der maskulinen Eigennamen auf -o nach der femininen a-Deklination (Mujo, Muje u. a.); der syntaktische Unterschied zwischen Infinitiv (kroatisch Ne mogu spavati.) und da + Präsenskonstruktionen (serbisch Ne mogu spavam.) wird stilistisch genutzt; gleichberechtigte Schreibung der serbischen und kroatischen Formen des Futur I der Verben auf -ti (radiću und raditću).
Literatur:
A. Isaković: Rječnik karakteristične leksike u bosanskome jesiku. Dictionary of characteristic words of the Bosnian language (Sarajevo 1992, Nachdr. Wuppertal 1993).