Bạrth,
1) Emil, Schriftsteller, * Haan (bei Solingen) 6. 7. 1900, ✝ Düsseldorf 14. 7. 1958. Der klassischen Formtradition verpflichtet, schrieb Barth (autobiographische) Romane, Erzählungen und Gedichte, in denen Natur als bleibender Wert erscheint, sowie Essays.
Werke: Romane: Das verlorene Haus (1936); Der Wandelstern (1939); Das Lorbeerufer (1943).
Sonstige Prosa: Lemuria (1947, Kriegsaufzeichnungen); Im Zauber von Paris (1955).
Lyrik: Xantener Hymnen (1948); Tigermuschel (1956); Meerzauber (1961).
Ausgaben: Gesammelte Werke, 2 Bände, herausgegeben von N. Mennemeier (1960); Briefe (1965).
2) Heinrich, Afrikareisender, * Hamburg 16. 2. 1821, ✝ Berlin 25. 11. 1865; ursprünglich klassischer Philologe. Nach einer Reise durch die Küstenländer des Mittelmeers (1845-47) schloss er sich mit A. Overweg 1850 in Tripolis der britischen Sudanexpedition unter James Richardson (✝ 1851) an. Barth drang südwärts bis Adamaua vor (Entdeckung des oberen Benue), ostwärts bis Kanem und Bagirmi (erste Schilderung dieses Landes) und westwärts bis Timbuktu (erste gründliche Beschreibung dieser Stadt, Erforschung des mittleren Niger); 1855 kehrte er als einziger europäischer Teilnehmer nach Tripolis zurück. Seine Forschungen, für die er rd. 20 000 km zurücklegte und den arabischen Namen Abd el Kerim (»Diener des Allerhöchsten«) annahm, waren bahnbrechend für die geographisch-ethnographische und linguistische Kenntnis des zentralen Nordafrika; 49 Sudansprachen wurden z. B. von ihm aufgezeichnet. Weitere Reisen führten ihn u. a. 1858 in das nördliche Kleinasien, 1862 nach Bulgarien und Griechenland. 1863 wurde er Vorsitzender der »Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin« und Professor für Geographie an der Berliner Universität.
Werke: Reisen und Entdeckungen in Nord- und Central-Afrika in den Jahren 1849 bis 1855, 5 Bände (1857-59); Im Sattel durch Nord- und Central-Afrika, herausgegeben von R. Italiaander (1967).
Literatur:
H. B. Ein Forscher in Afrika, hg. v. H. Schiffers (1967);
D. Henze: Enzykl. der Entdecker u. Erforscher der Erde, Bd. 1 (Graz 1978).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Afrikas Erforschung: Aufbruch ins Innere des dunklen Kontinents
3) Heinrich, schweizerischer Philosoph, * Bern 3. 2. 1890, ✝ Basel 22. 5. 1965; seit 1928 Professor in Basel, 1957 Präsident der schweizerischen Philosophischen Gesellschaft; entwickelte, ausgehend vom Marburger Neukantianismus und unter dem Einfluss der dialektischen Theologie, eine christlich geprägte Existenzphilosophie, die an der prinzipiellen Trennung von philosophischem Wissen und existenziellem Glauben festhält.
Werke: Die Seele in der Philosophie Platons (1921); Das Problem der Autorität (1929); Zur Lehre vom Heiligen Geist (1930, mit K. Barth); Das Problem des Bösen (1931); Die Freiheit der Entscheidung im Denken Augustins (1935); Philosophie der Erscheinung, 2 Bände (1947-59); Erkenntnis der Existenz (1965); Existenzphilosophie und neutestamentliche Hermeneutik (1967).
Literatur:
Philosophie u. christl. Existenz. Festschr. für H. B.. .., hg. v. G. Huber (Basel 1960);
P. Gürtler: Der philosoph. Weg H. B.s (ebd. 1976).
4) [bɑːθ], John Simmons, amerikanischer Schriftsteller, * Cambridge (Maryland) 27. 5. 1930; seit 1973 Professor für englische Literatur an der Johns Hopkins University in Baltimore. Seine Prosa spielt mit den Erzählkonventionen, appelliert an die Fantasie des Lesers und bemüht sich um die fiktionale Gestaltung alternativer Realitäten. Barth wird häufig der Gruppe der postmodernen Autoren zugerechnet.
Werke: Romane: The floating opera (1956; deutsch Die schwimmende Oper); The end of the road (1958; deutsch Ich bin Jake Horner, glaube ich); The sot-weed factor (1960, revidierte Fassung 1967; deutsch Der Tabakhändler); Giles goat-boy (1966); Letters. A novel (1979); Sabbatical. A romance (1983); The tidewater tales. (1987); The last voyage of Somebody the sailor (1991).
Erzählungen: Lost in the funhouse. Fiction for print, tape, live voice (1968; deutsch Ambrose im Juxhaus. Fiktionen für den Druck, das Tonband und die menschliche Stimme); Chimera (1972).
Literaturkritik u. a. Prosa: The literature of exhaustion/The literature of replenishment (1982); The Friday book. Essays and other nonfiction (1984).
Literatur:
J. Weixlmann: J. B. A descriptive primary and annotated secondary bibliography (New York u. London 1976);
U. Arlart: »Exhaustion« u. »Replenishment«. Die Fiktion in der Fiktion bei J. B. (1984);
Max F. Schulz: The muses of J. B. (Baltimore, Md.,1990).
5) Karl, schweizerisch reformierter Theologe, * Basel 10. 5. 1886, ✝ ebenda 10. 12. 1968; wurde 1921 Professor in Göttingen, 1925 in Münster, 1930 in Bonn, war als Gegner des Nationalsozialismus im Kirchenkampf »Vater der Bekennenden Kirche« und wurde daher 1935 seines Amtes enthoben; er wirkte seitdem bis 1962 als Professor in Basel. Barth war Mitbegründer und Wortführer der dialektischen Theologie: Gott ist der ganz Andere, den die Menschen nur im Glaubensvollzug durch sein Offenbarungshandeln in Jesus Christus erfassen können. Damit ist Ansatzpunkt seiner Theologie nicht mehr der Mensch mit seinem »religiösen« Bewusstsein, sondern das Wort Gottes; alle Versuche von »Religion«, den unendlichen Abstand zwischen Gott und Mensch aufzuheben, sind Sünde. Die christliche Botschaft deutete Barth als die »Botschaft vom Humanismus Gottes«: die »Menschlichkeit Gottes« ist dann »Quelle und Norm aller Menschenrechte und Menschenwürde«. - Barths Kritik des liberalen Kulturprotestantismus seit F. D. E. Schleiermacher ist ein Wendepunkt in der Geschichte der protestantischen Theologie. Mit seiner Theologie zerstörte Barth die Synthesen zwischen Gott und Mensch, Kirche und Welt, Christentum und Kultur, wie sie der Protestantismus im 19. Jahrhundert geschaffen hatte. - Barth äußerte sich zeitlebens in Reden und Schriften als religiöser Sozialist und Mitglied der schweizerischen Sozialdemokratischen Partei zu politischen Fragen.
Werke: Der Römerbrief (1919); Das Wort Gottes und die Theologie (1925); Kirchliche Dogmatik, 4 Teile (1932-67); Evangelium und Gesetz (1935); Credo (1935); Christen- und Bürgergemeinde (1946); Die protestantische Theologie im 19. Jahrhundert (1947); Theologische Fragen und Antworten (1957).
Ausgabe: Gesamtausgabe, 17 Bände (1972-85).
Literatur:
E. H. Friedmann: Christologie u. Anthropologie (1972);
W. Lindemann: K. B. u. die krit. Schriftauslegung (1973);
K. G. Steck: K. B. u. die Neuzeit (1973);
B.-Studien, hg. v. E. Jüngel u. a. (1982);
H. J. Kraus: Theolog. Religionskritik (1982);
K. B. Bibliogr., hg. v. H. A. Drewes u. H. Wildi (Zürich 1984);
O. Weber: K. B.s Kirchl. Dogmatik (101984);
Theologie als Christologie. Zum Werk u. Leben K. B.s., hg. v. H. Köckert u. a. (1988);
E. Busch: K. B.s Lebenslauf, nach seinen Briefen u. autobiograph. Texten (51993).
6) Paul, Philosoph und Pädagoge, * Baruthe (polnisch Borucice, bei Brieg) 1. 8. 1858, ✝ Leipzig 30. 9. 1922; seit 1897 Professor in Leipzig; verstand Philosophie und Erziehung als gesellschaftlich und geschichtlich bestimmt.
Werke: Die Philosophie der Geschichte als Soziologie (1897); Die Elemente der Erziehungs- und Unterrichtslehre (1906); Die Geschichte der Erziehung in soziologischer und geistesgeschichtlicher Beleuchtung (1911).
7) Theodor Wilhelm, Politiker, * Duderstadt 16. 7. 1849, ✝ Baden-Baden 3. 6. 1909; Anwalt, gab 1883 bis 1907 die Wochenschrift »Nation« heraus, 1881-98 und 1901-03 Mitglied des Reichstags (Deutschfreisinnige Partei, dann Freisinnige Vereinigung). Barth war einer der aktivsten Vertreter des deutschen Liberalismus in der Zeit nach 1890, der Wege zu einem von britisch-amerikanischen Vorbildern beeinflussten demokratischen Rechtsstaat und den Ausgleich mit der Sozialdemokratie suchte.
Literatur:
K. Wegner: T. B. u. die Freisinnige Vereinigung (1968).