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ANGEBOTSORIENTIERTE WIRTSCHAFTSPOLITIK

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angebotsorientierte Wirtschaftspolitik: übersetzung

angebotsori|entierte Wirtschaftspolitik,
 
Angebotspolitik, englisch supply-side economics [sə'plaɪsaɪd iːkə'nɔmɪks], wirtschaftspolitisches Konzept, mit dem die Wachstumsschwäche und Massenarbeitslosigkeit hoch entwickelter Marktwirtschaften durch verbesserte Produktionsbedingungen und erhöhte Anpassungsfähigkeit des privatwirtschaftlichen Sektors bekämpft und überwunden werden soll. Anders als die bisher überwiegende keynesianische Globalsteuerung setzt die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik nicht an der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, sondern an der Angebotsseite der Güter- und Faktormärkte (gesamtwirtschaftliches Angebot) an, die sich gesamtwirtschaftlich gesehen im Produktionspotenzial einer Volkswirtschaft konkretisiert. Darunter ist das bei Voll- oder Normalauslastung der vorhandenen Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital produzierbare Sozialprodukt zu verstehen. Zwischenziel und Indikator der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik ist die beschleunigte Zunahme des Produktionspotenzials, was eine nach Menge und Qualität hinreichende Zunahme der Real- und Humankapitalausstattung einer Volkswirtschaft voraussetzt.Deshalb sind Art und Ausmaß privater wie staatlicher Investitionen der Dreh- und Angelpunkt jeder angebotsorientierten Wirtschaftspolitik: Durch veränderte politische Rahmenbedingungen (z. B. Steuerentlastung und Deregulierung der Wirtschaft, Konstanz der Geld- und Fiskalpolitik, Flexibilisierung der Löhne und Arbeitszeiten) sollen die Rentabilitätserwartungen der Produzenten zugleich erhöht und stabilisiert sowie ihre wechselseitige Anpassung an sich verändernde Marktbedingungen (z. B. starke Preissteigerungen für Rohstoffe, technische Neuerungen) erleichtert werden; dies fördere die Innovations- und Investitionstätigkeit, beschleunige den Anstieg von Produktionspotenzial und Sozialprodukt, reduziere die Schattenwirtschaft und führe schließlich zu einem höheren Beschäftigungsniveau und einer Dämpfung des Preisauftriebs.
 
Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik spiegelt die Abkehr vom nachfrageorientierten Konzept des Keynesianismus wider. Seit Anfang der 80er-Jahre wurde die im Monetarismus und nachfolgend in der neuen klassischen Makroökonomik wissenschaftlich bereits vollzogene Akzentverschiebung hin zur Angebotsseite und ihren Wachstumsbedingungen in Großbritannien, in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland durch die Regierungen unter Margaret Thatcher (Thatcherismus), R. Reagan (Reaganomics) und H. Kohl bis zu einem gewissen Grad in wirtschaftspolitische Praxis umgesetzt.
 
Wichtigste Programmpunkte der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik sind: eine sich am Wachstum des Produktionspotenzials orientierende, inflationsvermeidende Geldpolitik; eine potenzialorientierte Fiskalpolitik, die den Staatsanteil am Sozialprodukt senkt, die Neuverschuldung verringert, die Investitionsausgaben zulasten der konsumtiven Ausgaben erhöht, das Steuersystem leistungs- und investitionsfördernd verändert, die Steuerbelastungen generell senkt und die Privatwirtschaft von bürokratischen Regelungen und Hemmnissen befreit; eine zurückhaltende, sich am Produktivitätsfortschritt orientierende Lohnpolitik, verbunden mit einer Förderung der Mobilität der Erwerbspersonen und der Flexibilität von Löhnen, Arbeitszeit und Beschäftigungsbedingungen. Generell ist die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik somit darauf gerichtet, die unter der Ägide nachfrageorientierter, wohlfahrtsstaatlicher Politik erstarrte Wachstums- und Beschäftigungsdynamik durch eine stärkere Beachtung der Logik des marktwirtschaftlichen Koordinationsmechanismus wieder herzustellen.
 
Anders als die angelsächsischen Vertreter der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, nimmt in Deutschland u. a. der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung seit Mitte der 70er-Jahre eine vermittelnde Position ein: Er würdigt die Angebotssteuerung als Chance für eine Wiedererstarkung der Wirtschaft mit ihren positiven Wachstums- und Beschäftigungskonsequenzen, ohne auf die in der Nachfragesteuerung in bestimmten gesamtwirtschaftlichen Situationen liegenden Möglichkeiten zu verzichten.
 
Literatur:
 
D. Cassel u. H. J. Thieme: Stabilitätspolitik, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie u. Wirtschaftspolitik, Bd. 2 (41990);
 P. Welfens: Theorie u. Praxis angebotsorientierter Stabilitätspolitik (1985).


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