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BADENWÜRTTEMBERG

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Baden-Württemberg: übersetzung

Ländle (umgangssprachlich)

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Ba|den-Wụ̈rt|tem|berg; -s:
deutsches Bundesland.

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Baden-Wụ̈rttemberg,
 
Land im Südwesten von Deutschland, mit 35 752 km2 drittgrößtes Bundesland, steht auch nach der Bevölkerungszahl mit (1999) 10,47 Mio. Einwohnern an dritter Stelle; Hauptstadt ist Stuttgart.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der Verfassung vom 11. 11. 1953 (letzte Änderung 1995) liegt die Gesetzgebung beim Landtag, dessen (derzeit) 146 Abgeordneten auf 5 Jahre gewählt werden. Gesetze können auch durch Volksentscheid beschlossen werden, wenn ein vorangegangenes Volksbegehren von wenigstens einem Sechstel der Wahlberechtigten getragen wird. An der Spitze der Landesregierung steht der Ministerpräsident, der die Richtlinien der Politik bestimmt und das Land nach außen vertritt.In der Verfassung werden als Staatsziele die Stärkung der EU, der Umweltschutz sowie der Schutz für Behinderte fixiert.
 
Wappen:
 
Das Landeswappen wurde am 3. 5. 1954 als Großes und Kleines Landeswappen wieder eingeführt. Den Schild deckt beim Kleinen Landeswappen eine schlichte Blattkrone (Volkskrone), beim Großen Landeswappen eine aus sechs Plaketten mit den Wappen der wichtigsten historischen Landesteile gebildete Krone. Den ungeteilten Schild des Landeswappens mit drei Löwen (Drei-Löwen-Wappen) halten ein (württembergischer) Hirsch und ein (badischer) Greif.
 
Verwaltung:
 
Baden-Württemberg ist gegliedert in vier Regierungsbezirke (Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart, Tübingen; die Regierungspräsidenten sind seit 1976 politische Beamte), 9 Stadt- und 35 Landkreise (nach dem Gesetz über die Kreisreform vom 26. 7. 1971) und 1 111 Gemeinden (nach der Gemeindegebietsreform, deren abschließende Gesetze 1974 verabschiedet wurden). Außerdem gibt es als Träger der Regionalplanung 13 Regionalverbände einschließlich des landesübergreifenden Verbands für die Region Donau-Iller.
 
Recht:
 
Die Rechtsprechung üben der Staatsgerichtshof in Stuttgart, 2 Oberlandesgerichte (Stuttgart, Karlsruhe), 17 Land- und 108 Amtsgerichte aus. Es gibt ferner das Landesarbeitsgericht mit Kammern in Tübingen, Mannheim und Freiburg, 9 Arbeitsgerichte, das Landessozialgericht Stuttgart, 8 Sozialgerichte, ein Finanzgericht, den Verwaltungsgerichtshof in Mannheim und 4 Verwaltungsgerichte.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Nach dem geologischen Aufbau und den Oberflächenformen lässt sich Baden-Württemberg in drei landschaftliche Großräume gliedern. Im Westen hat es Anteil am Oberrheingraben und dessen östlicher Gebirgsbegrenzung Schwarzwald und südlicher Odenwald, im Norden und Osten am Südwestdeutschen Schichtstufenland und im Südosten am glazial überformten Alpenvorland.
 
Der zwischen Odenwald und Pfälzer Wald (im Norden) sowie Schwarzwald und Vogesen eingebrochene Oberrheingraben ist eine etwa 300 km lange, durchschnittlich 35 km breite Senke, die seit dem Tertiär eingesunken ist. Dieser tektonische Prozess ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Nach Einbruch des Grundgebirges samt den mesozoischen Deckschichten wurde der Rheingraben mit Meeresablagerungen, Süßwassersedimenten und Rheinschottern aufgefüllt und bildet das Oberrheinische Tiefland. An die Rheinaue schließen sich die Niederterrassen an und die Vorbergzone, die mit staffelartig angeordneten, oft lößbedeckten und stark zertalten Bruchschollen die Hänge des Schwarzwaldes flankiert. Dazu gehören Ortenau, Tuniberg, Markgräfler Hügelland und der Dinkelberg. Mit der jungen Tektonik hängen vulkanische Erscheinungen (Kaiserstuhl) sowie das Vorhandensein zahlreicher Thermalquellen (Baden-Baden, Bad Krozingen, Badenweiler, Bad Bellingen) zusammen.
 
Schwarzwald und Odenwald (an dessen Süden Baden-Württemberg noch Anteil hat) überragen das Oberrheinische Tiefland. Im südlichen Schwarzwald, dem höchsten Teil (im Feldberg 1 493 m über dem Meeresspiegel), stehen überwiegend Granit und Gneis an. Der darüber liegende Buntsandstein gestaltet den Osten und besonders den Norden des Schwarzwaldes. Da die höheren Teile in den Eiszeiten vergletschert waren, treten Karseen (Feldsee, Mummelsee), Trogtäler u. a. eiszeitliche Landschaftsformen in Erscheinung.
 
Das süddeutsche Schichtstufenland beginnt im größtenteils in der Schweiz gelegenen Klettgau (bei Schaffhausen) und erweitert sich über die Baar fächerartig nach Nordosten. Vom Schwarzwald her folgen auf die Buntsandsteinflächen die Stufenflächen des Muschelkalks, die der Keupersandsteine, die Kalkflächen des Schwarzen und des Braunen Jura und schließlich die aus Weißjurakalken gebildete Steilstufe der Schwäbischen Alb.Weiträumige, nur schwach reliefierte Landschaften bilden die Neckar- und Tauber-Gäuplatten, zu denen u. a. die Baar, die Oberen Gäue, Zabergäu (von Strom- und Heuchelberg randlich überragt), Kraichgau, Hohenloher Ebene, Bauland und Tauberland gehören. Der den Gesteinsuntergrund bildende Muschelkalk ist größtenteils von Löss oder Lettenkeuper bedeckt. Besonders die flachen, klimagünstigen Gäulandschaften haben sich zu landwirtschaftlichen Gunsträumen entwickelt, deren Waldarmut in deutlichem Gegensatz zu den bewaldeten Keuperhöhen des schwäbischen Keuper-Lias-Landes steht, das weit in die Mulde des Kraichgaus vorstößt. Kleinere Landschaftseinheiten innerhalb des Keuperberglandes und des Albvorlandes sind die Filder, Schönbuch, Schurwald und Welzheimer Wald sowie die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge.
 
Eindrucksvoll erhebt sich der zerlappte und von Zeugenbergen begleitete Albtrauf 300-500 m über sein Vorland und erreicht dabei Höhen über 1 000 m über dem Meeresspiegel (Lemberg). Die Schwäbische Alb beginnt im Südwesten am Hochrhein und reicht im Nordosten bis zum Ries. Die nach Südosten leicht abfallende Albhochfläche besteht hauptsächlich aus wasserdurchlässigen Weißjurakalken, die die Schwäbische Alb zur größten Karstlandschaft Mitteleuropas mit Trockentälern, Dolinen und Höhlen gemacht haben. Auf der mittleren Alb im Raum von Bad Urach und auf der im Südwesten gelegenen Hegaualb finden sich Ruinen tertiärer Vulkane.
 
Entlang der Donau, etwa von Sigmaringen an, tauchen die Juraschichten unter das Tertiärhügelland des Alpenvorlandes. Dieses ist im nördlichen Abschnitt von Altmoränen und Schottern, im Süden von Jungmoränen aufgebaut, die der Rheingletscher hinterließ. Die eiszeitlichen Ablagerungen werden stellenweise von tertiären Molasserücken überragt.
 
Gewässer:
 
Der größte Teil Baden-Württembergs gehört zum Einzugsgebiet des Rheins (zum großen Teil zu dem seines größten Nebenflusses in Baden-Württemberg, des Neckars); etwa ein Viertel des Landes entwässert zur Donau. Das Einzugsgebiet des Rheins weitet sich langsam, aber stetig auf Kosten des Einzugsgebietes der Donau aus. Beim Kampf um die europäische Hauptwasserscheide zwischen Nordsee und Schwarzem Meer dringt der Rhein seines stärkeren Gefälles wegen gegen die Donau vor und zapft deren Nebenflüsse an. Dies belegen zahlreiche geköpfte Täler am Albtrauf, die ihr nördliches Einzugsgebiet verloren haben.
 
Klima:
 
Baden-Württemberg liegt zwischen dem atlantisch bestimmten Klimatypus Westeuropas und dem kontinentalen Klima weiter östlich. Infolge der während des ganzen Jahres vorherrschenden Westwindströmung fällt die atlantische Komponente stärker ins Gewicht, doch bestimmen letztlich die starken Reliefunterschiede die klimatischen Differenzierungen. Die Landwirtschaft wird im gesamten Oberrhein. Tiefland, im Kraichgau, im Bodenseeraum, im Stuttgarter Kessel sowie im Neckarbecken und im Taubertal klimatisch begünstigt (die mittleren Julitemperaturen betragen 18 ºC beziehungsweise 19 ºC, im Oberrheinischen Tiefland unterschreiten die mittleren Januartemperaturen selten den Gefrierpunkt). In Höhen über 800 m über dem Meeresspiegel sinkt das Julimonatsmittel auf unter 15 ºC ab. Klimatische Ungunsträume mit rauen Winden sind die Baar, das Bauland und der Hintere Odenwald. Die meisten Niederschläge erhalten die höchsten Lagen des Schwarzwaldes mit Werten von über 2 000 mm im Jahr, gefolgt von den Allgäuer Bergen (bis 1 800 mm) und den höchsten Odenwaldrücken (bis 1 100 mm). Ausgesprochene Trockenräume sind die Leegebiete des Taubertales, das Kaiserstuhlvorland und der nördliche Teil des Oberrheinischen Tieflandes.
 
Bevölkerung:
 
Das ursprünglich keltische, später römische Gebiet wurde vom 3. bis 5. Jahrhundert von Alemannen besiedelt (alemannische Landnahme). Die von Norden nachrückenden Franken drängten die Alemannen zurück und besetzten das Land bis zu einer Linie, die seit dem 8. Jahrhundert fassbar ist und vom Hagenauer Forst im Elsass über die Hornisgrinde und den Asperg bis zum Hesselberg im Ries verläuft (Stammes- und Mundartgrenze).
 
Zu den Altsiedellandschaften Baden-Württembergs gehören Teile des Oberrheinischen Tieflandes, das Neckarland, der Taubergrund und das Kochertal, das nördliche Oberschwaben, das Bodenseegebiet mit dem Hegau und auch schon Teile der Flächenalb. Auch die Alemannen und Franken setzten sich in diesen Gebieten fest. In diesen Altsiedellandschaften überwiegt heute bei weitem das Kulturland gegenüber dem Wald. Aus den größtenteils während der Landnahme entstandenen kleinen Siedlungen entwickelten sich bis zum Hochmittelalter Haufendörfer. Erst im Mittelalter wurden Schwarzwald, Odenwald, die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge und das südliche Oberschwaben besiedelt (hochmittelalterliche Rodungsphase). In diesem Jungsiedelland, in dem der Wald noch heute große Flächen einnimmt, finden sich Frühformen der Waldhufen und deren entwickelte Formen sowie Weiler und Hofgruppen. Wo das bäuerliche Realteilungsrecht herrschte, entstanden zersplitterte Fluren, besonders wenn noch ein Hausgewerbe betrieben wurde. Nur in wenigen Gebieten, wie in Oberschwaben, auf der Hohenloher Ebene, im mittleren Schwarzwald und in Teilen des Oberrheinischen Tieflandes, herrschen heute noch Land- und Forstwirtschaft vor. Im übrigen hat sich die Siedlungsstruktur erheblich gewandelt: Es entstanden Wohn- und Industriegemeinden.
 
Mit 302 Stadtgemeinden (Stand 1. 1. 1995) gehört Baden-Württemberg zu den städtereichsten Gebieten in Deutschland. Ursache ist die territoriale Zersplitterung vor dem 19. Jahrhundert. Ein besonderer Städtereichtum zeichnet das Neckarbecken und die klassischen Weinbaulandschaften des Landes aus. Weinbau ermöglichte eine höhere Siedlungsdichte als der Ackerbau. Viele der Städte sind Zwerg- und Kleinstädte, die zwar städtisches Gepräge besitzen, aber meist von der Landwirtschaft und vom Handwerk leben. Die Mittelstädte sind zum größten Teil alte Reichsstädte (Heilbronn, Esslingen am Neckar, Reutlingen, Ulm) oder Residenzen (Ludwigsburg, Bruchsal). Einige Industriestädte entwickelten sich aus Dörfern (Plochingen, Leinfelden-Echterdingen). Neun Städte haben mehr als 100 000 Einwohner. Zentren der Siedlungs- und Wirtschaftsentwicklung sind die vier Verdichtungsräume Stuttgart, Rhein-Neckar (um Mannheim, greift nach Rheinland-Pfalz und Hessen über), Karlsruhe und Freiburg im Breisgau.
 
Die Bevölkerungsdichte lag 1994 bei 286 Einwohnern je km2 (1939: 153, 1950: 180, 1970: 249 Einwohner je km2). In überwiegend landwirtschaftlichen Gebieten, so in Teilen des Schwarzwaldes, im Hegau, in Oberschwaben, in Hohenzollern und im Bauland, sinkt die Dichte auf unter 100 Einwohner je km2. In den stark industrialisierten Kreisen (um Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart) steigt die Dichte auf über 400 Einwohner je km2 an. Seit 1939 hat sich die Bevölkerungszahl in Baden-Württemberg um rd. 87 % erhöht. Dieses enorme Bevölkerungswachstum ist zum größten Teil auf die hohen Zuwanderungsraten der Nachkriegszeit zurückzuführen (Flüchtlings-, Nord-Süd-, Ausländerwanderung), weniger auf das natürliche Bevölkerungswachstum. Bevorzugtes innerregionales Wanderungsziel sind die Randzonen der Verdichtungsräume.
 
Religion:
 
40,7 % der Bevölkerung gehören der katholischen Kirche an, 36 % den evangelischen Landeskirchen. Die jüdische Religionsgemeinschaft hat rd. 5 500 Mitglieder; 3 300 in Baden (neun Gemeinden) und 2 200 in Württemberg (eine Gemeinde in Stuttgart); die größte Gemeinde in Baden ist Freiburg mit rd. 700 Mitgliedern.
 
Bildungswesen:
 
Das allgemein bildende Schulsystem ist durch Neufassung der Lehrpläne ständig reformiert worden; so wurden in den Unterricht der weiterführenden Schulen Lehrplaneinheiten zur Vermittlung informationstechnischer Grundkenntnisse aufgenommen. Der Übergang von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen (Hauptschule 5 Jahre, teilweise 6 Jahre umfassend; Realschule 6 Jahre; Gymnasium 9 Jahre, auch vier Schulversuche »achtjähriges Gymnasium«) erfolgt in schulartbezogenen Orientierungsstufen (dem 5. und 6. Schuljahr). Ein später Wechsel von einer Schulart in eine andere erfolgt über eine multilaterale Versetzungsordnung. Die 1978 eingeführte reformierte gymnasiale Oberstufe ist 1985 umgestaltet worden, sodass seitdem unter den beiden Leistungskursen ein Kernfach der Mittelstufe sein muss, und Mathematik sowie Deutsch oder eine Fremdsprache zu den Prüfungsfächern gehören (als Grund- oder Leistungskurs). Im beruflichen Schulwesen gibt es neben den Teilzeitberufsschulen das Berufsvorbereitungsjahr, das Berufsgrundbildungsjahr (Berufsgrundbildung) und die Berufsfachschulen als Vollzeitschulen (zum Teil mit Werkstätten) mit allgemeinem, berufstheoretischem und berufspraktischem Unterricht. Die Berufskollegs setzen den mittleren Bildungsabschluss voraus, in der Regel mit berufsqualifizierendem Abschluss. Hochschulreife vermitteln die beruflichen Gymnasien sowie die den mittleren Bildungsabschluss voraussetzenden technischen Oberschulen und Wirtschaftsoberschulen (zwei Jahre).
 
Baden-Württemberg weist eine vielseitige und differenzierte Bildungs- und Forschungslandschaft auf. Es bestehen neun Universitäten, wobei die 1386 gegründete Universität Heidelberg die älteste auf deutschem Boden ist, 22 staatliche Fachhochschule in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Soziales, sechs Fachhochschulen für den öffentlichen Dienst, neun staatlich anerkannte, private Fachhochschulen, sechs pädagogische Hochschulen zur Ausbildung von Lehrern im Grund-, Haupt-, Realschul- und Sonderschulbereich, eine Filmakademie, sieben Kunst- und Musikhochschulen, eine Hochschule für Gestaltung sowie acht Berufsakademien, die im Zusammenwirken zwischen Staat und Wirtschaft im dualen System eine europaweit anerkannte Ausbildung auf Fachhochschulniveau ermöglichen. Die Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg nahm 1979/80 ihren Lehrbetrieb auf. 1994 wurde dieser Hochschule das Promotionsrecht zuerkannt. Insgesamt studieren an diesen Einrichtungen rd. 250 000 Studenten. Baden-Württemberg gibt für den tertiären Bildungsbereich jährlich rd. 5 Mrd. DM aus, was etwas über 8 % des gesamten Staatshaushalts des Landes entspricht. Das große Ausbildungspotenzial wird ergänzt durch zahlreiche nationale und europäische Forschungsinstitut, die in Baden-Württemberg angesiedelt sind. Erwähnenswert ist die große Zahl von Sonderforschungsbereichen an den Universitäten des Landes - allein 49 von 209 in Deutschland -, 14 Max-Planck-Institute, 14 Instituten der Fraunhofer Gesellschaft, drei Forschungszentren der HGF - unter ihnen das Deutsche Krebsforschungszentrum -, zwei internationale Forschungseinrichtungen, sechs Institute der wirtschaftsnahen Forschung an Universitäten und zehn Institute der industriellen Gemeinschaftsforschung.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Baden-Württemberg ist das Land mit dem höchsten Industrialisierungsgrad und der höchsten Handwerksdichte in Deutschland 1995 waren von 1 000 Einwohner 124 in der Industrie und 81 im Handwerk beschäftigt (Bundesdurchschnitt 81 in der Industrie, 75 im Handwerk). Die weit gestreuten Verarbeitungs- und Veredelungsindustrien entstanden durch staatliche Förderung seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts (1848 Errichtung der Zentralstelle für Gewerbe und Handel im Königreich Württemberg). In diesem Bereich sind (1995) 40,7 % (Deutschland: 35 %) aller Erwerbstätigen beschäftigt. Demgegenüber liegt der Anteil der Erwerbstätigen im Dienstleistungssektor mit (1995) 57 % unter dem Bundesdurchschnitt von 62 %.
 
Industrielles Zentrum ist der mittlere Neckarraum. Als weitere Wirtschaftsregionen lassen sich abgrenzen: die Oberrheinebene mit Industrieschwerpunkten in Mannheim und Karlsruhe, der Schwarzwald als Agrar- und Fremdenverkehrsgebiet mit speziellen Industriezweigen (z. B. Uhrenindustrie), der Regierungsbezirk Tübingen als Industrieregion mit zum Teil schrumpfenden Branchen (z. B. Textilindustrie), die trotz Industrieansiedlung noch landwirtschaftlich geprägten Gebiete Oberschwaben und die zum Teil als strukturschwach geltenden Gebiete im Nordosten, in Teilen der Alb und des Schwarzwaldes sowie im württembergischen Allgäu.
 
Baden-Württemberg durchlief 1993 die schwerste Rezession der Nachkriegszeit mit einem Rückgang des realen BIP um 2,8 % (alte Bundesländer: —1,7 %). Dabei zeigten sich auch strukturelle Defizite in der Wirtschaft und im staatlichen Bereich. Obwohl 1994 wieder ein reales Wachstum von 2,3 % und 1995 von 1,3 % erzielt wurde, setzte sich 1994/95 als Folge der konjunkturellen Krise der bereits 1992/93 begonnene Abbau industrieller Arbeitsplätze fort. Insgesamt ging die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie des Landes zwischen 1992 und 1995 um fast 230 000, d. h. um 12,5 % zurück. Dagegen erwies sich das Handwerk in den letzten Jahren als stabilisierender Faktor am Arbeitsmarkt. Der Verlust industrieller Arbeitsplätze konnte kurzfristig durch den Beschäftigungszuwachs im Dienstleistungssektor nicht ausgeglichen werden, obwohl dieser Bereich in Baden-Württemberg derzeit die höchste Wachstumsrate aller westlichen Bundesländer aufweist. Daher stieg die jahresdurchschnittliche Arbeitslosigkeit 1995 auf 328 000 Personen (Arbeitslosenquote 7,4 %). Das Land Baden-Württemberg liegt mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Erwerbstätigen von 94 700 DM (1995) an zweiter Stelle der Flächenländer. Am BIP von Deutschland erwirtschaftet Baden-Württemberg mit (1995) 494 Mrd. DM einen Anteil von 14,3 % und wird nur von Nordrhein-Westfalen (22,3 %) und Bayern (16,8 %) übertroffen.
 
Landwirtschaft:
 
Kennzeichnend für die Landwirtschaft sind eine zersplitterte landwirtschaftliche Nutzfläche (1995: 1,48 Mio. ha) und das Überwiegen von Kleinbetrieben. Trotz Flurbereinigung haben (1995) 54 % von insgesamt 87 102 v. a. nebenberuflich geführten Betrieben eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 1 bis 10 ha. Über die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist Ackerland. Hauptkulturen sind Getreide (Weizen, Braugerste) und Hackfrüchte (Kartoffeln, Rüben) sowie Futterpflanzen (Mais, Klee). An der Obstbaufläche von Deutschland hat Baden-Württemberg (1995) mit rd. 29 % den größten Anteil aller Bundesländer (z. B. Bühler Zwetschgen, Bodenseeobst). Bei der Rebfläche steht es mit (1995) 25,5 % nach Rheinland-Pfalz an zweiter Stelle (badische Weine, Württemberger Weine). Weitere wichtige Anbauprodukte sind Tabak (v. a. in der Oberrheinebene und im Kraichgau), Hopfen (um Tettnang) und Gemüse (z. B. Schwetzinger Spargel). Überwiegend durch Viehhaltung geprägte Landesteile sind v. a. die aufgrund der natürlichen Gegebenheiten als Grünland- und Feldfutterbaugebiete prädestinierten Landschaften des Allgäus, Oberschwabens, des Schwarzwaldes sowie der südwestlichen Schwäbischen Alb. 40 % (1995) der landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Dauergrünland.
 
Forstwirtschaft:
 
Der Forstwirtschaft steht eine Waldfläche von rund 1,3 Mio. ha (37,7 % der Gesamtfläche des Landes) zur Verfügung; Baden-Württemberg zählt damit zu den waldreichsten Bundesländern (Bundesdurchschnitt: 29,2 %). Geschlossene Waldgebiete überziehen weite Areale von Schwarzwald, Odenwald, Schönbuch, Ostalb (Albuch und Härtsfeld) sowie der Keuperbergländer.
 
Bodenschätze:
 
Baden-Württemberg hat nur wenige Bodenschätze, z. B. Steinsalz (in Heilbronn und Stetten), Fluss- und Schwerspat (in Wolfach und Pforzheim) sowie Kalk, Ton und Quarz.
 
Energiewirtschaft:
 
Die Energieversorgung basiert auf den Energieträgern Erdöl, Erdgas, Kohle und Kernkraft sowie auf Wasserkraft (v. a. am Hochrhein). Von Marseille und Triest ausgehende Erdölpipelines versorgen die beiden Raffinerien von Karlsruhe mit Rohöl. Auf der Basis eines weit verzweigten Verteilungsnetzes gewinnt Erdgas zunehmend an Bedeutung. Die Fernwärmeversorgung konzentriert sich v. a. auf die Ballungsgebiete. Die geologisch bedingte Wasserarmut in Teilen des Landes hat zu einem System von Trinkwasserfernversorgungen geführt (z. B. vom Bodensee in den mittelwürttembergischen Raum).
 
Industrie:
 
Die Industrie ist der bedeutendste Wirtschaftssektor. Merkmal ist der im Vergleich zum Bundesgebiet überdurchschnittliche Anteil des Verbrauchs- und Investitionsgüter produzierenden Gewerbes. Besonders der Anteil der Investitionsgüterindustrie an der Gesamtzahl der Beschäftigten stieg von (1958) 47,2 % auf (1994) 64 %. Die Dominanz dieses Industriezweiges beruht auf den drei Schlüsselindustrien (Position nach Gesamtumsatz und Beschäftigtenzahl 1994) Maschinenbau (v. a. Werkzeug-, Papier-, Druck- und Landmaschinen), Elektrotechnik und Fahrzeugbau (v. a. Automobilbau). Weitere bedeutende Industriezweige sind die chemische Industrie, Eisen,- Blech-, Metallwaren, Kunststoffwaren und Textilindustrie (1952 noch die bedeutendste Branche).
 
Die räumlichen Schwerpunkte der Industrie liegen in den Ballungsräumen Mittlerer Neckar (Stuttgart einschließlich Esslingen am Neckar, Böblingen, Sindelfingen und Ludwigsburg), Rhein-Neckar (Mannheim-Heidelberg), Karlsruhe, Ulm, Heilbronn und Pforzheim. Bedeutende Industriegassen sind das Fils- und Remstal, das Vorland der Schwäbischen Alb zwischen Balingen und Göppingen, das Murgtal, das Kocher-Brenz-Tal zwischen Aalen und Heidenheim an der Brenz sowie das Gebiet um Ravensburg, Weingarten und Friedrichshafen. Wichtige Spezialbranchen sind v. a. Schmuckwarenindustrie und die Trossinger Musikinstrumentenfabrikation.
 
Besonders ausgeprägt war bis Mitte der 1960er-Jahre der mittelständische Charakter der Industriebetriebe; seither hat sich allerdings der Strukturwandel zu größeren Betrieben durchgesetzt. Die durchschnittliche Größe der (2000) 8 865 Betriebe liegt bei 139 Beschäftigten (früheres Bundesgebiet: 142 Beschäftigte). Einen weiteren Eckpfeiler der mittelständischen Wirtschaft bilden die (1995) 85 400 Handwerksbetriebe mit 822 000 Beschäftigten.
 
Dienstleistungssektor:
 
Der Dienstleistungssektor einschließlich Handel und Verkehr hat im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ein geringeres Gewicht. Besonders wichtig ist Stuttgart als Finanz- und Messezentrum sowie als Mittelpunkt des Kommissions- und Zwischenbuchhandels in Baden-Württemberg.
 
Tourismus:
 
Sowohl die Vielfalt reizvoller Landschaften (z. B. Schwarzwald, Bodensee) als auch die große Zahl von Heilbädern (Baden-Württemberg ist mit 65 Heilbädern, heilklimatischen Kurorten und Kneippkurorten größtes Bäderland Deutschlands), Luftkurorten (76) und Erholungsorten (178) haben den Fremdenverkehr in den letzten Jahren zu einem ständig wachsenden Wirtschaftsfaktor werden lassen. Nach der Zahl der Übernachtungen steht Baden-Württemberg hinter Bayern an 2. Stelle unter den Bundesländern.
 
Außenwirtschaft:
 
Baden-Württemberg ist ein stark exportorientiertes Bundesland. Mit Ausfuhren von (1995) 12 000 DM je Einwohner ist Baden-Württemberg das Flächenland mit dem höchsten Exportanteil (alte Bundesländer: 11 000 DM). Der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz (Exportquote) liegt in der Industrie von Baden-Württemberg bei (1995) 31 %. In Baden-Württemberg werden (1995) 17,2 % der bundesdeutschen Ausfuhrgüter hergestellt (2. Stelle nach Nordrhein-Westfalen). Exportiert werden v. a. Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse, Kraft- und Luftfahrzeuge. Hauptabnehmerländer sind Frankreich, Italien, USA, Schweiz, Österreich und Großbritannien.
 
Verkehr:
 
Für den Verkehr nachteilig wirken sich die natürlichen Hindernisse Schwäbische Alb und Schwarzwald aus; große Verkehrsgunst bietet dagegen der Oberrheingraben (Eisenbahn, Autobahn sowie moderne Container- und Ro-Ro-Schifffahrt). Eine gute Verkehrserschließung bieten heute die West-Ost-Autobahn Saarbrücken-Mannheim-Heilbronn-Nürnberg sowie die Eisenbahnstrecke und die Autobahn Mannheim-Karlsruhe-Stuttgart-München. Das Eisenbahnnetz basiert teilweise auf kleinstaatliche, die gesamträumliche Erschließung nicht berücksichtigenden Streckenführungen der ehemaligen badischen und württembergischen Staatsbahnen. Die Streckenführungen wurden und werden jedoch verbessert (S-Bahnnetz im mittleren Neckarraum, Neubaustrecke Stuttgart-Mannheim mit Verlängerung nach Ulm, viergleisiger Ausbau der Oberrheinstrecke).
 
Der Binnenschifffahrt stehen heute der begradigte Rhein ab Rheinfelden als europäische Wasserstraße 1. Ordnung und der ab Plochingen schiffbare Neckar sowie der Main zur Verfügung. Mit einem Güterumschlag von (1994) 11,286 Mio. t liegt der Karlsruher Hafen an 2. Stelle der deutschen Binnenhäfen und an 1. Stelle der Häfen des Landes (gefolgt von Mannheim und Heilbronn). An das internationale Flugnetz ist Baden-Württemberg durch den Flughafen Stuttgart angeschlossen (6. Stelle unter den deutschen Verkehrsflughäfen).
 
 Geschichte:
 
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es schon Bestrebungen, die Länder Baden und Württemberg sowie den preußischen Regierungsbezirk Hohenzollern zu vereinigen. Als die Besatzungsmächte nach dem Zweiten Weltkrieg im südwestdeutschen Raum die Ländergrenzen ihrem jeweiligen Herrschaftsbereich anpassten, entstanden die neuen Länder (Nord-)Württemberg-Baden (Hauptstadt: Stuttgart; Verfassung vom 28. 11. 1946) in der amerikanischen Zone sowie (Süd-)Baden (Hauptstadt: Freiburg; Verfassung vom 22. 5. 1947) und (Süd-)Württemberg-Hohenzollern (Hauptstadt: Tübingen; Verfassung vom 18. 5. 1947) in der französischen Zone. 1949 wurden sie Länder der Bundesrepublik Deutschland; ihre Regierungen hatten zuvor dem Grundgesetz zugestimmt. Bemühungen, diese drei Länder zu einem Südweststaat zusammenzufassen, stießen v. a. auf den Widerstand der (süd-)badischen Regierung unter L. Wohleb (CDU), die die Wiederherstellung des »alten« Landes Baden forderte (»altbadische Lösung«). Nachdem die drei Länder eine Verständigung auf freiwilliger Grundlage (gemäß Art. 118 GG) nicht erreicht hatten, ordnete die Bundesregierung (auf derselben Verfassungsgrundlage) eine Volksabstimmung an und gliederte das Abstimmungsgebiet in vier Bezirke: Nordwürttemberg, Südwürttemberg-Hohenzollern, Nord- und Südbaden. In der auf den 9. 12. 1951 angesetzten Volksabstimmung entschied sich nur Südbaden für die Wiederherstellung der alten Länder in Südwestdeutschland; die anderen stimmten mehrheitlich für die Gründung eines Südweststaates. Mit der Wahl einer Verfassunggebenden Landesversammlung (9. 3. 1952) und der Bildung einer vorläufigen, gemeinsamen Regierung (25. 4. 1952) unter Ministerpräsident R. Maier (FDP/DVP; gestützt auf eine Koalition von SPD, FDP/DVP, BHE) vereinigten sich die drei Länder unter dem Namen »Baden-Württemberg« (offiziell 17. 5. 1952). Am 16. 11. 1953 trat die am 11. 11. 1953 vom Landtag gebilligte Verfassung in Kraft. Eine verfassungsrechtlich notwendig gewordene zweite Volksabstimmung nur im badischen Landesteil am 7. 6. 1970 bestätigte die Entscheidung von 1951 mit überwältigender Mehrheit.
 
Nach den Wahlen von 1952 wurde die CDU die stärkste Partei des Landes und stellt seit 1953 die Ministerpräsidenten: G. Müller (1953-58), K. G. Kiesinger (1958-66), H. Filbinger (1966-78), L. Späth (1978-91), E. Teufel (seit 1991); 1953-72 bestanden Koalitionsregierungen, 1953-60 aus CDU, FDP/DVP, 1966-72 aus CDU und SPD (große Koalition). Nachdem die CDU 1972 die absolute Mehrheit im Landtag erlangte, stellte sie bis 1992 allein die Landesregierung; 1992-96 amtierte erneut eine große Koalition aus CDU und SPD, seit 1996 eine christlichliberale Koalition, die auch nach dem überzeugendem Wahlsieg der CDU unter Teufel 2001 fortgesetzt wurde.
 
Literatur:
 
Dt. Planungsatlas, hg. v. der Akad. für Raumforschung u. Landesplanung, Bd. 6: B.-W., auf mehrere Lfg. ber. (1969 ff.);
 
Histor. Atlas von B.-W., hg. v. M. Miller u. a. (1972 ff.);
 F. Huttenlocher: B.-W. Kleine geograph. Landeskunde (41972);
 A. Brugger u. a.: B.-W. Eine Landeskunde im Luftbild (1979);
 
Topograph. Atlas B.-W., hg. v. F. Fezer (1979);
 B.-W. in: Hb. der histor. Stätten Dtl.s, Bd. 6, hg. v. M. Miller u. G. Taddey (21980);
 S. Kullen: B.-W. (1983);
 
Die Wirtschaft des Landes B.-W., hg. v. A. E. Ott (1983);
 C. H. Esslinger u. a.: B.-W. Eine Wirtschaftsdokumentation (1984);
 C. Burg: Der Volksentscheid in Baden (1985);
 
Die Gesch. B.-W., hg. v. R. Rinker u. W. Setzler (1986);
 O. F. Geyer u. M. P. Gwinner: Geologie von B.-W. (31986);
 
Unser Land B.-W., hg. v. E. W. Bauer u. a. (1986);
 
Der Weg zum Südweststaat bearb. v. J. Thierfelder u. U. Uffelmann: (1991);
 C. Borcherdt: B.-W. Eine geograph. Landeskunde (1991);
 
Hb. der baden-württemberg. Gesch., hg. v. H. Schwarzmaier u. a., auf 5 Bde. ber. (1992 ff.);
 
40 Jahre B.-W. Aufbau u. Gestaltung 1952-1992, hg. v. M. Schaab (1992);
 
40 Jahre B.-W. Versuch einer histor. Bilanz, hg. v. M. Schaab: (1993).
 
Weitere Literatur: Baden.

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Ba|den-Wụ̈rt|tem|berg; -s: Land der Bundesrepublik Deutschland.


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