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EXOTISMUS

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Exotismus: übersetzung

Exo|tịs|mus 〈m.; -, -tịs|men〉
I 〈unz.; Mal.〉 realistische Kunstströmung während des Fin de Siècle, die sich mit der Imitation od. Darstellung exotischer Motive befasste
II 〈zählb.〉 fremdsprachiges Wort, dessen Bedeutung u. Benutzung auf einen fremdsprachigen Begriff begrenzt bleibt, z. B. Cowboy, Iglu
[→ exotisch]

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Exo|tịs|mus, der; -, …men (Sprachwiss.):
fremdsprachiges Wort, das auf einen Begriff der fremdsprachigen Umwelt beschränkt bleibt (z. B. College, Iglu, Hazienda).

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Exotịsmus
 
[zu griechisch exōtikós »ausländisch«, »fremd«] der, -/...men, Einstellung, Grundhaltung, die sich durch eine im besonderen Maße positive Bewertung (Vorliebe) für das jeweils Fremde (zeitlich oder räumlich Entfernte) auszeichnet und diesem eine besondere Anziehungskraft zuschreibt. Der Begriff wird verschiedentlich auch zur Bezeichnung bestimmter künstlerischer Darstellungsmittel verwendet.
 
Exotismus war wesentliche Motivation in der Geschichte der europäischen Entdeckungsfahrten und Kolonisationsunternehmen.Auf der theoretischen Ebene hat er dazu beigetragen, das Wissen über fremde Länder und Kulturen systematisch zu erweitern, zugleich aber damit auch die Wahrnehmungen in bestimmter Weise festgelegt und emotional aufgeladen. - Ansätze zu einer Idealisierung fremder Völker und ihrer Lebensformen lassen sich schon in der griechischen und römischen Antike finden. Als klassische Beispiele gelten die »Germania« des Tacitus und der spätantike Alexanderroman. Auch in die Legenden, epischen Dichtungen und Reisebeschreibungen des Mittelalters sind exotische Motive eingegangen, die zum Teil die antike Tradition wieder aufnehmen, zum Teil jedoch ihren Ursprung in den Kreuzzügen, den Pilgerfahrten ins Heilige Land und den Handelsreisen (Marco Polo) hatten. Eine kontinuierliche Beschäftigung mit exotischen Sujets zeichnet sich in der europäischen Literatur, Kunst und Wissenschaft allerdings erst seit dem Beginn des Entdeckungszeitalters im 15. Jahrhundert ab. Europäische Sehnsüchte und Wunschvorstellungen verschoben sich im Zuge der geographischen Neuentdeckungen und wurden zu einem wichtigen Stimulus der kolonialen Expansion.
 
Nach den ersten Kontakten mit den Völkern Mittel- und Südamerikas formte sich, trotz Berichten über Kannibalismus und Menschenopfer, das Bild vom »guten Wilden«, von dem man annahm, dass er sorglos und in harmonischem Einklang mit der Natur lebe. Diese Vorstellung hat ihre Spuren noch im zivilisationskritischen Denken des 20. Jahrhunderts hinterlassen. Sie fand auch in die Philosophie Eingang (M. de Montaigne) und wurde während der Aufklärung zum Kristallisationspunkt europäischer Zivilisationskritik (J.-J. Rousseau, D. Diderot). Menschheitsidyllen, zum Teil gekoppelt mit romantischer Naturverklärung, finden sich bei J. H. Bernardin de Saint-Pierre, F. R. de Chateaubriand u. a. (Robinsonade, Staatsroman, utopische Literatur).
 
Die Intensivierung der Handelsbeziehungen zu den Ländern des Fernen Ostens und die ersten Versuche ihrer Kolonisierung und Missionierung beeinflussten seit dem 17. Jahrhundert die bildende Kunst, v. a. die Gebrauchskunst (Porzellane, Tapisserien, Interieurs, Chinoiserie), auch in der Philosophie fand sie ihren Niederschlag. G. W. Leibniz etwa pries die »natürliche Religion« der Chinesen, während andere im chinesischen Kaiser das Vorbild des gerechten absolutistischen Herrschers sahen. Das Interesse an der islamischen Kultur war durch die Türkenkriege geweckt worden; im 18. Jahrhundert orientierten sich z. B. Opernkompositionen an nahöstlichen Stilelementen, Montesquieu und Voltaire bedienten sich der exotischen Verfremdung, um die Zustände im eigenen Land scharf zu kritisieren. Anthropologisches Erkenntnisinteresse, sozialkritische Zielsetzungen und die Suche nach neuem poetischem Spielmaterial führten auch zu neuen Formen des literarischen Schreibens (z. B. Reiseroman und -tagebuch). In die wichtigsten europäischen Sprachen übersetzt, regten die Erzählungen aus »Tausendundeiner Nacht« viele Schriftsteller zu Nachahmungen an (J. Cazotte in Frankreich, W. Beckford in England). In Deutschland setzten sich C. M. Wieland, die Dichter des Sturm und Drang und schließlich v. a. die Romantiker (W. H. Wackenroder, W. Hauff) und Goethe (»West-östlicher Divan«, 1819) mit der Faszinationskraft des Orients auseinander; ihnen folgten im 19. Jahrhundert A. von Platen, F. Rückert, F. Freiligrath mit orientalisierender Lyrik. Die Hochphase des Orientalismus wurde durch den Ägyptenfeldzug Napoleon Bonapartes (1798/99) eingeleitet. Ägyptische wie später auch andere vorderorientalische Altertümer gelangten nach Europa, erschlossen dem Exotismus eine historische Dimension und führten in der Folgezeit zur Herausbildung der Ägyptologie und der vorderasiatischen Altertumskunde. In der Malerei etablierte sich der Orientalismus als akademische Schulrichtung. Auch die Oper, die Architektur und selbst die Gestaltung der bürgerlichen Wohninterieurs blieben von dieser Mode nicht unbeeinflusst. In der Literatur äußerte sich der Exotismus seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum einen in exotischem Ästhetizismus (T. Gautier, G. Flaubert), zum anderen in dem neuen Genre des exotistischen Abenteuerromans. Hier wurde die Darstellung ferner Länder zunehmend zur bloßen Staffage einer Handlung, in der sich der europäische Held bewährt (F. Gerstäcker, K. May, R. Kipling). Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, mit dem Lebensgefühl der Dekadenz, wechselten die Motive: Exotismus diente nun dazu, Kulturpessimismus und Zivilisationsmüdigkeit zu artikulieren (u. a. P. Loti, E. R. Burroughs, R. L. Stevenson, J. Conrad, M. Dauthendey, K. Edschmid). Die bildende Kunst blieb seit der Jahrhundertwende weiterhin durch eine intensive Auseinandersetzung mit den Kunstformen außereuropäischer Kulturen gekennzeichnet. Schon P. Gauguin hatte sich neue Motive und Anregungen in der südpazifischen Inselwelt gesucht, worin ihm später M. Pechstein und E. Nolde folgten. Exotistische Elemente lassen sich ebenso wie im Expressionismus und im Fauvismus auch in der abstrakten Malerei nachweisen.
 
In der Gegenwart spiegelt die Vielfalt der exotistischen Erscheinungsformen die Pluralität der theoretischen Interessen und Modelle. Die theoretische Begründung, die auch die historische Dimension mit erfasst, liefert u. a. N. Elias; danach sind die Phänomene des Exotismus Kompensation der Zwänge der modernen Zivilisation, er hat also psychosoziale Funktionen. Exotistische Strömungen sind gegenwärtig in der ökologischen Bewegung (Idealisierung vorindustrieller Kulturen), in den an östlichen Religionen orientierten mystischen Heilsbewegungen, in den verschiedenen Formen der Alternativkultur und in den kulturellen Äußerungen des Postmodernismus mit jeweils angepassten Begründungen sichtbar. Auch die Trivialkultur profitiert von der nicht nachlassenden Anziehungskraft des Exotischen.
 
Literatur:
 
H. Plischke: Von Cooper bis Karl May (1951);
 W. Reif: Zivilisationsflucht u. literar. Wunschträume. Der exotist. Roman im ersten Viertel des 20. Jh. (1975);
 T. Lange: Idyllische u. exot. Sehnsucht (1976);
 M. Nerlich: Kritik der Abenteuer-Ideologie, 2 Bde. (1977);
 K.-H. Kohl: Entzauberter Blick. Das Bild vom Guten Wilden u. die Erfahrung der Zivilisation (Neuausg. 1986);
 
Exot. Welten, Europ. Phantasien, 8 Bde., Ausst.-Kat. (1987);
 
Die andere Welt. Studien zum E., hg. v. T. Koebner u. G. Pickerodt (1987);
 U. Bitterli: Die »Wilden« u. die »Zivilisierten« (21991);
 T. Todorov: Die Eroberung Amerikas (a. d. Frz., 61993);
 N. Elias: Die höf. Gesellschaft (Neuausg. 71994);
 N. Elias: Über den Prozeß der Zivilisation, 2 Bde. (191995);
 V. Segalen: Die Ästhetik des Diversen (a. d. Frz., Neuausg. 1994);
 
Mein Bild in deinem Auge. E. u. Moderne. Dtl. - China im 20. Jh., hg. v. W. Kubin (1995).

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Exo|tịs|mus, der; -, ...men (Sprachw.): fremdsprachiges Wort, das auf einen Begriff der fremdsprachigen Umwelt beschränkt bleibt (z. B. College, Iglu, Hazienda).


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