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BAUERNDICHTUNG

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Bauerndichtung,
 
Dichtung, die die bäuerliche Welt als in sich geschlossene Lebensform darstellt. Ihre Verfasser (auch ihre Leser) stammen meist aus anderen Schichten (anders als bei der Arbeiterliteratur).
 
Eine Vorstufe der Bauerndichtung war die nordische Saga. Im 13. Jahrhundert entstanden neben dem ersten deutschen Bauernepos »Meier Helmbrecht« (um 1250) die Gedichte Neidharts von Reuenthal und seiner Nachahmer, die krass überzeichnend den groben, unhöfischen Bauern in einen Gegensatz zum höfisch erzogenen Ritter stellen. Eine Verspottung des Bauern aus der Sicht des bürgerlichen Standes brachte das Fastnachtsspiel des 15. Jahrhunderts; mehr derb humoristisch wurde der Bauer dann im Schwank des 16. Jahrhunderts (Hans Sachs) dargestellt. Dagegen zeigt sich bäuerliches Mutterwitz in der Spruchdichtung (Salman und Morolf) und beim Eulenspiegel; positiv gesehen ist der Bauer auch bei Johann von Saaz und in der mittelenglischen Verserzählung »Piers Plowman« von W. Langland (14. Jahrhundert). Das 17. Jahrhundert bevorzugte, von realistischen Bauernszenen bei Grimmelshausen und A.Gryphius abgesehen, die ländliche Scheinwelt der Hirtendichtung. Im 18. Jahrhundert gaben Maler Müller und J. H. Voss in ihren Idyllen das bäuerliche Leben wirklichkeitsnäher wieder; sie leiten, zusammen mit Anregungen aus der Schweiz (A. von Haller, J. C. Hirzel, J. H. Pestalozzi, U. Bräker), zu Dorfgeschichte und -roman des 19. Jahrhunderts über (J. Gotthelf, H. Kurz, K. Immermann, G. Keller, B. Auerbach, F. Reuter u. a.). Teilweise wurde hier das Dorf idealisierend im Gegensatz zur kritisierten Stadt beschrieben. Authentische Darstellungen, teils mit den Mitteln des Naturalismus, finden sich bei W. von Polenz, K. Schönherr, P. Rosegger, L. Thoma und L. Anzengruber, letzterer begründete auch das Bauerndrama. Seit Ende des 19. Jahrhunderts war die Bauerndichtung ein Teil der Heimatkunst (H. Löns, R. Billinger, P. Dörfler, J. Oberkofler, K. Waggerl u. a.), deren Neigung zur mythischen Überhöhung und Ideologisierung der bäuerlichen Welt der Blut-und-Bodendichtung den Weg bereitete. Für die Gegenwart ist der Begriff Bauerndichtung nicht mehr relevant. Bäuerliches Leben als literarischer Stoff schlägt sich in autobiographischen Berichten nieder (F. Innerhofer, Anna Wimschneider), zum Teil auch in der Heimatliteratur. Probleme des bäuerlichen Daseins, oft in Konfrontation zum Maschinenzeitalter, wurden in der europäischen Literatur seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgegriffen, so in Frankreich von George Sand, H. de Balzac und É. Zola, in der französischen Schweiz von C. Ramuz, in Italien von G. Verga und I. Silone. Hohen Rang hat die Bauerndichtung der skandinavischen Länder (B. Bjørnson, K. Hamsun, T. Gulbranssen, Selma Lagerlöf, M. Andersen Nexø, G. Gunnarsson), auch die der Flamen (S. Streuvels) und der Polen (W. S. Reymont). Wesentlicher Bestandteil ist die Gestaltung bäuerlichen Lebens in der russischen Literatur (I. S. Turgenjew, L. M. Leonow, A. P. Tschechow, M. Gorkij), für die Gegenwart Dorfprosa.
 
Literatur:
 
P. Zimmermann: Der Bauernroman (1975).


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