Bruno,
Giordano, eigentlich Filippo Bruno, italienischer Philosoph, * Nola (bei Neapel) 1548, ✝ Rom 17. 2. 1600; war seit 1563 Dominikaner in Neapel, entzog sich 1576 durch Flucht einer Anklage wegen Ketzerei, lehrte an verschiedenen Universitäten in Frankreich, England und Deutschland; fiel 1592 in Italien in die Hände der Inquisition und wurde nach siebenjähriger Gefangenschaft verbrannt. Bruno behandelte im Anschluss an R. Lullus das Gedächtnis und die Lehre von der Weltseele. Bedeutend sind seine in Helmstedt verfassten Lehrgedichte. Sein durch Fantasie und Belesenheit gespeistes Denken stand unter dem Einfluss des scholastischen Aristotelismus, von Lukrez, Plotin und Nikolaus von Kues. Noch an das Mittelalter gebunden, trug Bruno doch im Rahmen des Neuplatonismus der Renaissance ein von dichterischer Anschauungskraft belebtes einheitliches Weltbild vor, das im Widerspruch zur herrschenden Lehre der katholischen Kirche stand (Unendlichkeit des Universums wegen der Unendlichkeit Gottes als dessen Schöpfer; Heiliger Geist als Weltseele; zyklischer Prozess von Weltentstehung und Weltvergehen; Materie als Basis dieses Prozesses).Bruno vertrat das heliozentrische System des N. Kopernikus und nahm an, dass die (unendlich vielen) Fixsterne ihrerseits Zentren von anderen Planetensystemen seien. Entscheidende Konsequenzen hatte seine metaphysische Kosmologie für die Anthropologie (Mensch als Mikrokosmos, subjektiv-individuell erfahrene Gegenwart Gottes). Die Wirkung seiner Gedanken war weit reichend (J. G. Herder, Goethe, F. H. Jacobi, F. W. Schelling u. a.). G. W. Leibniz übernahm von ihm den Begriff der Monade.
Werke: De la causa, principio, et uno (1584; deutsch Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen); La cena de le ceneri (1584; deutsch Das Aschermittwochsmahl).
Ausgaben: Jordani Bruni Nolani Opera Latine conscripta, herausgegeben von F. Fiorentino u. a., 3 Bände in 8 Teilen (1879-91, Nachdruck 1961-62); Opere italiane, herausgegeben von G. Gentile und V. Spampanato, 3 Bände (21923-27); Opere latine. Edizione storica-critica, auf mehrere Bände berechnet (1991 folgende).
Gesammelte Werke, herausgegeben von L. Kuhlenbeck, 6 Bände (1-21904-09); Heroische Leidenschaften und individuelles Leben, herausgegeben von E. Grassi (1957).
Literatur:
V. Salvestrini: Bibliografia di G. B. (1582-1950), hg. v. L. Firpo (Florenz 21958);
P. H. Michel: La cosmologie de G. B. (Paris 1962);
F. A. Yates: G. B. and the hermetic tradition (Chicago, Ill., 1964, Nachdr. London 1982);
K. Huber: Einheit u. Vielheit in Denken u. Sprache G. B.s (Winterthur 1965);
J. Brockmeier: Die Naturtheorie G. B.s (1980);
Die Frankfurter Schrr. G. B.s u. ihre Voraussetzungen, hg. v. K. Heipcke u. a. (1991);
L. Firpo: Il processo di G. B. (Neuausg. Rom 1993);
G. B. Tragik eines Unzeitgemäßen, hg. v. W. Hirt (1993);
J. Kirchhoff: G. B. (18.-20. Tsd. 1993);
H.-J. Ulbrich u. M. Wolfram: G. B. Dominikaner, Ketzer, Gelehrter (1994);
E. Drewermann: G. B. oder der Spiegel des Unendlichen (Neuausg. 1995).
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
Bruno: Philosophie aus Leidenschaft